Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

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Wolfgang
Beiträge: 59
Registriert: Sa 29. Mär 2014, 12:02

Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Wolfgang »


Hallo Leute,

endlich habe ich eine geeignete Räumlichkeit für meine Werkstatt anmieten können. Allerdings muß ich diesen alten Hühnerstall (!!!) erst noch in eine Holzwerkstatt umbauen.
Dabei könnt Ihr mir vielleicht helfen:

Ich hatte schon mal gehört, dass die Verwendung von Kunststoffrohren zur Span- und Staubabsaugung nicht ideal ist. Wie genau äußert sich das? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass statische Elektrizität entsteht und die Rohre von außen vollstauben. Damit könnte ich ja leben. Aber was kann noch passieren?

Kann man eventuell die Kunststoffrohre "tunen", um unerwünschte Nebenwirkungen zu eliminieren?

Vielen Dank für Eure Tips!

Wolfgang

Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Georg »


In Kunststoffrohren kann die durch die Reibung der Staubteilchen an der Wandung entstehende statische Elektrizität nicht abfließen. Im schlimmsten Falle führt dies zu einem Spannungsüberschlag innerhalb der Filteranlage mit anschließender Staubexplosion. Aber auch nach außen kann es zu unangenehmen Spannungsüberschlägen kommen. Ob man das Problem dadurch beseitigen kann, daß man in das Rohr einen blanken geerdeten Draht legt, weis ich nicht. Besser wäre auf jeden Fall die Verwendung von verzinkten Wickelfalzrohren.

Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo,

ich bewege mich haeufig in den amerikanischen Holzwerker Foren. Dort verwendet man meistens diese Kunststoffroehren. Allerdings habe ich noch nie von Staubexplosionen oder sonstigen Unfaellen bzgl. elektrischer Entladung dort gelesen. In der Theorie ist das Ganze wohl zu gefaehrlich, allerdings scheint die Praxis das nicht zu bestaetigen.

Natuerlich nur im Hobbybereich.

--
Dirk

Ulrich Lanz
Beiträge: 613
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Ulrich Lanz »


Mein Werkzeughändler hat mir von dem Ergebnis einer Staubexplosion in Kunststoffrohren erzählt, das er in einer "Schwarzschreiner"-Werkstatt gesehen hat - da war ein dickes Loch in der Stahlbetonwand, durch die die Rohre führten. Allerdings bin ich zu wenig Physiker, um beurteilen zu können, ab welcher Nutzungsintensität (Luftvolumen, Betriebsdauer etc.) die Sache gefährlich wird. Details am Rande: Im Jet-Katalog wird ein "Erdungsset" für die dort angebotenen Kunststoffrohre offeriert - im Prinzip ein langes Kupferkabel, das am Rohr fixiert und seinerseits geerdet wird.

Uli

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von reinhold »


hallo,
es ist ein alter Trick, innerhalb der Kunststoffrohre lose einen dicken Kupferdraht einzulegen (auf die ganze Länge) und diesen zu erden.
Das verhindert eine elektrostatische Aufladung; zwar nicht vollständig, aber ausreichend.
Ich habe irgendwo gelesen, dass es auch elektrisch leitfähige Kunststoffrohre geben soll, aber vermutlich entsprechend teuer.
Gruss
reinhold

Ulrich Lanz
Beiträge: 613
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Ulrich Lanz »


Von Rohren kenne ich das, was Reinhold berichtet nicht, aber gute Absaugschläuche etwa von Scheppach sind antistatisch ausgerüstet, d.h. in der Wand der Schläuche ist eine Litze eingebettet, die geerdet werden kann. Allerdings haben Schläuche wieder den Nachteil, dass sie weit höhere Reibungsverluste haben als glattwandige Rohre und deshalb die Absaugleistung stark reduzieren. Mein Werkzeughändler hat mir mal als Faustregel das Verhältnis 1:7 genannt, sprich statt 1 m Schlauch kann ich 7 m Rohr gleichen Durchmessers installieren und sollte immer noch die selbe Absaugleistung haben. Ob das angegebene Verhältnis so stimmt, kann ich nicht beurteilen, aber dass Rohre eine weit höhere Absaugleistung bei gleicher Länge haben, ist wohl Fakt.

Gruß Uli

Till
Beiträge: 429
Registriert: Mo 23. Feb 2015, 23:04

Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Till »


Es gibt leitfähige Lacke, und es wird möglich sein die Rohre innenseitig mit Graphit einzureiben. Ein besonders niedriger Widerstand ist unbedeutend, da keine nennenswerten Ströme auftreten können, und somit reicht eine sehr dünne Graphitschicht aus um elektrostatische Ladung abzubauen. Ich kann mir auch nur vorstellen das es zu nennenwerten Effekten kommt wenn Späne und Luft sehr trocken sind, was hier in der Gegend (ständig regnendes Mittelgebirge) dank immer hoher Luftfeuchtigkeit kaum vorkommen wird.

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Edi Kottmair »


Habe die Ehre,

die Festool Schläuche und Fittings gibt es antistatisch ausgerüstet. Sie erhalten die Leitfähigkeit durch Graphitpulver. Ferner sind mir auch antistatische Kunststofftrommeln für Chemikalien bekannt. Also müsste es eigentlich auch antistatisch ausgerüstete dickere Kunststoffrohre geben.

Viele Grüße von
Edi

Markus Lindner
Beiträge: 193
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Markus Lindner »


Ich würd mich einfach mal auf dem Schrottplatz nach Metall-Absaugrohren umsehen, die liegen dort oft zuhauf herum.

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Kunststoffrohre zur Spanabsaugung

Beitrag von Dietrich »


Hallo und guten Abend,

möchte ebenfalls dringend von Kunststoffrohren als Luft-Holzstaub Transportrohr abraten, wenn es ginge, hätte wohl jeder Schreiner oder auch die Teilnehmer hier eine Aubsauganlage aus Abwasserrohren! Der Einwand, die Amis habens doch auch, zählt nicht, die haben ja auch meißt keinen Spaltkeil, außerdem von denen die in die Luft geflogen sind, hört man danach nur noch selten was:-)

Tatsache ist, feiner Holzstaub bildet mit Luft-Sauerstoff entzündliche Gemische!
Ich habe das während der Ausbildung sehen dürfen, ein Lehrgang bei der Feuerwehr, dort wurden kleinste Mengen (Messerspitzen) verschiedener fein gemahlener Stoffe in einen definierten Raum eingeblasen. Der Raum hatte eine Plexiglasscheibe an Scharnieren, im Inneren war der Raum mit einer Zündkerze ausgestattet.
Zuerst wurde eine Messerspitze Weizenmehl eingeblasen, als sich der Staub verteilte wurde an dem kleinen Handgenerator gedreht bis die Zündkerze funkte, im gleichen Momment flog mit einem fürchterlichen Schlag die Klappe aus!
Keiner der Teilnehmer glaubte mehr das es sich um Mehl gehandelt haben soll.
Dann kam nacheinander eine immer kleiner werdende Menge folgender Stoffe in den Einblaskanal:
Holzstaub, die Menge sah man noch einigermaßen aus der 1 Reihe,
Kohlestaub, davon nahm der Vorführer noch deutlich weniger.
Aluminiumstaub, trotz kleinster Menge, und aller Vorkehrungen flog der gesamte Kasten auseinander, bei geöffneten Fenstern, weit geöffneten Mundhöhlen, zugehaltenen Ohren, rief ein Teilnehmer: die Russen sind da:-)))

Was ich damit sagen wollte: Stäube, auch Holzstäube werden weithin unterschätzt, nie, niemals möchte ich bei einer Staubexplosion anwesend sein!
Bitte nehmt kein Kunststoffrohr, auch wenn es noch so verlockend ist!!!

Gruß Dietrich



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