Leimholzplatten gerade richten?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Jens B.
Beiträge: 5
Registriert: Mo 7. Jul 2014, 18:48

Leimholzplatten gerade richten?

Beitrag von Jens B. »


Hallo,
ich bin brandneu im Forum und erst vor gut 6 Monaten zum Holzhandwerken-Hobby gekommen. Seitdem bekommt man mich in meiner Freizeit aber auch kaum noch aus meiner kleinen Werkstatt raus und ich bin mit Begeisterung bei der Sache.

Mein Anfänger-Problem, bei dem ich mir hier Hilfe erhoffe:

Ich habe eine, bis dahin noch schön ebene, liegend gelagerte Arbeitsplatte aus Buchen-Leimholz (28mm, keilverzinkt) im Baumarkt gekauft, noch vor Ort von ehemals 200*80cm in 4 Platten mit je knapp 100*40cm zusägen lassen und bei mir aufrecht im etwas kühlerem (aber trockenen) Keller abgestellt. Schon am nächsten Tag waren alle 4 im Querschnitt deutlich gewölbt, so das sie für den gedachten Zweck (an der Wand hängende Pannele für eine Garderobe) kaum noch zu gebrauchen sind. Meine Fragen:

Woran liegt das? Hab ich was falsch gemacht, z.B. zu schnell abgekühlt? Oder kann es sein, dass die Platte schon vorher unter Spannung stand und sich das erst jetzt, wo sie aus dem Stapel rausgenommen und zerteilt wurde bemerkbar macht?
Viel wichtiger: Gibt es eine Chance, die Platten wieder gerade zu bekommen?

Im Netz habe ich wilde Anleitungen gefunden, von der Verwendung von feuchten Tüchern bis hin zu Dampfdruckreinigern in Kombination mit Gewichten oder Schraubzwingen. Bevor ich das Holz jetzt völlig ruiniere, wollte ich lieber hier bei erfahrenen Holzwerkern nachfragen was ich tun kann und wie ich das Problem beim nächsten Holzkauf vermeiden kann (außer durch den Verzicht auf günstige Baumarktware)

PS: Ich habe (im Moment noch) weder die Erfahrung noch die Werkzeuge oder den Platz, um selber Leimholz herzustellen. Ich bin somit auf fertige Platten angewiesen.

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Leimholzplatten gerade richten?

Beitrag von Rafael »


Hallo,

hast Du die Platten mitten im Raum aufgestellt, jede einzelne frei und in genügendem Abstand zu den anderen, oder hast Du sie etwa an der Wand angeleht? Wenn an der Wand angelehnt - jede einzeln, oder als ein Bündel?
Wahrscheinlich ist der Keller doch nicht so trocken wie Du denkst und die konvexe Seite der Platte hat etwas mehr Feuchtigkeit abbekommen als die andere.
Nun kannst Du die Platten erst mal in die Werkstatt bringen, jede einzeln waagerecht und an den Ecken abgestützt hinlegen, sodass von unten noch Luft dran kommt, die konvexe Seite nach oben und schauen ob es wieder besser wird. Irgendwelche weitergehende Methoden würde ich erst dann ausprobieren, wenn nach einigen Tagen keine Verbesserung zu beachten ist.

Rafael

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Leimholzplatten gerade richten?

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

Am Zuschneiden liegt es nicht. Hast du die Abschnitte so gestellt das beidseitig Luft an die Oberflächen kam?
Zum Richten kannst Du versuchen alle Abschnitte aufeinander zu stapeln, oben und unten abzudecken und mit Zwingen dicht aneinander zu drücken.
Dann erst unmittelbar vor dem Bearbeiten befreien und bis zum nächsten bearbeiten wieder abzustapeln.
Du hast das übliche Kellerproblem mit zu hoher Luftfeuchte, für viele kaum zu umgehen wenn das Material nicht beidseitig mit der Umgebungsluft in Berührung kommt und aus Quellen stammt mit denen man feine Erfahrung hat.

Zur Frage:
„wie ich das Problem beim nächsten Holzkauf vermeiden kann (außer durch den Verzicht auf günstige Baumarktware)"
Rate ich Dir Genau dazu, kaufe im Fachhandel. Der ist häufig nicht teuerer, mein Fachhändler berechnet z.B. ~ 195,-€ für
eine Platte Buche Leimholz keilgezinkt, A-A, 4100x600x40 mm.
Bei Prakbauobbach ist es meiner Erfahrung nach meisten teurer und häufig von fragwürdiger Qualität.

Gut Holz! J.



Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Leimholzplatten gerade richten? *LINK*

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #77144]
Hallo Jens,

wahrscheinlich hast Du einen eher feuchten Keller, gerade jetzt im Sommer! Wenn da warme Luft von aussen einströmt und sich abkühlt steigt deren prozentualer Feuchtegehalt rapide an. Schätzen hilft wenig, man braucht ein verlässliches Hygrometer. Im meiner Kellerwerkstatt

ist das nicht anders.

Richtig ist auch wie ja schon geschrieben wurde, dass die Bauteile von allen Seiten Luft bekommen müssen. Mir ist das vor Jahren auch mal passiert und das Material hat sich in kürzester Zeit verzogen.

Wenn Du dich umsiehst wirst Du feststellen, dass Du nirgends teurer als im Baumarkt kaufts - siehe Justus. Da werden des Öfteren wahre Mondpreise verlangt. Von der oft mehr als fragwürdigen Qualität mal ganz abgesehen.

Kopf hoch - solche Erfahrungen muss man (leider) machen. Dass Du das Material wieder brauchbar gerade bekommst - da bin ich skeptisch, lass mich aber gerne von einer praktikablen Methode überzeugen.

Gruss

Rolf

Jens B.
Beiträge: 5
Registriert: Mo 7. Jul 2014, 18:48

Re: Leimholzplatten gerade richten?

Beitrag von Jens B. »

[In Antwort auf #77145]
Hallo Rafael,

hast Du die Platten mitten im Raum aufgestellt, jede einzelne frei und in genügendem Abstand zu den anderen, oder hast Du sie etwa an der Wand angeleht? Wenn an der Wand angelehnt - jede einzeln, oder als ein Bündel?


Da liegt vermutlich ein Teil des Problem. Sie standen paarweise aufrecht an der (kühlen) Wand. Ich werd dort mal die Luftfeuchte messen (auch wenn das jetzt nichts mehr hilft), vermutlich irre ich mich tatsächlich mit dem "trocken".

Nun kannst Du die Platten erst mal in die Werkstatt bringen, jede einzeln waagerecht und an den Ecken abgestützt hinlegen, sodass von unten noch Luft dran kommt, die konvexe Seite nach oben und schauen ob es wieder besser wird.


Das mache ich, danke für den Tipp. Ich schau mal ob es hilft, wenn ich darüberhinaus mit auf- und daruntergelegten Kanthölzern und Schraubzwingen die Bretter eine Zeit lang wieder in ihre Form presse.

Vielen Dank für die prompte Hilfe
Jens


Jens B.
Beiträge: 5
Registriert: Mo 7. Jul 2014, 18:48

Re: Leimholzplatten gerade richten?

Beitrag von Jens B. »

[In Antwort auf #77146]
Hallo Justus,

Hast du die Abschnitte so gestellt das beidseitig Luft an die Oberflächen kam?


leider nicht. Beim nächsten mal bin ich schlauer

Zum Richten kannst Du versuchen alle Abschnitte aufeinander zu stapeln, oben und unten abzudecken und mit Zwingen dicht aneinander zu drücken.


Dass versuche ich, danke für den Tipp

Der Quadratmeterpreis lag übrigens bei nur 28 EUR (45 EUR für 2,0*0,8m inkl. kostenfreiem Zuschnitt), trotzdem hab ich da wohl am falschen Ende gespart.

Viele Grüße
Jens


Jens B.
Beiträge: 5
Registriert: Mo 7. Jul 2014, 18:48

Re: Leimholzplatten gerade richten?

Beitrag von Jens B. »

[In Antwort auf #77147]
Hallo Rolf
ein Schwimmbad als Werkstatt, das ist wirklich ungewöhnlich. Ich geh mal davon aus dass niemand mehr auf die Idee kommt es zu fluten ;)
Ich hab mich übrigens gleich auf deiner Homepage umgesehen und einige gute Tipps zur Erweiterung meines selbstgebauten Frästisches bekommen, danke dafür.

Jens


Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Leimholzplatten gerade richten?

Beitrag von Konrad Holzkopp »

[In Antwort auf #77155]
Guude,

das mit "auf- und daruntergelegten Kanthölzern und Schraubzwingen" kannst Du Dir sparen, bei ungleicher
Holzfeuchte der Flächen bleibt es trotzdem krumm.
Das mit den Zwingen hatte ich vorgeschlagen um einen guten Schluß der Zuschnitte für einen schnelleren
Feuchteausgleich zu erreichen.

Mache einfach mit einem schon länger in Deinem Keller liegendem Holzstück eine Darrprobe,
dann weist Du genau über die Feuchte des Kellers bescheid.

Gut Holz! J.

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Kauftipp Holzhändler

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #77144]
Hallo Jens,

ich kann meinen Vorredner nur beipflichten, Holz beim Fachhändler zu kaufen.

Mein Tipp:
Gehe zum Holzhändler, kaufe dort das Holz, schneide es selber grob zu und gehe dann zum Tischler, der dir die Bretter abrichtet und ggf. ablängt.
Für einen Wohnzimmerschrank wollte ich auch erst diese keilgezinkten Platten nehmen, habe ich zum Glück nicht.

Eine Überschlagsrechnung:

Du hast 45/(2x0.8*0.028) = ca. 1000 € /kbm bezahlt.

Mein Händler will 795 €/kbm+ Mwst, also auch ca. 1000 €/kbm für Pollmeierbuche haben.
Wenn man für den Verschnitt beim Abrichten, Besäumen und Ablängen 20 % annimmt (kann schnell mehr werden), hast du PiMalDaumen 1.2x1000x2x0.8x0.028 = ca. 54 €
Dann nimmt der Tischler für deine 4 Bretter noch 20 € (eher weniger), also bist du dann bei ca. 74 €.
Du zahlst also ca. 29 € mehr, bekommst aber gescheites Holz, das sicherlich besser ist und besser aussieht als keilgezinktes Industrieholz.

Gut, je nach Verschnitt kann es teurer werden, aber das Produkt ist es auch wert.
Bei meinem Händler waren Bohlen, die knapp über 40 cm breit waren und 28 mm stark, womöglich ideal für dich. Ist also auch Glückssache, was gerade da ist.

Noch ein nicht zu unterschätzender Vorteil: Beim Tischler kannst du Fragen stellen, deren Antworten unbezahlbar sind, gerade als Hobbyanfänger (bin ich auch).

Natürlich schützt Holz vom Fachhändler nicht vor falscher Lagerung.

Viele Grüße

Markus


Jens B.
Beiträge: 5
Registriert: Mo 7. Jul 2014, 18:48

Re: Kauftipp Holzhändler

Beitrag von Jens B. »


Hallo Markus,
danke für deine Mühe mit dem Rechenexempel, daran werde ich denken wenn es mal kein Leimholz sein soll.

Viele Grüße
Jens

PS: Vor vielen Jahren hatte ich bei einem VHS-Kurs mal die Gelegenheit aus rohen Erlenholzbohlen unter Anleitung und Hilfe eines Berufsschullehrers sowie mit großen Tischlereimaschinen Leimholz herzustellen. Daraus wurde schließlich ein Regal. Ich gebe zu, das diese Verwandlung von rohem Holz zu einem Möbelstück echt befriedigend war und ich heute noch stolz auf das Teil bin. Das meiste was ich damals gelernt habe habe ich wieder vergessen, aber jetzt hats mich erneut gepackt.

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