Sojabohnen statt Tropenholz

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Rolf Richard
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Re: Sojabohnen statt Tropenholz (???)

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #78357]
Wie halte ich es beim Holz? Ich kauf schon lange keines mehr, das offenbar einen sehr weiten Weg hinter sich hat, also weder Tropenholz noch sibirische Lärche (beispielsweise). Ich verarbeite das Holz möglichst so, dass keine giftigen Stoff eingesetzt werden, was nicht bewittert wird sollte problemlos wiederverwendet, kompostiert oder thermisch entsorgt werden können. Ich verwende sehr gern gebrauchtes Holz


Dem kann ich 100% is zustimmen.

Man könnte es auch anders, provokanter, sagen - manchmal scheint mir Tropenholz nur deswegen eigesetzt zu werden, weil man sich keine Gedanken über einheimisches Material machen möchte. Viele unserer eigenen Produkte erforden dramatisch geringeren Aufwand beim Transport, sind allein deswegen schon zu bevorzugen. Wenn ich das richtig interpretiere ist der CO² - "Abdruck" von Tropenholz unverantwortbar schlecht. Dann doch lieber Sojabohnen? ich weiss es nicht!

Gruss

Rolf

Christoph Meyer
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138.000 Tonnen! wow

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #78361]
Hallo Pedder,

danke für die Daten und die Quellenangabe. Das nenne ich belastbare Aussagen. Nur Frage ich mich gerade, wofür wir so viel Tropenholz allein in Deutschland benötigen. Wenn wir stabile Mengen importieren wird es dafür doch auch einen stabilen Absatz geben.

Wenn ich mich recht entsinne sind mir auch schon Hölzer wie Abura als sogenanntes Ersatzholz zu heimischen Hölzern angeboten worden, wäre halt billiger und natürlich alles mit Zertifikat...

Das Eichenholz was ich aktuell verarbeite stammt von einem lokalen Sägewerk, der Baum wurde nur 15km entfernt gefällt, das ist ein gutes Gefühl. Leider schließt der Sägewerke bald seine Tore für immer, es lohnt nicht mehr.

Jeder sollte die Frage nach Tropenholz selbst für sich beantworten. Ich habe auch noch ein Stück Padouk und Bubinga liegen, bin also auch nicht frei von Tropenholz, in irgendeiner Art schuldig fühle ich mich aber nicht.

Grüße
Christoph

Michael K.
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Re: Sojabohnen statt Tropenholz

Beitrag von Michael K. »

[In Antwort auf #78360]
Schön, damit ist das Thema wohl endgültig aus den Fugen!

Natürlich ist die Geschichte vom Säger nicht allgemeingültig. Es gibt überhaupt keinen Anhaltspunkt, dass von konjunkturellen Schwankungen mal abgesehen, der Einschlag von Tropenholz abnimmt, aber sicher gibt es regionale Unterschiede. Der Holzhunger Chinas ist immens. Bevor da jetzt gemosert wird, sich bitte erinnern, dass bereits im 19 und noch im 20igsten Jahrhundert der kanadische wie auch der neuseeländische Urwald in oder aufgrund europäischer Importe oder Landnutzung verbraucht worden sind und zum Aufstieg Europas als Wirtschaftsmacht beigetragen haben. Globalisierung ist keine neue Erfindung.

ABER, was mir unglaublich auf die Nerven geht sind pauschale Gutmenschenparolen, die dann auch noch zum Boykott aufrufen! Es gibt nämlich überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass in den Tropen nachhaltige Waldwirtschaft nicht möglich ist oder nicht stattfindet! Und die Leute dort wollen auch einen Job und von ihrer Arbeit leben können!

Deshalb bitte selbst denken und nicht alles nachreden was im Internet in die Welt hinausgeblökt wird, sondern selbst nachfragen woher das Holz stammt, welche Zertifizierungsstandards dahinter stehen, was ist nachprüfbar usw.
Weshalb der (Schiffs)transport von Holz eine schlechte Ökobilanz haben soll ist mir völlig schleierhaft. Woher stammt denn diese Information? Übrigens ist der Sojaanbau in den USA oder Brasilien und der Transport in die EU günstiger für die CO2 Bilanz, als der Anbau von Hülsenfrüchten als Viehfutteralternative in Deutschland.

Säger in z.B. Baden-Württemberg haben da andere Probleme, wenn eine EU Richtlinie umgesetzt würde und zum Beispiel das Bieterverfahren geändert werden müsste und überregional ausgeschrieben werden müsste. Das könnten einige lokale Säger sicher nicht mitmachen. Das wäre aus vielen Gründen schade, zuletzt auch für mich, weil ich dann mein Holz nicht mehr 'vor der Haustür' kaufen könnte.

Genug offtopic, @Dietrich wenn Du bis hierhin durchgehalten hast, mach doch gelegentlich mal ein Foto der grossen Blockbandsäge.

Gruss,

Michael K.



Pedder
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Re: 138.000 Tonnen! wow

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #78364]
Hallo Christoph, das sind nicht mal 2 kg pro Einwohner. Ich habe meine bestimmt verbraucht.

So eine Terasse aus Bankigrai reicht für ein halbes Dorf.

Liebe Grüße
Pedder

Dietrich
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Re: 138.000 Tonnen! wow

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #78364]
Hallo Christoph,

138 000 to klingt viel, vor Jahren stand in einer Statistik das in Deutschland 40 000 000 Festmeter gefällt werden, das aber kein Problem sei da der Wald
in unserem Land das doppelte an Zuwachs pro Jahr hätte.
Immerhin die 20fache Menge selbst wenn man etwas fehlerbehaftet Tonnen mit Festmeter vergleicht.

Übrigens der Sägewerker nannte einen früheren Jahresausstoß seiner Blockbandsäge von etwa einen Drittel dieser 138 000 to.
Also wohl eine ganz große Nummer in dem Geschäft.

Meine Kirschbäume schneidet er aber, der Mitarbeiter an der Säge meinte immer, heute sägen wir Zahnstocher:-)

Gruß Dietrich



Pedder
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Re: 138.000 Tonnen! wow

Beitrag von Pedder »


Hallo Dietrich,

wenn Dein Säger 138.000t/ 3 = 46.000 t im Jahr verarbeitet hat ,
habe ich ihn wirklich falsch eingeschätzt.Irgendwie habe ich mir Blockbandsäge anders vorgestellt.

Das entspricht (gewichtsmäßig) 1000-1200 LKW-Ladungen bei 200 Arbeitstagen als jeden Werktag 5-6 LKW.

Liebe Grüße
Pedder

Dietrich
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Re: 138.000 Tonnen! wow

Beitrag von Dietrich »


Hallo Pedder,

so kommt das hin, nur hat er eben seit Monaten bzw. seit Anfang des Jahres kaum zu tun.
Deshalb weicht er auf Bauholz aus, das ist so als würde man Styropor sägen...

Ich habe auch nach längerer Suche im Netz so keine vergleichbare Maschine gefunden,
diese besagte Säge kann nicht in der Höhe verstellt werden, das übernimmt der "Waggon" der
die Stämme durch die Säge bewegt, der hat einen Scherenhubtisch.
Beim Mittelschnitt durch so einen "steinharten" Urwaldriesen schwenkt der Säge eine Welle mit
3 Kreissägeblättern hinters Sägeband und sägt so gleich 4 Bohlen, direkt beim Auftrennen, und dabei kann man gefühlt neben her laufen.
Hinter der Säge werden die gesägten Bohlen sehr rasch von einem Unterdruckheber vom Stammrest gehoben
und auf eine Förderstrecke gelegt, der Waggon mit dem Stamm (er fährt tatsächlich auf Schienen) fährt zurück hebt
den Reststamm um gewünschte Bohlenstärke an und es geht weiter.
Direkt vor der Säge gibt es einen Bahnanschluß, sowie üppig dimensionierte Kräne.

Gruß Dietrich

Rolf Richard
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Re: "Gutmensch" statt Argumente?

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #78365]
....Gutmenschenparolen....


Der Ausdruck geht mir gewaltig auf den Senkel! "Gutmensch" war Kandidat für das Unwort des Jahres 2011. Dies wurde durch die Jury folgendermaßen begründet:

„Mit dem Ausdruck Gutmensch wird insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des ‚guten Menschen‘ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren.

Just my five cents!

Rolf

reinhold
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Re: 138.000 Tonnen! wow

Beitrag von reinhold »


hallo Leute,

irgendwie fühle ich mich getrieben, eines meiner Lieblingsfilme zu verlinken.

http://video.pbs.org/video/1427672521/

Viel Spass!

gruss
reinhold

Michael K.
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Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Re: "Gutmensch" statt Argumente?

Beitrag von Michael K. »


Tja Rolf,

Da rügt diese Jury die Verwendung eines Begriffes, ohne ihn überhaupt definiert zu haben. Thema verfehlt, würde ich sagen, denen geht es also ähnlich wie uns hier!

Mein Punkt im obigen Beitrag war zwischen Tropenholzimporten aus Raubbau und zertifizierter Produktion zu unterscheiden. Pauschale Boykottaufrufe treffen eben auch die Falschen.

Hoffe wir können uns jetzt wieder den für dieses Forum passenderen Themen zuwenden.

Gruss Michael K.

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