Arbeitsplatte selbst verleimen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
OKI
Beiträge: 17
Registriert: So 21. Nov 2021, 16:05

Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von OKI »


Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und habe mich in letzter Zeit mehr und mehr mit dem Holzwerken beschäftigt. Eher zum Entspannen und sicherlich nicht so professionell wie so manch einer von Euch!

Da ich unbedingt eine neue Arbeitplatte für meine "geerbte" Werkbank (geschweißtes Stahlgestell) benötige, habe ich am Wochenende zugeschlagen. Beim Toom gab es Fichte-Arbeitsplatte 2400 mm x 600 mm x 40 mm für 25,- €. Mir ist klar, dass das nicht das optimale Holz (sehr weich) für eine Werkbank ist, aber bei dem Preis konnte ich nicht widerstehen...

Das Problem ist nun, ich benötige eine Platte von ca. 2500 mm x 800 mm.
Deshalb habe ich zwei Platten gekauft und diese in 6 gleich große Teile von ca. 800 mm x 500 mm zusägen lassen.
Fünf davon will ich nun wieder zusammenleimen.

Auf der Suche nach geeigneten Zwingen, bin ich auf die Leimknechte und die Rohrzwingen gestoßen. Bevorzugt würde ich die Pony Rohrzwingen (ich denke drei würden reichen ???) kaufen, allerdings fehlt mir eine preisgünstige Bezugsquelle. Könnt Ihr da weiterhelfen?

Meine Idee ist, die Platten nacheinander zusammen zu leimen. Dazu würde ich aus den Reststücken (ca. 2400 mm x 100 mm x 40 mm) und zwei Resten einer Arbeitsplatte ein Gestell bauen. Damit habe ich dann eine halbwegs plane Ablagefläche. Als Zwingen würde ich die Rohrzwingen verwenden.

Bei der Recherche bin ich auch auf einen Beitrag bei Euch im Forum gestoßen, in dem erwähnt wird, dass man mit Knochenleim auch eine Verbindung ohne Zwingen herstellen kann:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/1773/sbj/knochenleim-erste-erfahrungen/

Was haltet Ihr davon bei meinem Projekt? Das würde mir natürlich die Zwingen ersparen. Außerdem wollte ich Knocheleim schon länger mal ausprobieren.

Vielen Dank schon mal für Eure Hilfe.

VG
Oliver

Johannes M
Beiträge: 1591
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von Johannes M »


Hallo Oliver,

da Dein Profil noch nicht freigeschaltet war, mußte Dein Beitrag erst freigegeben werden
Herzlich Willkommen hier im Holzwerkerforum. Wenn ich das richtig verstanden habe planst Du eine Platte von 80cm Länge ( Faserverlauf) und 2,5m Breite herstellen. Holz ist aber leider hygroskopisch, es nimmt also im Wechsel der Jahreszeiten Feuchtigkeit auf und gibt auch wieder ab. Du mußt daher damit rechnen, daß sich die Platte auf die 2,5m Breite um 1-3% verändert, also ca. 2-8 cm. Aus diesem Grund werden solche Platten üblicherweise aus Längsholz realisiert.

Es grüßt Johannes

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von reinhold »


hallo Oliver,

herzlich willkommen im besten Forum von allen.

Eine Arbeitsplatte aus Fichte ist natürlich problematisch, aber mit irgend etwas muss man ja anfangen.
Du willst offensichtlich die Maserung quer verwenden. Das ist dem Unheil gerufen und es wird kommen. Eine 2,5m lange Platte aus Querholz ist nicht sonderlich stabil und wirft sich ziemlich sicher. Zumal ich vermute, dass das Holz die übliche Qualität aufweist, die man bei diesem Preis erwarten kann. Würde mich nicht wundern, wenn da gestern noch die Vögel drauf gepfiffen hätten (Schreinerspuch für total frisches Holz).

Zum Spannen: Du hast offensichtlich vor, die Platte über die Länge von 2,5 m zu spannen. Auch wenn Du zuerst Teilverleimungen machst, die letzte wird über die ganze Länge sein. Bei dieser Länge wird das Holz sich unter dem Druck der Zwingen wölben und versuchen auszuweichen. Bei der normalen Spannrichtung QUER zum Holz kein Problem, man unterlegt Latten und richtet daran die Platte aus, mit Schraubzwingen. Möglicherweise funktionieren selbstgebaute Spannknechte, die man auf zugerichtete Holzbalken oder Dielen (hochkant) schraubt. Bei Dieter unter der Bezeichnung "Spannelemente" preiswert erhältlich.
Ich verwende selbst oft Rohrspanner, aber habe sie noch nie in dieser Länge verwendet. Du brauchst ein 3 m langes Rohr pro Zwinge. Das biegt sich sicher.
3 Zwingen sind eindeutig zu wenig. 5 sind besser.

Meine Lösung wäre vermutlich, die Platte in einem geeigneten Raum auf dem Fussboden liegend gegen zwei gegenüberliegende Wände zu spannen - mit Keilen und Unterlagen.

Zum Leim : Ich verwende fast ausschliesslich Knochenleim, da wo es sinnvoll ist. In Deinem Fall ist es nicht sinnvoll!
Ich würde entweder "Propeller-Leim" nehmen (Fachhandel) oder Titebond III (niederbayerischer Versender). Vorher unbedingt die Kanten abrichten, auf altem Holz hält Leim nicht.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall gutes Gelingen. Einfach wird es nicht werden. Es wird nicht die letzte Arbeitsplatte sein, die Du anfertigst.

vile Grüsse
reinhold

P.S. im selben Baumarkt hättest Du für ein paar Dollar mehr 2 Eiche-Arbeitsplatten bekommen. Diese lassen sich in "Längsstreifen" auftrennen und neu verleimen. Damit kommst Du auch auf Deine Maße und die Platte ist stabil.

Felix
Beiträge: 314
Registriert: So 8. Dez 2019, 16:43

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von Felix »


Hi Oliver,

das wichtigste wurde ja schon geschrieben.
Wenn dein aus Stahl vorhandenes Gestell gerade ist, kannst Du die Teile auch darauf zusammen leimen u. dabei mit kurzen Zwingen ein wölben beim Spannen verhindern / reduzieren.
Ein vollständiges Verschrauben, ohne Kraftschluss, mit dem Gestell auf die Gesamtlänge hält eigentlich nur mit Langlöchern im Gestell, zumindest außen.

Grüsse
Felix

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

mit
https://www.google.de/search?q=arbeitsplattenverbinder&biw=1012&bih=478&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=8lmaVay_JcLfywO2uJagCQ&sqi=2&ved=0CD8QsAQ
lässt sich ohne weitere Spannmittel eine große Platte einfach verleimen.

Ein Prob sind die 2500mm Breite. Wenn die Platte nur um 1% schwindet oder quillt, verändert sich die Breite um 25mm.
Das muss bei der Fixierung auf dem Unterbau unbedingt berücksichtigt werden.

Gut Holz! J.

Micha P
Beiträge: 279
Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von Micha P »

[In Antwort auf #141767]
Hallo Oliver,

herzlich willkommen im Forum. Ich würde die Arbeitsplatte überdenken, denn über kurz oder lang wirst du das sowieso überarbeiten.

Abgesehen von den Zwingen und den Spannmöglichkeiten. Hingewiesen wurde bereits auf das Schwundverhalten des Holzes. Holz hat die Eigenschaft in Querrichtung wesentlich stärker als in Längsrichtung zu schwinden oder sich auszudehnen. Das kann dann bei 2,5 m schon einiges ausmachen. Johannes hat darauf hingewiesen (2-8cm auf 2,5 m Länge)! Das sollte ausgeglichen werden.

Hinzu kommt noch, daß es sich wirft. Bei der Herstellung des Baumarktholzes wird kaum darauf geachtet, die Lamellen aus denen die Platte besteht fachgerecht zusammenzusetzen, so daß sich diese Tendenz unter Umständen noch verstärken wird. Da du bei einer Verbindung mit dem Gestell ohnehin Langlöcher einsetzen solltest, müstest du die Platte mittig fixieren und sie dann zu den Enden hin arbeiten lassen.

Ich empfehle dir, betrachte diese Arbeitsplatte als Lehrgeld und gehe das Projekt neu an, denn du wirst mit der Variante, so wie du sie vorhast nicht glücklich werden. Das Holz wirst du zu gegebener Zeit woanders verwenden können.

LG

Micha

MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #141767]
Hallo Oliver,

bevor ich neues Holz kaufen würde, würde ich auf jeden Fall erst mal nach Alternativen schauen.

Lass dir dein Holz doch so zurecht sägen, dass du es doch noch mit Faserrichtung in Längsrichtung verleimen kannst.
Du kannst mit Flachdübeln arbeiten oder losen Federn oder Schwalbenschwanz (Stirnseiten) oder sonst was.

Oder versuch es doch mit Gratleisten. Diese sollten deine vorhandenen Platten in Form halten.
Eine schöne Arbeit, bei der man viel lernen kann.
Inwiefern dein Metallgestell da im Wege ist, weiß ich natürlich nicht.
Such bei youtube nach "Tracheide2 Gratleiste".
Der Restaurator dort beschreibt ganz gut, wie es geht.
Es sind 3 Clips.

Natürlich bedeutet dies alles eine Menge Arbeit, aber du lebst ja nicht davon und machst es nur zur Entspannung.

Zu deinen Zwingen kann ich dir diese Links empfehlen
Leimknechte:
http://www.b-cremer.de/Holz/Werkstatt/Leimknechte/leimknechte.html

Leimholz:
http://www.b-cremer.de/Holz/Werkstatt/Leimholz/leimholz.html

Habe ich mir auch gebaut.
Der Vorteil: du kannst dein Leimholz auf das Kantholz legen und es liegt somit schon in der Spannebene und auf eine Höhe.
Sehr genial und kostengünstig.

Viele Grüße

Markus



OKI
Beiträge: 17
Registriert: So 21. Nov 2021, 16:05

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von OKI »

[In Antwort auf #141769]
Hallo Reinhold,

warum ist Knochenleim hier nicht verwendbar / sinnvoll?

Viele Grüße,

Oliver

OKI
Beiträge: 17
Registriert: So 21. Nov 2021, 16:05

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von OKI »


Hallo Markus,

kann ich die Leisten auch einfach von unten gegen die Platte leimen und schrauben, oder muss ich diese Schwalbenschwanzverbindung herstellen.

Reicht es nichg ggf. die Platte fest mit dem Gestell zu verschrauben?

Viele Grüße
Oliver

Micha P
Beiträge: 279
Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Arbeitsplatte selbst verleimen

Beitrag von Micha P »


Hallo Oliver,

gute Frage - aber dadurch lernt man. Führe dir noch einmal den Sachverhalt vor Augen, dass sich Holz in Querrichtung stärker als in Längsrichtung ausdehnt bzw. zusammenzieht. Was passiert, wenn du die Leisten in unterschiedlichem Faserverlauf aufleimst oder schraubst? - Spannungen. Dem kannst Du entgegenwirken durch

a) Langlöcher (wenn du unbedingt schrauben willst)
b) Gratleisten

Bei den Gratleisten wird hier kunstruktiv durch die winklige Ausführung der Leiste entgegengewirkt. Sie werden nicht vollständig eingeleimt, sondern nur am Ende. Die Form der Gratleiste und die Nut in der Platte die Platte gerade und sie kann arbeiten. Wenn du die Gratleiste einsetzt, dann achte auf möglichst stehende Jahresringe.

LG

Micha

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