Beitel aus Gussstahl

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Fabi
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Re: Beitel aus Gussstahl

Beitrag von Fabi »

Hallo Uwe, hallo zusammen,

endlich habe ich meine Macroringe zur Hand und konnte ein DetailFoto machen. Ich hänge es mit dran. Das Zeichen ist ein Wolf (o.ä) auf einem Ball. Hoffentlich ist es einigermassen zu erkennen.
Weiss jemand was das für ein Eisen ist und von wem es hergestellt wurde?
Eine Härteprüfung habe ich keine. Gibt es eine Methode die mit einfachsten Mitteln durchführbar ist?

Dies war mir eine gute Motivation das Eisen doch nochmal her zu richten. Wird mein grober Abrichtstein zeigen können, was er so drauf hat.
Liebe Grüsse von hier,
Fabien
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Fabi
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Re: Beitel aus Gussstahl

Beitrag von Fabi »

Moin zusammen :-)

Für meinen neuen Dachstuhl ist das oben genannte Stemmeisen endlich zum Einsatz gekommen.
Bei trockener, sauberer Fichte waren nach dem ersten Ast die auf den Fotos zu sehenden Dellen in der Schneide. So ist das Eisen nicht zu gebrauchen.
Dabei ist mir aufgefallen, dass das Eisen, wie auf den Fotos zu sehen ist nicht abgeplatzt ist, sondern verbogen. Es ist also sehr weich.

Wurde wirklich solcher 'Schrott' hergestellt?

Oder liegt etwas an meiner Vermutung:
Da die Griffe nicht original waren, sondern von einem Vorbesitzer gewechselt. Womöglich hat er die alten einfach weggebrannt und dabei das Eisen überhitzt. Das sollte sich ja durch erneutes Härten reparieren lassen.
Was denkt Ihr, macht das Sinn?

Viel verlieren würde ich ja bei einem Versuch nicht.

Liebe Grüsse aus dem Norden,
Fabien
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Friedrich Kollenrott
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Re: Beitel aus Gussstahl

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Fabien,
bei jedem alten Eisen würde ich unterstellen, dass es aus härtbarem Stahl (mindestens cq. 0,3 Gewichts-% Kohlenstoffgehalt) hergestellt und auch gehärtet wurde. Die Eisen werden ja nach dem Härten geschliffen, das vergisst man also nicht einfach.
Dein gezeigtes Eisen könnte so weich sein
-weil es von einem Vorbesitzer irgendwie überhitzt wurde (wie Du vermutest)
-oder weil es nur partiell vorn an der Schneide gehärtet oder an der Schneide verstählt (plattiert) war und der harte Teil einfach verbraucht ist
-oder, und das wäre meine Vermutung, weil Du es am Schleifbock selbst überhitzt hast. (ist das auf dem Bild wirklich die Fase des Eisens? )

In den meisten Fällen (außer bei Verstählung) wäre ein Neuhärten möglich. Ich täts nicht, weil der Erfolg Glückssache ist und ein neues Eisen in sicherer Qualität heute billig.

Grüße, Friedrich
Wolfgang Jordan
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Re: Beitel aus Gussstahl

Beitrag von Wolfgang Jordan »

Hallo Fabien,
das ist kein Wolf auf einem Ball, sondern eine Katze, die mit einem Ball spielt. Die Marke gehört zur Firma Carl Blombach in Ronsdorf:
https://www.holzwerken.de/museum/herste ... carl.phtml

Gruß, Wolfgang
Fabi
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Re: Beitel aus Gussstahl

Beitrag von Fabi »

Moin zusammen,

ja, Friedrich, Du hast genau hingeschaut und Recht, es war ein Schleifbock. Es musste fast ein cm Stahl weg und ich wollte meinen neuen Schrupstein nicht gleich ruinieren.. Allerdings mit ständiger Wasserkühlung.
Nun habe ich festgestellt, dass ich die Scharten mühelos mit einer Feile entfernen kann - die Härtung ist also warum auch immer, völlig weg. Schade. Wenigstens weiss ich nun warum das Schärfen so ... anders war.

Eine Katze, die mit einem Ball spielt. Ich glaube, das Eisen wird mir immer sympathischer. Vielleicht starte ich den Versuch doch noch einmal, es erneut zu härten. Hoffentlich glückt es mir!

Liebe Gruesse von Fabien
Fabi
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Re: Beitel aus Gussstahl

Beitrag von Fabi »

Moin :-)

Habe Vorgestern meine Eisen neu gehärtet. Die Griffe wurden mit nassen Tüchern gekühlt, damit sie nicht verkohlen. Etwas in Mitleidenschaft gekommen sind eigentlich nur die Lederscheiben zwischen Griff und Klinge. Das Härten selber scheint funktioniert zu haben, eine Feile konnte jednfalls nicht greifen. Beim Anlassen im Ofen sind die Griffe aus Weissbuche schön dunkelbraun geworden, wie Wärmebehandeltes Holz (das werde ich für meine nächsten selbst gemachten Griffe auf jeden Fall anwenden!)
Neu abgerichtet, geschärft und ... leider sind die Klingen nicht zu gebrauchen. Etwas besser als zuvor, sie verbiegen sich nicht, doch sind sie beim ersten Ast direkt stumpf. Friedrich, Du hattest es ja schon so vermutet.

Vielleicht setze ich diesmal doch auf ein neues Stemmeisen aus Chrom Vanadium ;-)

LG
Fabien
Bob
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Re: Beitel aus Gussstahl

Beitrag von Bob »

Hallo Fabien,
bist Du sicher, dass Du vor dem Härten die richtige Temperatur hattest? Der Stahl darf von einem Magneten nicht mehr angezogen werden und sollte etwas auf dieser Temperatur gehalten werden. Dann unter Bewegung in Öl abschrecken. Anlassen 3x 200 °C im Backofen für je 1h oder so.

Gussstahl heißt, dass der Stahl in dem damals noch recht neuen Verfahren hergestellt wurde das relativ günstig guten Stahl produziert. Von daher würde ich eher davon ausgehen, dass das Eisen durchgehend aus Werkzeugstahl ist. Ob es höher gekohlt ist kannst Du an Deinem Schleifbock prüfen. Einfach das Funkenbild mit z.B. einem harten Stahlnagel und einem Stück Baustahl vergleichen. Wunderkerze=höher gekohlt.

Es gibt schon mal Eisen, die einfach nicht gut sind, aber ich würde dieses nicht so schnell aufgeben.

Viele Grüße,

Bob
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