Vorstellung und Anfängerfragen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Matthias_M
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Registriert: Mo 15. Apr 2019, 20:04

Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Matthias_M »


Guten Tag Zusammen

Ich möchte mich kurz vorstellen:

Mein Name ist Matthias und ich bin seit längerem Mitglied in einem Holzwerk-Verein in der Schweiz. Mir stehen über den Verein glücklicherweise für meine Holzprojekte ein paar professionelle Maschinen zur Verfügung (Striebig (Plattensäge) / Martin Dicktenhobel / Martin Abrichthobel / F45 von Altendorf / Kehlmaschine und Langschleifmaschine / usw.).

Die Maschinen kann ich soweit alle einigermassen gut bedienen und kann meine Projekte damit realisieren. Trotzdem vermisse ich bei meinen Projekten das gewisse "etwas" bei der Herstellung meiner Stücke.

Nun habe ich mir in den Kopf gesetzt in Zukunft vermehrt und eigentlich nur noch auf Handarbeit zu setzen und die Maschinen mal komplett Beiseite zu legen. Deswegen lese ich hier auch recht regelmässig mit. Was die Handhabung mit Hobel und Stechbeitel anbelangt, bin ich vom Können her natürlich als absoluter Anfänger einzustufen.

Da wir in unserem Verein recht wenig mit Handwerkzeuge (oder fast gar nicht) arbeiten, habe ich mir zum Ziel gemacht auch meine Kollegen (wenn ich dazu komme) im Verein wieder ein bisschen mehr auf Handwerkzeug aufmerksam zu machen und meine Idee weiter zu tragen. Ich denke da wird sich der eine oder andere über das wachsende Knowhow freuen.

Da ich Anfänger bin und mir eine Reihe von Hobbeln zulegen möchte, habe ich ein paar Fragen dazu. Mir ist durchaus bewusst, dass dies hier auch schon X Mal diskutiert wurde.

Trotzdem stelle ich halt hier nochmals ein paar Fragen, die mir bis jetzt noch unklar sind:

- Sind "bevelup" Hobel für Anfänger besser oder schlechter geeignet? Resp. sollte ich mir als Anfänger eher auf "bevelup" setzen als Ersthobelreihe oder eher nicht?
- Da ich ein bisschen Geld übrig habe: Im Moment liegt hier die Entscheidung zwischen Lie Nielsen, Veritas, Kunz oder Ece. (Ich vertrete die Meinung: Wenn ich Werkzeuge kauf, dann Qualitativ hochwertige). Auf welche Hersteller sollte ich für die Ersthobelreihe eurer Meinung nach setzen? Die Frage ist natürlich sehr subjektiv, dass mir durchaus bewusst.
- Gibt es gute Kurse ob die Grundhobeltechniken kennen zu lernen oder zu verbessen, die ich besuchen könnte? Kennt ihr ein gutes Angebot?
- Soweit ich verstanden habe ist die Hobelauswahl auch eine Geschmackssache. Doch als Anfänger weiss ich nicht so recht ob und welchen Geschmack ich jetzt wirklich gut finde. Und so einen feinen Laden wie den des Hausherrn, habe ich nicht in meiner Nähe, wo ich schnell mal 20 - 30 verschiedene Holz und Metallhobel zu Gesicht bekomme und testen kann. Wie habt ihr das damals angestellt als Anfänger?

Vielleicht noch ein paar Anmerkungen: Ich habe schon ein paar Mal rudimentär gehobelt. Allerdings noch nie auf highend Geräten wie Ihr habt mit so feinen Spänen und super geschärften Messern.
Ich scheue Investitionen nicht, vor allem nicht in gute und qualitativ hochwertige Werkzeuge. Hört sich überheblich an, ist es aber nicht: Auch ich habe finanzielle Grenzen und kann für einen Hobel nicht mal schnell 1000.- Euros bezahlen.
Was das Hobeln selbst angeht würde ich gerne einen Kurs besuchen. In der Schweiz gibt es aber diese Angebote nicht (oder ich weiss einfach nichts davon). Wenn Ihr was Vernünftiges kennt, lass es mich wissen.
Ich weiss mittlerweile ungefähr was ich an Hobeln für den Anfang so brauche und für was sie gut sind. Meine Reihenfolge sieht in etwa so aus: Nr. 5 / Nr. 7 / Schrupphobel / Einhandhobel / Nuthobel / Falzhobel.

Bezgl. Schärfen von Hobeleisen und Stechbeiteln gibt es bereits eine gute Anleitung von Friedrich Kollenroth. Danke dafür! Und für das Aushobeln eines sägerauhen Brettes eine Anleitung von Christof Hartge. Danke auch dafür!

Herzlichen Dank für eure Zeit und für eure Antworten! Ich freue mich auf eure Kommentare.

Liebe Grüsse aus der Schweiz
Matthias



Wolfgang_P
Beiträge: 75
Registriert: Mo 3. Dez 2018, 17:37

Re: Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Wolfgang_P »


Hallo Matthias

Das Hobeln habe ich mit den Flachwinkel-Hobeln von Veritas gelernt. Sie sind einfach und präzise einzustellen. Mit dem PM-V11 Eisen hast Du ein Hobeleisen, das leicht zu schärfen ist und sehr gut die Schärfe hält.

An Deiner Stelle würde ich den Low Angle Jack Plane und den Skew Block Plane von Veritas sowie den Schrupphobel von ECE kaufen. Nicht nacheinander, sondern alle auf einmal. Ich habe diese Hobel selbst und richte meine Bretter von Hand ab.

Viele Grüße

Wolfgang

Gregi
Beiträge: 60
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 23:04

Re: Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Gregi »

[In Antwort auf #135924]
Salü Matthias

Ich habe vor 20 jahren bei der Heimatwerkschule (damals noch in Richterswil jetzt im Ballenberg) Schreinerkurse mit Handwerkzeug und Handmaschinen besucht und war hellauf begeistert.

Habe eben nachgeschaut und sie bieten immer noch diese Kurse und euch einen kurs Handhobeln.

Viel Spass und Erfolg

Gregi

ps.
Woher kommst du? Ich wohne im Emmentel...

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Matthias,

Willkommen im Forum!

Ich bin weit davon entfernt ein Experte zu sein, ich stand jedoch vor einiger Zeit vor dem gleichen Problem - wo findet man Werkzeug zum Anfassen und wo findet man Kurse. Leider gibt es im deutschsprachigen Raum eine überschaubare Anzahl an Hobbyschreinern / Hobbytischlern. Es gibt zwar jede Menge Profis, aber dort finden Handwerkszeuge wenig Verwendung. Auf Youtube findest du viele, zu meist englische Beiträge, bei denen man mal die Benutzung von Hobeln sehen kann. Auf dem Youtube Kanal von Heiko Rech gibt es auch deutsche Videos zu Handwerkszeugen. Tolle Werkzeuge findest du natürlich bei feinewerkzeuge.de :-)

Eine Marke zu empfehlen ist schwierig, dass ist wie bei Autos jeder hat da seine Vorlieben und sein Budget. Gutes Werkzeug kostet Geld, behält aber auch seinen Wert. Ich habe Flachwinkelhobel und normale Hobel mit Spanbrecher. Bevor du dir gleich mehrere Hobel zulegst würde ich dir zu einem gutem Einhandhobel raten, der ist auch bei Maschinenlastigen Arbeiten gut zu gebrauchen. Ebenso wichtig ist eine vernünftige Schärfausrüstung, um gute Ergebnisse erzielen zu können müssen die Eisen wirklich rasiermesserscharf sein. Haare auf dem Unterarm sollte man ohne große Mühe rasieren können. Die Anleitung von Friedrich war mir da eine wirklich große Hilfe, Stichpunkte wie Mikrophase, Spiegelseite und plane Schleifsteine waren mir vorher nicht geläufig. Auf holzwerken.net gibt es noch einige Videoanleitungen von Friedrich zum Schärfen.
Wenn du ein Hobelmesser wirklich sehr scharf abziehen kannst, würde ich über weitere Hobel nachdenken. Einen guten Putzhobel No4 und eine Rauhbank No7 sind dann neben einem Einhandhandhobel eine solide Ausstattung. Die Spezialhobel wie z.B. ein Falzhobel sind nett und erzeugen auch tolle Späne, aber die kommen selten zum Einsatz, wenn dir ein Maschienenpark zur Verfügung würde ich da wohl pragmatisch die Oberfräse einsetzen.

Wenn du deinen Ansatz mit den Handwerkszeugen weiter verfolgst, dann gehören da meiner Meinung nach auch ein paar gute Stechbeitel und Handsägen zum Werkzeugbestand. Weiteres Werkzeug kann man dann nach Bedarf bei anstehenden Projekten kaufen, dann kommt es auch gleich zum Einsatz.

Vielleicht findet sich hier ja noch jemand aus der Schweiz bei dem du dir mal ein paar Werkzeuge anschauen kannst oder in deinem Holzwerk-Verein findet sich ein alter Hase der dir ein paar Kniffe zeigen kann.

Viele Grüße
Christoph



Horst Entenmann
Beiträge: 1159
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #135924]
Hallo Matthias,

Schön daß du hier bist und auch schön daß du dir die Zeit nimmst dich so ausführlich vorzustellen.

Ich verstehe dich so, daß du bisher keine Erfahrung mit Handhobeln hast und auch keine besitzt. Da wäre aus meiner Sicht zuerst einmal zu klären ob du zu Holz- oder Metallhobeln neigst.
Es wäre natürlich schade wenn du dir viele tolle Metallhobel zulegst und dann irgendwann feststellst daß das gar nicht so dein Ding ist. Ich selber habe mit Holzhobeln angefangen (ich kannte nichts anderes) und mir mehr aus Neugier dann einen alten Stanley-Hobel im Internet ersteigert und den ein bißchen aufpoliert. Beim Arbeiten mit dem Hobel habe ich dann recht schnell gemerkt daß ich zu Metallhobeln neige. Ich glaube die Mehrheit hier tut das auch, aber durchaus nicht alle.

Sofern du feststellst daß Metallhobel eher dein Ding sind, dann kannst du dir Gedanken über Fase oben / Fase unten machen. Meiner Meinung nach ist der Unterschied nicht so groß. Am ehesten merkt man es nach meiner Erfahrung noch bei der Bearbeitung von Hirnholz. Aber das geht auch mit der Fase unten. In beiden Fällen muß das Messer richtig scharf sein.
Ein Vorteil kann sein, daß man beim Fase-oben-System durch Austausch der Messer und unterschiedlichen Anschliff derselben mit verschiedenen Schnittwinkeln arbeiten kann. Das ist aber aus meiner Sicht schon recht speziell, ich bin bisher immer ohne das ausgekommen. Im Extremfall nehme ich meinen Ziehklingenhobel. (Ziehklingen sind übrigens auch ganz tolle Werkzeuge.)
Bei schwieriger Maserung muß man bei Fase oben das Hobelmaul so eng wie möglich einstellen. Bei Fase unten ist die Einstellung des Spanbrechers dann wichtig. Scharfe Messer sind in beiden Fällen wichtig! (Manch ein preisgünstiger Hobel kann durch den Austausch des Messers, manchmal auch des Spanbrechers, extrem aufgewertet werden.)
Es ist meiner Ansicht nach mehr der persönliche Geschmack der entscheidet. Manchmal sind es nur Details. Der persönliche Arbeitsstil. Der Griff an einem Hobel der einem nicht so gut in der Hand liegt wie an einem anderen... Glücklich wer die Gelegenheit hat einen Hobel vor den Kauf auszuprobieren.

Ich weiss mittlerweile ungefähr was ich an Hobeln für den Anfang so brauche und für was sie gut sind. Meine Reihenfolge sieht in etwa so aus: Nr. 5 / Nr. 7 / Schrupphobel / Einhandhobel / Nuthobel / Falzhobel.


Ich muß ehrlich gestehen, daß ich deine Reihenfolge nicht so ganz nachvollziehen kann. Das kann natürlich damit zusammenhängen welche Projekte du dir vorgenommen hast.
Für mich wäre der Unterschied zwischen einem #5 und einem #7 zu klein, da solltest du dich aus meiner Sicht für einen von beiden entscheiden und mit dem anderen noch warten.
Der Schrupphobel käme für mich eher an letzter Stelle. Ich habe schon lange einen hölzernen Schrupphobel, habe ihn aber jahrelang nicht benutzt, weil ich nie so viel Material abtragen mußte daß sich das gelohnt hätte. Außerdem hast du ja für grobe Arbeiten auch einen ordentlichen Maschinenpark zur Verfügung.
Der Einhandhobel käme für mich dagegen ganz nach vorne, so etwas braucht man immer. Da gibt es auch nicht allzu viele Alternativen aus Holz. Mit einem Stanley #60,5 oder vergleichbar kann man meiner Meinung nach eigentlich nichts falsch machen.
Nut- oder Falzhobel nach Bedarf. Ich habe zwei Nuthobel aber immer noch keinen Falzhobel, habe ihn einfach bisher nie gebraucht.
Ich vermisse einen normalen Putzhobel in deiner Liste. Eine #3, #4 oder auch #4,5. Ein Stanley #4 oder vergleichbar wäre aus meiner Sicht eigentlich DER Hobel um anzufangen.
Dazu käme auch noch ein Grundhobel. Der kann im Notfall Nut- und Falzhobel bis zu einem gewissen Grad ersetzen.
Und einen Simshobel vermisse ich auch. Damit kann man nicht nur eine Nut oder einen Falz herstellen, auch Zapfen verputzen und ähnliches.

Bitte denke auch daran daß Hobel nicht alles sind. Ohne ein paar Stemmeisen und Sägen wirst du nicht weit kommen. An der Ausrüstung zum Anreißen würde ich auch nicht unbedingt sparen und vor allem brauchst du eine ordentliche Schleifausrüstung sonst kannst du mit den Hobeln auch nicht viel anfangen. Das läppert sich ganz schön zusammen.

Meine Empfehlung wäre daher: Überleg dir ein einfaches Projekt (vielleicht ein Schuhregal?) das du mit einfachem Werkzeug anfertigen kannst. Wenn das gut geklappt hat, dann überlege dir etwas anspruchvolleres (vielleicht ein Schränkchen mit Schubladen?) und kauf dir nach und nach das Werkzeug das du für dein jeweiliges Projekt brauchst.

Gruß Horst

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #135924]
Willkommen Matthias!

Ich finde es toll, dass Du fürDich entschieden hast, den Neandertaler Weg zu gehen. Soviel vorweg. Allerdings solltest Du Dir am Anfang nicht zuviel zumuten, weil das leicht zu Frustrationen und damit auch zum Abschied von den Handwerkzeugen führen kann. Meine Empfehlung: lass zunächst den Schrupphobel weg und nütze die Möglichkeiten, die Holzdimensionierung maschinell auf der Abrichte und der Dickte zu erledigen. Keine Angst, es bleibt noch genug weitere Arbeit für Handwerkzeug :-).

Unter dieser Prämisse würde ich ein gutes Starterset von Handhobeln sehen in einer universell nutzbaren #5 (einige sagen, der kann alles aber nichts richtig, ich meine, der kann sehr vieles sehr gut, wenn es ein qualitativ hochwertiger Hobel ist), einer#3 oder #4, da das Verputzen der Oberflächen eine der Hauptanwendungen sein wird, wenn man den Handwerkzeug-Weg ernsthaft gehen möchte, einem guten Flachwinkel-Einhandhobel, weil der etwas vielseitiger ist als der 45°-Winkel Blockhobel. Wenn Du es stemmen kannst, würde ich Wolfgangs Empfehlung aufgreifen und den Skew Block Plane von Veritas in Erwägung ziehen. Der ist ziemlich vielseitig und kann zumindest anfänglich auch den Falzhobel ersetzen. Ich als Rechtshänder würde in diesem Fall zur Linkshänder-Version greifen, weil die für meinen Geschmack nicht nur besser zu gebrauchen sondern darüber hinaus auch in der Stoßlade zum Bestoßen kleiner Werkstücke sehr gut einsetzbar ist. Besser als die meisten glauben. Statt eines Nuthobels würde ich ferner zuerst zu einem etwas weniger speziellen Simshobel raten, der speziell bei der Herstellung vieler Verbindungen sehr nützlich ist.

Die Frage Fase unten (traditionelles Stanley Design) oder Fase oben (in erster Linie von Veritas reanimiert und verbessert) muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin überzeugt, dass beide Bauarten sich bezgl.der Qualität des Ergebnisses nichts schenken, wenn die Hobel selbst von vergleichbarer Qualität sind. Ich nutze beide Bauarten, wobei bei mir die Flachwinkler fürs Feine und die Fase-unten-Hobel eher fürs Grobe sind. Das hängt aber nur damit zusammen, dass meine Fase-unten-Hobel ausnahmslos alte Stanleys sind, deren Qualität bei Weitem nicht an die meiner Veritas Flachwinkler heranreicht.

Die Frage Veritas oder Lie-Nielsen hat oft schon Glaubenscharakter. Die schwere Qualität der LN-Hobel hat was für sich. Allerdings sind sie bezüglich der Technik etwas "altbacken", weil sie eine Technik nutzen, die letztlich von Stanley vor über 100 Jahren entwickelt wurde. Freilich etwas modifiziert und mit geringen Fertigungstoleranzen aber im Grunde alte Technik. Das ist per se nichts Schlechtes, weil man sehr wohl den Standpunkt vertreten kann, dass eine Technik von herausragender Qualität sein muss, wenn sie so lange im Markt bestehen kann.

Ich neige eher in Richtung Veritas. Diese Hobel sind vergleichbar schwer und liegen gut in der Hand. Sie haben ein weniger traditionelles Design, das manchen nicht sonderlich gefällt. Ich mag es gerade weil es sich von den alten Stanleys deutlich abhebt. Veritas ist sehr innovativ und ständig bestrebt, die Technik zu verbessern. Schon die geniale Lösung zur einfachen und blitzschnellen Maulverstellung an den Flachwinklern ist derart nützlich, dass für mich schon allein deswegen ein Flachwinkler eines anderen Herstellers nicht in Betracht käme. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass die Griffe der Veritas Flachwinkler von vielen Holzwerkern als zu steil und unbequem empfunden werden. Auch ich habe meine Hobelgriffe durch flachere Eigenkreationen ersetzt. Auch die etwas merkwürdige Gestaltung der Werkzeugseiten an der #7 wirft Fragen auf. Wolfgang hat sich dieses Themas gründlich und einigermaßen radikal gewidmet :-)

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/page/2/md/read/id/59836/sbj/veritas-raubank-mit-geraden-seiten/#m_59836

Es gibt noch ein gewichtiges Alleinstellungsmerkmal der Veritas Hobel. Wolfgang erwähnte bereits den neuen Stahl, den Veritas für seine Eisen entwickelt hat. Es handelt sich um einen pulvermetallurgisch hergestellten (gesinterten?) Stahl von unglaublicher Qualität. Bislang galt die Regel, dass ein Stahl umso schwerer zu schärfen ist, je länger er die Schneide hält. Dies gilt zumindest für nicht laminierte Stähle. Der neue PM-V11 Stahl von Veritas belegt, dass es Ausnahmen von dieser Regel gibt. Der Stahl hält die Schneide um ein Mehrfaches länger als die sonst gebräuchlichen O1 oder A2 Stähle und ist trotzdem sehr leicht zu schärfen. Man braucht keineswegs Diamantmedien zum Schärfen, die normalen Wassersteine (oder Ölsteine) tuns auch. Veritas bietet diesen Stahl auch für Stanley-Ersatzeisen an. Vielleicht passen die auch in LN Hobel, was ich aber nicht weiß.

In jedem Fall wünsch ich dir gutes Gelingen mit den für Dich rtichtigen Werkzeugen!

Grüße
Klaus

Johannes M
Beiträge: 1591
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Johannes M »

[In Antwort auf #135924]
Hallo Matthias,

auch von mir ein herzliches Willkommen. Zum Hobeln empfehle ich Dir folgendes: Kauf Dir einen Rali220 für den Anfang. Der hobelt ordentlich und hat Wechselklingen. Dann kaufst Du Dir ein paar gebrauchte Ulmia´s und einen Satz Schleifsteine. Wenn Du in der Lage bist die Messer der Holzhobel schärfer zu bekommen als eine neue Wechselklinge im Rali, dann hast Du auch die nötige Erfahrung um zu entscheiden mit welchen Hobeln Du in Zukunft arbeiten willst. Den Rali-Hobel kannst Du dann als Hobel fürs Grobe und Dreckige weiterhin benutzen oder verkaufen.

Es grüßt Johannes

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Wolfgang Kueter »


[] ... Dann kaufst Du Dir ein paar gebrauchte Ulmia´s und einen Satz Schleifsteine. Wenn Du in der Lage bist die Messer der Holzhobel schärfer zu bekommen als eine neue Wechselklinge im Rali, dann hast Du auch die nötige Erfahrung um zu entscheiden mit welchen Hobeln Du in Zukunft arbeiten willst.

Ganz ordentliche gebrauchte Hobel mit Holzsohle, von Qualitätsherstellern wie Ulmia, ECE, Famos oder ... findet man auf dem Flohmarkt oft für 'n Appel und ein Ei. Von irgendwelchen No-Name Baumarkthobeln sollte man allerdings weit weg bleiben. Bei einem Markenhobel macht man aber für für 10 EUR oder so auf dem Flohmarkt selten was verkehrt.
Ich würde am Anfang auf jeden Fall in eine Schleifführung investieren, weil das Eisen damit eben bei Schleifen ordentlich fixiert ist. Statt des Satzes Schleifsteine zum Ausprobieren würde ich mir am Anfang vom Glaser eine dicke Glasplatte besorgen. Die kriegt man als Rest für kleines Geld und kann nicht nur Hobelmesser und Stecheisen drauf schärfen sondern auch die Hobelsohlen der Flohmarktkäufe abrichten. Man soll sich wundern, was aus vielen alten Hobeln rauszuholen ist, die Messer dieser alten Hobel mögen hier und da schon mal böse verschliffen sein, aber die kriegt man meistens wieder hin, die Substanz alter (Holz)hobel ist oft wirklich gut. Einige Bögen Naßschleifpapier verschiedener Körnung kosten auch nicht viel und auch damit kriegt man viele Messer wieder hin.
So hat man zum Ausprobieren alle Möglichkeiten, kann sich langsam rantasten und Erfahrungen sammeln. Die Ergebnisse werden normalerweise schon sehr ordentlich.
Japanesische Wassersteine und Edel-Hobel der 200 EUR aufwärts Preisklasse sind toll, keine Frage aber man kriegt auch für 50 - 100 EUR einige alte Hobel und eine brauchbare Ausrüstung zum Schärfen. Wenn man etwas Zeit in diese alten Dinger investiert, hat man für wenig Geld wirklich gut brauchbares Werkzeug.


Matthias_M
Beiträge: 32
Registriert: Mo 15. Apr 2019, 20:04

Re: Vorstellung und Anfängerfragen *MIT BILD*

Beitrag von Matthias_M »

[In Antwort auf #135924]
Hallo Zusammen

Ganz herzlichen Dank für eure tollen und ebenso ausführlichen Antworten. Letzten Freitag habe ich in Werkstatt mal ein bisschen rumgewühlt und siehe da. Gefunde habe ich:

- Eine halbwegs brauchbare Rauhbank aus Holz
- Ein kleiner Schlichthobel aus Holz

Also schnell ein Ahornbrettchen eingespannt und mal ein bisschen rumgerutscht. Optimal ist was anderes, aber vielleicht kann ich das ganze durch schleifen der Eisen optimieren. Mal schauen.
Als ich nach ein paar Minuten fertig war, musste ich nach Hause, dann habe ich aber noch gefunden:

- Einen Simshobel aus Holz
- Einen Schrubhobel mit aus Holz

Hier noch ein paar Impressionen der "schnell und dreckig" Aktion:






@Wolfgang_P: Danke für Deine Antwort. Deine Antwort stimmt mich froh und zeigt, mir: Ich bin nicht auf dem falschen Weg.

@Christoph Meyer: Danke auch für Deine Antwort. Ein paar japanische Sägen nenne ich bereits mein eigen. Ein Stechbeitelsatz folgt noch vor Weihnachten! Die alten Hasen finden bei uns eben die Maschinen besser als Handwerkzeuge (ist das nicht merkwürdig?!). Aber ich habe schon jemanden im Kopf, den ich mal fragen könnte. Er war in der Nordwestschweiz ein bekannter Schreiner und ist nun pensioniert. Mal schauen, was er so meint.

@Horst Entemann: Danke auch für Deine Antwort. Ich werde dies bei meiner Hobelauswahl-Reihenfolge beachten.

@Klaus Kretschmar: Besten Dank auch an Dich für Deine Inputs. Die Markenfrage ist wohl eher auch eine Geschmackssache, sowie es scheint. Auch Deine Ausführungen zu Flachwinklern sind gute Inputs die ich brauchen kann.

@Geri ich komme aus Basel, aber meine Familie stammt ursprünglich aus Summiswald. Der Tipp mit Ballenberg ist echt super! Das wusste ich bis jetzt nicht. Danke dafür.

@Johannes M & Wolfgang Kueter: Vermutlich werde ich einen Mittelweg zwischen Deinem und meinem einschlagen. Aber es ist sicherlich eine gute Sache mal die alten Vereinshobel (zumindest die Eisen derer). Leider haben wir hier in Basel zwar Flohmarkte, aber ob sich da ein Holzhobel von Deutscher Wertarbeit befindet, mag ich ein wenig dran Zweifeln.

Ich möchte mir gerne eine Schleifausrüstung und deswegen auch die 3-Klinker Methoden von Friedrich Kollenroth austesten. Doch im Moment fand ich noch keine passenden Klinkerquelle v.a. die besagten harten Kanalklinker werde ich wohl oder übel in der Schweiz nicht bekommen. Wir haben nur noch eine Klinkerfabrik in der Schweiz. Die produziert aber nich die nach DIN 4051 genormten Kanalklinker. Falls ich Deutschland keine vernünftige Quelle fände, würde ich hier im Forum nochmals fragen. Ich hoffe das ist ok und nicht gegen die Forenregel.

Liebe Grüsse aus Basel
Matthias



Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Vorstellung und Anfängerfragen

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Leider haben wir hier in Basel zwar Flohmarkte, aber ob sich da ein Holzhobel von Deutscher Wertarbeit befindet, mag ich ein wenig dran Zweifeln.


Neben dem Marktplatz hier ist Eba* ist durchaus eine brauchbare Quelle, kleinanzeigen.ebay.de nach meiner Erfahrung aber eine noch bessere. Kleinanzeigen in Zeitungen oder Anzeigenmagazinen lohnen auch oft einen Blick. Es liegen massenweise gute (Holz)Hobel ungenutzt in Garagen, Werkstätten und auf Dachböden, das Angebot ist groß und die Preise sind nicht hoch. Du vergibst Dir nichts, wenn Du für den Anfang erstmal gebrauchte Hobel kaufst. Du kannst später jederzeit viele neue Hobel anschaffen, wenn Du es möchtest. Die Gebrauchthobel kannst Du (evtl. nach Aufarbeitung sogar mit kleinem finanziellen Gewinn) auch jederzeit wieder verkaufen oder sie als Deko einsetzen.

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