Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Johannes F
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Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Johannes F »

Hallo zusammen,

nach unserem Umzug Anfang des Jahres habe ich nun etwas mehr Platz. Seit sehr langer Zeit träumte ich schon von einer Tischbohrmaschine - nun kann ich sie - zumindest portabel - aufstellen.
Das Angebot manueller Tischbohrmaschinen war in letzter Zeit etwas überschaubar oder ziemlich teuer aber schließlich fand ich eine für einen mittleren zweistelligen Betrag, keine Herstellerkennzeichnung, ähnlich Ixion, mit Kennzeichnung DRGM.

Am liebsten kaufe ich ein Werkzeug, reinige es grob, mache geringfügige kosmetische Anpassungen und gut ist. Ganz so einfach war es bei ihr aber nicht:
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Die Maschine erschien vollständig, jedoch ließen sich einige Verbindungen überhaupt nicht bewegen. Die Verbindung an der Säule mit dem Gehäuse war dermaßen festgerostet, dass ich mit herkömmlichen Bordmitteln überhaupt keinen Erfolg hatte. Ich war kurz vorm Aufgeben. In einer befreundeten Schlosserwerkstatt ging es dann doch relativ einfach. Aus Interesse zerlegten wir Teil für Teil bis die Maschine nur noch in Einzelteilen auf den Tischen lag. Und wenn man dann schon mal überall hinkommt ... nunja, ich habe dann alle Teile intensiv gereinigt, lackierte Flächen gestrahlt, neu lackiert, die Mechaniken neu gefettet etc. pp.
Alles in allem sehr viel Arbeit, aber auch viel Spaß und Nervenkitzel, ob das gute Stück dann auch überhaupt bohren kann.
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Es ist ein Hammerschlaglack in Schwarz. Ja, Pinseln ist nicht meine Stärke, aber einige Unebenheiten waren schon im Metall.
Und hier ist sie fertig:
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Ich habe ihr noch eine Bodenplatte verliehen, zur Vergrößerung der Standfläche und um Platz für Zwingen zu schaffen, sowie als Oberflächenschoner, wenn man die Gute mal auf ein großes Werkstück wie eine Tischplatte aufsetzt. Die Versenkungen für die Muttern der Verschraubung der Bodenplatte habe ich bereits mit der Maschine gebohrt - 25 mm Forstner. Das ging selbst mit den Forstnerbohrern vom Grabbeltisch recht ordentlich, ich bin sehr zufrieden. Was aber scheinbar gar nicht funktioniert, ich glaube das wurde auch schon in einem anderen Beitrag geschrieben, sind Metallspiralbohrer ab einer gewissen Größe. Ich wollte die 11er Durchgangsbohrungen damit bohren und der Bohrer hakte sich jedesmal fest. Habe dann schlussendlich erst mit einem Alpen 5mm Holzbohrer vorgebohrt und anschließend aufgeweitet.

Bin auf jeden Fall erstmal glücklich mit dem Ding.

Gut Holz

Johannes
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Thomas.M
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Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Thomas.M »

Hallo Johannes,

eine sehr schöne Maschine hast du da. Und sehr viel Arbeit und Fleiß reingesteckt, um sie nun so schön dastehen zu haben.
Interessant finde ich bei solchen Projekten ja immer, dass man - wenn man den wahren Zustand feststellt - erstmal die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sich möglicherweise ärgert.
Am Ende hat man aber eben viel gelernt und die Maschine läuft noch dazu viel besser als wenn man eine gut erhaltene gebrauchte bekommen hätte.

Die Alpen-Bohrer nehme ich übrigens auch für Holz und von den Leistungen mit großen Forstnerbohrern bin ich auch weiterhin total begeistert :mrgreen:

Glückwunsch zu der Maschine.

Gruß Thomas
Christof H
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Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Christof H »

Hallo Johannes,
viel Freude mit Deiner Tischbohrmaschine.
Ich hätte mich nie getraut, den schwarzen Bauch zu öffnen aus Angst, das alles nicht wieder zusammen zu bekommen.

Aber Chapeau! Du hast es hinbekommen.

Hier ein Foto von meiner Maschine. Manches sieht so ähnlich aus, dass ich mich frage, ob die Firmen zusa,mengearbeitet haben, oder gemeinsame Zulieferer hatten.

Grüße, Christof.
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Pedder
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Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Pedder »

Schöne Maschinen habt ihr da. Kann man für Sacklöcher die Tiefe einstellen?

Liebe Grüße
Pedder
Fabi
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Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Fabi »

Moinsen!!
Eine Frage zu dieser, oder ähnlichen handbetriebenen Maschinen:
Bis zu welchem Durchmesser (scharfe! Forstnerbohrer) ist das Bohren in mittelhartem Holz (z.B. Birke, Lärche oder nordische Kiefer) realistisch.
Gibt es Forstnerbohrer die sich wegen deren Geometrie o.ä. am besten eignen?

Verschneite Grüße,
Fabien
Christof H
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Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Christof H »

Fabien hat geschrieben: Mi 9. Nov 2022, 18:49 Moinsen!!
Eine Frage zu dieser, oder ähnlichen handbetriebenen Maschinen:
Bis zu welchem Durchmesser (scharfe! Forstnerbohrer) ist das Bohren in mittelhartem Holz (z.B. Birke, Lärche oder nordische Kiefer) realistisch.
Gibt es Forstnerbohrer die sich wegen deren Geometrie o.ä. am besten eignen?

Verschneite Grüße,
Fabien
ich habe letztens 30mm mit einem Fisch Wave Cut in Eiche gebohrt. Das ging problemlos. Der Bohrer muss aber wirklich scharf sein. Der 25mm ist nicht mehr so scharf und da geht es bei weitem nicht mehr so glatt.

ch.
Christof H
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Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Christof H »

Pedder hat geschrieben: Mi 9. Nov 2022, 16:04 Schöne Maschinen habt ihr da. Kann man für Sacklöcher die Tiefe einstellen?

Liebe Grüße
Pedder
Prinzipiell ja. Denn die Höhe der Maschine lässt sich an der Stahlsäule verschieben. Aber: der Korpus der Maschine ist kein Leichtgewicht, mit einer Hand hält man den Korpus mit der anderen kann man die Klemme anziehen. Präzise Arbeit ist so nicht möglich. In diesem Fall ist es besser mit Tiefenstellringen zu arbeiten.

ch.
Johannes F
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Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Johannes F »

Hallo liebe Freunde des stromlosen Bohrens,

auch hierzu möchte ich nochmal kurz Rückmeldung geben.

@Thomas: Ja, ich hatte mich schon auf einiges gefasst gemacht, aber die festgerostete Säule hat mich schon die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen und ich war ganz kurz davor, sie wieder zu veräußern. Jetzt bin ich richtig froh es nicht getan zu haben.
Bis zu welcher Größe Forstner bohrst Du regelmäßig?

@Christof: :lol: davor den schwarzen Bauch zu öffnen, musst Du nun wirklich keine Angst haben, da fällt ja nicht gleich alles raus. Aber als Maschinenbauer ist es auch sehr interessant, die ausgeklügelte Mechanik zu bewundern.
Schöne Maschine übrigens! Ich nehme an, sie hat auch wie die Brustleiern von Venusberg ein Schaltgetriebe? Venusberg wäre eigentlich meine erste Wahl gewesen - ich besitze 4 Brustleiern des Herstellers - aber ich war bei den zuletzt Angebotenen immer zu zögerlich und dann war jetzt lange keine mehr zu veräußern.

@Pedder: wie Christof schon geschrieben hat: Wenn Du den maximalen Hub - bei mir 50mm- kennst, kannst Du mittels vorherigem Messen die Bohrtiefe über die vertikale Position der Bohreinheit einstellen. Genauer als +/- 1mm wird das aber vermutlich nicht unbedingt. Alternativ langsam bohren und nachmessen im Wechsel. Bei welcher Anwendung brauchst Du es genauer?

@Fabien: Ich hatte bisher billige Forstnerbohrer sowie ein paar Famag im Einsatz. Ein billiger stumpfer 50mm Bohrer hatte quasi kaum Bohrfortschritt (ca. 3mm / Minute). Ein günstiger 35mm bohrte sehr zügig und zufriedenstellend, nachdem ich ihn - etwas stümperhaft - nachgeschärft hatte. Ich glaube es kommt deutlich mehr auf die Schärfe als auf die Geometrie an. Wenn man keine 50 Löcher am Stück bohren will, denke ich, dass man bis 50mm Durchmesser gehen kann - irgendwann sind halt auch Drehmoment und Leistung des menschlichen Antriebs erschöpft.
Ab 35mm geht es in der langsamen Übersetzung besser, aber es kommt auch auf die Vorschubeinstellung an. Während man die zu Beginn höher wählen kann, muss man sie wieder etwas drosseln, sobald der Bohrer weiter ins Werkstück taucht und damit mehr Energie in Reibung verloren geht. Da muss ich aber noch selbst rumprobieren um das Optimum zu finden.

Alles in allem freue ich mich sehr über die Maschine. In Sachen Präzision kann sie es vielleicht nicht mit einer modernen Industriebohrmaschine wie Flott oder Alzmetall aufnehmen, aber im Gegensatz zum freihändigen Bohren ist der Unterschied enorm und eine große Erleichterung für mich.

Gut HOlz

Johannes
Konrad Holzkopp
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Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Konrad Holzkopp »

Guuden,

ich kenne aus grauer Vorzeit solch eine Maschine, bei der eine Bockrolle mit Nut im Laufrad,
das oben auf der Säule montiert war, und über ein Stahlseil mit Gewicht für eine leichte
Höhenverstellung gesorgt hat.

Neben unserer Tischbohre liegen viele unterschiedlich dicke Brettstücke,
Die werden nach Bedarf unter das Werkstück gelegt.
Geht schneller als den relativ leichten Tisch zu verstellen,
besonders wenn bie einer Borhung unterschiedlich lange Werkzeuge benötigt werden.
wie z.B. ein Bohrer zum Vorbohren, ein zweiter um auf den Enddurchmesser zu kommen
und noch ein Senker benötigt wird.

Gut Holz! Justus.
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Thomas.M
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Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Eine Tischbohrmaschine für meine Werkstatt

Beitrag von Thomas.M »

Johannes F hat geschrieben: Di 22. Nov 2022, 00:10
@Thomas: Ja, ich hatte mich schon auf einiges gefasst gemacht, aber die festgerostete Säule hat mich schon die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen und ich war ganz kurz davor, sie wieder zu veräußern. Jetzt bin ich richtig froh es nicht getan zu haben.
Bis zu welcher Größe Forstner bohrst Du regelmäßig?
Moin Johannes,

regelmäßig bohre ich aktuell leider gar nicht. Aber 40mm war bei mir nach meiner Erinnerung eigentlich kein Problem. Man muss dann mit dem Vorschub etwas zurückhaltend sein, aber dann geht's problemlos.

Gruß Thomas
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