Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Antworten
Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren

Beitrag von Rolf Richard »


Aktuell verarbeite ich gerade Acrylglasplatten, die auch gebohrt werden müssen.

Mit normalen Gewindebohrern (Metall) gehts zwar auch, aber die Sache ist risikobehaftet. Eine der Platten ist mir prompt geplatzt, als der Bohrer sich in das Material zog (oder sich das Material in den Bohrer) und es verdrehte.

Am Wochenende sind mir dann die Acrylglasbohrer beim Hausherrn untergekommen, die eher wie eine halbierte Pfeilspitze ausschauen. Die Grössen 3, 4 und 5mm wurden bestellt und ausprobiert. Mit einem kleinen Akkuschrauber bei ziemlich niedriger Drehzahl von weniger als 200 U/min. Im ersten Moment denkt man, die Bohrer greifen nicht, das ist aber schnell vorbei. Danach gibts bei leichtem Druck kontinuierlichen Fortschritt, ohne dass sich der Bohrer ins Material zieht. Das Bohrloch ist ausgesprochen sauber.

Weil ich Polycarbonat öfter als Acrylglas verarbeite, habe ich die Bohrer auch an diesem Material getestet. Makrolon reagiert auf die normalen Spiralbohrer oft recht giftig. Da es sehr zäh ist, brechen die Späne schlecht und es kann vorkommen, dass das Material in den Bohrer gezogen wird, auf die Spirale aufsteigt. Das gibt unschöne Bohrlöcher und ist auch nicht ganz ungefährlich. Eigentlich muss man Makrolon festspannen, wenn man es spanend bearbeiten möchte (Gilt auch für die Oberfräse, bei der es sonst zu üblen Rückschlägen neigt.).

Auch hier das gleiche Bild wie beim Acryl. Erst wenig Reakion, dann ein zügiges Vorwärtskommen. Sehr saubere Bohrung. Aufgrund des zähen Materials besteht beim Durchbohren keine Ausrissgefahr, im Gegenteil, es bildet sich ein kleiner Materialkragen rund um die Bohrung. Den kann man einfach mit einem scharfen Messer entfernen. Was auffällt: Die Späne brechen kaum, werden als lange Spiralen nach oben ausgeworfen.


Bohrer mit 3, 4 und 5mm Durchmesser


Entsprechende Testbohrungen in 6mm starkem Makrolon

Gruss

Rolf


Ulrich W
Beiträge: 340
Registriert: Sa 3. Okt 2020, 12:02

Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren

Beitrag von Ulrich W »


Hallo Rolf

interessant - die sehen aus wie Gravurstichel.
Mit welcher Drehzahl hast du gebohrt?

Schöne Grüße
Ulrich

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren

Beitrag von Rolf Richard »


Mit welcher Drehzahl hast du gebohrt?


Geschätzt und nicht gemessen: Weniger als 200 U/min.

Gruss

Rolf


Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

Evonik als Hersteller gibt auch Tipps zu spanenden Bearbeitung von Acrylglas:
http://www.plexiglas.de/sites/dc/Downloadcenter/Evonik/Product/PLEXIGLAS-Sheet/Verarbeitungsrichtlinien/332-3-Bearbeitung-und-Montage-PLEXIGLAS-Hi-Gloss.pdf

Ich befolge deren Tipp mit der Verwendung von Stufenbohrern.

Guten Durchblick! J.

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Justus,

danke für den Hinweis - die Publikation kannte ich schon.

Scheint so, als wären die üblichen Spiralbohrer ein Problem. Das lösen diesen Spatelbohrer. Hier gibt es kein Aufsteigen des zu bohrenden Materials auf die Spirale und damit auch kein Verkanten und somit keine Bruchgefahr.

Zwischenzeitlich habe ich noch einiges mehr gebohrt. Das Ergebnis war immer einwandfrei und man hatte nie das Gefühl, es könnte etwas schief gehen.

Gruss

Rolf

Walter Daum
Beiträge: 110
Registriert: So 28. Jan 2018, 17:52

Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren

Beitrag von Walter Daum »

[In Antwort auf #77875]
Hallo

Guter Tipp mit den Bohrern !!
Bohrt man die Löcher dann noch mit tropfenweiser Zugabe von Petroleum werden die Bohrlöcher schön transparent !!
Klappt mit normalen Spiralbohrern auch .

LG Walter Daum

RockinHorse

Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren ***Moderie

Beitrag von RockinHorse »


Man kann zum Bohren von Acrylglas JEDEN handelsüblichen Spiralnutbohrer verwenden, wenn er für diesen Zweck durch Schleifen RICHTIG hergerichtet wurde - nichts anders stellt Evonik mit den Bohrern an, die dort bezogen werden können. Eine ähnlich Problematik gibt es z. B. beim Bohren von Kupfer, da kann es sogar lebensgefährlich werden.

Moderation

Bitte die Forenregeln (insbesondere 1 und 5) beachten.

Antworten