Lie Nielsen No. 4

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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matthias22722
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Registriert: Di 23. Aug 2022, 19:36

Lie Nielsen No. 4

Beitrag von matthias22722 »

Hallo,

Ich könnte einen wenig gebrauchten Lie Nielsen No. 4 bekommen. Mich würde sehr interessieren, ob hier jemand einen Lie Nielsen besitzt und mir vielleicht aus erster Hand sagen kann, wie sich dieser im Vergleich zu Juuma, Dictum oder Veritas verhält und ob der Hype um sie wirklich gerechtfertigt ist, sie also wirklich so deutlich besser als andere Hobel sind. Denn auch wenn er gebraucht ist, wäre er noch deutlich teurer als Juuma oder Dictum.

Viele Grüße,
Matthias
Johannes M
Beiträge: 1589
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Lie Nielsen No. 4

Beitrag von Johannes M »

Hallo Matthias,
die Unterschiedesind vielfältig und nicht so einfach vergleichbar. Von der Verarbeitung sind die LieNielsen schon sehr hochwertig. Von der Hobelleistung ist der Unterschied nicht so groß. Am besten wär es natürlich den Hobel mal in die Hand nehmen zu können und zu testen, ob die Griffe gut zu den eigenen Händen passen. Es ist oft schon ein Unterschied, je nachdem wie groß die Hände sind. Als ich mir vor ein paar Jahren einen No: 62 kaufen wollte, hatte ich das Glück, das ein Forumstreffen geplant war und verschieden Teilnehmer die verschiedenen Fabrikate mitgebracht haben. So konnte ich LieNielsen, Veritas, Kunz+ und Juuma testen ich habe mich dann für Veritas entschieden.

Es grüßt Johannes
Pedder
Beiträge: 5684
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Lie Nielsen No. 4

Beitrag von Pedder »

Hallo Matthias,

Hype? Sehe ich nicht. Der wesentliche Unterschied zu Juuma, Quengshang und Co ist zunächst,
dass sie in den USA gefertigt werden und dort einer wirksamen Warenausgangskontrolle unterliegen.
Das gilt auch für Veritas. Bei den anderen habe ich schon Bilder gesehen, die einen zweifeln lassen.

Ich finde die Lie-Nielsen sind in allen Details wertiger verarbeitet, als alle anderen Massenhobel,
die ich in der Hand hatte. Mit Ausnahme vielleicht der Cliftons.

Mindestens 80% der Leistung eines Hobels macht das Eisen, also dessen Schärfe und Haltbarkeit aus.
Dann kommt mit 10% die Sohle (Planheit, Maulgröße) und der Rest teilen sich auf Griff, Klappe und Co auf.
Das bedeutet: durch perfektes Schärfen kann man bei jedem Hobel sehr viel erreichen.

Ich habe aktuell nur noch einen Lie-Nielsen, einen größeren Einhabnhobel mochte ich nicht.
(Liegt aber eher an der Form und weniger am spezieellen Hobel.)

Toller Hobel, aber schärfen muss man den auch, sonst ist er nicht besser, als ein Moppel von Kunz.

Liebe Grüße
Pedder
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Lie Nielsen No. 4

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Matthias,

ich hatte und habe mehrere Lie-Nielsens (allerdings keine Bankhobel, nur einen bronzenen #1 das ist mein Briefbeschwerer, mit dem kann man gar nicht wirklich hobeln).
Generell sind das alles Hobel von sehr guter Qualität, und das gilt sicher auch für einen #4. So einen zu haben, ist darum bestimmt nicht falsch. Was natürlich nicht heißt, dass ein Hobel von z.B. Quangsheng nicht genauso schöne Späne macht. Aber ein besonders "gediegener" Hobel - und das ist ein LN, ganz bestimmt - macht auch besonders viel Freude.

Warum ich keinen LN- Bankhobel habe? Weil ich vor 19 Jahren (!) festgestellt habe, dass ich dort, wo es auf Präzision und feine Späne ankommt, lieber mit einem BU- Hobel arbeite. Ich habe darum seitdem einen Veritas- Flachwinkel- Putzhobel (51 mm) und dazu kam später eine Veritas- Flachwinkel-Raubank. Meine sonstigen Bankhobel sind ein Stanley #5 und ein Stanley #8. Bei beiden Veritas- Hobeln habe ich übrigens die Griffe später durch anders geformte, weniger steile ersetzt.

Du solltest Dir also überlegen, ob Du Dich für einen Putzhobel mit Fase unten und Spanbrecher entscheidest (dann ist ein LN sehr schön) oder doch eher für einen BU- Hobel. Für letzteren habe ich mich entschieden und es nie, wirklich nie bereut.

Grüße, Friedrich
Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Lie Nielsen No. 4

Beitrag von Horst Entenmann »

Hallo Friedrich,

Das mit den Griffen ging mir genauso. Irgendwie lagen die nich so in der Hand. Inzwischen habe ich auch gesehen, daß es da Griffe zum austauschen gibt.

Lie Nielsen scheint sich mehr an den alten Hobeln zu orientieren, während Veritas meiner Meinung nach mehr Mut hat auch mal etwas zu ändern.
Ich habe ein ziemlich buntes Sortiment an Hobeln, alte Stanleys, ein Record, welche von Anant und auch Veritas.
Die Veritas sind auf jeden Fall sehr gut verarbeitet und am Material wird anscheinend auch nicht gespart. Wenn man aber die klassische Bauweise vorzieht, dann ist Lie Nielsen eine Alternative dazu, vor allem wenn man auf keinen Fall den Hobel vor Benutzung noch aufarbeiten will.

Bei mir ist das anders, so einen Hobel wieder fit zu machen ist für mich auch ein Spaß, da würde ich lieber einen alten Hobel kaufen als einen Lie Nielsen. Aber vom Kauf abraten, das würde ich auch wieder nicht. Irgendwo muß das jeder selber entscheiden
flüsterholz
Beiträge: 50
Registriert: Mi 26. Okt 2022, 21:59

Re: Lie Nielsen No. 4

Beitrag von flüsterholz »

Hallo Matthias
So eine Empfehlung auszusprechen finde ich immer schwierig. Das hängt von vielen Faktoren ab. Von der Qualität her, würde ich die Nr.4 von Lie Nielsen immer uneingeschränkt empfehlen. Die Lateralfunktion, die Stellschraube, das Verschieben des Frosches, die Planheit der Sohle, Schärfbarkeit des Eisens, alles so, wie man es sich wünscht, präzise und einfach zu bedienen.
Sollte man ihn deswegen anderen Marken vorziehen? Das hängt meiner Meinung nach in erster Linie davon ab, wie häufig man ihn nutzen möchte. Für jemanden, der oft und gerne mit Handwerkzeug arbeitet, ja. Nur ab und zu, da würde sicherlich auch Stanley, Record, Juuma, Dictum, etc. gut funktionieren.
Wichtig ist auch immer, wie er in der Hand liegt. Wenn Du die Möglichkeit hast, ihn auszuprobieren, würde ich das auf jeden Fall nutzen. Der beste Hobel nützt nichts, wenn er nicht zur Hand passt.

Würde ich überhaupt einen Bankhobel englisch-amerikanischer Bauart empfehlen? Ja und nein. Es hängt, zumindest bei mir, immer davon ab, was ich machen möchte bzw. auch wie das Holz auf den Hobel reagiert.
Beim Abrichten größerer Bohlen arbeite ich immer noch lieber mit Ulmia Hobeln. Da sind mir Metallhobel auf Dauer einfach zu schwer.( Bin auch nicht mehr der Jüngste ) Für die übrigen Hobelarbeiten, insbesondere auch kleinere Werkstücke, ist mein erster Griff immer zu den Metallhobeln, weil man einfach schneller loslegen kann.
Ob es dann ein klassischer oder ein Bevel up Hobel wird, entscheidet das zu bearbeitende Holz. Bin selber immer überrascht, welcher Hobel dann besser geeignet ist. Mein erster Griff ist dann tatsächlich aber immer zu einem Bevel Up Hobel. Die Nr. 62, insbesondere den von Veritas, würde ich immer als ersten Metallhobel empfehlen. Das ist immer noch der Hobel, den ich am häufigsten in die Hand nehmen.
Gruß Michael
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