Andruckrollen/Rückschlagsicherung Oberfräsentisch

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Rolf Richard
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Andruckrollen/Rückschlagsicherung Oberfräsentisch

Beitrag von Rolf Richard »


Vor knapp einem Jehr besuchte mich Johannes M. um meine neue Dewalt 622 in Augenschein zu nehmen und mit seiner Elu zu vergleichen. Bei der Gelegenheit diskutierten wir über dies und das. Eines meiner Projekte waren Räder mit Freiläufen, um Material am Oberfrästisch anpressen und gegen Rücklauf schützen zu können. Johannes riet mir zu, trotzdem habe ich die Sache erst mal nicht verwirklicht.

Dann kam der Hausherr mit Jessem. Im Prinzip genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Professionell gemacht und letztendlich die Bestätigung für meine Überlegungen. Aber nicht passend für meinen Oberfräsentisch. Den auf Jessem umzubauen, das kam nicht in Frage. Dazu hatte er zu gute Dienste geleistet. Ausserdem war er mein Baby!

Mit Hilfe unseres örtlichen Landmaschinenhändlers - Mahr & Schwebel in Gross Bieberau - habe ich das Projekt angegangen. Ich brauchte Polyurethanringe und Aluscheiben. Die Ringe fanden sich ganz einfach im Lager des Händlers und ein befreundeter Metaller drehte mir die Scheiben, sprich Räder. Das ist daraus geworden:Zuerst einmal mussten Halter für die Räder hergestellt werden. Angefertigt aus 8mm starkem Sperrholz und mit bogenförmigen Schlitzen versehen, um die Höhe der Andruckrollen vernünftig einstellen zu können.


Ausgangsmaterial für die Halter

Bearbeitet wurde das Material auf meinen Vorrichtungen, die ein abgehobenes Arbeiten von der Arbeitsplatte der Hobelbank erlauben (http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/page/2/md/read/id/101775/sbj/jetzt-mache-ich-mir-aber-mal-luft/). Mit Hilfe der Combination Router Base von Trend - die ich sonst allerdings weniger schätze - wurden die bogenförmigen Nuten geschnitten, die später eine Höhenanpassung der Vorrichtung ermöglichen werden.


Der kleine goldfarbene Pin links ist der Drehpunkt für den Kreisbogenschnitt

Am Zentrum des Kreisbogens wird eine 6mm-Bohrung angebracht, in der der Drehzapfen der Zusatzplatte der Oberfräse seinen Halt findet. Die bogenförmigen Nuten werden mit Hilfe eines 8 mm Spiralnutfräsers geschnitten.


Die Zusatzplatte für die Oberfräse

Um die Spanabsaugung zu verbessern wird ein Abfallstück unter das Werkstück gespannt. So werden keine Späne nach unten ausgeworfen und die exzellente Spanabsaugung der Dewalt DW 622 kommt voll zur Wirkung.

Einfräsen der Kreisbogennuten:



Mit Hilfe der Zusatzplatte ist das Fräsen der Kreisbögen kein Problem

Um die Werkstücke einfacher bearbeiten zu können bleiben die beiden Halter zuerst einmal ungetrennt.


Die Kreisbögen für beide Halter


Rechter und linker Halter aufgetrennt

Im Live-Test erweisen sich die Halter als zu gross, zu unhandlich. Ein zweiter Versuch mit schlankerene Haltern wird gestartet,


Die zu grossen Halter hinten .- Material für neue, schlankere vorne


Auch hier werden Kreisegmentnuten geschnitten

Das Endprodukt am Anschlag des Oberfräsentischs:

Beide Rollenhalter im Einsatz

Die beiden Rollenhalter im Einsatz. Sie drücken das Werkstrück sicher nach unten. A>ufgrund der eingebauten Freilauflager ist ein Rückschlagschutz gegeben, da sich die Räder nicht rückwärts drehen können.

Meine Variante hat wesenlich grössere Räder - ca 45 mm Durchmesser - als die Ausführung von Jessem. Das garantiert eine grössere Reibung durch grössere Auflagefläche. Man hat die Wahl: Bei geringem Anpressdruck wirken die Räden nur als Anpresshilfen, bei grösserem Druck kömmt der Schutz vor Rückschlägen hinzu.

Was noch getestet wir:

- Bringt die Schrägstellung der Rollen wirklich einen Vorteil? (Konstruktiv schon eingerechnet)

Etwas Bemerkenswertes:

Di eingepressten Freiläufe verhielten sich nicht gleich: Einer verlangte nach einer 6 mm - Achse, der andere nach einer 5,85mm - Schraube.Warum das so ist kann ich aktuell noch nicht beantworten.

Gruss

Rolf

daniel s
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Re: Andruckrollen/Rückschlagsicherung Oberfräsenti

Beitrag von daniel s »


Hi Rolf,

eine schöne Umsetzung. Ich hatte mir das auch in den Kopf gesetzt, ausgerechnet mit den schräg gestellten Rollen. Deine Version sieht auf jedenfall nicht so einschüchternd aus ;) Darf ich fragen wo du die Einzelteile für die Rolle her hast?

Schönen Gruß
Daniel

Rolf Richard
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Re: Andruckrollen/Rückschlagsicherung Oberfräsenti

Beitrag von Rolf Richard »


Hi Rolf,

eine schöne Umsetzung. Ich hatte mir das auch in den Kopf gesetzt, ausgerechnet mit den schräg gestellten Rollen. Deine Version sieht auf jedenfall nicht so einschüchternd aus ;) Darf ich fragen wo du die Einzelteile für die Rolle her hast?

Schönen Gruß
Daniel


Hallo Daniel,

die Selbstbauversion kann auch schräg gestellt betrieben werden, allerdings habe ich das nocht nicht eingehend getestet. Ergebnisse werde ich bei Gelegenheit posten.

Die Rollen selbst hat mit ein Metaller gedreht, die Freilaufkugellager sind aus dem Modellbau, konkret gesagt von Conrad. Bei unserem Landmaschinenhändler gibt es massenhaft unterschiedliche Urethan-Ringe (Dichtringe), da wurde einfach etwas Passendes ausgesucht. Was ich noch nicht klären konnte ist, warum der eine Freilauf auf einer 6mm-Schraube funktioniert, der andere aber nicht. Dafür habe ich eine 6mm Achse mit Gewinden versehen. Das funktioniert dann auch. Wichtig war mir aber, dass die Rollen einen etwas grösseren Durchmesser bekamen. Das ist wie mit Autorädern. Je grösser der Durchmesser, desto grösser die Aufstandsfläche.

Gruss

Rolf

FelixK
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Re: Andruckrollen/Rückschlagsicherung Oberfräsenti *LINK*

Beitrag von FelixK »

[In Antwort auf #77799]
Hallo zusammen,

ich kann leider nicht anders, der Satz:

Das garantiert eine grössere Reibung durch grössere Auflagefläche.


ist leider physikalisch nicht richtig.
Zitat aus Wikipedia: "Die Reibungskraft FR nimmt mit der Normalkraft FN zu, oft annähernd linear und unabhängig von der Größe der Kontaktfläche (siehe Amontonssche Gesetze):"
Dies wird jedoch häufig falsch verstanden.
Bildlich stelle ich es mir so vor das die Reibung von dem Druck auf der Fläche abhängt -> wenn Fläche bei gleicher Kraft doppelt so groß wirkt nur noch der halbe Druck, also wird die Reibung pro Fläche ebenfalls halbiert, da es nun aber die doppelte Fläche ist bleibt der Gesamtwert konstant.

beste Grüße
Felix

daniel s
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Re: Andruckrollen/Rückschlagsicherung Oberfräsenti

Beitrag von daniel s »


Hi Felix,

Danke für die Aufklärung, helfen tun also nur mehr Ringe nebeneinander deren Durchmesser nicht entscheidend ist.

An Rolf: Hast du in die Scheibe Rillen für die Ringe drehen lassen, bzw die irgendwie festgeklebt? Wie Freilauflager befestigt werden hab ich auch noch nicht so recht durchblickt, hast du sowohl die Schrauben ins Lager als auch die Lager in die Schreibe gepresst? Muss mich auch noch entschuldigen, hast ja fast alle Fragen schon von vornherein beantwortet gehabt ;)

Schönen Gruß
Daniel

Rolf Richard
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Re: Andruckrollen/Rückschlagsicherung Oberfräsenti

Beitrag von Rolf Richard »


Danke für die Korrektur. Da habe ich mich nicht exakt ausgedrückt.

Was gemeint ist: Beim grösseren Raddurchmesser kann man eine grössere Kraft übertragen, weil auch die Andruckkraft erhöht werden kann. Würde die gleiche Kraft wie bei kleineren Rädern auf eine kleinere Fläche wirken, würden die elastischen Ringe vollständig zusammengedrückt und daher unwirksam. Die Kraft wird ja durch das Anpressen der Rollen aufs Werkstück aufgebracht und kann somit vom Benutzer reguliert werden.

Gruss

Rolf

Rolf Richard
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Re: Andruckrollen/Rückschlagsicherung Oberfräsenti

Beitrag von Rolf Richard »


Hi Felix,

Danke für die Aufklärung, helfen tun also nur mehr Ringe nebeneinander deren Durchmesser nicht entscheidend ist.

An Rolf: Hast du in die Scheibe Rillen für die Ringe drehen lassen, bzw die irgendwie festgeklebt? Wie Freilauflager befestigt werden hab ich auch noch nicht so recht durchblickt, hast du sowohl die Schrauben ins Lager als auch die Lager in die Schreibe gepresst? Muss mich auch noch entschuldigen, hast ja fast alle Fragen schon von vornherein beantwortet gehabt ;)

Schönen Gruß
Daniel


Hallo Daniel, Fragen ist immer gut, also bloss keine Entschuldigung! :-)

der Duchmesser ist doch entscheidend, kleine Räder sind weniger wirkungsvoll, weil ihre Kontaktfläche zum Werkstück kleiner ist und somit die übertragbare Kraft. Die muss man ja erst mal selbst durch Andrücken beim Anschrauben der Vorrichtung aufbringen.

In den Rädern (Scheiben befinden sich zwei Rillen, in denen die Polyurethanringe eingelegt sind. Da ihr Duchmesser deutlich kleiner als der Raddurchmesser in den Rillen ist sitzen sie durch die Spannung (Dehnung) bombenfest. Man könnte sie zwar sicher auch noch kleben - so wie z.B. Bandsägenbeläge - das ist aber offensichtlich nicht erforderlich.

Für die Freiläufe wurde zentrisch ein Loch gebohrt und die Lager eingepresst. Den richtigen Durchmesser hat der Metaller bestimmt. Dann muss eine Achse durchgesteckt werden, um die sich das Rad (samt Freilauf) in einer Richtung frei dreht und in der Gegenrichtung blockiert. Diese Achse muss nicht eingepresst werden, sie wird einfach durchgesteckt. Bei korrektem Durchmesser greift der Freilaf von alleine.

Und genau dieser korrekte Durchmesser ist noch unklar. Die Lager sind mit 6mm spezifiziert. Beim einen Lager funktioniert eine (ziemlich genau) 6mm messende Achse blendend, beim anderen Lager bekomme ich die Achse erst gar nicht durchgesteckt - zu dick! Bei diesem zweiten Lager kann man aber eine Maschinenschraube mit 6mm Gewinde durchstecken. (Der reale Durchmesser beträgt so um die 5,86mm.) Das Ganze funktionert. Nimmt man aber diese Schraube fürs erste Lager greift die Rücklaufsperree nicht.

Gruss

Rolf

Rolf Richard
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Re: Nachtrag und ein Versuch

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #77799]
Nachtrag zu den technischen Daten:

Minimale Werkstückstärke: 0mm
Maximale Werkstückstärke: 65mm

Vorhin habe ich versuchsweise die Rollen schräg montiert. 5 Grad konnte ich auf die Schnelle nicht verwirklichen, nur ca. 3,5 Grad. Erstes Ergebnis: Ein gewisser Effekt, das Werkstück in Richtung Anschlag zu drücken ist sicher vorhanden. Um das genauer zu testen, werde ich einen Satz andere Halterungen bauen, in denen die Achsen der Rollen unter einem grösseren Winkel eingesetzt sind.


Tiefste Einstellung der Vorrichtung


Höchste Einstellung der Vorrichtung


Schrägstellung der Räder um ca. 3,5 Grad

Gruss

Rolf

Rolf Richard
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Re: Andruckrollen - die zweite Hälfte (Bilder)

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #77799]
Im Startposting sind die Andruckrollen beschrieben, mit deren Hilfe ein Werkstück auf die Oberfläche des Oberfräsentischs gedrückt werden kann, die aber auch gleizeitig einen Rückschlagschutz bieten.

Hier jetzt der 2. Teil, der eine Andruckvorrichtung mit den freilaufgelagerten Rollen beschreibt, die das Werkstück an den Längsanschlag drücken.

Zwischenzeitlich wurden die Rollen bzw. die Reibringe verändert. Anstelle von 33x3mm Ringen kommen nun solche mit 38x5mm zum Einsatz. Das Ergebnis ist wesentlich besser:


Die neuen, dickeren Reibringe

Die Räder für die horizontale Andruckvorrichtung sind identisch wie die vertikal andrückenden Räder aufgebaut. Aus Aluminium gefräst und mit eingepressten Hülsenfreiläufen versehen.

So sieht die horizontale Andruckvorrichtung aus:


Halter mit spiegelsymmetrischen Radträgern


Der komplette Frästisch mit horizontal und vertikal andrückenden Rollen

Der Radträger ist am Halter verschiebbar bzw. gefedert gelagert, so dass man bei Bedarf höheren Anpressdruck aufbauen kann. Man kann die Vorrichtung aber auch starr koppeln. Damit sich der Halter unter Druck nicht wegdrehen kann, erhielt er zwei Nuten, die zum Festschauben in den Aweseo T-Nutschienen des Oberfrästischs dienen.


Verbindung von Radträger und Halter


Federn für zusätzlichen Druck - bei Bedarf!

Die Halter können mehr oder weniger Abstand voneinander haben, um verschiedenen Gegebenheiten rechnung zu tragen. (Gleiches gilt auch für die vertikale Andruckvorrichtung.) Mit der gezeigten Variante können max. ca. 250mm breite Werkstücke geführt werden, wenn die Kante bearbeitet werden soll. Ob dieser erste Wurf auf Dauer bleibt muss sich zeigen. Mit den dicheren Polyurethanringen könnte die "Federung" witzlos werden, was zu einem einfacheren Aufbau führt.

Gruss

Rolf

Rolf Richard
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Re: Link

Beitrag von Rolf Richard »


Hier noch der Link zu einer detaillierteren Beschreibung:

http://hatchcanyon.eu/Navigation/Sonstiges/Holz/Andruckrollen/index.php

Gruss

Rolf

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