Multimaster

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Multimaster

Beitrag von reinhold »


hallo Kollegen,

ich restauriere gerade ein altes Fachwerkhaus. Zu restaurieren sind alle Fensterrahmen und -sprossen, durchgestemmte Türen mit Füllungen, einige Täfelungen, letztere geschmacklos mit Ölfarbe überstrichen. Aber auch verklebte Teppichböden sind zu entfernen und anschliessend müssen vermutlich die Holzfussböden überschliffen oder ergänzt werden. Wie viele Schichte die Tapeten übereinander sind, konnte ich noch nicht zählen - aber es dürften mind. ein halbes Dutzend sein. Schlitze für die Elektro-Installation sind herzustellen. (Wasser und Heizung lasse ich machen, da verstehe ich zu wenig.) Der Dachstuhl und die Deckung sind zu überarbeiten. Zum Glück hat der Denkmalschutz das Haus noch nicht entdeckt, das lässt mir ein paar Freiheiten.

Ich frage mich nun, ob die Anschaffung eines FEIN Multimasters oder des vergleichbaren Bosch-Produkts sinnvoll ist und Arbeitszeit spart. Nach der Werbung müssten diese Geräte genau das sein, was ich brauche. Aber als Neanderthaler aus Überzeugung misstraue ich

1. Elektrogeräten (sie werden bei mir meist nur einmal benutzt und verstauben dann im Regal),
2. Multifunktionsgeräten überhaupt (nach m.M. können sie viel aber nichts richtig)
3. allen Werbeaussagen.

Andererseits ist es ein riesiger Berg Arbeit und alles mit der Hand dürfte ein bisschen zu viel sein.

Meine Fragen an die Forumsteilnehmer:

Hat einer von Euch so ein Gerät?
Wird es oft benutzt?
Was sind seine Stärken/Schwächen?
Stimmen die Werbeaussagen wenigstens überwiegend?

Weiss einer von Euch Alternativen?

schaffige Grüsse
reinhold



Hauke Blecken
Beiträge: 21
Registriert: Mo 17. Jun 2013, 17:17

Re: Multimaster

Beitrag von Hauke Blecken »


Hallo Reinhold,

So wie sich das für mich anhört brachst Du zpeziellere Werkzeuge.
Ich liebe meinen Multimaster als Werzeug, aber der Multimaster ist eher ein Skalpell und Du brauchst eine Axt.
Zum Fenster ausbauen geht der Multimaster sehr gut.
Für Teppich würde ich mir im Baumarkt geeignetes Werkzeug leihen, mit dem Multimaster braucht Du ewig.
Ölfarbe Habe ich sehr gut mit einem Heissluftfön von alten Fensterlaibungen abbekommen.
Tapeten löst man ab besten indem man die Tapeten perforiert und dann einweicht.

Viel Spaß!

Hauke

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Multimaster

Beitrag von Rolf Richard »


Nenne einen Bosch mein eigen.

Für kleine Arbeiten ganz nett, für Grossflächiges sicher ungeeignet.

Oft setze ich das Maschinchen nicht gerade ein. Da man keine rechte Führung hat, kann man auch mal was beschädigen. Vielleicht bin ich damit aber auch nur ungeschickt?

Gruss

Rolf

Jörg Hampl
Beiträge: 23
Registriert: Mo 18. Jun 2018, 00:00

Re: Multimaster

Beitrag von Jörg Hampl »

[In Antwort auf #76372]
Hallo Reinhold,
mein erstes richtiges Elektrowerkzeug war ein Multimaster.
Ich denke jeder der so eine Maschine hat, kann bestätigen das die Qualität von Fein über die meisten Zweifel erhaben ist.
Man braucht ihn (je nach Arbeitsspektrum) nicht sehr oft aber wenn dann ist man froh den die Alternative hieße meistens immense Handarbeit - das ist jedenfalls meine Erfahrung.

In den von dir beschriebenen Anwendungsfälle würde ich folgendes zu bedenken geben:

1. Alte Fenster/Türen ausbauen:
Die Fein Sägeblätter sind sehr teuer, bei Metall ggf. auch mal ein alter schmiedeeiserner Nagel sind die schneller rum als dir lieb ist, hier würde ich eher eine Recipro-/Tigersäge empfehlen.
BiMetall-Blätter sind günstig und die Arbeitsgeschwindigkeit stimmt auch. Solche sägen verwenden auch Fensterbauer meistens. Auch bei den Türen sollte dir das mehr Helfen.
Die Zargen sind meistens vernagelt und wenn man in einem 3 mm Schlitz in 10 cm Tiefe einen Nagel kappen muss dann hilft der MM auch nicht mehr.

2. Holzböden schleifen:
Für Auffrischung und kleine Ausbesserung vielleicht aber wenn du ausgetretene alte Dielen hast die man schnell mal 2-3 mm schleifen musst dann ist das mit dem MM in den Ecken auch nicht mehr sinnvoll.
Eine ordentliche Parkettschleifmaschine ausgeliehen, mit passendem Randschleifgerät gearbeitet
(zur Not geht auch ein Bandschleifer oder ein Exzenterschleifer) und in den Ecken mit einer breiten Elektrofeile/Bandfeile o.ä. nachgearbeitet

Der MM ist ein sehr schönes Werkzeug - aber für spezielle Probleme und Feines.
Ich habe ihn bis jetzt fast bei jeder Küche oder bei jedem Fussboden die ich auf-/eingebaut habe benötigt und wenn es nur an einer kleinen Stelle war.

Ich hoffe ich konnte dir weiter helfen.
Grüße aus Erfurt
Jörg



Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Multimaster

Beitrag von Konrad Holzkopp »

[In Antwort auf #76372]
Guude,

Mit dem Fein MM habe ich nur beste Erfahrungen.

" Zu restaurieren sind alle Fensterrahmen und -sprossen, durchgestemmte Türen mit Füllungen, einige Täfelungen, letztere geschmacklos mit Ölfarbe überstrichen."

Zum Eckenschleifen ist der MM sehr gut, für freie Flächen nehme ich einen langsam eingestellten Winkelschleifer mit Schmirgelteller, hinterhen einen Exzenterschleifer.

" Aber auch verklebte Teppichböden sind zu entfernen"

Beim Fußboden Lieferer einen "Stripper" ausleihen.

"müssen vermutlich die Holzfussböden überschliffen oder ergänzt werden."

Parkettschleifmaschinen ausleihen. Für enge Stellen und Ecken evtl. den MM einsetzen.

"Wie viele Schichte die Tapeten übereinander sind, konnte ich noch nicht zählen - aber es dürften mind. ein halbes Dutzend sein."

Mit einer Stachelwalze vorarbeiten, und mit einem Dampfreiniger anlösen und abziehen.

"Schlitze für die Elektro-Installation sind herzustellen."

Alter Putz lässt sich fast mit einem Finger einschlitzen, sonst Schlitzfräse leihen.

"Der Dachstuhl und die Deckung sind zu überarbeiten."

Etwas wenig Info, im Prinzip wie Fenster und Türen.

Beim Sägen mit einem MM Geschwindigkeit reduzieren und häufig die Spanräume reinigen.
Rausschneiden von Blendrahmen den Schnitt schräg führen, soweit es geht mit einer Stichsäge in ~ 80mm Abstand 2 mal einschneiden, den Klotz entfernen, das verbliebene Holz so häufig wie möglich anbohren. Den Rest mittels MM und/oder Stemmeisen durchtrennen. Reziprosäge ist natürlich das Optimum.

Gut Holz! J.

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Multimaster

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Der MM ist ein sehr schönes Werkzeug - aber für spezielle Probleme und Feines.


Genau so ist es. Das Ding ist durch das sehr umfangreiche Zubehör wirklich sehr vielseitig einsetzbar, aber es ist eben eine Maschine für kleine und feine Arbeiten (Leisten durchtrennen, Schleifen in Ecken etc. etc.). Mit einem Multimaster 50 qm Fußboden abschleifen zu wollen, ist in etwa so sinnvoll, wie mit einem Teelöffel Kubikmeter Ballastwasser aus einem Schiff lenzen zu wollen.

:-)

Wolfgang

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Multimaster

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #76372]
Hallo,



ich restauriere gerade ein altes Fachwerkhaus. [...]

Andererseits ist es ein riesiger Berg Arbeit und alles mit der Hand dürfte ein bisschen zu viel sein. [...]


Eben, sowas ist ein riesiger Berg Arbeit. Wenn Du in endlicher Zeit fertig werden willst, benutze Maschinen. Und zwar genau die für den jeweilligen Zweck richtige Maschine. Also eine Mauernutfräse für die Schlitze in Putz/Mauerwerk, eine Parkettschleifmaschine für die Fußböden eine Kappsäge zum Ablägen von Schalungsbrettern etc. etc. etc. Eine ordentliche Grundausstattung solltest Du immer zu Hand haben, Spezialmaschinen leiht man sich dann halt tageweise nach Bedarf aus.

Alles andere ist auf'm Bau einfach nur Kappes weil Du nicht Jahrzehnte auf einer Baustelle wohnen möchtest.

Wolfgang

Joachim Thiel
Beiträge: 188
Registriert: Di 25. Okt 2016, 14:52

Re: Multimaster

Beitrag von Joachim Thiel »

[In Antwort auf #76372]
Hallo Reinhold
Ich beneide dich um so ein tolles Projekt
Erst etwas deprimierend durch die vielen Altlasten,Schäden
und Überraschungen die bei jeder neuen Arbeit auftauchen
Nirgends sieht man Licht am Ende des Tunnels,ist aber das Salz in der Suppe.
Aber dann stellt sich mit jeder Packung die leer wird ein unbeschreibliches Glücksgefühl ein,vor allem wenn es ein Ergebnis der eigenen Hände Arbeit ist.

Multimaster mag ich und mittlerweile gibt es vom Ur-Multimaster bis zur vorletzten Generation insgesamt drei in meiner Sammlung.
Sollte die Zeit vom knappen Taschengeld mal vorübergehen, steht dann noch ein Supercut auf der Wunschliste. (Wegen der höheren Leistung, mm 250 Watt , sc 400 Watt)
Hauptsächlich benutze ich ihn zum schneiden, weniger zum schleifen.
Beim aufarbeiten von Tür,Türrahmen oder Fenstern bleib ich aber bei Föhn,Ziehklinge und Schleifklotz. In Ecken ist der mm unschlagbar ,aber der Rest geht von Hand schneller.
Weitere Einsätze bei mir waren
- lösen Verkrustung in Fugen von Dielenboden
- Bearbeitung Kabelkanal ( blech + Kunststoff)
- anpassen Fußleisten und parket an heizungsrohen
- trockenbau ,Schnitzereien im gipskarton für revisionsklappen,innenecken usw
- Rückbau alte cu heizungsrohre
- schneiden von Kunststoffen aber auch Alu geht sehr gut, zb ausklinkung elektoverteiler

Noch was anderes
Wenn es so ein altes Haus ist, mit entsprechenden Fenstern ,eventuell noch mit erhaltenswertem glas,traust du dich Leinölfarbe zu verwenden?

Gruß Joachim



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Ölfarbe

Beitrag von reinhold »


hallo Joachim,

Wenn es so ein altes Haus ist, mit entsprechenden Fenstern ,eventuell noch mit erhaltenswertem glas,traust du dich Leinölfarbe zu verwenden?


Ja, genau das habe ich vor.

Weisst Du zufällig, wo man Bleiweiss-Ölfarbe herbekommen kann? Kremer hat nur das Pigment, aber keine fertige Farbe mehr. (Bitte keine Diskussion über Bleiweiss - ich weiss über die Giftigkeit Bescheid! Aber es ist für Restaurierungen und Denkmalschutz zulässig und es ist die beste und dauerhafteste weisse Farbe für Fenster).

viele Grüsse
reinhold

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Multimaster

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #76372]
Hallo Reinhold,

zunächst einmal wenn Oszillationswerkzeug dann den Fein Multimaster.
Ich habe meinen seit fast 20 Jahren, aber auch die neuen Einsatzwerkzeuge passen. Brauche ihn recht selten, dann ist er aber nicht zu ersetzen.
Beispiel Fliese mitten in gefliester Wand heraus lösen, ohne rund herum Beschädigungen zu verursachen, hier ist der kleine Orange König.
Kürzlich musste ich 6 bereits gebohrte Fliesen wegen einer neuen Duschabtrennung ersetzen, ich hatte mir 2 Päckchen Fliesen aufgehoben.
Das Fugen "rausrütteln" ging mit dem Diamant bestückten Segmentblatt in 10 min pro Platte, anschließend alten Fliesenkleber mit der HM-Schleifplatte
abschleifen, dieses harte Klebezeug schleift der MM als wäre es ein Marmorkuchen.
Auch beim Abschaben alter Silikonreste macht er eine gute Figur.
Beim Sägen von Holz hat er mich nicht überzeugt, hier gibt es schnellere Methoden.
Auch die Schleifplatte mit Klettfläche funktioniert beim Holz Schleifen sehr gut, viel besser als andere normale Dreieck/Delta-Schleifer.
Ansonsten sollte man ihm keine allzu großen Dinge zumuten, seine doch recht geringe Motorleistung macht sich da bemerkbar.

Gruß Dietrich



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