Holz lagern vor Einschnitt *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dominik H
Beiträge: 13
Registriert: Mo 23. Feb 2015, 17:59

Holz lagern vor Einschnitt *MIT BILD*

Beitrag von Dominik H »


Hallo zusammen,

musste kürzlich 2 schöne Obstbäume fällen die noch gutes Obst getragen haben aber leider am falschen Fleck standen... ;-/ Umso wichtiger ist mir jetzt, dass die 2 Bäume weiterleben.

Konkret geht es um einen Apfelbaum und um einen Zwetschkenbaum. Der Apfelbaum hat einen Durchmesser von rund 38 cm und der Zwetschkenbaum rund 25 cm. Der Apfel ist "gesund", die Zwetschke ist im Kern ein wenig faul. Jetzt werden viele von euch sagen - das ist gutes Brennholz... Ich hätte aber was Anderes damit vor :-). Ich würde aber gerne einen kleinen Couchtisch aus dem Apfelbaum machen und aus dem Zwetschkenbaum evtl. Bilderrahmen o. ä.

Mein Sägewerker schneidet aber erst in 2 Wochen - und jetzt wollte ich fagen, wie ich am besten das Holz zwischenlagern soll (ggf. Hirnenden versiegeln?). Gefällt wurde bereits vor 1 Woche - dachte eben, dass das Ganze dann gleich aufgeschnitten werden kann, aber dem ist leider nicht so.

In was für Dicken soll ich die beiden einschneiden lassen - vor allem den Apfelbaum? Mir ist ja bekannt, dass sich Obstholz sehr gerne wirft (und der Apfelbaum ist natürlich auch leicht drehwüchsig!)... Und: wie anschließend lagern?

Für weitere Tipps im Umgang mit Obstholz bin ich natürlich dankbar :-).

Nachfolgend 2 Bilder von den Schönen.


Apfelstamm


Zwetschkenstamm

Vielen Dank euch inzwischen,
schöne Grüße

Joachim Thiel
Beiträge: 188
Registriert: Di 25. Okt 2016, 14:52

Re: Holz lagern vor Einschnitt *MIT BILD*

Beitrag von Joachim Thiel »


Hallo Dominik
Zur Lagerung kann ich dir nichts sagen, da hab ich selbst Bedarf .
Allerdings paar Bilder von meiner Zwetschge kann ich dir zeigen.
Wollte schon früher was schreiben, ist aber wahrscheinlich für schreiner
kein so interessantes bzw erfreuliches Thema.
Die bäume wurden anlässig meiner Produktion gepflanzt, als knapp 60.
Das ist für einen Wildling bzw eine Wiesenzwetsche schon ein beachtliches Alter.
Von ursprünglich 9 gibt es nur noch einen aber noch jede menge klaren Saft.
Alle hatte sie extremen Drehwuchs und wie gesagt nach und nach ihre Aktivitäten eingestellt.
Die Bretter vom Bild sind 180 lang und etwa 60 mm dick .
2013 gabs noch viel Ertrag für Kuchen ,Marmelade und so.
Nur Frühjahr 2014 ist er nicht mehr erwacht.
Gefällt habe ich im August 14, mit Sicherheit nicht die beste Zeit.
Zu Brettern am nächsten Tag geschnitten.
Da hat sich auch der Grund für seine Lustlosigkeit gezeigt .


Insgesamt 5 verschiedene "Arten" nicht zahlender Untermieter hab ich gefunden.
Das größte völkchen , die Bilfingers, Abteilung unkontrollierter Tunnelbau.
Auf die 180 geschätzt 1500 bis 2000, also absolut tödlich für den Baum.
Gänge teils im holz und teils in der Rinde.



Die Dickköpfe , aber weder verwandt noch verschwägert mit mir.
Sehr breiter aber sehr flacher Kopf, Verhältnis etwa 1/5
Gänge nur in der Rinde aber mit Kontakt zum holz.
Der größte war etwa 20 mm , ist aber nicht auf dem Bild
,ein Rotkehlchen war schneller wie ich mit dem Fotoapparat.
Ganz rechts auf dem Bild der war etwa 2 mm lang.



Davon hab ich nur ein "Nest" gefunden



Von dem gab es auch sehr wenige
Länge 17-20 mm und 2,5 dick
Mit steigender Tagestemperatur wurden sie aber sehr quirlig .
Sind aber auch alle mit dem Rotkehlchen weggeflogen.

Bis jetzt waren alle Bewohner mehr oder weniger in der Rinde aktiv.
Insgesamt hab ich aber noch drei Löcher von knapp einem Millimeter gefunden.
(zwei Löcher auf dem Bild mit den Dickköpfen)
Die waren aber schon länger nicht mehr bewohnt.
Wahrscheinlich war mein Baum einfach nur alt.

Trotz allem Frust ein schönes holz



Die Bretter sind alle entrindet, die Schnittstellen versiegelt und lagern jetzt dunkel und gut belüftet.
Ich würde es wieder so machen.
Rein äußerlich hat man ander Rinde nicht viel gesehen.
Ich habe Keine Ahnung wie eine Lagerung als ungeschnittener Stamm ausgegangen währe.
vielFreude mit deinem holz und entschuldige wenn das jetzt zu viel ot war

Gruß Joachim

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Das Herz schlug höher ...

Beitrag von Rafael »


... als ich das letzte Bild sah.

Schon beim Anblick des ersten Bildes dachte ich "da wird er bestimmt was schönes daraus machen können".
Bei dem letzten Bild verschlug es mir gleich die Sprache und fast hätte sich eine Träne im Augenwinckel verirrt, als mir wieder mal klar wurde, mit welchen Wundern uns die Natur beschenkt.
Und wir, die aus Laune, Lust, Bewunderung oder sogar Not mit Holz zu tun haben, dürfen ab und zu mit solchen Beispielen für die Pracht und Schönheit dieses Werkstoffes arbeiten.
Wenn gar das Glück uns gesonnen ist und etwas Schönes aus solchen Stücken gelingt, dann haben wir nicht nur mit Freude das Holz bearbeitet, sondern dürfen unser Auge noch oft an seiner Schöheit im entstandenen Werkstück erfreuen.

Joachim: mach was schönes daraus.

Gruß,
Rafael

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Holz lagern vor Einschnitt

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Dominik

Leicht Drehwüchsig ist eine leichte Untertreibung, Du wirst Dich vielleicht noch wundern, wenn Du die geschnittenen Bretter zum trocknen aufsetzt, ich hab einen ähnlich aussehenden Birnbaum unter dem Carport, eigentlich wollte ich einen Spiegelrahmen aus diesem Holz fertigen, wage es aber bis heute nicht, ich habe Angst, der Spiegel wird brechen, wenn das Holz beim Wetterwechsel sich verändert, ich suche noch eine entsprechende Form, die der Problematik gerecht wird..
Das soll Dich aber nicht davon abhalten das Holz aufschneiden zu lassen.
Was die zwei Wochen bis zum schneiden angeht, mach Dir da keine Sorgen, hält das feuchte Wetters so an, passiert da nichts, am besten Du lässt es im Regen liegen, der Sonne sollte es nicht ausgesetzt sein, notfalls Wasser darüber schütten oder, noch besser ein feuchtes Tuch auf die Schnittflächen.
Andererseits, Du hast doch bestimmt vor, nach dem Aufschneiden die Stirnflächen zu versiegeln, dass kannst Du natürlich auch jetzt schon machen, ich nehm, falls vorhanden, alte Leimreste oder alte Lackreste zum Versiegeln.

Das Swetschgenholz ist was ganz besonderes, Bilderrahmen ist da ein guter Plan.
Zum Zwetschgenholz, der Splint schwindet bei diesem Holz sehr stark, stärker als das Kernholz, so hab ich schon erlebt, dass Risse des Splintholzes sich noch leicht bis ins Kernholz fortsetzen, ich würde Dir raten, nach dem Aufschneiden den Splint zu entfernen

Ich hab einiges mit Obsthölzern schon unternommen, solltest Du es nicht wissen, ich hab in Ermangelung einer eigenen Hompage eine ganze Reihe Links unter mein Benutzerprofil platziert, da findest Du einige Berichte.

Gruß Franz.

Gruß Franz

Dominik H
Beiträge: 13
Registriert: Mo 23. Feb 2015, 17:59

Re: Holz lagern vor Einschnitt

Beitrag von Dominik H »


Hallo zusammen,

@Joachim: mir geht's hier ganz gleich wie Rafael. Das Zwetschgenholz sieht fantastisch aus. Da wird bestimmt was Tolles draus! Paar unfreiwillige Untermieter hatte ich bei einem anderen Apfelbaum. Dort war aber von Anfang an klar, dass der Stamm nur noch als Herberge für irgendwelche Tierchen dient. Konkret waren es dort Engerlinge, die sich unmittelbar nach dem Fällen zeigten als sich der Stamm durch die Aufprallwucht entzweite.

@Franz: ich hab's sonst nie mit ganzen Stämmen zu tun sondern kaufe in der Regel das Schnittholz vom Holzhändler - von daher dachte ich, das würde noch als "leicht drehwüchsig" durchgehen :-). Mit Obstholzern habe ich sowieso keine Erfahrung - abgesehen von etwas amerikanischer Kirsche. Was ich mich frage: schwindet beim Apfel der Splint auch viel stärker als der Kern? Hast Du eine Idee, was für Brettstärken ich beim Apfel schneiden lassen sollte? Als fertige Brettstärke (wenn's dann in paar Jahren soweit trocken ist) dachte ich an 25-30 mm. Vorab werde ich das Ganze mal mit altem Leim versiegeln.

Danke inzwischen und schöne Grüße,
Dominik

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Holz lagern vor Einschnitt *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Dominik

Alle Obsthölzer die ich bis jetzt bearbeitet habe, fand ich sehr schön, lassen sich sehr gut bearbeiten und ergeben eine tolle Oberfläche, eine andere Erfahrung, jeder Stamm birgt eigene Eigenschaften, anfangs wollte ich es als nicht glauben, wie unterschiedlich im Aussehen diese Hölzer sind, verständlich wird diese Erfahrung, beschäftigt man sich mit den ganzen Gestaltungs-Möglichkeiten unserer Obstbäume, so hatte ich einen Apfelstamm, von meinem Vater kurz nach dem Krieg veredelt, der zwei völlig unterschiedliche Hölzer präsentierte, unterhalb der Veredelungsstelle war das Holz völlig anders im Aussehen, als oberhalb, eine bis her gemachte Erfahrung, die Bearbeitbarkeit fand ich immer gleich gut.
Letztes Jahr hab ich auch veredelt, als ich mich anschickte Verdelungsunterlagen (kleine Bäumchen, auf die Edelreißer gepropft werden) mir zu besorgen, war ich erstaunt wie groß die Vielfalt auf diesem Sektor ist, da gibt es je nach Bodenart, Wuchsgröße, Aussehen der Baumkrone usw, eine Menge Unterscheidungen, die ja auch mit Sicherheit auf das Aussehen des Holzes Einfluss haben.
Zwetschgenholz ist auch so ein Beispiel, es gehört zur Brunusgruppe, zu der auch Kirschen, Mirabellen, Pflaumen und viele mehr gehören, immer wieder war ich überrascht, jeder Stamm ist anders, allesamt sehr schöne Hölzer.
Ich hab Reste eines Stammes, die behüte ich bestens, das Holz hat eine ganz Tolle Maserung, ich konnte aber nicht mehr nachempfinden, was es für ein Baum war, ich kann nur soviel sagen, er gehört zur Brunusfamlie, mein Vater hatte zwei Hobbys, Bäume veredeln und Bienenzucht, (auch noch Taubenzucht), leider starb er schon anfangs der 50er Jahre, die Bäume, die er setzte kommen nun so langsam ans Ende ihrer Tage und so habe ich eine gute Versorgung mit Obsthölzern, abgesehen von Kirsche sind es meistens kleine massive Stücke, aber daraus kann man auch schöne Dinge machen.
Zu Deiner Frage zur Brettdicke, da tue ich mir schwer mit einer Antwort.
Du hast vor Dir einen Tisch zu fertigen, da wäre schon mal ein Kriterium die Dicke Deiner Platte, wie Du selber schon gesagt hast, Du befürchtest einen größeren Verzug, schneidest Du dünne Bretter, besteht die Gefahr die verziehen sich zu unbrauchbaren "Spiralen", schneidest Du dicke Bretter, könntest Du die Dicke zur Breite machen,d.h. Du schneidest aus einem dicken Brett Streifen, die der Dicke Deines Tisches entsprechen, das finde ich eine gute Methode, hat den Nachteil, jeder cm Dicke, ein Jahr Trocknung, das dauert.
Ein weiterer Nachteil von dicken Brettern, sie könnten trotz Versiegelung an beiden Enden noch Risse bilden, es könnte vermehrt Abfall geben.
Also, suche Dir Dir Deine genehme Dicke, angesichts des Drehwuchses würde ich eher zu dickeren Abmessungen neigen.
Bei Apfel hab ich keinen Unterschied beim Splint zum Kernholz festgestellt.

Ein Bild von einem teil meiner Vorräte, im Vordergrund ein Zwetschgenholz, man erkennt die kleinen Risse in relativ großer Zahl, vom verbleibenden Splint, allerdings oben zwei Stücke auch Zwetschge, mit Rinde, ohne Risse, das liegt aber erst 3 oder 4 Monate, im Hintergrund stehend die drehwüchsige Birne, ich bin ganz sicher, dass die Verdrehung im Sommer bei trockenem Wetter einen größeren Wert aufweist.



Wenn der Eine oder der Andere nun denkt, was macht der Franz zur besten Schaffenszeit eigentlich am Bildschirm, wieso ist er nicht an der Küche, ich bin nun schon seit Wochen zum Nichtstun verurteilt, eine Schleimbeutel Entzündung am rechten Ellbogen stellt sich als sehr hartnäckig heraus, mein Arzt hat nun meine Ungeduld zur genüge kennengelernt, er weiß mittlerweile, das es auch
"schöne Arbeit" gibt und hat mir schon mit einer festen Armschiene gedroht, wenn ich weiterhin so ungeduldig bin.

Gruß Franz

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Gute Besserung! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Rolf Richard »

Dominik H
Beiträge: 13
Registriert: Mo 23. Feb 2015, 17:59

Re: Holz lagern vor Einschnitt *MIT BILD*

Beitrag von Dominik H »

[In Antwort auf #79551]
Guten Tag zusammen,

hat mit dem Einschnitt leider doch etwas länger gedauert. Der Sägewerksbetreiber schneidet nur bei wärmeren Temperaturen. Wie auch immer: heute war's so weit.

Nachfolgend die (meiner Meinung nach) sehr schönen Bohlen. Vom Apfel wurden 50er und 60er Bretter geschnitten - die Zwetschge 45er Bretter.
Die ganzen wurden nun auf 20er Stapelleisten luftig auf dem Balkon platziert und mit Spanngurten zusammengezurrt in der Hoffnung, dass sie so brav sind :-).

Mal sehen was die Zeit bringt - die (Vor)Freude ist riesig.





Frohe Ostern wünsche ich euch! ;-)

Schöne Grüße,
Dominik

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Holz lagern vor Einschnitt

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Dominik,

schönes Holz hast du da!

Die Hirnholzenden solltest du, wie von Franz beschrieben, mit Leim oder Lack versiegeln. Die letzten Sägespäne vor dem lagern vollständig abfegen.

Viele Grüße
Christoph

MaxS
Beiträge: 1549
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Holz lagern vor Einschnitt

Beitrag von MaxS »


Hallo Dominik,

ergänzend zur Versiegelung der Hirnholzbereiche und zum sauberen Abkehren (wirklich sauber!) würde ich auch die Rinde unbedingt entfernen. Ansonsten fürchte ich, dass du sehr bald ungebetene Gäste im Holz haben wirst. Bei den kleineren Dimensionen geht das auch noch relativ schön und schnell an der Hobelbank mit dem Reifmesser/Zugmesser.

Die Rinden dann entweder durch den Gartenhäcksler schicken und weiterverwerten (Mulch, Kompost), in die braune Tonne oder sonstwie entsorgen. Wenn es richtig heiß ist, dann kann man die auch trocknen - es geht nur darum, dass alles, was sich in der Rinde an Viechern in verschiedenen Stadien befindet keine Chance hat, sich weiter zu entwickeln und/oder dein Nutzholz anzufallen.

Ansonsten wirklich schöne Bretter - die sollten jetzt sehr langsam trocknen können, sonst ist die Tendenz zur Rissbildung noch größer. Im trockenen Zustand sind das wunderbare Hölzer, aber bis dahin sind es ziemlich anspruchsvolle Kandidaten. Zum Teil wird längeres Lagern in Wasser, Kochen oder Dämpfen empfohlen, um die Rissfreudigkeit herunterzusetzen, damit kann sich aber die Farbe ändern und der Aufwand sollte nicht unterschätzt werden.

Viel Erfolg und lass dir Zeit,
Max

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