Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 1: Leimholz

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Alex S.
Beiträge: 69
Registriert: So 25. Jan 2015, 14:16

Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 1: Leimholz

Beitrag von Alex S. »


Liebe Holzwerker,

auf Verlangen meiner Freundin hatte ich ein Projekt zu beginnen (Tenor: ich hätte so viel Zeit investiert, die Werkstatt zu bauen, vom Geld gar nicht zu reden - jetzt wolle sie auch was Schönes gebaut haben). Sie hatte in einer Holzwerken-Ausgabe dieses einfache Werkzeugschränkchen entdeckt und sowas wollte sie. Wofür weiß ich eigentlich nicht mehr. Ich habe mich für Birke (Korpus) und Nussbaum (Schubladenfronten) entschieden. Auf das Zinken des Korpus wollte ich verzichten, stattdessen dachte ich an Gehrung mit Lamellos.

Insgesamt wurde das Projekt ein Wechsel zwischen Scheitern und Aufrappeln und das haupsächlich wegen der Leimholzherstellung.
Ich habe also meine Brettchen zu Platten verleimt. Nach 2 Tagen war mein Leimholz total verzogen!? Alles nochmal - selbes Ergebnis. Mehrmals. Trotz trockenem Holz (erst mit billigem Messgerät geprüft - Anzeige blieb über eine Woche konstant. Zum Schluss mit Waage - Gewicht blieb konstant). Schlussendlich glaube ich bemerkt zu haben, dass einzelne Brettchen sich verziehen, sobald man etwas weghobelt.

Durch das viele Ärgern musste ich das Projekt einfach zu einem Ende bringen, habe die Eckverbindung auf Zinkenverbindung umgestellt, so gut es ging mein Leimholz gemacht, bin mit meinen Hobeln ans Werk. Oh Mann, Birke ist echt herausfordernd zu hobeln. Schleifen wurde nötig.

Erkenntnis beim Zinken: das Schwierigste ist das Übertragen der Schwalben, zusätzlich erschwert durch leicht gebogene Platten. Da muss ich mir zukünftig was überlegen. Bis auf die erste Verbindung waren alle anderen praktisch ohne Nacharbeit gut - dicht und ließen sich stramm ineinanderschieben. Hatte mit mehr Aufwand gerechnet.

Erkenntnis beim Verleimen: zukünftig soll meine Freundin beim Leimangeben helfen. Ohne Hammer ging die Verbindung nicht mehr zusammen. Evtl. doch zu stramm gewesen? Es wurde nicht alles ganz dicht, was sich aber hauptsächlich auf den Boden beschränkte und so nicht sichtbar ist. Blöd ist, dass an der Front auch kleine Spalte blieben.

Es bleiben ein paar offene Fragen:
- kann es sein, dass einzelne Brettchen aus dem selben Ausgangsbrett sich garstig verhalten, wenn man Material wegnimmt, sich also verziehen?
- beim Hobeln erzielte ich die besten Ergebnisse mit meinem Juuma No.5. Die Flachwinkler (45° geschliffen) waren komplizierter zu handhaben. Ist das normal, oder mache ich was falsch?
- gefühlt bekomme ich ein Hobeleisen mit steiler Fase nicht so scharf hin, wie mit kleinerem Winkel (Papierschneidetest). Wegen des steilen Keils normal, oder mach ich was falsch?

Bilder hänge ich bei Teil 2 an, wo es ums Ölen geht - da passen sie besser hin.

Liebe Grüße
Alex

PS: Leider habe ich ein Problem damit, mich kurz zu fassen - ich entschuldige mich dafür.

Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 1: Leimh

Beitrag von Pedder »


Hallo Alex und herzlich willkommen!

45° ist das der Keil- oder der Schnittwinkel? Im ersten Fall wäre es kein Wunder, dass der schwer zu schieben ist.

Achso, wenn es um Handwerkzeuge geht, lieber auf der leisen Seite fragen. Aber nicht schlimm!

Liebe Grüße
Pedder

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 1: Leimh

Beitrag von reinhold »


hallo Alex,

wenn sich trockenes Holz nach dem Hobeln verzieht, dann ist meistens schuld, dass einseitig mehr weggehobelt wurde, als auf der anderen Seite. Innerhalb des Holzes stellt sich dann ein neues Gleichgewicht von Feuchtigkeit und Spannungen ein, das oft zum Verzug führt. Deshalb immer möglichst von beiden Seiten gleichmässig abhobeln.

Ein Flachwinkler-Eisen, das mit 45 Grad geschliffen wurde, ergibt einen Schnittwinkel (je nach Bettungswinkel) von bei oder über 60 Grad. Da ist es ganz normal, wenn der Hobel schwer zu schieben ist. Lösung: dieses Eisen nur bei wirklich kritischem Holz anwenden oder zurückschleifen auf einen niedrigeren Keilwinkel.

Bei einer Korpuskonstruktion, deren Seiten einen leichten Verzug aufweisen, ist Zinkung eine gängige und fachlich richtige Lösung. Deine Zinkenverbindungen in Teil 2 sehen übrigens sehr gut aus! Das Verhältnis von Zinken und Schwalben ist bei Dir ausgereizt. Ich hätte einen Zinken mehr gemacht auf die Brettbreite - aber das ist Geschmackssache und da kann man nicht darüber diskutieren.
Gebogene Bretter beim Anzeichnen der Zinken/Schwalben durch beidseitig mit Schraubzwingen aufgeklemmte Brettstückchen begradigen. Nach dem Zusammenbau können die Brettchen entfernt werden und die Seiten bleiben gerade.

Kleinere Spalte beim Zinken können bei jedem vorkommen - kein Drama. Am Besten schneidet man aus Reststücken des selben Holzes kleine, feine Keile (Maserrichtung beachten!) und leimt diese in den Spalt. Ich habe schon so einen Spalt weiter aufgesägt, damit ich stabilere Keile eintreiben konnte (Notlösung!). Wenn sich der Spalt zwischen Längsholz und Hirnholz befindet, dann sind Hirnholzkeile so gut wie unsichtbar.

Und ganz wichtig: Probestücke immer mit dem selben Material machen, das auch nachher verwendet werden soll. Leinölfirnisse sind keine genormten Produkte und jeder Hersteller macht sie ein bisschen anders. Selbst innerhalb der gleichen Produktreihe gibt es Unterschiede, nicht jede Charge ist gleich.
Zum Trost: Ahorn vergilbt immer. Die Art der Oberflächenbehandlung beeinflusst nur die Zeit, die das Vergilben dauert.

viele Grüsse
reinhold


Alex S.
Beiträge: 69
Registriert: So 25. Jan 2015, 14:16

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 1: Leimh

Beitrag von Alex S. »


Hallo!

Mit den 45° war der Keilwinkel gemeint - gibt dann einen Schnittwinkel von 57°. Dass der Hobel schwer zu schieben war, wunderte mich nicht. Was mich mehr wunderte ist, dass es mit dem Fase-unten-Hobel bezüglich Ausrisse trotz des hohen Schnittwinkels bei den Fase-Oben-Hobeln einen Tick besser ging... Vielleicht tatsächlich ein Problem mit der Schärfe der Eisen... (@Pedder: ich wollte nicht 5 neue Themen zu einem Projekt erstellen, ansonsten hätte ich das Hobel-Thema natürlich im Handwerkzeugforum aufgemacht)

Ich habe zwar versucht, soweit möglich beidseitig gleich viel Material abzunehmen - geholfen hat das aber nichts. Im Übrigen handelt es sich um Birke, nicht um Ahorn - hatte ich Ahorn geschrieben?

@reinhold: an die Zinkung bin ich einfach ran gegangen - ohne Nachschlagen/-lesen oder großes Fragen. Hab einfach angezeichnet und gemacht. Ich gebe euch da aber recht und denke, dass ich etwas grenzwertig unterwegs bin, auch mit der Dimension der Zinken. (Ich habe nämlich eher das Problem, dass ich zuviel überlege, frage, nachlese und daher zu wenig dazu komme, wirklich etwas zu tun. Da möchte ich gern ein gesundes Gleichgewicht herstellen. Jetzt hat das Pendel eben mal in die andere Richtung ausgeschlagen)
Naja, auf das Geradespannen der gebogenen Platten hätte ich auch selbst kommen können - aber danke fürs nächste mal. Das Entfernen der Hilfsbrettchen wäre aber vor dem Zusammenbau nötig gewesen, da die Rückwand eingenutet ist.

Spalte hatte ich fast keine, aber die größeren habe ich auch mit kleinen Keilen "gefüllt". Bei ganz feinen Spalten habe ich versucht, einen Kitt mit Schleifstaub und Leim herzustellen - mit eher mäßigem Erfolg. Mehr Schleifstaub und weniger Leim wäre wohl besser gewesen.

Vielen dank fürs Einbringen!
Alex



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