Viertüriger Kleiderschrank *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Elmar »

[In Antwort auf #77494]
Hallo Wolfgang,

schön, dass mein Selbstwerkelschrank auch in der benachbarten
Alpenrepublik Zuspruch findet!

Weiß pigmentierte Grüße nach Österreich

Elmar

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Uwe.Adler
Beiträge: 1267
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #77488]
Hallo Elmar,

Gratulation zu der Arbeit. Das ist Dir sehr gut gelungen. Dir/Euch muß der Schrank gefallen und die Durchführung spricht sicherlich eine ganze Reihe Holzwerker an. Mir jedenfalls gefällt das Ergebnis und ich wünsche weitere schöne Projekte aus Weißkiefer.

Herzliche Grüße

Uwe

Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Elmar »


Hallo "baujahrgleicher" Uwe,

"Weißkiefer" ist ein sehr elegante Umschreibung für das pigmentierte Holz.

Eigentlich hatte ich vor vielen Jahren entschieden, Kiefer als Möbelholz
aus meiner Werkstatt zu verbannen, da mir das Verharzen (und anschließende Reinigen) der Maschinen ganz
schön auf den Geist gingen.

In der Folge blieb ein kompletter Stamm Kiefer (Blockware) im Keller liegen und ich war schon mehrfach nahe
daran, dieses Holz als Brennholz zu verarbeiten.

Letztlich ergab sich dann vor Kurzem der ideale Kompromiß, die Blockware auf die "Weißkieferart" zu verarbeiten
und dann eine abschließende Entharzungsrunde zu starten.
Jetzt stehe ich vor dem "Problem", dass noch einige Dielen Kiefer vorhanden sind. Vielleicht baue ich noch
eine Schubladenkommode für das "Weißkieferzimmer" und stelle dabei das Leimholz selbst her - dafür sollte es noch reichen.

Gerade gestern ist meine Linde-Blockware weitgehend der Kettensäge zum Opfer gefallen, nachdem diese bei mir seit mehr als 20 Jahren
im Dornröschenschlaf verbracht hat. Ich sah aber keinerlei künftigen Verwendungsbedarf und so kam, wie es wohl kommen musste...

Grüße

Elmar



Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Thomas Heller »


Hallo Elmar,

für diesen Schrank hast Du absolut ein Kompliment verdient! Er sieht sehr gut aus.
Proportional gesehen, sehr ausgewogen und in allen Details richtig dimensioniert.
Das Du die Füllungen reversibel mit Leisten verbaut hast, lässt Dir sogar die Option auf einen späteren Wechsel,
z. B. auf Glas-Füllungen. Damit wäre er auch ein toller Bücherschrank oder Wohnschrank.

Das vielleicht einzige, was beim ersten Hinsehen "gewöhnungsbedürftig" erscheint, ist die Konstellation von drei Laden unter vier Türen.
Wenn man das aber etwas länger betrachtet, sieht es ganz spannend aus.

Auch, wenn ich selbst am liebsten schlichte, geradlinige Möbel ohne Ornament mag,
gefällt mir durchaus auch der Landhaus-Stil Deines Schrankes, oder Shaker-Möbel wie Bernhard sie fertigt, sehr gut.

Vielen Dank dafür, das Du die Bilder teilst und Fragen beantwortest.
Hast Du gut gemacht!

LG Thomas


Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Elmar »


Hallo Thomas,

es war gerade die Variante mit drei Schubkästen, die mir persönlich
am Besten gefallen hat. Entwürfe mit zwei oder vier Schubkästen haben
mir einfach nicht zugesagt.
Erwähnenswert mag auch sein, dass die Variante mit drei Schubkästen
konstruktiv aufwendiger ist, da die Mittelwand nicht nach unten durch-
läuft.

Er sieht sehr gut aus.
Proportional gesehen, sehr ausgewogen und in allen Details richtig dimensioniert


Die endgültigen Teilproportionen/Detaillösungen zu finden hat einiges an Zeit
und Musterproben gekostet.
Beispielsweise habe ich etliche aufgesetzte Leistenvarianten für die Türfüllungen
hergestellt, die mir alle nicht zusagten, so dass sich letztlich die abgebildete
Lösung ergab.
Im Sockelbereich war ursprunglich vorgesehen, dass die Sockelblende bis nahe an die
Schubkästen reicht und diese dann umlaufend eine einheitliche Fugenbreite aufweisen.
Dazu musste (wegen der Sockelhöhenversteller) die Blende mindestens 120 mm hoch sein
und das sah dann in der Realität sehr unschön aus. Daraufhin habe ich kürzere Sockel-
höhenversteller bestellt und die Blende mehrfach gekürzt, bis diese annehmbar erschien,
etc., etc....

Kurz: Die Zeit für die Herstellung eines "Prototypen" ist schon enorm. Ich denke, dass ich
nun den Schrank in der halben Zeit bauen könnte, da diese Detailprobleme gelöst sind.

Das ist aber das Schöne am Hobby, dass man frei von Zwängen des Gelderwerbs vor sich hin werkeln
kann.

Grüße

Elmar

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

ein schönes Stück, gut gearbeitet.
Aber wer mich kennt weis, dass ich trotzdem Verbesserungsvorschläge für ähnliche Projekte habe.

Erstens: Die Verwendung von Lattenholz, das kann ich am schwedischen Ivan akzeptieren, aber nicht bei einem anspruchsvollen Möbel.
Zweitens. Die Holzauswahl der Türfriese teils blumig teils schlicht finde ich unschön.
Drittens: Astige Lattenholzfüllungen sind häßlich hoch zehn! Die gehören auf Bild verleimt mit einem schönen Maserungsbild.
Viertens: Das Maserungsbild der oberen und der unteren Füllungen sollte durchgehen.
Fünftens: Geschmacksache, aber die Türfüllungen hätte ich nicht 1:1 geteilt, Stichwort "optische Mitte".
Sechstens: Schubkastengriffe gehören nicht auf die geometrische Mitte, Stichwort ebenfalls "optische Mitte".

Ich finde das Nichtbeachten solcher einfachen Regeln bei solch einem Arbeitsaufwand sehr schade.
Es wäre kaum Mehraufwand gewesen, aber das optische Endergebnis um Einiges besser.

Gut Holz! J.

Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Elmar »


Hallo Justus,

zunächst einmal ein Danke für Deine Rückmeldung mit den Verbesserungsvorschlägen!

Ich habe Deinen Beitrag in meine Antwort übernommen, damit man zum besseren Verständnis nicht zwischen diesen Hin- und Herklicken muss.
------------------
Guude,

ein schönes Stück, gut gearbeitet.
Aber wer mich kennt weis, dass ich trotzdem Verbesserungsvorschläge für ähnliche Projekte habe.

Erstens: Die Verwendung von Lattenholz, das kann ich am schwedischen Ivan akzeptieren, aber nicht bei einem anspruchsvollen Möbel.
Zweitens. Die Holzauswahl der Türfriese teils blumig teils schlicht finde ich unschön.
Drittens: Astige Lattenholzfüllungen sind häßlich hoch zehn! Die gehören auf Bild verleimt mit einem schönen Maserungsbild.
Viertens: Das Maserungsbild der oberen und der unteren Füllungen sollte durchgehen.
Fünftens: Geschmacksache, aber die Türfüllungen hätte ich nicht 1:1 geteilt, Stichwort "optische Mitte".
Sechstens: Schubkastengriffe gehören nicht auf die geometrische Mitte, Stichwort ebenfalls "optische Mitte".

Ich finde das Nichtbeachten solcher einfachen Regeln bei solch einem Arbeitsaufwand sehr schade.
Es wäre kaum Mehraufwand gewesen, aber das optische Endergebnis um Einiges besser.

Gut Holz! J.
------------------

Noch vorweg erwähnt:
Ich hatte nie den Anspruch ein anspruchsvolles Möbel zu bauen, sondern schlicht und einfach einen Kleiderschrank für das Schlafzimmer,
der mir persönlich gefällt und zu schon Vorhandenem passt. Ferner war meine damalige Grundbedingung, dass Korpus, Füllungen und Schubkästen
aus Plattenmaterial bestehen müssen, damit ich den Schrank überhaupt in Angriff genommen habe.

Punkt 1,3 und 4 sind also das Resultat der Verwendung des gelieferten „Lattenholzes“ und das war und ist für mich – im Gegensatz zu Dir - soweit in Ordnung.

Deinem Vorschlag zwei kann ich voll zustimmen. Inzwischen würde ich auch eine oder zwei Kieferdielen mehr auftrennen, um eine ausreichende Auswahl
beim Zusammenstellen der Türfriese und Blenden zu haben. Damals habe ich das vorhandene Holz so verbaut wie es halt vorlag
(aber wenigstens die beiden Türen mit den gefladerten Friesen nicht nebeneinander verbaut).
Im Wohnbereich lasse ich bei der Holzauswahl auch deutlich mehr Sorgfalt walten und gehe dabei auch so vor, wie Du es vorschlägst.

Vorschlag 5 ist wirklich Geschmacksache. Ich hatte vor dem Einbringen der Dübelbohrungen die waagrechten Türfriese einmal nach dem Goldenen Schnitt
und alternativ im Verhältnis 1:1 zusammengelegt und mich dann für die letztere Variante entschieden, da (in Verbindung mit den Schubkästen, Blenden etc.)
mir das Gesamtbild des Schrankes so besser gefallen hat.

Zu Deinem letzten Verbesserungsvorschlag:
Das habe ich in dieser Form so noch nie gehört oder gelesen. Hier wäre ich für weitergehende Informationen (Fachartikel, Fachliteratur etc.) dankbar
(Google und Co. habe ich schon bemüht)!

Ich habe diese Anregung von Dir zum Anlass genommen und mir den Schrank längere Zeit bzgl. dieses Punktes betrachtet. Es gelingt mir jedoch leider
(wohl mangels Vorstellungskraft) nicht den Unterschied plastisch vor Augen zu führen. Ich müsste direkt neben der bestehenden Lösung die von Dir
vorgeschlagene Variante sehen, um entscheiden zu können, was in meine Augen besser aussieht.
Durch diesen Aspekt angeregt habe ich mir in einem Fachbuch, das sehr viele Abbildungen historischer Möbel beinhaltet
(Prof. Rainer Haaff, Weichholzmöbel von Barock bis Jugendstil), speziell die Gründerzeit-Schränke angesehen, da diese sehr häufig untere Schubkästen aufweisen.
Zumindest bei diesen Möbeln sind ausnahmslos alle Schubkastengriffe mittig montiert.

Das legt wohl nahe, dass Deine Anregung eher jüngeren Datums entspringt?!

Wie dem auch sei, werde ich diesen Aspekt mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgen!

Grüße

Elmar



Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Ei Guude Elmar,

Ich danke Dir, dass Du meine Bemerkungen so positiv aufgenommen hast!

Zu den angesprochenen Punkten:

Es ist vollkommen klar, dass man häufig aus Zeit- und Kostengründen auf Leimholzplatten zurückgreifen muss.

Eine Teilung der Türfüllungen im goldenen Schnitt wäre auch nicht meine Teilung gewesen, sondern eine in der "optischen Mitte".

Die optische Mitte:

Unter der optischen Mitte versteht man u.A. die Montage von Möbelgriffen leicht außerhalb der horizontalen geometrischen Mitte.
Wolfgang Nutsch z.B. geht in seinem "Handbuch der Konstruktion: Möbel" genauer darauf ein, er begründet es mit der perspektivischen Verzerrung beim Betrachten von oben, der untere Teil einer Front erscheint optisch verkürzt in Verhältnis zum oberen Teil wenn ein Möbelgriff in der geometrischen Mitte sitzt.

In der Gestaltung wird gerne eine ungleiche horizontale Teilung verwendet, es gibt dem jeweiligen Objekt eine gewisse organische Gestaltung mit einem gewissen optischen Spannungsfeld.

In Wikipedia ist etwas dazu geschrieben worden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Optische_Mitte

Ich verwende dieses Prinzip gewisser Weise auch gerne bei vertikalen Teilungen, z.B. dreiteiligen Fronten, indem ich die mittlere Türe etwas breiter fertige als die beiden äußeren.

Gut Holz! J.



Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Viertüriger Kleiderschrank

Beitrag von Elmar »


Hallo Justus,

jetzt kommen wir der Sache schon etwas näher. Ich habe zwischenzeitlich noch einige
Artikel bzgl. mathematischer (geometrischer) Mitte, optischer Mitte und Goldenem Schnitt
gelesen und mein Verstand ist jetzt soweit wieder beruhigt. Damit will ich sagen, dass
wohl letztlich für die (subjektive) optische Mitte kein allgemeingültiges-objektives
Ermittlungskriterium gibt.
Kurz gesagt: Es liegt vieles im rein subjektiven Empfinden des Betrachters/Gestalters.

Einen recht schönen Beitrag dazu habe hier per Link:

http://www.civi.ch/civiAktiv_Blog/optische-mitte-fotografische-bildgestaltung/

Dieser Satz -

Die fotografische Bildgestaltung
beruht nicht auf Mathematischem
sondern vor allem auf Gefühltem.

- drückt das recht zutreffend aus.

Konsequenz für mich:

Ich werde auch künftig meine Möbel nach meinem eigenen Empfinden
gestalten/aufteilen, den Aspekt "optische Mitte" ausreichend in meine
Betrachtungen einbeziehen und dann hoffen, dass das Endergebnis meinen
Vorstellungen entspricht...

...und sollte mir dies nicht gelingen, so habe ich eine wunderbare
Formatsäge ("leider" Keine Martin, Justus) die dieses Spannungsfeld
ganz schnell in handliche und entspannte Entsorgungsstücke für den
Kaminofen verwandelt!

Grüße

Elmar

PS: Die beiden letzten Absätze bitte mit Humor auffassen!



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