Fette Beute – was nun? *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dirk Vogel
Beiträge: 507
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Fette Beute – was nun? *MIT BILD*

Beitrag von Dirk Vogel »


Hallo allerseits,

gestern habe ich mir ein Herz gefaßt und bin zum ersten Mal losgefahren, um ein paar Scheiben eines Baumstamms einzusammeln, der mir vor ein paar Tagen am Straßenrand aufgefallen war und der wohl seiner Abholung seitens der Stadt harrt. Da ich inzwischen versuche, mir das Drechseln beizubringen, halte ich eben auch nach solchen Scheiben Ausschau. Offensichtlich hatten aber andere Interessierte die handlicheren Stücke schon abgeholt, so daß mir nur die Wahl zwischen größeren Brocken blieb.

Drei davon liegen jetzt bei mir in der Waschküche, getrennt von meinem restlichen Holz, da ich Insekten fürchte. Ich bin etwas ratlos. Hier ein paar Fotos:





1. Welcher Baum ist das? Ich bin mir nicht ganz sicher.

2. Der Baum enthält an einigen Stellen nahe der Rinde verschiedene Pulver:



Eins davon ist braunschwarz und sehr fein. Es riecht vage nach Erde. Das andere:



ist hell- bis mittelbraun, körniger und riecht etwas nach Exkrementen.

Hat das mit Insekten zu tun? Wie sollte ich damit umgehen?

3. Meine Drechselbank schafft noch nicht einmal Werkstücke von 35 cm Durchmesser. Ich muß also diese Baumstammstücke erst von Hand entsprechend zusägen? Für meine Bandsäge sind sie nämlich zu groß, bei ihr ist mit 30 cm Höhe Schluß. Habt ihr eine Idee, wie ich das am besten bewerkstellige?

4. Ist das Drechseln dieses frischen Holzes überhaupt eine gute Idee? Andererseits: bevor diese Brocken trocken werden, ziehen Jahre ins Land. Und ein kleines Stück Ast, das seit einiger Zeit im Keller liegt und inzwischen recht trocken sein dürfte, sieht mir auch nicht sehr vertrauenerweckend aus:





Ist das der Normalzustand von Holz, bevor es gedrechselt wird? Was ich meine: es sind ja heftige Risse drin. Kann man so etwas dennoch gefahrlos in die Drechselbank spannen?

Grüße von Dirk



Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Fette Beute – was nun?

Beitrag von Georg »


Nach der Farbgebung Splint - Kern würde ich sagen, es handelt sich um Robinie. Dafür würde auch die tief gefurchte Rinde sprechen.

Uwe Wessels
Beiträge: 56
Registriert: Mi 18. Sep 2013, 16:32

Re: Fette Beute – was nun?

Beitrag von Uwe Wessels »


Könnte auch Akazie sein, oder ... zumndest hatte ich kürzlich einen Akazienstamm, der hatte auch eineen farblich sehr ähnlichen Querschnitt.

Wobei das holz von meine Vater kommt, und ich gerade sehe, daß er wohl die Robinie fälschlicherweise für eine Akazie gehalten hatte... nachdem diese auch Scheinakazie genannt wird, passt das auch :)

Also auch von mir : Robinie :)



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Fette Beute – was nun?

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #79135]
hallo Dirk,

eindeutig Robinie. Die Netzstruktur der Rinde spricht sehr dafür, auch der Geruch nach Exkrementen ist bei frischer Robinie sehr häufig.

Derart kurze Stücke sind natürlich sehr rissanfällig und sie gehen gleich durch. Normalerweise schneidet man als Drechsler die Stämme auf ca 3-4 fachen Stammdurchmesser ab. Dann können von beiden Seiten Risse auftreten, die später weggesägt werden, in der Mitte bleibt immer noch genug gutes Holz übrig.

In Deinem Fall, auch weil Du drechseln lernen willst, würde ich sagen, spalte die Stämme mit dem Beil oder einem Keil durch das Herz, das nimmt schon mal die meiste Spannung raus, und Du bekommst zwei Rohlinge für Schalen. Säge sie auf der Bandsäge zu und drechsle sie nass so bald als möglich. Drechsle sie nur grob vor mit ca 3 cm Wandstärke. Wachse die roh gedrechselten Stücke dick ein (Kerze an das laufende Werkstück halten) wiege sie und schreib das Gewicht auf den Rohling. Dann hast Du eine Kontrolle, wie schnell sie trocknen. Zum Trocknen lege ich die gewachsten Rohlinge in einen alten Schrank, manchmal sogar noch zusätzlich in einer Papiertüte. Keine Plastiktüte!
Bis in ca 1/2 Jahr kannst Du fertig drechseln.

Robinie ist nicht geeignet zum Drechseln mit Rinde, sie ist zu grob und geht leicht ab.

viele Grüsse
reinhold



Rainer Zinserling
Beiträge: 189
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Fette Beute – was nun?

Beitrag von Rainer Zinserling »


Hallo zusammen,

Ich oute mich hier esrt einmal als Gelegenheits-Hobby-Drechsler. Ich hab zu Anfang (auch) gedacht, Holz ist doch schon so schön rund, da kann man es gleich so auf die Drechselbank spannen. Aber das wird in den seltensten Fällen etwas.

Und auch mir juckt es in den Fingern, wenn ich irgendwo schönes Holz liegen sehe ....

Nach allem was ich weiss, trennt man Stämme möglichst bald entlang der Achse auf, sonst hat man am Ende wirklich nur 1/4 von so einem ganzen Stamm, der Rest wird gerissen sein - abhängig natürlich auch von der jeweiligen Holzart. Wenn Du innen also noch ungerissenes Holz findest, trenn es auf und wenn Du große Längen nicht brauchst, zerteil es gleich auch in Stücke etwas breiter als der Durchmesser, z.B. für Schalen, oder stell Längskanteln her. Viele Versiegeln noch die Stirnflächen mit Wachs oder Leim. Ziel ist immer ein möglich langsames und gleichmäßiges Trocknen. Und da Holz in der Regel längs anders schrupft als quer, muss man ihm Raum dazu geben, halt durchs Halbieren und/oder Vorschneiden.

Ich hab aber auch mal einen komplette Birkenstamm von so 20cm Durchmesser und 40cm Länge in eine Plastktüte gepackt und diese täglich gewendet. So ist - zumindest bei diesem Stück - die Trocknung nahezu ohne Risse gelungen.

Herzliche Grüße
Rainer



Rainer Zinserling
Beiträge: 189
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Nachtrag

Beitrag von Rainer Zinserling »


Ich konnte andere Beiträge schon editieren, meinen letzten nicht. Daher hier mein Nachtrag:

Ist mir noch eingefallen: das letzte Foto zeigt doch nahezu perfekt, dass, hätte man den Stamm längs geviertelt, er kaum noch weiter gerissen wäre. Und dann habe ich oben längs und quer geschrieben, es muss heißen: schwindet radial und tangential unterschiedlich.

Rainer



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Nachtrag

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #79144]
ach ja, ehe ich es vergesse : gerissene Robinie nicht wegwerfen! Es ist ein ausgezeichnetes Brennholz für einen offenen Kamin oder ein Lagerfeuer mit schönen Flammen und lang anhaltender Glut.

gruss
r.

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Nachtrag

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Dirk

Ich stimme zu bei Akazie, allerdings das letzte Bild, es könnte auch Eiche sein, Eiche hat diese typischen helle Linien, die sich strahlenförmig zeigen, auch scheint mir die Farbe etwas mehr ins Braune zu gehen.

Gruß Franz

Dirk Vogel
Beiträge: 507
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Vielen Dank für eure Infos...

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #79135]
... ich werde also meine Robinienstücke in jeweils zwei Teile schneiden (mal sehen, wie das geht: ich kann sie nicht einmal alleine vom Boden heben), zurechtsägen, vordrechseln und trocknen lassen. Das bereits zerrissene Stück Eiche trenne ich in vier Teile, werde es aber nicht so, wie es jetzt ist, in die Drechselmaschine spannen. Wunderbar! Da herrscht doch wenigstens Klarheit :-)

Grüße von Dirk

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Vielen Dank für eure Infos...

Beitrag von reinhold »


hallo Dirk

in jeweils zwei Teile schneiden (mal sehen, wie das geht:


nicht schneiden! SPALTEN!

Mit Keilen (aus Eiche oder Robinie-Reststücken sägen oder mit dem Beil zurechthauen ) und Schlegel (Vorschlaghammer).
Wenn Du Deine Axt liebst, dann schlägst Du nicht auf das Haus - sie hält es nicht aus, zumindest nicht lange. Auch das Eintreiben von Keilen mit dem Axtrücken ist tunlichst zu unterlassen.

Lege den Stamm auf den Boden, stell Dich breitbeinig darüber, und schlage die Axt kräftig in die Sägefläche. Auf das Herz des Stammes zielen. Dann Axt aus dem Holz nehmen und in den Hieb den ersten Keil eintreiben. Wenn der Riss bis zur Rinde durchläuft, den zweiten Keil von aussen in den Spalt treiben, also rechtwinklig zur Stammachse und rechtwinklig zum ersten Keil. Der erste Keil wird dadurch locker und in den Spalt neben dem zweiten geschlagen. Der Stamm ist ruckzuck in zwei Teile zerlegt.
Vorteil: Du hast keine Mühe und bekommst Holz mit durchlaufender Faser.

viel Erfolg
reinhold



Antworten