Mein Schärfplatz *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael Meyer
Beiträge: 408
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Mein Schärfplatz *MIT BILD*

Beitrag von Michael Meyer »


Lieber Holzwerker,

ich möchte hier meinen Schärfplatz vorstellen. Vorab vielen Dank an Friedrich Kollenrott für das Teilen seines Wissens und Erfahrung rund ums Schärfen, das hat mir viel geholfen und auch viele Anregungen gegeben.

Ich habe mit dem Schärfen viel experimentiert, und mit dem ungeführten (also nur mit der Hand geführten) Schärfen keine so tollen Ergebnisse erreicht. Liegt sicherlich an mir, aber da bin ich wahrscheinlich nicht alleine. Habe mir also gedacht, eine Führung muss her. Die von Gerd Fritsche habe ich gekauft, und die war besser als einige auf dem Markt (allerdings auch sehr teuer, vermutlich durch die kleine Produktionszahl bedingt). Aber richtig zufrieden war ich auch noch nicht, mir schwebte eine Konstruktion mit Linearführungen vor. Meine erste Ausführung habe ich zusammen mit der Vorstellung meiner Werkstatt abgebildet. Mittlerweile habe ich - in Anlehnung an Friedrichs Schärfplatz - mir auch einen Schärfplatz eingerichtet.

Dieser ist zweigeteilt. Links ist der Handschärfplatz, dieser besteht aus einer 38mm Multiplexplatte, die auf ein Metabo-Gestell geschraubt wurde (das Gestell war zur Aufnahme von Handkreissägen gedacht, um damit eine Tischkreissäge zu erhalten). Weshalb dieses Gestell? Es ist sehr stabil, breitfüßig, leicht und war günstig (35 Euro). Halt schwäbische Qualität. Die dicke Multiplexplatte habe ich genommen, um einen sehr standfesten Arbeitsplatz zu bekommen, der außerdem verzugssicher ist. Die Platte ist 760 x 635 mm groß. Die Höhe des Arbeitstisches ist 850 mm. Die Linearführungen von Bosch-Rexroth habe ich im Abstand von 412 mm mit M5x35 Inbusschrauben angebracht. Dazu habe ich mit einem Gewindeschneider die M5-Gewinde in die Multiplexplatte geschnitten. Es ist erstaunlich, wie gut ein metrisches Normgewinde in Hartholz oder Multiplex hält - nach meiner Erfahrung eine bessere Befestigung als eine Holzschraube. Übrigens kann man auch nur das Kernloch für das Gewinde bohren und dann mit dem Akkuschrauber die Schraube eindrehen, das geht auch ganz gut und dabei wird das Gewinde geformt. Aber die Schraube wird durch diese Verformungsarbeit ganz schön heiß, also mehrmals die Schraube wechseln. Ich nehme aber lieber den Gewindeschneider, der zerspant und nicht verformt. Aber vielleicht ist das Verformen - also Verdrücken - besser oder nicht schlechter? Eine Art des Schmiedens - oder Materialverfestigung? Jedenfalls halten die Gewinde in hartem Holz bestens.

Sehr nützlich ist auch die Anwendung eines elektronischen Winkelmessers, wie sie für ca. 30 Euro erhältlich sind. Am Schleifstein nullen und den Winkel am Schleifgut ablesen.

Als Wasserwanne habe ich eine Gummimatte von Tormek (RM-533) zwischen die Linearführungen gelegt. Die Klemme für das Schärfgut habe ich aus einem Stück Blech und 2 M6-Rändelschrauben am Schraubstock gefertigt.

Neben diesem Handarbeitsplatz habe ich eine Naßschleifmaschine, die ich für das Schärfen von Küchenmessern optimal finde. Das Gestell ist ziemlich tief, um die empfohlene Arbeitshöhe für Messer zu erreichen. Unten auf dem Ablagebrett hat ich einen Korb für zu schärfende Messer, eine gute Wasserspritzflasche von Gardena und eine Keramikbackform als Wanne zum Nässen von Schärfsteinen.

LG
Michael





Hans Dieter
Beiträge: 134
Registriert: Mo 24. Okt 2016, 22:52

Re: Mein Schärfplatz

Beitrag von Hans Dieter »

[In Antwort auf #142114]
Hallo
Was mir bei deinen Bildern immer wieder auffällt.......
Im letzten Winter musste ich unters Messer, bevor ich in die vorläufigen Jagdgründe entfleuchen durfte ist mir der ganze Dreck inkl. Spinnweben aufgefallen, mein letzter Gedanke war bei dir, da ist es sauberer als in einem OP Saal eine renoumierten Klinik.

Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Mein Schärfplatz

Beitrag von Thomas Heller »


Lieber Michael,

erst mal gratuliere ich Dir zu dieser tollen Schärf-Hilfe. Etwas ähnliches habe ich auch schon bei einem anderen Forums-Kollegen gesehen
und ich finde die Grundidee sehr gut.

Gerade bei dem von Dir gezeigten Anwendungs-Beispiel mit dem japanischen Eisen, drängen sich mir aber direkt zwei Verbesserungs-Vorschläge auf,
die ich Dir gerne mitteilen möchte:

-Die Klemm-Vorrichtung ist meiner Meinung nach zu weit vom Stein entfernt. An dem kurzen Stemmeisen, kann man bereits die Grenzwertigkeit erkennen.
Eine untergelegte Platte unter der Gummimatte, würde Abhilfe schaffen.

-Um das Verrutschen des zu schleifenden Werkzeug zu verhindern, empfehle ich Dir ausserdem die Nachrüstung eines einfachen Anschlages auf der Klemmung,
der sicher stellt, das z. B. ein Hobeleisen im rechten Winkel auf den Stein trifft.

Ansonsten, eine gute Arbeit!
Ich wünsche Dir viel Freude damit!

Liebe Grüße aus Pulheim
Thomas Heller

Michael Meyer
Beiträge: 408
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: Mein Schärfplatz

Beitrag von Michael Meyer »


Lieber Thomas,

herzlichen Dank für Deine Anregungen, die ich zunächst gut verstehen kann und auch ausprobieren möchte. Ich bin selbst noch am ausprobieren und daher dankbar für Verbesserungsvorschläge. Mit dem Schleifwinkel ist es tatsächlich nicht so einfach, ich habe eher als Extrembeispiel den kurzen japanischen Stechbeitel genommen, weil er im richtigen Winkel schwer zu spannen ist. Mit europäischen Stechbeiteln ist das Einspannen viel einfacher, aber ich mag lieber die japanischen. LG Michael

Juergen H.
Beiträge: 120
Registriert: Di 26. Mai 2015, 23:15

Re: Mein Schärfplatz

Beitrag von Juergen H. »

[In Antwort auf #142114]
Hallo Michael,

Interessante Konstruktion. Das würde ich gerne mal ausprobieren. Um einen perfekten rechtwinkligen Anschliff für ein Stecheisen hinzubekommen kann ich mir Deine Vorrichtung gut vorstellen. Bei der gerundeten Schneide eines Putzhobels wirds vermutlich schwierig.
Ich habe bislang keine Führung in die Finger bekommen, bei der ich ein Stecheisen oder ein Hobeleisen gut nachschleifen kann. Die sind immer klasse um die Grundgeometrie herzustellen. Aber es gelingt mir selten wieder die gewünschten Einstellungen zu reproduzieren, wenn das Hobeleisen stumpf ist. Das stelle ich mir bei Deiner Lösung noch schwieriger vor, weil der Halter fest mit den Führungen verbunden ist. Vielleicht könnte ein Halter hilfreich sein, der auf der Querstange nur aufgelegt wird.

Jürgen

Michael Meyer
Beiträge: 408
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: Mein Schärfplatz

Beitrag von Michael Meyer »


Hallo Jürgen,

danke für Deine Hinweise. Ich habe ins Stahlblech 26er Löcher gebhort, damit die Halterung sich etwas an das Schleifstein anpassen kann. Die Querstange hat 25er Durchmesser. Mein Grundgedanke war: nicht zu starr, sonst findet die Schneide die Schleifebene nicht. Vielleicht finden wir gemeinasm eine optimale Sache.

LG Michael

Rolf Richard
Beiträge: 3390
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Re: Mein Schärfplatz

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #142114]
Hallo Michael,

insgesamt eine sehr interessante Lösung! Würde ich gerne mal ausprobieren - mal sehen!

Danke jedenfalls für die Vorstellung.

Rolf

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Mein Schärfplatz

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #142114]
Hallo Michael,

irgendwo war das ja schon mal zu sehen, ich finde es gut Dass Du Deinen Schärfplatz jetzt hier ausführlich zeigst. Mein Schärfplatz und meine Schärfmethode sind ja nicht die einzige Möglichkeit, und eine "beste" gibt es sicher nicht. Ich weiss auch, dass die Vorstellung, freihändig also ohne Führung zu schleifen, Vielen unbehaglich ist, und eine Schleifführung hat ja auch klare Vorteile. Die Freihändigkeit ist bei mir ja auch aus einem gewissen sportlichen Ehrgeiz entstanden, den muss man nicht haben.

Nebenbei: Die Haltbarkeit von Maschinenschrauben in passend gebohrtem Hartholz- ob mit der Schraube als "Gewindeformer" oder mittels Gewindebohrer hergestellt- kann ich bestätigen, das geht wirklich sehr gut.

Du hast ja für die Eisen eine sehr starre Führung gebaut, mit richtigen Wälzführungen wie in Werkzeugmaschinen üblich. Da passt sich dann nichts mehr an, und entsprechend genau müssen dann natürlich die Eisen zur Steinfläche ausgerichtet werden, nicht nur in der Neigung sondern auch quer. Ich habe die -vielleicht falsche- Vorstellung dass man auf einer solchen Maschine für das Ausrichten recht viel Zeit braucht. Und dass es vielleicht schwierig wird, wenn ein Stein nicht mehr exakt planparallel ist oder wenn man mit zwei Steinen unterschiedlicher Dicke nacheinander arbeitet.

Richtest Du ausschließlich mit dem Neigungsmessgerät aus? Kannst Du auch sehr kurze Eisen spannen? Falls Du mit Mikrofasen schärfst: Du führst ja relativ steil von oben. Gibt es Schwierigkeiten mit Einschneiden in den Stein?

Auf jeden Fall: Interessant und eindrucksvoll.

Ich wünsche allzeit scharfe Eisen und Messer

Friedrich



Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Mein Schärfplatz

Beitrag von Christof »

[In Antwort auf #142114]
Hallo Michael,

das sieht nach einer kompromisslosen Lösung aus. Mir gefällt das - obwohl ich das Freihändig immer noch übe :-)

Wie kriegst du es hin, dass die beiden Seiten des Schleifsteins parallel bleiben? Hast du damit Probleme und wie löst du sie? Oder würdest du sagen, dass beim Abrichten des Schleifsteins die beiden Flächen ausreichend parallel bleiben, ohne das am Stecheisen/Hobeleisen ein schräger Schliff entsteht?

lg, Christof

Gerd Fritsche
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Das Ausrichten der Messer *MIT BILD*

Beitrag von Gerd Fritsche »

[In Antwort auf #142114]
Hallo Michael,
wirklich ein sehr schöner Schleifplatz, aber wie auch Friedrich und Christoph schreiben ist das Ausrichten der Messer, um eine exakt rechtwinkliche Schneide zu bekommen, bei dir ziemlich schwierig.
Ich hatte mich deshalb für eine selbst zentrierende Führung entschieden, die schräge Steine und schräge Messer durch das eine Rad selbstständig ausrichtet.
Die Bilder zeigen ein Messer das einen Winkel von 20 Grad hat und problemlos geschärft wird, egal wie es eingespannt wird.

Ich wäre dir dankbar, wenn du mir die Probleme, die du mit meiner Schleifführung hast, schilden könntest, vieleicht kann ich da Abhilfe schaffen.
Viele Grüsse
Gerd.

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