Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Alex S.
Beiträge: 69
Registriert: So 25. Jan 2015, 14:16

Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen *MIT BILD*

Beitrag von Alex S. »


Hallo nochmal,

hier also zum zweiten Problem. Nachdem ich ein Testbrettchen angefertigt hatte und das Ergenis gut war, fiel die Entscheidung auf Leinölfirnis.
Ich habe brav geschliffen, entstaubt und geölt. Die Oberfläche bekam einen viel stärkeren Gelbstich als das Probebrett. Ich musste aber ein anderes Leinölfirnis nehmen, als für das Probebrett, da ich von Letzterem nicht mehr ausreichend hatte. Kann es da doch starke Unterschiede geben?
Weiters wirkt die Oberfläche ziemlich fleckig, bei sehr gleichmäßigem Glanzgrad. Liegt das an der wilden Maserung?

Auf den folgenden Fotos kommt das leider nicht ganz rüber. Außerdem sieht man in natura die Leimfugen nicht so stark und auch der Unterschied zwischen den Leimholzlamellen kommt nicht so stark zum Ausdruck. Lässt sich das besser photographieren?



Um in Zukunft bei der Oberfläche bessere Ergebnisse zu erreichen, werde ich an Testbrettchen auch mehrere Produkte probieren - soweit klar.
Vermutlich kann ich an der Oberfläche auch nicht mehr viel retten?
Was wäre eine bessere Alternative gewesen, um eine leichter angefeuerte und nicht ganz so gelbliche Oberfläche zu erhalten - Danish Öl? Öl mit weißem Pigment?

Fakt ist, diese Oberflächenbehandlung gefällt der Auftraggeberin nich, also wirds ein Werkzeugschränkchen für mich. Die Laden bekommen für diesen Zweck aber keine Nussbaum-, sondern Lärchenfronten. Auch nicht schlecht nach der Mühe und den vielen Rückschlägen - dieses Möbel wird mir als mahnendes Beispiel praktisch in der Werkstatt dienen.

Liebe Grüße
Alex

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen

Beitrag von Dietrich »


Hallo Alex,

das schöne am Vollholzmöbel ist u.a. das sich die Oberfläche mit vertretbarem Aufwand erneuern lässt, die Flecken sind in der Tat etwas störend.
Aber es handelt sich um ein Naturprodukt und das verhält sich manchmal anders als erwartet.

Allerdings braucht es noch Überzeugungsarbeit, denn ein Möbel was handwerklich gemacht ist einfach abzulehnen klingt schmerzhaft, demotivierend und entwertet die Arbeit.

Gruß Dietrich

Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen

Beitrag von Pedder »


Hallo Alex,

Ahorn mit Firnis mag ich auch nicht leiden, das wird doch sehr gelb.

Es gibt Öle, die weniger anfeuern und gelb werden. Das schönste
Ergebnis habe ich aber bei Dirk gesehen, der seinen Ahorntisch
geseift hat. das sieht stark aus!

Liebe Grüße
Pedder

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen

Beitrag von MarkusB »


Hallo zusammen,

@Alex
so schmale Zinken habe ich noch nicht gesehen.
Geht da die Stabilität nicht flöten?

@Pedder
von geseiftem Holz habe ich noch nie was gehört.
Hast du einen Link zu dem Ahorntisch oder weitere Infos?

Viele Grüße

Markus

Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Ahorn seifen

Beitrag von Johannes M »


Hallo Markus,

da ich Dirk auf die Idee gebracht habe, antworte ich mal. Früher war es üblich Tischplatten zu seifen, um sie unempfindlich und pflegeleicht zu machen.
Hier der Hinweis auf Dirks Testergebnis:
http://woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/96796

Es grüßt Johannes

Stefan Hintzen
Beiträge: 357
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Ahorn seifen

Beitrag von Stefan Hintzen »


Moin AlexS,

es gibt auch nicht anfeuernde Oberflächenprodukte, aus dem Stehgreif fällt mir das von mir bereits mit Erfolg angewendete "Zweihorn NPW" ein, ein nicht anfeuerndes NaturProjektWachs-Balsam. Läßt sich sehr angenehm mit einem Pinsel verarbeiten, trocknet schnell, ist vollständig "Bio" - alleine die Zutatenliste liest sich wie ein Feinschmeckerrezept.Mohnöl, Sesamöl, und noch viele andere exotische Öle. Kurz: alles, was aus einem langweiligen Salat einen kullinarischen Genuß entstehen läßt.....und nicht zu vergessen: Das Wachs-Balsam ist weiß, und genau das dürfte im Gegensatz zum reinen (gelbbraunen) Leinölfirnis verhindern, daß Oberflächen gelblich angefeuert werden...........
Habe gerade mal auf der Zweihorn-Seite nachgesehen, in Frage kommen NPO; NBW; NHW;NHWO
Bei Bedarf kann ich gerne man in meinem "Chemikalienregal" nachsehen, mir scheint, daß Zweihorn die Produktnamen zwischenzeitlich gerinfügig geändert bzw angepaßt hat.....

Frohes Ölen

Steff

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #78912]
Hallo,
Leinöl verwende ich aufgrund der schlechten Verareitungseigenschaften (Trocknung, Eigenfarbe, Geruch) nur noch für untergeordnete Oberflächen (z.B.Hobelbank).
Ahorn würde ich, -wenn es möglichst natürlich bleichen soll, mit einem weiß eingefärbtem Objektöl behandeln. Die Pigmentierung wirkt der Anfeuerung entgegen, so daß die Oberfläche nahezu unbehandelt aussieht. Leider sind solche Flächen punktuell kaum noch auszubessern.
Gruß Georg

Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
Kontaktdaten:

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #78919]
Hallo Markus,

die Seife lässt den Ahorn von der Farbe her so, wie er war, nämlich weißlich. Meine Tische sind
nun schon eine Weile alt, mussten auch schon Einiges über sich ergehen lassen. Wir verwenden
meist keine Tischdecken, so dass, Flecken von Getränken und vom Essen direkt auf dem Tisch
entstehen. Doch wenn man nach einer Party am nächsten Tag das Ganze nass abwischt, sieht
es aus wie neu. Einzig Fliegendreck scheint doch irgendwie einzuziehen. Also Seife funktioniert
sehr gut. Ich habe einfach Kernseife benutzt. Es gibt aber auch käufliche Holzseife, die evtl.
besser aufzutragen ist.

Ansonsten gibt es noch dieses weiß pigmentierte Drechsleröl von Steinert, was in den Drechslerforen
immer wieder empfohlen wird. Soll sehr gut sein, ich habe keine Erfahrung damit.

Mit Leinöl habe ich schon oft feststellen müssen, dass Flecken bleiben, als ob Bereiche nicht trocken
werden. Danish Öl von Dieter macht das nicht, das kann ich nur empfehlen.

Gruß
Dirk


Alex S.
Beiträge: 69
Registriert: So 25. Jan 2015, 14:16

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen

Beitrag von Alex S. »

[In Antwort auf #78913]
Schönen Abend wünsch ich!

Den geseiften Ahrontisch finde ich wirklich klasse - ich hatte das hier auch schon mal gesehen und ein Stichwort dazu in mein Büchlein mit den ganz wichtigen Notizen geschrieben. Nur handelt es sich hier um Birke - mit Ahron hatte ich noch keine Probleme beim Hobeln und auch dieses sehr empfindliche Verhalten bzgl. Verzug kenne ich von Ahorn nicht. Aber vielleicht wäre bei zukünfitgen Projekten das Seifen auch bei Birke eine brauchbare Option, was meint ihr? Ich werde versuchsweise ein paar Proben anfertigen, wenn niemand einen grundsätzlichen Einwand hat. (@Dirk: muss man bei der Auswahl von Kernseife auf etwas achten?)

Ich habe mir die Fläche nochmal angesehen - die Flecken auf den Frontseitigen Brettchen "schimmern" bzw. spiegeln im Vorübergehen. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, ist vom Effekt ähnlich wie bei diesen Kippbildern. Dabei ist aber der Glanzgrad der Oberfläche (bei flachem Betrachtungswinkel gegen das Licht) sehr einheitlich. Normal? Gefühlt macht das die Sache noch einen Tick störender. Egal.

Abgesehen davon, dass mir mein etwas fleckiges Lehrschränkchen mittlerweile ans Herz gewachsen ist, möchte ich doch versuchen, die Oberfläche ein wenig zu zähmen. Würdet ihr einem Versuch einigermaßen gute Chancen geben?
Eine Idee auf den Beitrag von Stefan Hintzen hin wäre, leichten Handschliff und anschließend ein pigmentiertes Wachs auftragen. Ich würde hier OSMO Dekorwachs transparent in weiß versuchen wollen, da ich an die von Stefan genannten Zweihorn-Produkte nicht so einfach rankomme. Was meint ihr dazu?

Also bei hellen Hölzern kommt mir in Zukunft kein Leinöl mehr drauf. Das Danish Öl vom Forumsherren verwende ich erfolgreich beim Drechseln - für die hellen Hölzer verwende ich hier sogar das weißpigmentierte Steinert-Öl. Langsam glaube ich, irgendwas stimmt nicht mit mir. Liegt wohl daran, dass ich so oft lese, wie toll Leinöl ist und unterbewusst ist daraus wohl geworden: passt immer. Ich hab draus gelernt.

Vielen herzlichen Dank für Rat, Hilfe und Ideen!
Alex

Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
Kontaktdaten:

Re: Lehrstunde(n) vom Holz erhalten, Teil 2: Ölen

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Alex,

soweit ich weiß hat man das Seifen von Holz an sich nur bei Tischen und Böden gemacht,
um sie schnell und relativ hygienisch reinigen zu können. Es wurde hierbei auch oft Sand
oder weiße Asche genommen, um zusammen mit Wasser den Dreck der Tische abzuscheuern.
Alles, was dann übrig war, wurde einfach auf den Boden geschüttet. Dort konnte man dann
gleich mit der Reinigung fortfahren. Eine radikale Methode, die aber auch im großen Stil funktioniert, also
z.B. ein ganzes Wirtshaus.

Ich würde allein schon wegen der Haptik keine Seife an Möbeln probieren. Da wäre eher ein
pigmentiertes Öl meine Wahl. Und ich weiß'nicht, ob das Ergebnis nun besser wird, wenn Du
jetzt noch mal ein Wachs aufträgst.

Gruß
Dirk

Antworten