Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dieter Macher

Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »


Guten Abend zusammen,

Wer von euch hat Erfahrungen im Drechseln von sogenannten Lichtscheingefäßen - also Gefäßen mit sehr geringer Wandstärke ( 1 - 3 mm ). Ich habe vor zwei Tagen einen Mirabellenbecher ( D = 6 cm / H = 9 cm ) aus Naßholz so dünn ausgedreht, das wenn der Becher gegen eine Lampe gehalten wird, das Gefäß als durchsichtig erscheint. Der Becher hat sich wunderbar verzogen ( durch die Trocknung ) - leider ist jedoch der Boden, welchen ich offensichtlich zu dick gelassen hab, rundum stark eingerissen, obwohl ich den Becher sofort nach der Fertigstellung für eine Stunde in Holzöl getaucht hatte.
Wie macht Ihr das mit sog. Lichtscheingefäßen? Dreht Ihr den Boden ebenso dünn aus wie die Gefäßwandung? Und vor allen Dingen: Wie " naß " sollte das Holz eben beim Naßholzdrehen sein? Wirklich saftfrisch oder bereits angetrocknet
( z.B.einige Tage/Wochen abgelagert? ) In meinen Fachbüchern zu diesen Thema stehen diesbezüglich keine genauen Angaben.

Danke für eure Tipps.

Gruß Dieter M.

Bettina Brinkmeier

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Bettina Brinkmeier »


Hallo Dieter,

mache auch gerade meine ersten Gehversuche und habe mir das Buch "Grünholz drechseln" von Michael O`Donnell zu Weihnachten schenken lassen. Sehr gut beschrieben alles. Da wird saftfrisch gedrechselt, so das einem das Wasser wirklich durch die Werkstatt spritzt. Beim Trocknen scheiden sich glaube ich die Geister. Von Mikowelle bis Plastiktüte mit Holzspänen ist alles möglich. Ich probiere gerade die Variante mit der Plastiktüte Auf jeden Fall habe ich festgestellt das man das Holz während des drechselns zwischendurch naß machen sollte.

Bettina

Dieter Macher

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Bettina,

das Stück Mirabellholz aus welchen ich den kleinen Becher gedreht habe war erst vor wenigen Tagen geschlagen worden und anschließend im Freien zwischen gelagert worden - ich würde es als saftfrisch bezeichnen. Das Ausdrehen auf die minimale Wandstärke war auch nicht das Problem - ich habe ihn alle paar Minuten mit einem klitschnassen Schwam innen und außen "nachgefeuchtet". Als ich dann denn Becher vom Spannfutter genommen habe, wurde dieser sofort für über eine Stunde in Holzöl getaucht ( komplett ) und anschließend an der Luft zum Trocknen aufgestellt. ( Diesen Tipp habe ich vor gut einen Jahr vom Herrn Hacker aus Rosenheim bekommen. Ich denke, man muß bei solch dünnen Gefäßen auch den Boden extrem bzw. so dünn wie irgend möglich ausdrehen, um ein Reißen zu vermeiden. Im übrigen kann man die Wasserspritzerrei quer durch die Werkstatt durch einfaches Abdecken und Abhängen z.B. mit gebrauchten Wachstischdecken eindämmen - und ein Gesichtschutz bzw. mind. eine Schutzbrille sollte sowieso obliogatorisch sein.Das von Dir erwähnte Buch habe ich auch - ist recht gut.
Ich werde in den nächsten Tagen das zweite Lichtscheingefäß probieren - allerdings dann nicht mehr aus dem wertvollen und wunderschönen Mirabellenholz -werde zu Testzwecken auf Eberesche ausweichen - Eberesche reißt auch bei weitem nicht so wie Mirabelle. Habe diesbezüglich schon Trockenversuche mit äußerst ungewöhnlichen Methoden erfolgreich - also rissfrei - abgeschlossen.
Wünsche Dir für Deine weiteren Tests viel Erfolg und gutes Gelingen.

Danke

Gruss Dieter M.


Bettina Brinkmeier

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Bettina Brinkmeier »


Hallo Dieter,

was für Trockenversuche hast du denn gemacht?

Mein Mann schlägt gerade wieder Brennholz für unseren Ofen und da wir in einer Gegend leben,(Westfalen), wo viel Eiche und Buche wächst, tobe ich mich an Buchenholz aus bevor ich zu wertvollerem Material greife.

Bettina

Dieter Macher

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Bettina,

Die von mir erwähnten ungewöhnlichen Trockenversuche beziehen sich nur auf die Ebereschen. Ein glücklicher Umstand will es, das ich mich an einen sehr großen Betsand von Ebereschen schadlos halten kann. Ich habe mir vor zwei Jahren den Holzatlas von R. Wagenführ gekauft, dieser schreibt zur Eberesche das dieses Holz kaum bzw. garnicht zum Reißen neigt. Dies und der o.g. Umstand war für mich der Anlass saftfrisch geschlagenes Ee-Holz auf recht ungewöhnliche und mit Sicherheit NICHT! fachgerechte Art und Weise zu trocknen. So habe ich z.B. einen Ast mit ca. 8 cm Durchmesser und gut einem Meter Länge mit Rinde auf eines meiner " Hochregale" in meiner Werkstatt gelegt - eigentlich genau über meinen mit Holz/Kohle befeuerten Werkstattofen. Da ich ein Mensch bin der die Kälte in Verbindung mit dicken Klamotten beim Arbeiten hast ( bin durch zahlreiche Einsätze in der Vergangenheit auf " Winterbaustellen " sozusagen
" vorgeschädigt" ) habe ich in meiner 18 m2 Werkstatt in der Kälteperiode stets sehr gut geheizt, wenn ich darin arbeite.
Ein Thermometer auf Kopfhöhe zeigt dann meist gute 30 - 35 Grad Celsius an -ca. 30 cm unter der Werkstattdecke - also auf Höhe des frischen Ee-Holzes -dürften es dann gute 40 Gräder und darüber sein. Dies im Wechselrythmus zu gerade mal ca. 5 - 10 Grad Cel. im Rythmus von etwa 24 Std. - (wenn ich nicht arbeite - ) Der Ast ( und das andere Ee-Holz ) hatte sich zwar etwas verbogen - ist aber in keinster Weise gerissen ( Stirnseiten dick mit Weissleim versiegelt )Andere Hölzer - ebenfalls versiegelt - " knallten " auf der ganzen Länge auf - wie man bei uns so sagt - allerdings sollte man z.B.frisches Weiss - und Rotdornholz auch solchen Temeraturen bzw. Schwankungen nicht unbedingt aussetzen - war ja auch nur ein Test.Diese Ebereschen-Ergebnis wiederum war der Anlass für den zweiten Test im Backofen - diesmal mit einem Stück in dem der Kern noch drin war - 50 Grad / 45 Min. diesmal zwar extrem " verzogen" - seltsamerweise aber ebenfalls keinerlei Risse.
Dies war dann für mich der Anlass, meinen Vorrat an Ee-Holz kräftig aufzustocken - allerdings fachgerecht im Freien unter Dach eingelagert.
Frisches Ee-Holz kann ich mir jederzeit holen.Bin von der Qualität dieses Holzes recht begeistert.

Soviel zu meinen Ebereschen - Sonder-Trocknungstests.

Gruss

Dieter M.

Berthold Cremer
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Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #1107]
Hallo Dieter und Bettina!

Hier zwei Beiträge zum Thema „Lichtscheingefäße“
Hast du dir das so vorgestellt? :-)))
Das Licht scheint hier ganz prima durch.
Gruß
Berthold

Modell Douglasie:


Modell Kiefer:
20cm x 10cm




Peter Sternischer
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Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Peter Sternischer »

[In Antwort auf #1107]
Hallo Dieter,
falls ich daneben liege entschuldige bitte ,kann es sein das bei dem Mirabellenholz Kernholz dabei war?
Gruß Peter Sternischer

Peter Sternischer
Beiträge: 167
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Peter Sternischer »


Habe mich falsch ausgedrückt mit dem Kernholz meinte das Mark/Herz .
Gruß Peter Sternischer

Dieter Macher

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »

[In Antwort auf #1136]
Hallo Berthold,

Vom Modell Douglasie habe ich schon zig Dutzende angefertigt - liegen alle archeologisch nummeriert, katalogisiert und fachmänisch eingelagert in meiner Abt. " Brennholz-Notvorrat".

Vom Modell Kiefer hab´ich grad mal zwei Stück - etwas kleinere - aber dafür mit größeren Löchern!

Nein - jetzt mal im Ernst: Est ist schon möglich, die Wandstärke so dünn auszudrehen das dass Licht durchscheint - es ist halt nur sehr schwierig!

Gruss

Dieter M.

Dieter Macher

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Peter,
Deine Annahme ist richtig - der Kern bzw. das Herz war noch in dem Rohling - außerdem war der Boden noch verhältnissmässig dick - gute 22 mm.
Das dass Reißen bei einem Holzstück mit Kern / Mark sozusagen vorprogramiert ist, war mir klar - es war ein Risikoversuch - hat leider nicht bzw. nur zum Teil geklappt.

Gruss Dieter.

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