Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Julia
Beiträge: 19
Registriert: Do 20. Mär 2014, 06:05

Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Julia »


Hallo liebes Forum. Ich habe schon einige Zeit hier drin gelesen und auch Bücher von Guido Henn und anderen amerikanischen und britischen Holzarbeitern gelesen. Viele meiner Fragen konnte ich beantworten, aber jetzt kommt doch etwas und ich würde mich freuen, wenn ich auf geduldige, erfahrene Holzwerker treffe, die mir weiterhelfen können.

Ich habe vor wenigen Tagen eine 40 Jahre alte Schülerhobelbank erstanden. Sie scheint noch recht stabil und die beiden Spannbacken laufen sehr gut. Daher überhaupt der Kauf, da ich gesehen habe, wie viel solche Spannmechaniken teilweise kosten. Die Bank ist alt, dreckig, aber größtenteils noch zu gebrauchen. Daher werde ich sie mit vermutlich wenig Aufwand und viel Schleifarbeit aufhübschen können. Der Tisch ist recht klein (1x1,50m) und wird daher vermutlich später als Drehbanktisch oder generell Maschinentisch verwendet, für Kleinarbeiten.
Die Tischplatte besteht aus ca. 25mm Multiplex und ist nicht vollkommen eben. Dazu noch durch Beize, Farbe, Leim, Nägel und Löcher recht versaut. Ich habe anfegangen, die gröbsten Unebenheiten zu entfernen, denke aber, dass die Platte so eigentlich nichts mehr taugt. Sie auszuwechseln wäre aber doch recht schwierig. Daher meine Überlegung, eine Siebdruck-MDF-Platte draufzumontieren (die dickste, die ich finden kann). Somit hätte ich eine neue, ebene Platte, mehr Gewicht und auch eine stärkere Dicke der Platte. Durch die dickere Platte würde ich dann 19/20mm Löcher bohren, um Spannelemente befestigen zu können. Ist ja bekannt, denke ich.

Fragen hierzu:
- Ist diese Vorgehensweise sinnvoll?
- Muss ich dabei irgendwas beachten?
- Wie befestige ich die obere Platte am besten? Dübel und Leimen oder Schrauben?

Ich möchte auch deshalb eine dickere Platte, da die Spannbacken derzeit Werkstücke mit einer maximale Höhe von 45mm festspannen können. Mit 300mm Breite finde ich das auch etwas zu schmal. Ich habe die Backen bereits auseinander gebaut, um sie zu säubern. Ich denke, die Meckanik in einer neuen Backe einzusetzen, wird kein Problem sein, zumal die alten Backen auch ziemlich versaut und inzwischen uneben sind. Daher würde ich neue Backen bauen, die dann der neuen Höhe der Platte entsprechen

Fragen hierzu:
- Stelle ich mir das zu einfach vor?
- Um das eingespannte Werkstück nicht zu beschädigen, sollen ja Abfallholzstücke zwischen Backen und Werkstück geklemmt werden. Könnte sich das nicht auch durchgängig durch die Verwendung eines weichen Materials an Tisch und Backe realisieren lasssen? Mir schwebt Korkplatte vor. Die würde, denke ich auch die Reibung und dadurch Stabilität erhöhen.
- Ich gehe davon aus, dass Massivholz als Material für die Backen am besten geeignet ist. Aber es ist für mich schwierig, so große Klötze zu bekommen, weshalb ich über die Verleimung von anderen Holzplattenarten nachdenke. Was eignet sich noch?

Zu guter letzt möchte ich natürlich, dass der Tisch stabil steht. Auf unebenem Boden wackelt er aber leicht. Daher dachte ich auch hier an ein weiches Material, das unten an die Beine befestigt wird.

Frage: Wie geht ihr damit um?

Ich freue mich auf Eure Antworten. Und ich hoffe, nicht zu viel dummes Zeug gefragt zu haben.

Julia

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
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Re: Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Julia,

wenn es Deine erste Werkbank werden soll, mit der Du ausprobieren möchtest, ob Dir die Holzwerkertätigkeit auf Dauer gefällt, ist gegen das Aufarbeiten einer alten Werkbank nichts einzuwenden auch wenn sie sich in schlechtem Zustand befindet. Zunächst einmal erfüllt das den Zweck. Später kann man dann immer noch über den Kauf oder Bau einer schwereren Hobelbank nachdenken.

Tu Dir einen Gefallen und nimm keine Siebdruckplatte als Oberfläche. Das Zeug ist zu glatt, um vernünftig Werkstücke drauf spannen zu können. Außerdem ist es relativ teuer. Nimm besser einen Holzwerkstoff (Sperrholz, Leimholz). Wenn die jetzige Platte nicht eben ist und ein Planhobeln flachfällt, weil diverse Nägel und andere Einschlüsse den Hobel ruinieren würden, würde ich einfaches Leimholz aus dem Baumarkt aufleimen und die Oberfläche anschließend von Hand planen. Bei der geringen Plattengröße sollte das machbar sein.

Gutes Gelingen!
Klaus

Rolf Richard
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Re: Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Julia!

Da die Platte sowieso schon ziemlich schwach ist, kann ein Verstärken nicht schaden. Aber bitte nicht mit MDF. Das Zerug ist einerseits sehr schwer und, wie Klaus schon schrieb, viel zu glatt. Dazu hat das Material noch eine gewisse Flexibiltät und es könnte durchaus geschehen, dass die neue Platte eventuellen Unebenheiten der alten folgt. Leimholz, am besten Buche, wäre die viel bessere Lösung und wie auch schon geschrieben, planierbar. (Das Material ginge auch als Zangenbelag.)

Tu Dir keinen Kork an,das Material ist viel zu flexibel und wahrscheinlich schnell verschlissen.

Keine 20er Bohrungen, wenn Du 3/4 Zoll Spannelemente verwenden willst.

Gruss

Rolf



Julia
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Re: Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Julia »


Ok, ich habe jetzt eine leimholzplatte aus buche, die ich mit 10er Dübeln und Holzleim auf die alte Platte aufbringen will. Im Baumarkt hab ich gesucht hnd gesucht, aber keinen Bohrer mit 19mm gefunden :( Nur 18 und 20mm. Da muss ich wohl im Internet schauen. Die Löcher gehen ber dann durch oder sollen das Sacklöcher sein?

Danke schonmal bis hierher!

Rolf Richard
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Beitrag von Rolf Richard »


Forstnerbohrer mit 3/4 Inch - das ist das exakte Mass - geibts beim Hausherrn. Artikelnummer 304655. Siehe Link.

Gruss

Rolf

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Mario Zimmermann
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Re: Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Mario Zimmermann »


Besser durchbohren, in Sacklöchern sammelt sich der Dreck.

Viele Grüße,
Mario

Julia
Beiträge: 19
Registriert: Do 20. Mär 2014, 06:05

Re: Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Julia »

[In Antwort auf #76208]
Vielen Dank für Eure Tipps und Meinungen! Ich werde alles beherzigen und habe auch vor, die Restauration mit Bildern zu dokumentieren. Vielleicht interessierts ja dann den ein oder anderen :)
Ein schönes Wochenende allen!

Martin Graf
Beiträge: 194
Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Re: Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Martin Graf »


Hallo Julia,
es wäre schön, wenn Du Dein weiteres Vorgehen und auch Deine Erfahrungen dokumentieren würdest. Es gibt sehr viele Holzwerker, die mit einfacher Ausstattung zurecht kommen (müssen) und da sind dann solche Erfahrungen viel wert.
Ein Kollege hat ähnlich wie bei Deiner angestrebten Lösung, eine Buche-Leimholz-Platte mit einer MDF-Platte kombiniert und eher schlechte Erfahrungen gemacht: die beiden Werkstoffe arbeiten unterschiedlich, so dass die in einem Durchgang gebohrten Löcher nicht mehr fluchten. Außerdem besteht mMn das Problem, dass das Ganze krumm werden könnte. Ich hätte eine Multiplex-Platte aus dem gleichen Holz bevorzugt, wie die bestehende.

Gruß
Martin

Tom B.
Beiträge: 413
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Tom B. »

[In Antwort auf #76208]
Schönen guten Abend Julia,

jetzt bin ich verwirrt. In diesem Tread fragst Du, wie Du eine alte Bank aufarbeiten kannst; in einem anderen Tread möchtest Du die - sehr schöne - Bank von Guido nachbauen. Was denn nun?

Auf die - vielen / unzähligen - Einzelthemen, rund um den Bau bzw. Restaurierung einer Hobelbank / Werkbank möchte ich jetzt gar nicht eingehen. Dazu gibt es bereits diverse Treads. Du hast ja schon gesehen, dass Dir hier gerne geholfen wird.

Wichtig ist in meinen Augen auch, wie viel Erfahrung Du in dem ganzen Thema hast und welches Werkzeug Dir zur Verfügung steht. Sinnvoll finde ich auch, wenn man Dinge im Vorfeld auch einmal ausprobiert, bevor man zig hundert Euro, Zeit & Arbeit investiert. Evtl. hast Du ja die Möglichkeit, mal an einer "richtigen" Hobelbank zu arbeiten oder auf (Teile) einer Multiwerkbank auszuprobieren. Wenn Du nach Nürnberg kommen solltest (Messe), dann stellt Dieter da die aktuelle Bank von Guido aus. Die wollte ich mir auch anschauen. Ich gehe mal davon aus, dass da noch ein paar andere Modelle auf der Messe rumstehen werden. Dann hat man zumindest mal einen Überblick über das, was es gibt.

Der Rest ergibt sich dann schon - und hängt natürlich auch von dem ab, wie "man" später arbeiten möchte (z. B. Maschine vs. Handarbeit). Es gibt auch sehr gute Bücher zu dem Thema; zwar meist in Englisch, aber sehr gut.

Dir viel Erfolg bei dem sehr schönen Projekt!

Herzliche Grüße

Tom

Julia
Beiträge: 19
Registriert: Do 20. Mär 2014, 06:05

Re: Hobelbank restaurieren - Anfängerfragen

Beitrag von Julia »


Hallo Tom,

in der Tat schreibe ich in beiden Threads. Das hat den Grund, dass ich bisher noch gar keine Bank habe (außer die verbogene Black&Decker aus Urzeiten von meiner Mutter). Mir geht es, glaube ich, um das Bauen an sich. Das Beherrschen von Werkzeug, das Durchdenken, das MAterial Holz… Und ich stehe unglaublich auf praktische Dinge, wie z. B. Werkbänke :) Aber zuerst ist die SChülerhobelbank dran. Und da sieht es so aus, als würde die zur Drechselbank. Auf jeden Fall ausreichend für die Größe der DML305.
Ich habe das erste Mal in meinem Leben bald die Möglichkeit, mir eine eigene Werkstatt einzurichten, das will ich jetzt endlich ausnutzen. Denn handwerklich wollte ich immer schon arbeiten. Und die Anregungen hier und auf anderen WEbsites sind so gigantisch - ich will das alles können hehe :) Nein, ich möchte daran wachsen. Vermutlich werde ichnie Auftragsarbeiten machen, aber ich will verstehen können, wie alles funktioniert.



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