Hochbett für die Enkeltochter (4) *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Hochbett für die Enkeltochter (4) *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Dieser Beitrag ist denen gewidmet, die ihn durch verbesserte Forumssoftware möglich gemacht haben

Ich wurde beauftragt, für die Enkeltochter ein Hochbett zu bauen. Ziel war die doppelte Nutzung der Grundfläche, es wurde darum festgelegt dass die freie Höhe unter dem Bett 1600mm sein sollte. Wegen des reletiv kleinen Kinderzimmers wurde auch eine kleine Matratzengröße (700 x 1600, ist ein gängiges Maß im schwedischen Möbelhaus) gewählt, darum ist das Bett am Ende recht hochbeinig geworden. Weil ein solches Bett aus Sicherheitsgründen ein stabiles und ausreichend hohes Geländer braucht, sind die Pfosten dann 2100mm lang geworden - so lange Teile hatte ich vorher noch nie auf der Hobelbank.

Das Bett wurde aus nordischer Kiefer (besäumte Bretter, nominell 33 dick, ca. 200 breit) gebaut. Längs aufgeschnitten wurde mit der Tischkreissäge. Alle Teile wurden mit der Raubank abgerichtet.

Zuerst wurde auf der Zeichenmaschine konstruiert, eine richtige Technische Zeichnung (Zusammenbauzeichnung) mit allem wesentlichen Merkmalen und Maßen. Der dritte Entwurf erschien brauchbar.
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Bild 1: Diese Zeichnung (A3, oben und A4, links unten) wurde in der Werkstatt auf die Tür meines Schrankes für Schrauben gepinnt. Das ist ein ausgemusterter alter Küchenoberschrank mit auf die Tür geklebten Unterlegscheiben, da werden Zeichnungen, Merkzettel usw. mit Magneten angeheftet. Die Zeichnung enthält noch nicht jedes Datail der Einzelteile (also z.B. Bohrungsabstände, Lage und Länge der Zapfenlöcher usw.) Sowas wird bei mir in der Werkstatt auf Handskizzen festgelegt und dokumentiert (A4- Blatt rechts unten).
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Bild 2: Abrichten der Pfosten (Querschnitt 70 x 58, 2100 lang), nach dem Verleimen. Festgehalten mit einer Schraubzwinge (ganz links) an einem in die Vorderzange gespannten Brett. Die beiden durch Hobeln abgerichteten Flächen bilden später die Innenecken der Pfosten und sind Bezug für die Maße. Die beiden anderen Flächen werden auf der Kreissäge gesägt, dabei wird auch der Querschnitt auf das Fertigmass gebracht. Diese Flächen werden erst ganz zum Schluss glattgehobelt.
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Bild 3: Bestoßen langer Teile (hier: Längssseite des Bettkastens) mit der Stoßlade nach Ablängen von Hand. Die Pfosten konnten wegen ihrer Breite von 58mm so nicht bestoßen werden, die habe ich mit dem Flachwinkel- Einhandhobel unter ständiger Kontrolle mit einem Winkel auf Fertiglänge gebracht.

Der Bettkasten, der die Matratze umschließt und die Federlatten trägt die keinen eigenen Rahmen haben, ist aus 140mm breiten Brettern (30 dick) hergestellt. Eckverbindungen mit Schwalbenschwänzen.
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Bild 4: Sägen der Schwalben an den langen Bettkastenseiten (knapp 1,70m). Entsprechend wurden auch die Zapfen an den langen Geländerteilen gesägt.
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Bild 5: Leimen der Eckverbindungen des Bettkastens. Ich habe erst ein U geleimt (beide Verbindungen nacheinander, so konnte ich sie in Ruhe genau ausrichten) und dann die zweite Längsseite eingesetzt, das Bild zeigt diesen Schritt.
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Bild 6: Stemmen der Zapfenlöcher in die Pfosten. Damit ich genau senkrecht in die Fläche komme, kontrolliere ich mit einem Spiegel (rechts).

Die gestemmten Zapfenlöcher werden immer ganz leicht konisch (knapp einen halben mm). Die Zapfen werden so breit gesägt wie die maximale Breite des Zapfenloches. Sie müssen dann eingepasst (entsprechend auch leicht konisch nachgearbeitet) werden, dabei lassen sich auch kleine Richtungsfehler sehr einfach korigieren.
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Bild 7:Zum positionsgenauen Ohren in den Teilen habe ich mir Bohrschablonen gebaut, die einen einstellbaren Anschlag haben und sich mit Schraubzwingen auf den Bauteilen fixieren lassen. Der Bohrer wird in einer gehärteten Bohrbuchse (Normelement aus der Metall- Fertigungstechnik) geführt. Rechts: Die Schablonen für 10 und 12 mm Durchmesser.
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Bild 8: Die Federlatten des Lattenrostes sind aus einem alten Bett übriggeblieben. Sie sind auf Auflageleisten, die in den Bettkasten geleimt (und aus Sicherheitsgründen zusätzlich geschraubt) sind, mit PE- Schnur aufgenäht. Die Schnur ist so geführt, dass sie auch eine knarrsichere Auflage für die Latte sowie seitliche Anschläge bildet.
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Bild 9: Probeweiser Zusammenbau des Bettes (noch ohne Federlatten, Holz unbehandelt). ZTusammenbau erfolgte im Wohnzimmer, in der Werkstatt ist es dazu zu eng
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Bild 10: Leiter, Bettkasten, Geländer. Wenn man sich handelsübliche Hochbetten ansieht, fehlt da oft jegliches Bemühen, das Ein- und Aussteigen sicher zu gestalten. Ich hoffe, dass der seitliche griff zur Sicherheit beiträgt. Die Besitzerin hatte bisher auch nie Probleme und passiert ist auch nichts.
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Bild 11: Mila in ihrem Bett. Sie hatte sichtbar keine große Lust sich fotografieren zu lassen. Das Bett ist (bis auf die Leiter) auf speziellen Wunsch mit einer weiß pigmentierten Lasur behandelt worden, M. Bahr Möbelasur. Würde ich nicht wieder machen, das Zeug ist ausgesprochen unangenehm. Pinsel lassen sich keineswegs, wie es die Gebrauchsanleitung verspricht, mit Wasser auswaschen (Nitroverdünnung und Nachspülen mit Spülmittel geht) und die Lasur bindet unter Klümpchenbildung beim Streichen im Pinsel ab.


Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Hochbett für die Enkeltochter (4)

Beitrag von Johannes M »


Hallo Friedrich,

schönes Bett und eine schöne Dokumentation. Nur die Leiter finde ich nicht so praktisch, da die Bettleiter ja barfuß benutzt wird. Deshalb finde ich dort eine größere Auftritzfläche sinvoll.

Es grüßt Johannes

Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Hochbett für die Enkeltochter (4)

Beitrag von Pedder »


Hallo Friedrich,

tolle Doku, tolle Bilder! Und weil das hier wahrscheinlich ganz schnell die deutsche Quelle für Hochbettbau wird, von mir als aktuellem Hochbettnutzer der Hinweis, dass leicht schräge Leitertreppen deutlich einfacher zu benutzen sind.

Liebe Grüße
Pedder

Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Noch ein Hochbett *MIT BILD*

Beitrag von Johannes M »


Hallo Pedder, Hallo Friedrich,

hier noch ein Scann aus meinem Fotoalbum. Hochbett auch aus Kiefer, 40mm Bohlen unbesäumt. Das Kopfende ist an der Wand verdübelt, die Bettseite ist mit dem Kopfbrett mit Schwalben und Zinken vebunden. Als ich das Bett gebaut habe, war meine Nichte 7.

Es grüßt Johannes

Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Hochbett

Beitrag von Philipp »


Hallo Friedrich,

wieder ein schönes Projekt, danke Dir. Ich sach ja: mit der neuen Forumssoftware hagelt es gleich wieder Dokus und Bilder. Das sollte uns allen Ansporn sein, wieder schön aktiv zu werden.

Unser Kinderzimmer, das sich zwei Racker (2 & 4) teilen müssen, ist auch sehr klein, weswegen ich gerne auf ein Hochbett ausweichen würde. Nur frag ich mich halt wegen der Sicherheit, was das geringste Eintrittsalter ist. Anderhalt Meter Fallhöhe sind ja schon 'ne Ansage...Auf der anderen Seite kann und soll man ja auch Kindern eine Menge zutrauen.

Ist Dein Hochbett zusätzlich man die Wand gedübelt?

Dein Bericht bestärkt mich darin, vielleicht doch mal mit dem Bau anzufangen. Mit Ausbildungsbeginn der Kleinen wäre ich dann vielleicht auch fertig ;-).

Gruß, Philipp

Ulrich W
Beiträge: 340
Registriert: Sa 3. Okt 2020, 12:02

Re: Hochbett für die Enkeltochter (4)

Beitrag von Ulrich W »

[In Antwort auf #132600]
Hallo Friedrich

großes Lob für das sauber ausgeführte Hochbett.

Ich möchte mir aber noch eine Bemerkung zum Thema Hochbett erlauben:
Ich halte die Hochbetten, besonders die mit der senkrechten Leiter ohne Auftritt für saugefährlich.
Fällt man aus diesen Höhen kann man sich das Genick brechen.
Mein Bruder hatte vor 50 Jahren Glück und nur eine klaffende Wunde an der Stirn, welche ich mit Tesafilm zusammen geklebt habe.

mfg. Ulrich



Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Hochbett für die Enkeltochter (4)

Beitrag von Stefan Krieger »

[In Antwort auf #132600]
Hallo Friedrich,

das Hochbett gefällt mir sehr gut. Und die Dokumentation ist richtig klasse!

Breitere Stufen wären sicher ergonomischer, aber ich glaube Kinder achten auf so etwas nicht so sehr und kommen da sehr gut mit zurecht. Ich hatte früher auch ein Hochbett mit solch runden Stufen. Und auf Spielplätzen sind die Leitersprossen auch meist rund.

Kannst Du zu dieser Lattenbefestigung noch etwas mehr sagen? Verhinderst Du das Knarren, weil die Latten auf der Schnur draufliegen und auch Schnur zwischen Latte und Bett-Seitenteil ist? Eine tolle Idee! Wie hast Du die Schnur am Bettrahmen befestigt?

Schön, dass das mit dem Bilder einstellen jetzt so simpel und für jedermann machbar geworden ist, nochmals Danke an Dieter und Gerhard!

Schöne Grüße
Stefan

Roland Neubauer
Beiträge: 25
Registriert: Mo 4. Mär 2019, 18:12

Re: Hochbett für die Enkeltochter (4)

Beitrag von Roland Neubauer »

[In Antwort auf #132600]
Hallo,
ich hätte auch Bedenken wegen der Leiter. Erstens wegen den Stufen und zweitens wegen des Anstellwinkels.
Versuch doch wenigstens die Leiter ein bißchen schräg zu stellen, vielleicht 15 Grad, dann steht das Kind viel bequemer und v.a. sicherer darauf.

Gruss, Roland

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Hochbett für die Enkeltochter (4)

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #132600]
Friedrich,

für eine Hobelbank ist das Gestell definitiv zu hoch, aber gewisse Ähnlichkeiten sind schon da! ;-)

Wie zu erwarten ist alles sauber verarbeitet, sieht gut aus!

Zwei Anmerkungen hätte ich allerdings zu Sicherheit:

- die oberste Stufe der Leiter ist die Einladung zum Desaster, weil viel zu wenig Abstand zum Bettkasten besteht. Da kann man praktisch nur mit dem Zehen drauftreten und daher sehr leicht abrutschen.

- Das "Geländer" hätte ich wesentlich höher ausgeführt. Kinder hüpfen nunmal gerne im Bett. knicken dabei auch mal um und ich möchte mir nicht vorstellen, was geschieht, wenn das Kind dann gegen das Geländer fliegt?

Gruss

Rolf


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Zu den Hinweisen und Einwänden:

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #132600]
Interessant, dass hier genau die gleichen Bedenken auftauchen, die ich auch hatte; es war, wie ich schon schrieb, eine Auftragsarbeit. Meine (im Gegensatz zu mir) selbst im Hochbett aufgewachsene Schwiegertochter, Milas Mutter, hat mir manches ausgeredet.

Zu den Leiterstufen (rund): Durchmesser ist 28mm. Dass die unkomfortabel sind, gilt für Erwachsene sicher. die viel leichteren Kinder haben damit überhaupt keine Probleme. Darum habe ich diese Bauweise gewählt und alte Gardinenstangen verarbeitet. Schwiegertochter (leichtgewichtig) klettert da auch hoch um das Bett zu machen.

Zur Stellung der Leiter (senkrecht / schräg): Ich war auch der Meinung, die Leiter müsse schräg stehen. Muss sie aber nicht, dem Kind macht diese "Sprossenwand" überhaupt keine Probleme, darum habe ich mich doch zu dieser platzsparenden Anordnung (es ist am Aufstellort wirklich eng!) entschlossen. Was ich wichtig fand, ist, dass der Umstieg von der letzten Stufe über die Bettkastenkante nicht senkrecht erfolgt und dabei außerdem der seitliche Griff zur Verfügung steht.

Abstand der Sprossen vom Bettkasten (oben) und von der eingezapften Querverbindug (unten): Das täuscht, Rolf. Es ist genug Platz, um mit der Mitte des Fußes aufzutreten, das muss selbstverständlich auch sein.

Höhe des Geländers: Das sind 40cm über der Matratze. Wenn das Kind auf dem Bett hüpfen will, reicht das sicher nicht. Ein dafür bemessenes Geländer wäre ein Käfig.

Meine Enkeltochter ist ein sehr kräftiges Kind und ausgesprochen geschickt. Es hat mich beeindruckt, wie sie das Bett zum ersten Mal geentert hat. Ich schlafe ncht schlechter seit sie das Bett benutzt, auf jedem Spielplatz ist sie sicher mehr gefährdet, und Fahrrad fährt sie schliesslich auch. Aber ich kann mir schon vorstellen dass nicht Alle diese Leichtfertigkeit teilen, und ich würde auch nicht jedes Kind auf dieses Bett drauflassen.

Zu den anderen Fragen:

@ Stefan: ja, die Schnur ist so geführt, dass sie sowohl eine Auflage unter der Latte als auch einen seitlichen Puffer an deren Ende bildet. Sie ist am Bettkasten mit ihrem Ende mit einer Schraube + Scheibe + einem Klecks Epoxykleber befestigt

@ Philipp: Das Bett ist an einer Schmalseite an die Wand gedübelt, an der anderen Seite ist ein Pfosten auf dem Boden fixiert.

Friedrich



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