Sojabohnen statt Tropenholz

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: 138.000 Tonnen! wow

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo Leute!
Der Spaß geht ja noch weiter.
In Deutschland wird ein Rindvieh aufgezogen. Damit besagtes Rindvieh sich, nachdem es groß geworden ist, gut verkauft werden kann, muss es ein Ökolabel haben.
Das bekommt es nur, wenn der Bauer nachweisen kann, dass er dieses Rindvieh nur mit natürlichen Zutaten gemästet hat. Hier kommt jetzt das Soja ins spiel für das
die Tropenwälder abgeholzt werden.

Um 1Kg Rindvieh zu produzieren, braucht man 7Kg Soja, das aus Übersee herangekarrt wird.

Das Problem dabei ist zum einen, ein Deutsches Rindvieh bekommt das Ökolabel, obwohl für seine Produktion mehr als 7mal soviel Transportraum bewegt wurden
wie beispielsweise bei einem Argentinischen Rindvieh, das nur Gras zu fressen bekommen hat und nur ein mal in seinem Leben einen Tierarzt zu sehen bekam.
Das argentinische Rindvieh kommt zu uns in form von Steaks. Das heißt die Knochen und der Rest, der nicht verwertet werden kann, bleibt in Argentinien.
Für mich sieht die Bilanz ganz einfach positiv für das argentinische Rindvieh aus.

Das Zweite ist die Umwelt Bilanz. Wenn wir hemmungslos Tropenwälder abholzen, dann schaden wir uns nur selber. Man kann auf den dann freien Flächen für 3-4 Jahre Soja anbauen.
Danach ist Schluss. Die Böden sind dann so ausgelaugt, dass dort kaum noch etwas wächst. Dann geht es weiter zum nächsten Stück Tropenwald. „Es ist ja genug da“

Alles für den Umweltschutz. Da werden Tropenwälder abgeholzt, um darauf Soja oder irgendwelche anderen Rohstoffe anzubauen.
Nur damit der Treibhausgasausstoß um ein paar Promille gesenkt werden kann. Das Perverse daran ist der Umstand, dass der Wald der abgeholzt wurde, wahrscheinlich mehr bewirkt hätte.
Mal ganz davon abgesehen, dass der Mensch an der kommenden Klimaerwärmung keine Schuld hat. Der Hauptschuldige heißt Methan. Ein Grundstoff, den die Erde in großen Mengen produziert.
Das bischen was wir davon als Treibstoff in form von Benzin z. B., verbrauchen macht nicht einmal ein Promille aus. Fakt ist, dass eine Warmzeit kommen wird. Die Wälder werden noch gebraucht.

Ich gebe gerne zu das mir auch das Tropenholz besonders gut gefällt. Trotzdem sollte man es nicht als Innenlage für billige Sperrholzplatten verwenden und schon gar nicht für billige Möbel,
die man nach 10 Jahren an die Straße stellt. Auch als Bauholz für Türen oder Fenster ist dieses Holz zu schade.


Tom B.
Beiträge: 413
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: 138.000 Tonnen! wow

Beitrag von Tom B. »


Schönen guten Morgen in die Runde,

je mehr ich mir den Verlauf dieses Themas durchlese - mit zum Teil durchaus sehr interessanten Aspekten - drängt sich mir ganz aktuell aber die Eingangs von Pedder in den Raum geworfene Frage auf.

Jetzt sind wir schon bei Steaks die mit dem Soja produziert werden, das auf der Fläche angebaut wird, wo vormals das Tropenholz gewachsen ist, das verwendet worden ist, um die Mittellage eines billigen Sperrholzes herzustellen.

Herzliche Grüße

Tom

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Versuch

Beitrag von Dietrich »


Hallo Kollegen,

halten wir fest in Deutschland wurden bis 2013 etwa 5% Holz aus den Tropen verarbeitet, das ist nicht wirklich viel und konzentriert auf ein paar wenige Betriebe hier.
Die haben aber ob der ungewöhnlichen Stammdurchmesser und vielfach schlechter Bearbeitbarkeit, denken wir an Bongossi mit dem Frachtschiffe die Frachträume ausgelegt bekommen,
große Investitionen in Technik und Logistik getätigt.
Bspw. sah man immer ein Band in der Schärfmaschine im Raum neben der Säge, vollautomatisch hat die Maschine jeden Zahn des vllt. 15m langen Bandes geschärft.
Um in den Tropen eine nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben braucht es Bildung, dann wird man dort vllt. auch selbst solche Technik vorhalten und am Laufen halten können.

Eine kleine Anekdote zum Schluß, als ich vor knapp 10 Jahren einen 60 cm dicken Obstkirsch dort abgab sagte mir der Chef an der Säge: "Hoffentlich sind keine Schrauben oder Nägel von der Wäscheleine drin".
2 Wochen später holte ich die Bohlen von dem Baum, mit böser Mine schaute mich der Mann von der Säge an und meinte "das wird teuer, Band gerissen, Schraube im Holz..."
30 € nahm er mir ab mit den Worten, so teuer sind unsere Bänder nicht.
Ich verstand nur Bahnhof und dachte er nimmt mich auf den Arm, da stapelte er 3 Bohlen vom Stapel und zeigte mir was passiert ist.
Eine rel. starke Holzschraube mit Sechskantkopf wurde vom Sägeband erfasst und quer durch den an der Stelle 45cm starken Baumstamm gezogen, man sah zwischen den beiden betroffenen Bohlen eine blau/schwarze tief eingegrabene Spur, die völlig demolierte Schraube zog der Sägewerker aus der Tasche und meinte, wir schneiden schon mal kaputte Zähne aus einem Band, das macht nichts...

Gruß Dietrich

PS: Leider habe ich kein Bild von der Säge, werde aber beim Abholen des aktuellen Stammes den Fotoapparat mitnehmen und mal fragen, allerdings ist es in D. eher unüblich das man fotografieren darf.

Rolf Richard
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Re: Alt und gut definiert!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #78378]
Der Begriff dürfte gut genug definiert sein, schliesslich hat ihn schon ein Minister aus Rheydt ausgiebig gebraucht, um missliebige Personen zu diffamieren.

Rolf

bernhard

Re: Sojabohnen statt Tropenholz

Beitrag von bernhard »

[In Antwort auf #78338]
Dieser Teil ist durch die Moderation verlorengegangen. Ich finde, da sind einige interessante Informationen gewesen, u. A. wo das Soja herkam. Pedder hat es mir netterweise auf Anfrage wieder zur Verfügung gestellt. Das finde ich klasse.

Hallo,

das sich "Schwellenländer" sehr schnell auf neue Marktbedürfnisse (auch mittels Brandrodung) einstellen, ist bekannt und nachvollziebar.
Zu der Frage:

Wird Soja überhaupt in Afrika angebaut?
http://www.nationalgeographic.de/reportagen/topthemen/2014/fotostrecke-die-neue-kornkammer-der-reichen
und
http://www.agrilexikon.de/index.php?id=soja

Grüße
Bernhard



Dominic Lang
Beiträge: 211
Registriert: Mi 18. Jan 2017, 19:20

Re: Versuch

Beitrag von Dominic Lang »

[In Antwort auf #78382]
Hallo,

da war der Herr mit den 30€ aber sehr kulant.
Meine Sägebänder sind z.B. 'nur' 6,6m lang aber deutlich teurer.

Grüße
Dominic

Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: Versuch

Beitrag von Jens Peter Pauly »

[In Antwort auf #78382]
Hallo Dietrich!
Ich persönlich habe gar nichts gegen den gebrauch von Tropenholz. Ich finde es nur extrem bescheuert gutes Edelholz für die Mittellage von Sperrholzplatten zu nehmen,
um mal ein Beispiel zu geben.
Oder da wird eine Schrankwand, die unsereiner nur in die Tonne kloppen würde, mit einem Edelholzfurnier aufgepeppt, um einen exorbitanten Fantasiepreis zu rechtfertigen.
Ein Bekannter von mir hat neulich ein neues Kellerfenster bekommen. Mahagoni weiß lackiert, man gönnt sich ja sonst nichts, ich habe mich nur gefragt, ob es Kiefer nicht auch getan hätte.
Nun ist Mahagoni nicht unbedingt das Problem. Mahagoni und Teak werden häufig in Plantagen angebaut. Da ist eine gewisse Nachhaltigkeit gegeben.

Anders sieht es da mit Afzelia und ähnlichen Hölzern aus. Diese Hölzer waren eigentlich kaum zu bekommen.
Momentan weiß ich drei Importeure, die liefern könnten. Warum wohl?

Zu deinen Kirschbaum kann man nur gratulieren. So etwas ist heutzutage selten zu bekommen.
Die meisten Kirschen sind veredelt. Das heißt, der Stamm ist alles nur nicht Kirsche.


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Versuch

Beitrag von Dietrich »


Hallo Dominic,

glücklicherweise musste ich das Band nicht zahlen, sondern die 30 € fürs Einschneiden,
der zertrümmerte Zahn konnte abgeschliffen werden, so das dieses sicher sehr teure Band wieder
verwendet werden konnte.
Aber man hat mir ein bisschen Angst gemacht...:-)

Gruß Dietrich



Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Tropenholz

Beitrag von Heinz Kremers »


Schön, daß wir wieder mal drüber gesprochen haben - wie so alle paar Jahre wieder. Nur ein Glück, daß wir hier nicht auch noch über artgerechte Tierhaltung diskutieren müssen, weil Hamster, Meerschweinchen und Co auf Holzspänen gehalten werden.

Bei den Mengen, die unsereins verarbeitet, sollte der Hinweis auf einen verantwortungsvollen Einkauf doch wohl ausreichen. Alles andere, ob Sojabohnen, Plantagen und deren Vor- und Nachteile für die Umwelt gehört m.E. in andere Foren.

Schönen Tag

Heinz


Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: Tropenholz

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo Heinz!
Du bist also auch der Meinung das, das alles dich nichts angeht, weil es ja in weiter Ferne geschieht. Dass überhaupt Soja nicht ins Holzbearbeitungsforum gehört,
weil es sich ja um Tiernahrung handelt. Nun ich denke, das sagt eine Menge über dich und dein Verantwortungsbewusstsein aus. Um richtig handeln zu können,
sollte man die Zusammenhänge kennen. Ohne Steaks kein bedarf an Soja. Ohne bedarf an Soja keine Abholzung und Brandrodung.
Auf diesen gerodeten flächen wird übrigens nicht nur Soja angebaut, sondern auch Mais für die Produktion von Methanol, das viele in form von E10 in den Tank ihres Autos kippen.
Du bist ja der Meinung das alles gehört nicht hier her. Genau deshalb gehört es hier her, weil du ja das Umweltforum nicht besuchst und dich informierst.


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