Anfängerfragen

[Jörg S.]

Hallo Holzwerker,

ich bin gestern auf dieses Forum gestossen und will mich kurz vorstellen und auch gleich ein paar Frahen stellen. Ich bin 23 Jahre alt und studiere gerade E-Technik im siebten Semester. Mit Holz arbeite ich immer schon sehr gerne, bisher allerdings vor allem kleinere einfache Möbel aus Plattenware. Angeregt durch einige sehr feine Tischlerarbeiten die ich vor einigen Wochen auf einer Austellung sah, hab ich mir vorgenommen mich etwas weiterzuentwickeln. Hier sollen vor allem Handwerkzeuge zum einsatz kommen, obwohl die Ausrüstung noch sehr lückenhaft ist. Doch dazu in zukünftigen Beiträgen sicher mehr.

Jetzt erstmal einige Fragen zur Holzgewinning und Einlagerung:

heute bin ich beim Baumschneiden spontan auf die Idee gekommen, einen am Samstag gefällten Kirschbaum(ca. 30cm Durchmesser) aufzutrennen. Ich habe aus einem 80cm langen Stück vier Bohlen mit einer Stärke von ca. 40-45mm herausgetrennt (mit der Gestellsäge ersetzt dies sicher zwei Fitnesscentertermine :-)).

Da ich im Bezug auf das Thema eigene Holzgewinnung noch recht unerfahren bin habe ich einige Fragen.
Ist das Auftrennen so frischen Holzes sinnvoll oder sollte man noch etwas warten.
Wie die Bohlen am besten lagern? In einen nach zwei Seiten offenen Schuppen, oder gleich auf dem trockenen Speicher?
Wie kann ich es vor Rissen schützen? Stirnseiten mit Farbe oder Leim einstreichen?
Wann sollte die Rinde entfernt werden?
Was sollte ich sonst noch beachten?

Desweiteren, eignet sich Haselnuss zum drechseln? Würde gerne in ferner Zukunft in diese Richtung meine ersten Versuche machen, und habe gerade zwei ca. 25cm Stämme diesen Holzes gefällt. Wenn es geeignet wäre wie soll ich diese am besten lagern, damit ich in 2-3 Jahren etwas davon habe?

So das waren jetzt erstmal genug Fragen, vielen Dank im Voraus für die Antworten.

Gruss Jörg

[Thomas Jacobi]

Hallo Joerg,

Vorab herzlich willkommen unter den Gesinnungsgenossen Holz.
Wie lange hast Du denn gebraucht fuer die drei Schnitte durch 80 cm Laengsholz, 30cm stark mit der Gestellsaege?

Meinen Respekt, Du gibst nicht leicht auf, manch einer waere da zur naechsten Bandsaege gerannt. Betreffs auftrennen, vorbereiten und lagern von Holz ist hier in den letzten anderthalb Jahren seit ich hier reinschau schon das eine oder andere geschrieben worden was Du via Suchfunktion leicht finden kannst, ebenso zum geeignetsten Werkzeug betreffs solcher ehrgeiziger Projekte wie von Hand Laengsaufsaegen. Zum Drechselholz vorbereiten, das ist ne eigene Wissenschaft, da werden Dir vielleicht die Drechsler unter uns besser raten koennen, ich komme aus der Richtung Zimmerer. Ein Drechslerfreund mit dem ich zeitweise seine Werkstatt geteilt habe lagerte seine Stammabschnitte in trockenen Hobelspaenen (von denen er einige produzierte) er sagte das gewahert gute Belueftung und trocknet gut aus.
Ein anderer Holzwurm lagerte seine Stammabschnitte kleineren Durchmessers senkrecht und schwoerte darauf die senkrechte Luftzirkulation das effizienteste sei.
Von den norwegischen Stabkirchen habe ich gehoert dass die Wikinger die dafuer erforderlichen Staemme so vorbereiteten dass sie vom Baum ein Band Rinde rundum abschaelten ihn stehend mit all seinen Aesten der Witterung ausgesetzt Jahrzehnte trocknen liessen. Was dann gut war war wirklich gut. Streich diesen Tipp, der Foerster wird nicht mitspielen.
Wie bei allem braucht es einiges an Erfahrung, lies Dich vorab schonmal per Suchfunktion durch das vorhandene Material.
Gruesse aus Athen,
Thomas

[reinhold]

hallo Jörg,
willkommen hier.
Ich äussere mich nur zur Haselnuss : das Holz reisst sicher und ich glaube nicht, dass Du die Stämme heil über die Runden bekommst. Sie sind 25 cm im Durchmesser ? Ich würde sie auf die dreifache Länge, also ca 75 ablängen, damit ich später 2 Schalen daraus machen kann, dann der Länge nach spalten, um das reissen etwas zu vermindern, dann die Hirnenden dick mit Leim einschmieren und ein Stück Packpapier drauf leimen. Solche gespaltenen Stämme binde ich wieder lose in alter Lage zusammen, damit sie nicht zuviel Luft abbekommen und stelle sie aufrecht in einer gut belüfteten Garage zum Trocknen.
Haselnuss ist leider kein ideales Drechslerholz. In feuchtem Zustand könnte es ganz gut sein, um die ersten Schnitte zu lernen. Wenn Du Birnbaum, Apfel oder Kirsche bekommen kannst, vor allem solche die von November bis Januar gefällt wurde, bist Du besser dran. Das ist gutmütiges Holz für Anfänger.

Gruss
reinhold

[Walter Heil]

[In Antwort auf #105948]
Hallo Jörg,

Ist das Auftrennen so frischen Holzes sinnvoll oder sollte man noch etwas warten.
Schade, hättest Du ein-oder besser zwei Jahre gewartet, dann hätte das Auftrennen vier bis sechs Fitnesscentertermine ersetzt. Solange das Holz als Stamm vorliegt, muss die Rinde dran bleiben, sonst gibts Risse. Ist die Rinde dran, kommt gelegentlich Besuch, der eine Weile bleibt. Der Sägewerker oder Mobilsäger "freut" sich über jedes Stück trockenen Holzes, das er sägen muss; seine Maschine will absolut nicht ins Fitnesscenter.

Wie die Bohlen am besten lagern? In einen nach zwei Seiten offenen Schuppen, oder gleich auf dem trockenen Speicher?
Sonne und Regen sollen nicht an das Holz kommen, Luft schon. Nach dem Unterschreiten des Fasersättigungspunktes spielt der Luftzug bei der natürlichen Trocknung keine große Rolle mehr. Also erst zwei Monate Schuppen, dann Speicher. Vor der Verarbeitung auf 8-10% runtertrocknen. Im Wiki gibt's links über Holztrocknung.

Wie kann ich es vor Rissen schützen? Stirnseiten mit Farbe oder Leim einstreichen?
Farbe habe ich schon probiert, war nix. Hier empfehlen viele Holzleim, ich habe schon Unterbodenschutz genommen, geht auch. Risse gibts wahrscheinlich trotzdem in der Herznähe, die sind gottgegeben, müssen durch Wegtrennen des herznahen Holzes später sowieso entfernt werden.

Wann sollte die Rinde entfernt werden?
Was sollte ich sonst noch beachten?
Rinde kann man gleich wegmachen. Schön gerade aufhölzeln, war's krumm gelagert, bleibt's krumm. Am besten noch den Stapel beschweren.

Gruß, Walter

[Heinz Kremers]

[In Antwort auf #105952]
Bleibt für mich noch die Frage nach dem optimalen Termin für das Fällen von Bäumen, um daraus

a) Drechsel-Rohlinge zu gewinnen (was für mich nicht in Frage kommt, womit ich aber ggf. jemand einen Gefallen tun könnte) oder

b) Bohlen zur Weiterverarbeitung schneiden zu lassen (ich werde nicht von Hand auftrennen!)

Wenn Jörg jetzt Bäume gefällt hat, so stehen diese zumindest hier im Rheinland bereits voll im Saft und das ist doch meines Wissens nicht gewollt.

Konkrete Fragen:

1.: Wann ist im Jahresverlauf der optimale Zeitpunkt für das Fällen von Bäumen, wobei mich weniger die Streitfrage Vollmond oder Neumond interessiert, sondern die Vegetationszeit

und

2.: Sind Bäume, die irgendwann im Jahresverlauf gefällt werden auch brauchbar oder sollten die besser den Holzwerker wärmen.

Die zweite Frage resultiert daher, daß ich dann Bäume fällen muß, wenn meine Kunden es wünschen, weil Licht im Garten fehlt oder so.

Hab über "suchen" dazu wenig gefunden.

Vielen Dank für Eure Antworten.

Gruß

Heinz

[Walter Heil]

Hallo Heinz,

der optimale Zeitpunkt für das Fällen von Bäumen ist zwischen Sonnenauf- und untergang. Die Behandlung des Holzes NACH dem Fällen ist entscheidend, alles andere ist nachrangig. Im Nachbarforum hatte ich mal einen link reingestellt, den ich empfehle: http://www.holz.or.at/publikationen/holzqualitaet.htm

Gruß, Walter

[Heinz Kremers]

Hallo Walter

Danke für den Link. Er bezieht sich zwar nur auf Nadelholz, aber für Laubholz kann man sicher ähnliches annehmen. Oder hat jemand aus dem Forum da andere Informationen ?

Gruß
Heinz