Record 043

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Pedder
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Re: Record 043

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #125600]
Hallo Jens,

das sieht sehr gut aus. Gab's für Härten und Anlasen eine Anleitung? Und wo kommt der Stahl her. (Nicht, dass ich Hobel bauen will, aber man kann ja nie wissen.)

Liebe Grüße
Pedder



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Jens Gartmann
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Re: Record 043

Beitrag von Jens Gartmann »


Hallo Leute,

schön das euch das reaktiverte Werkzeug gefällt.
Als ich den Hobelkörper in einer Kramskiste gefunden hatte und feststellen musste das alle Eisen, der Tiefenstop und Levercap fehlen war es mir egal.
Den wollte ich einfach nur haben, schließlich gibt es sowas nicht überall zu finden.

Ich dachte irgendwie krieg ich das schon wieder hin. Das mir das so schnell gelungen ist hätte ich auch nicht gedacht.

Für die Herstellung der Hobeleisen habe ich mich an die Anleitung in der DVD "classic plane making" von Tod Herrli gehalten.
Da wird das Härten uns Anlassen ganz einfach und verständlich erklärt.

Den Stahl hatte ich schon letztes Jahr bei einem Händler in Bielefeld geordert.
Leider war für 3mm Stärke nicht 1.2510 sondern nur 1.2842 verfügbar.
Diese Sorten sind AISI O1 und O2.
Dieser soll aber 100% kompatibel sein. Ich weis es nicht!

Die Härte gem. Datenblatt beträgt jetzt ca. 57-60 HRC.
Messen kann ich das nicht aber beim Schleifen merkt man schon das der Stahl schön hart ist. Auch die Schnitthaltigkeit ist nicht übel.
Die Schnitthaltigkeit hat sich nach dem Anlassen spürbar verbessert.
Vorher hat es schon mal kleine Scharten in der Schneide gegeben. Selbstverständlich habe ich das getestet.

Das Eisen hat in jedem Fall bessere Eigenschaften in Bezug auf Härte und Schnitthaltigkeit als das was bei meine neuen Stanley 9 1/2 mitgeliefert wurde.

Jetzt muss ich nur noch ein paar Eisen für einen Stanley 052 machen.
Hoffentlich werden die auch so gut. Ich werde berichten.

Viele Grüße

Jens



Bert Wallraff
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Re: Record 043

Beitrag von Bert Wallraff »


Hallo Jens,

ich kann bestätigen, daß die Einsen von neuen Stanley Hobel gro0er Mist sind.
Nach dem ich ein Eisen von Ron Hook eingebaut habe ist er brauchbar.

Grüße Bert


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Jens Gartmann
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Re: Record 043

Beitrag von Jens Gartmann »


Hallo Bert,

Ich komme soeben aus der Werkstatt, und habe einen Weg gefunden die übelen Stanley Eisen zu verbessern. Das Hilfsmittel heißt "KASENIT".
Ein schwarzes Pulver mit dem der Kohlenstoffanteil im Stahl erhöht werden kann.

Im Buch von Jim Kingschott "making and modifying woodworking tools" ist dieses Zeug beschrieben.

Man erhitze den Werkzeugstahl bis er hellrot bzw. gelb ist und steckt dann den Stahl in das Pulver bis die Anlasstemperatur erreicht ist.
Anschließend in Öl oder Wasser abschrecken. Fertig.

Das Eisen hat zwar immer noch nicht die Eigenschaften wie ein A2 Eisen
Aber man kann es jetzt wirklich brauchen.

Beim Schleifen klingt es ganz so als würde man Glas schleifen.
Eisen abziehen und schon kanns mit dem Hobeln losgehen.

P.S. Mir ist ein Fehler bei der Angabe des Stahlhändlers unterlaufen.
Der ist nicht in Bielefeld sondern in Osnabrück und liefert Premium Stahl ;-)

Viele Grüße

Jens



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Jens Gartmann
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Selbstbau Eisen 2. Teil

Beitrag von Jens Gartmann »

[In Antwort auf #125619]
Hallo Leute,

wie angekündigt der Bericht über die zweite Serie.

Nach dem Sägen habe ich die Eisen auf der Rückseite noch schmaler geschliffen um den Reibungswiderstand zu verringern.
Die Einkerbung für die Eisenzustellung habe ich der Einfachheit halber eingesägt. Beim nächsten Eisen würde ich Bohren und auffeilen, um dann die Öffnung schmaler zu gestalten.
Damit wäre das Spiel in der Eisenverstellung kleiner.

Zum Härten habe ich mir für dieses mal einen stärkeren Brenner besorgt, um schneller eine höhere Temperatur zu erreichen.

Bei einem schmalen Eisen geht es noch auf dem Gaskocher aber mit dem stärkeren Brenner geht es besser.

Empfohlen wir ein Brenner der MAP-Gas verträgt. Der hat eine noch höhere Leistung. Das MAP-Gas soll über 2000° heiß werden.

Nach kurzem vorwärmen wurde das Eisen gleichmässig erwärmt.
Das Metall soll etwa Kirschrot sein dies entspricht ca. 760° - 780°C.

In einem anderen Forum habe ich gelesen, dass Stahl über 730°C nicht mehr magnetisch ist. Das kann man mit einem kleinen Magneten testen.
Aber Vorsicht mit den Fingern da wird es heiß.

Dann schnell Abschrecken.

Abgeschreckt wurde wieder in einfachem Speiseöl. Das stinkt nicht so wie Maschinenöl.
Diesmal habe ich das Öl vorher angewärmt. Während des Abschreckens muss man das Werkstück im Öl schwenken um Zirkulation zu erzeugen.

Die Eisen waren mach dem Abschrecken so hart, dass nicht mal mehr eine Feile greifen konnte.

Der Werkstoff 1.2842 und 1.2510 hat den Vorteil, dass er sich beim Härten nur wenig bis gar nicht verzieht.

Nach dem Schleifen und abziehen erfolgte der Test.



Die Eisen passen auch in den Record 405.

Die produzierten Breiten sind 3, 4, 5 und 6 mm.

Am Ende des Eisens habe ich die Breite als Zahl eingeschlagen.

Die Länge ist ca. 9,5 cm.



Jetzt kann ich auch Eisen herstellen die man sonst nicht so einfach kriegt.

Abschließend kann ich sagen, dass es einfacher war als ich dedacht habe.

Probieren geht halt über Studieren.

Viele Grüße

Jens



Bert Wallraff
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Re: Selbstbau Eisen 2. Teil

Beitrag von Bert Wallraff »


Hallo Jens,

sind die Eisen nicht zu spröde, wenn man sie kaum mit einer Feile bearbeiten kann oder hast du die Eisen noch in den Backofen gelegt.

Grüße Bert



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Jens Gartmann
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Re: Selbstbau Eisen 2. Teil

Beitrag von Jens Gartmann »


Hallo Bert,

die Backofenbehandlung kam im Anschluß an den Feilentest.
Damit wollte ich nur mal sehen, ob und wie hart das Material geworden ist.
Leider habe ich keinen Zugriff auf ein Messgerät um die Härte in Zahlen anzugeben.
Der Werkstoff soll maximal bis 63-64 HRC erreichen.

Spröde sind die Eisen nicht.

Viele Grüße

Jens



Jürgen zur Horst

Re: Selbstbau Eisen 2. Teil

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #125636]
Hallo,

ein vielleicht trivialer Hinweis, der aber für Ersttäter wichtig sein könnte: Beim Abschrecken sollte man unbedingt darauf achten das glühende Eisen nicht flach ins Öl zu tauchen, dann besteht die erhöhte Gefahr, dass sich das Eisen verzieht.

Tschüß Jürgen



Bert Wallraff
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Re: Selbstbau Eisen 2. Teil

Beitrag von Bert Wallraff »


Hallo Jens,

die Ofenbehandlung würde mich näher interessieren.

Grüße Bert


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Jens Gartmann
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Re: Selbstbau Eisen 2. Teil

Beitrag von Jens Gartmann »


Hallo Leute,

eure Fragen und Anregungen zeigen mir, dass ich den Prozess nicht ausreichend erklärt habe.

Die Informationen zum Härten habe ich mir aus Büchern, Datenblättern (aus dem Netz) und aus der vormals genannten DVD zusammen gesammelt.
Da ich kein Metallbautechniker oder Ingenieur bin, kann es schon mal sein das ich nicht die richtigen Worte finde.

Zum Hinweis von Jürgen:

Das Werkstück sollte senkrecht mit der künftigen Schneide voran ins Öl getaucht werden.

Der Werkstoff 1.2842/1.2510 gilt aber als sehr gutmütig was die Eigenschaften zu verziehen angeht.

Die Backofenbehandlung ist der Prozess des Anlassens.

Damit wird der Werkstoff, der nach dem Härten spröde ist, wieder etwas weicher gemacht.

Dazu gibt es in den Datenblättern eine Grafik.

Direkt nach dem Härten wird das Werkstück für 1 bis 2 Stunden in den Backofen gelegt.
Die Temperatur liegt sinnvollerweise zwischen 100°C und 300°C da sonst die gewünschte Härte von max. 64 HRC auf unter 56 HRC fällt.
Die genauen Daten muss man sich selbst aus dem Datenblatt für die benutzte Stahlsorte suchen.
Als Richtwert für die o.g. Stahlsorte kann man 100°C - 200°C annehmen.
In der DVD werden 175°C für ca. 1 Stunde genannt.
Dann liegt die Härte bei ca. 61 - 63 HRC.

Ob ein nachträgliches Anlassen möglich ist, kann ich nicht sagen.

Viele Grüße

Jens



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