Das wertvollste in der Werkstatt

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Das wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Rafael »


Hallo

An diesem wunderschönen Herbsttag ist mir wieder etwas eingefallen, an das ich schon früher mal gedacht habe.
Keine Angst, ich möchte hier nicht wissen, wie teuer eure Hobel oder Maschinen sind.
Mir geht es viel mehr um die Erfahrung, eigenes Empfinden, welche Dinge in der Werkstatt an erster Stelle Stehen, wenn es um das Prädikat "wertvoll" geht.

Mir ist öfter schon mal aufgefallen, dass das Wertvollste für mich der Zustand ist, wenn alle Sachen in der Werkstatt ihren festen Platz haben. Dann ist es ganz einfach aufzuräumen und Platz für bestimmte Arbeiten zu schaffen. Nichts wird von einer Ecke in die andere gestellt und stört immer wieder bei normaler Arbeit. Das wäre schön. Leider ist es bei mir nicht so. Nur eine kurze Zeit lang war ich fast soweit.
Das zweite, was für mich einen hohen Wert hat, ist meine Hobelbank. Mittlerweile kann ich mir kaum vorstellen, wie ich ohne sie arbeiten könnte.
Was interessant ist, mir fällt nichts ein, was ich hier als nächstes auflisten könnte. Es gibt einige Maschinen, die etwas teurer waren, aber diese sind mir tatsächlich nicht so wertvoll.
Da ich sehr gerne mit Handhobeln arbeite, würde ich sie sehr missen, wenn sie nicht da wären. Sowas ähnliches könnte ich aber auch von den Handsägen sagen.

Falls Ihr Lust habt etwas zu diesem Thema zu schreiben, wäre ich sehr daran interessiert zu lesen, wie Ihr das sieht.

Ich wünsche ein schönes Wochenende,
Rafael


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Uwe.Adler
Beiträge: 1267
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Das wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Rafael,

das ist ein sehr schöner Gedanke, den Du aufgenommen und mit Inhalt versehen hast. Dafür vielen Dank. Die Ansätze sind sicherlich individuell sehr unterschiedlich und nicht wertbar da sie jeden Einzelnen zeigen werden.

Bei meiner Werkstatt habe immer gesagt, dass ist mein 2. Wohnzimmer. Ich halte mich sehr gerne dort auf. Die über die Jahre zusammengesammelten Werkzeuge bieten mir auf kleinsten Raum die maximale Arbeitsmöglichkeit. Meine Stationärmaschinen, aber auch die Handwerkzeuge mit (elektrischer) Schnur dran, besonders aber meine Werkzeuge die mit Muskelkraft betrieben werden, haben alle ihre Berechtigung und ergeben alle zusammen die Erfüllung in der Ausführung und die Zufriedenheit im Tun. Möbelbau, Werkzeuge und auch Gitarren entstehen so, diese Ergebnisse treiben den Motor der Kreativität und lassen die Freude zu, wenn ich Abends die Werkstatt zusperre.

Seltener erfahre ich die Widrigkeiten des Mißlingens, was dann aber meist an mir liegt. Und da kommt mein Lieblingsstück ins Spiel. Seit ca. 30 Jahren habe ich einen Nussbaumkantel, ca 40 cm lang. Dieser Kantel nimmt mich immer dann aus der Schusslinie, wenn ich mal den Moment des Scheiterns verspüre, wenn etwas nicht klappt, eine Arbeit schief geht und auch die Wiederholung nicht funktioniert. Dann nehme ich mir ein Schnitzeisen und beginne diesen Kantel zu bearbeiten. Lasse alle anderen Arbeiten ruhen und widme mich nur diesem Kantel mit allen Wuchsrichtungen, Faserverläufen, Einschlüssen und den entsprechenden Herausforderungen. Nach nur wenigen Minuten merke ich eine Veränderung und nach weiteren Schnitten kann ich den Kantel aus der Hand legen. Dieser Kantel kann viele Geschichten erzählen, wenn man ihn verstehen würde. Für mich aber ist er aber mein Erdungsmedium, dass mir immer sehr hilfreich war und ist. Daher hat er einen besonderen Wert. Es gehört zu den Lieblingsteilen und würde sicherlich als letztes "Werkzeug" meine Werkstatt verlassen.

Mit herzlichen Grüßen

Uwe



Heinz Kremers
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Re: Das wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Uwe,

was ein Glück, daß Du ein ruhiger Typ bist. Sonst hätte der Nußbaumkantel sicher Beiß- statt Schnitzspuren :-)))

Schönen Sonntag
Heinz

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Uwe.Adler
Beiträge: 1267
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Das wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Heinz,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Beim Lesen musste ich lächeln. Schade dass Deine Gegebenheit die ruhigen Arbeiten nicht möglich machen. Aber jedem seine "Ordnung", seinen "Nussbaukantel" und seine "Bäuerles".

Herzlichen Gruß

Uwe

PS bin mal auf weitere Beiträge gespannt, was man als wertvoll ansieht!

joerg
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Das wertvollste in der Werkstatt *MIT BILD*

Beitrag von joerg »

[In Antwort auf #152196]
Das wertvollste in der Werkstatt? Ganz klar:



Nein, im Ernst, es ist wohl mein Kollege Wolfgang, ohne den die Werkstatt nicht das wäre, was sie ist.

Der muss mich jeden Tag aushalten, wie ich ihn und das klappt nun schon viele Jahre, gutes Ding.

Lieben Gruß, Jörg

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Volker Hennemann
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Re: Das wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #152196]
Hallo zusammen,

ich hab da heute den ganzen Tag darüber nachgedacht. Super Fragestellung übrigens!
Mir war schnell, klar ein Werkzeug ist es nicht. Auch nicht eines, von den Selbstgebauten.
Eine Sache hab ich in der Werkstatt, deren materieller Wert ist vermutlich 0,00 € aber hergeben käme für mich nicht in Frage.
Es ist eine Urkunde von meinem allerersten Holzwerker Kurs den ich 2012 besucht habe.
Kursleiter war Charles Beresford und er hat mir auf der Urkunde handschriftlich Feedback gegeben. Und das treibt mich unheimlich bei meinem Tun an.

Wünsche Euch noch einen schönen Abend
Volker

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Das wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #152196]
Hallo,

schönes Thema! Ich finde das wertvollste in der Werkstatt ist die Zeit, die man in ihr verbringt. Die Geduld, die man sich nehmen kann, die Entspannung die dadurch entsteht. Ich genieße jeden Moment, beim fast regungslosen Anreißen bei 0°C im Winter und auch beim schweißtreibendem Fausten bei 35°C im Sommer (Meine Werkstatt ist die Loggia). Jetzt kommen immer häufiger die Kinder hinzu und schauen und hantieren etwas mit. Eine doppelt schöne Zeit. Die Zeit die wir haben, ist insgesamt unser kostbarster Besitz - denn mit genügend Zeit kann man alles tun - aber durch keinen Reichtum der Welt kann man mehr Zeit erwerben.

So und natürlich gibt es noch einige Holzwerkerische materielle Dinge auch. An erster Stelle steht meine Sjöbergs SmartWorkstation, ich nutze sie ab und zu auch mal drinnen und hauptsächlich in meiner Klapphobelbank draußen als Vorderzange - ohne Widerlager kann man einfach nicht vernünftig sägen, hobeln etc. Desweiteren schätze ich besonders die Werkzeuge, welche ich selbst gebaut habe, oder welche ich restauriert habe (die meisten Hobel bspw.). Aber eigentlich ist alles (fast) gleich wichtig. Ich bewahre nämlich das Meiste meines Werkzeugs, außer die großen Sägen und Rauhbänke, in einer sehr großen Kiste (im Innenraum, nicht auf dem Balkon) auf. Wenn ich etwas arbeite, nehme ich die benötigten Sachen heraus. Aus Zeit- und Motivationsmangel schichte ich nach getaner Arbeit nicht immer sofort alles zurück in die Kiste. Passiert das 3 Mal hintereinander, ist die Kiste zu 90% leer. Daran merke ich, dass ich kaum Werkzeug besitze, welches ich nicht benutze. Ob man nicht auch mit weniger klarkommen kann, steht dann auf einem anderen Blatt. Aber ich finde es befriedigend, wenn ich weiß, dass die Sachen für mehr gut sind, als nur Staub zu fangen.

Bin auch gespannt, was die Anderen noch so schreiben.

Frohes Werken!

Johannes

Ernst Spangenberger
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Re: Das wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Ernst Spangenberger »

[In Antwort auf #152196]
Das Wertvollste in meiner Werkstatt sind ein Kaminofen und ein kleiner Ventilator.
In der warmen Jahreszeit arbeite ich wenn möglich im Freien oder bei offenem Tor in der Scheune. Meine Werkstatt befindet sich in einem alten Bauernhaus, das als Lagerplatz und Rumpelkammer benutzt wird. Und da wäre es im Winter ohne Ofen nicht auszuhalten. Nach 2-3 Stunden Vorheizen ist die Werkstatt dann warm. Der Ventilator hängt an der Decke und bläst die warme Luft nach unten, gegen Eisbeine.

Pedder
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Re: Das Wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Pedder »


Spaß.

ich könnte jetzt seitenweise über gutes Licht, gute Luft, viel Platz, Ordnung und noch viel länger über einzelne Werkzeuge und Hilfsmittel schreiben.
Aber das wertvollste ist Spaß.
Ich will nicht inder Werkstatt sein, wenn es mir keinen Spaß macht.
Wenn es irgendwie geht, halte ich es so, dass ich wenn mir die Arbeit in der Wertstatt keinen Spaß macht, das Schleifpapier weglege, das Licht ausmache und rausgehe.

Liebe Grüße
Pedder

Aber Licht ist schon auch wichtig.

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Das wertvollste in der Werkstatt

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #152200]
Hallo Uwe,

es ist ja nicht so, daß die Maschinen permanent laufen, eher sporadisch. Wie schon einige Vorredner geschrieben haben ist es nicht unbedingt ein Lieblingswerkzeug, sondern die Muße und entspannte Zeit die man dort verbringt. Spätestens wenn eine Maschine anläuft ist doch die Entspannung vorbei, denn dann ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. Aber die Genugtuung, ein Problem gemeistert zu haben und oder Blick auf das fertige Projekt ist durch nichts zu ersetzen. Denk z.B. mal an die Konstruktion, die wir gebaut haben um auf der Bandsäge Bretter zu schneiden. Wenn es dann funktioniert hat ist das doch Freude pur.

Gruß
Heinz

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