Neuvorstellung und Hobelbau *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Alexander Frey
Beiträge: 82
Registriert: Di 29. Sep 2015, 21:33
Wohnort: Bahlingen

Neuvorstellung und Hobelbau *MIT BILD*

Beitrag von Alexander Frey »


Hallo Holzwerker,

erstmal danke an alle die sich so aktiv an diesem Forum beteiligen!
Ich habe mir hier schon viele Ideen und Tipps geholt. Jetzt wollte ich meinen Eigenbau-Hobel zeigen und vielleicht wieder etwas an Inspiration zurückgeben.
Als Besonderheit wurde ein Ron Hock Eisen mit einem Norris-Einstellmechanismus von Veritas kombiniert. Beides gibt es bei Dieter unter den Hobelbausätzen zu kaufen.
Dazu wurde ein kleines Aluminium Klötzchen eingepasst und mit einer 1/4 zoll Bohrung für den Verstellmechanismus versehen.
Nachdem ich mich an den Komfort der Verstellung bei den Metallhobeln gewöhnt habe wollte ich das Eisen beim Eigenbau Hobel nicht mit Hammer justieren müssen.
Der Hobel arbeitet sehr gut, die Qualtität des Eisens ist sehr überzeugend.

Das einzige was mich etwas stört ist dass sich auf der Sohle durch den Gebrauch schnell Längsrillen bilden. Wahrscheinlich spielt das für die Funktion keine Rolle.
Jedoch tut es etwas weh wenn man vorher viel Arbeit reingesteckt hat. Und außerdem führt ein nachträgliches Abrichten der Sohle zwangsläufig zu einem größeren Hobelmaul.
Nur eine Vermutung, wurden deshalb Infill Hobel erfunden?

Hat schon jemand versucht einen Holzhobel mit Metallsohle zu versehen?
Zur Befestigung dachte ich an Senkschrauben die man plan schleift um möglichst wenige Vertiefungen zu erzeugen.

Viele Grüße
Alexander







Benutzeravatar
Volker Hennemann
Beiträge: 781
Registriert: Fr 25. Sep 2015, 23:02
Kontaktdaten:

Re: Neuvorstellung und Hobelbau

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Alexander,
sehr schöner Hobel, den du da gebaut hast.
Welches Holz hast du denn verwendet?
Ich tippe auf Nussbaum.
Bei einem Holzhobel wirst du Gebrauchsspuren auf der Sohle nie unterbinden können.
Du musst dir aber auch immer vor Augen halten - es handelt sich um ein Werkzeug und das wird im Laufe der Zeit durch Gebrauchsspuren nur aufgewertet.
Wenn ich Hobel baue, versehe ich diese immer mit einer externen Sohle. Meist verwende ich für die Sohle Hainbuche, Akazie oder Pokholz.
Aber auch hier bei diesen harten Hölzern bleibt das Abrichten ab und zu nicht aus.

Eine weitere Frage hätte ich: Man sieht auf der Seite 3 Messingstifte. Welche Funktion hat der vordere und der hintere Stift?

Viele Grüße
Volker

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Neuvorstellung und Hobelbau

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Alexander,

dein Hobel sieht gut aus. Bei den Griffen sieht man, dass du schon länger mit Hobeln gearbeitet hast. Der hintere Griff sieht groß genug aus und der Knauf vorne ist auch passend, würd' ich so nehmen!

Zu den Längsrillen solltest du dir keine Sorgen machen, die haben keine Auswirkung auf das Hobelergebnis.

Bei Metallhobeln hat man übrigens die Rillen zum Teil schon mal extra eingebaut um weniger Reibung zu erzeugen.
http://www.popularwoodworking.com/woodworking-blogs/chris-schwarz-blog/corrugations-stopping-stiction-or-for-suckers

Holzhobel mit Metallsohle, da hat Ulmia auf der Homepage welche im Angebot. Die bewerben Putzhobel mit Metallsohle als Spezialhobel für die Bearbeitung von Hirnholz oder Kunststoffkanten.

Den Vorteil bei den Holzhobeln sehe ich aber in den viel besseren Gleiteigenschaften im Vergleich zu den Metallhobeln. Also warum die gute Eigenschaft aufgeben? Und auch Metallhobel bekommen mit der Zeit feine kleine Längsrillen. Solange das Ergebnis gut ist, würde ich mich an der Optik nicht stören. Und rosten können die Holzhobel auch nicht.

Viele Grüße
Christoph



Horst Entenmann
Beiträge: 1157
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Neuvorstellung und Hobelbau

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #142878]
Hallo Alexander,

Finde ich interessant den Verstellmechanismus in einen Holzhobel zu übertragen.
Ich persönlich bin kein so großer Fan von diesem Norris-Mechanismus, finde den aber allemal besser als einen Keil.
Die Form ist zuerst ein bißchen eigenwillig. Aber was soll's es ist ja dein Hobel und warum sollte der aussehen wie alle anderen?

Ich habe mal einen alten Hobel hergerichtet bei dem das Hobelmaul auch stark beschädigt war. Dazu habe ich eine Messingplatte eingesetzt, die von unten mit einer Senkschraube in einem Langloch gehalten wurde.
Dadurch wurde das Hobelmaul verstellbar und natürlich auch weniger empfindlich. Es hat funktioniert, ich habe ihn aber nicht mehr so oft verwendet weil ich damals meine Zuneigung zu Metallhobeln entdeckt habe.

Man könnte das evtl. auch mit einem geeigneten Hartholz machen, das ist wahrscheinlich reine Geschmackssache.

Gruß Horst

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Neuvorstellung und Hobelbau

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #142878]
Schönes Ergebnis, Alexander.

Der tiefliegende Schwerpunkt dürfte sich günstig auswirken, weil sich damit die Kontrolle des Werkzeugs verbessert. Ob die Stärke des verbleibenden Restes ausreicht ohne dass unerwünschte Bewegungen der Sohle auftreten, wird die Zukunft zeigen. Wie die Vorredner bin ich auch der Auffassung, dass die Holzsohle bleiben sollte. Die famosen Gleiteigenschaften eines guten Holzhobels sind dessen größter Vorteil.

Volker sprach es schon an. Eine Sohle aus geeignetem Holz würde das von Dir angesprochene Problem(chen) lösen. Am besten eignet sich hierfür Pockholz, weil es einerseits unglaublich hart ûnd mechanisch belastbar ist und andererseits selbstschmierende Eigenschaften hat. Nicht ohne Grund werden die teuren Holzhobel von ECE und Ulmia mit Pockholzsohlen verbaut. Es gibt aber auch billigere Harthölzer, die fast ebenso gut funktionieren.

Ein Bild mit Spänen würde mich freuen :-)

Klaus

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Schönes Stück - ohne Metallsohle!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #142878]
Hallo Alexander!

Ein wirklich schönes Werkzeug hat Du gebaut - Respekt!

Den Veritas-Einstellmechanismus mag ich auch sehr gerne, das ist eine gute Lösung. Wobei ich nicht weiss, wie sich die Eisenlänge dabei auswirkt? Ich kenne die Sache aus einem Veritas No 4 Hobel (FWB 307913)

Zum Eisenplattieren der Sohle:
Das ist eine recht alte Lösung, die wohl so vor 50/60 Jahren aufkam. Man brauchte Bestosshobel für die Kanten resopalbeschichteter Werkstoffe und das Resopal beschädigte die Hobelsohlen recht schnell. Daher hat man die Bewehrung angebracht: An diesem Steiner-Hobel kann man das sehen:





Das erhöht die Haltbarkeit, verschlechtert aber die Gleiteigenschaften gegenüber einem Hobel mit Holzsohle erheblich, wenn der Hobel zum normalen Hobeln eingesetzt wird. Der Hobel kam im Übrigen wohl so um 1970 in den Handel. Ich habe ihn vor ein paar Jahren als unverkäuflichen Ladenhüter im Landhandel entdeckt und zusammen mit ein paar anderen Hobeln recht günstig bekommen.

Gruss
Rolf

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Schönes Stück - ohne Metallsohle!

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

Der gelegentlich benutzte Ulmiarefomputzer mit Stahlsohle ist
auffällig schwer.
Ein eloxiertes Alublech oder noch besser eins aus Titan würde ich eindeutig vorziehen.

Da Dein Hobel auf Holz eingesetzt wurde, nehme ich an, dass evtl. ein für eine Hobelsohle
wenig geeignetes Holz verwendet wurde.

Ich habe noch zwei neue Fibersohlen zur Hobelreparatur aus Altbeständen liegen,
die währen meine Wahl.
Eine mechanisch beständige Holzauflage von ein paar Millimetern
würden den Hobel möglicher Weise sogar aufwerten.

Gut Holz! J.

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Schönes Stück - ohne Metallsohle!

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Justus!

Da Dein Hobel auf Holz eingesetzt wurde, nehme ich an, dass evtl. ein für eine Hobelsohle
wenig geeignetes Holz verwendet wurde.


Das "wenig geeignete Holz" war resopalbeschichtetes Plattenmaterial. Resopal wirk auf Holz fast wie eine Feile.

Gruss
Rolf

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Schönes Stück - ohne Metallsohle!

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude Rolf,

mir ist der unsprüngliche Sinn der Stahlsohle für die Kunststoffbearbeitung bewusst.

Ich meinte den Hobel von Alexander!

Gut Holz! J.

Alexander Frey
Beiträge: 82
Registriert: Di 29. Sep 2015, 21:33
Wohnort: Bahlingen

Hobelsohlen + Neuer Bestoßhobel aus Holz *MIT BILD*

Beitrag von Alexander Frey »

[In Antwort auf #142884]
Danke für die positiven Rückmeldungen!

Versteht mich nicht falsch, Gebrauchsspuren sind schon in Ordnung und zeichnen besonders Werkzeug aus das gerne benutzt wird und dementsprechend gut ist.
Jedoch gefällt es mir wenn Werkzeug für die Ewigkeit gemacht ist und noch schöner ist es wenn man dieses selbst herstellen kann.
Daher ist mein Ziel eine solche Qualität und Langlebigkeit zu erreichen wie es die gekauften Metall-Hobel bieten.
Mit der Reibung von Metallhobeln habe ich kein Problem, erfordert nur das man öfter etwas Parafin aufträgt.
Für mich liegt der entscheidende Vorteil von Holzhoblen darin dass man diese selber entsprechend den eigenen Vorstellungen herstellen kann.
Größe, Griffform und Anordnung, Winkel des Eisen, Verstellmechanismus, Eisenqualität etc.

@Volker: Ja, der Hobelkörper ist aus Nussbaum und damit vielleicht nicht das verschleißfesteste Holz.
Die Idee die komplette Sohle oder Teile davon mit einem härteren Holz zu versehen finde ich interessant. Ebenholz würde mir gut gefallen zum Nussbaum.
Mit Verschleiß müsste man dann sicher trotzdem leben.
Der vordere und hintere Messingstift ist eigentlich kein Stift, das sind 4 Messingschrauben deren Schlitzkopf passend abgefeilt wurde.
Leider hat das Holz im oberen Bereich einen Riss den ich anfangs unterschätzt hatte. Damit dieser zukünftig keine Probleme macht sind die Schraube da.

@Rolf: Danke für die Bilder! Zugegeben sieht es nicht wirklich schön aus mit der aufgeschraubten Blech-Sohle. Obwohl die Schlitze der Schrauben alle schön fluchten :-)
Für mich gibt es momentan nichts besseres als den Verstell-Mechanismus von Veritas. Wenn es sauber ausgeführt ist man hat nur das Spiel in den 2 Gewinden und damit kann ich leben.

Als nächster Hobel steht ein Bestoßhobel für die Stoßlade auf der Projektliste.
Hier tendiere ich bisher stark dazu 2 Seiten mit einer Metallsohle zu versehen.

Unklar ist mir ob es sich wirklich lohnt die Schneide schräg zu stellen. Ich will hier nicht die alte "was ist ein ziehender Schnitt Diskussion" wieder aufkochen lassen sondern gehe davon aus damit ist gemeint dass die Schneide schräg zu Bewegungsrichtung des Hobels steht.
Jedoch sehe ich bisher nur einen belegbaren Vorteil darin, dass der effektive Schnittwinkel in Bewegungsrichtung kleiner wird.
Ich habe im 3D CAD ein Eisen mit Schnittwinkel 37° um 20° schräg gestellt wie dies zum Beispiel beim Veritas Bestoßhobel der Fall ist.
Dadurch ergibt sich ein effktiver Schnittwinkel von 35,3°, nicht viel weniger aber immerhin 5% was möglicherweise spürbar ist.
Aber ob dafür der Aufwand lohnt ein spezielles Eisen anzufertigen und viell. noch eine Lehre zu kaufen um dieses im richtigen Winkel schleifen zu können?

Im Moment überlege ich daher eine Fase-Unten Version ohne Schrägstellung mit Schittwinkel 35° zu bauen. Bei 30° Keilwinkel (um bei Herrn Kollenrotts Begriff-Definition zu bleiben) würden dann allerdings nur 5° Freiwinkel bleiben. Ob das bei Hirnholz ausreichend ist?
Auf einen Spanbrecher würde ich verzichten, sollte bei Hirnholz eher hinderlich sein.

Gruß
Alexander

Hier noch Bilder zum Beweiß dass es nicht nur ein Hobeleisenhalter sondern ein Hobel ist.




Antworten