Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Roy Latsch
Beiträge: 167
Registriert: Fr 9. Dez 2016, 16:42

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Roy Latsch »


Hallo Benjamin,

ich besitze ebenfalls die Zinkenfräse von Wolfcraft und hatte das Problem bei verdeckten Schwalbenschwänzen ebenfalls. Edi hat Recht, wenn er darauf hinweist, dass die beiden Bretter möglichst ohne Zwischenraum aneinanderliegen müssen. Das Ausreißen des senkrechten Brettes kommt meiner Meinung daher, dass der Fräser ab einer bestimmten Brettdicke nicht mehr von außen/vorn in das senkrechte Brett geführt wird, sondern aus dem Brett kommend - also von der letzten Fräsung - nach außen geleitet wird. Ich habe das Problem gelöst, indem ich das senkrechte Brett auf der Höhe des Zinkengrunds vorne einschneide. Damit trenne ich die äußeren Fasern schon im Vorfeld und vermeide Außrisse. Eigentlich gibt es dafür ja diese schönen Anreißwerkzeuge mit Abstandsskala und Reißnadel oder -messer (Mensch, wie heißen die Dinger denn jetzt noch mal...), aber leider besitze ich so einen nützlichen Helfer noch nicht und deshalb geht es auch mit Stahllineal und scharfem Messer.

Viele Grüße
Roy

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Roy,

darauf wollte ich jetzt zu sprechen kommen, deshalb war meine Frage: von links nach rechts. Normalerweise muss man immer von links nach rechts fräsen. Das bedeutet aber, dass die Zinken nach außen absplittern, wenn sie fast so dick sind wie das Brett. Deshalb gibt es den Trick, der in manchen Bedienungsanleitungen von Zinkenfräsgeräten steht, dass man zuerst beim Fräsen das senkrechte Brett vorritzt, indem man von rechts nach links (also in der falschen Richtung) fräst, aber nur ca. 1 - 2 mm tief. Also gerade soviel, dass die Fasern durchgetrennt werden. Außerdem kann zusammen mit dem senkrechten Brett zusätzlich noch ein Stück Sperrholz als Splitterschutz einspannen. Das hilft oft. Möglicherweise funktioniert das alles aber nicht mit der Wolfcraft Schablone. Das waren jedenfalls die Tricks, die man mit der alten Festo Schablone probiert hat.
Das alles erklärt aber nicht das Ausfransen der Zinken. Vielleicht verwendet Benjamin ein Holz geringer Qualität mit breiten Jahrringen?

Viele Grüße von
Edi

Benjamin Sauer

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Benjamin Sauer »

[In Antwort auf #5666]
Hallo Edi,
bei dem Waagrechten fransen sie oben auf der ganzen Länge aus. Bei dem Senkrechten ist es meine ich auch die ganze Länge gewesen. Jetzt bin ich mir aber auch unsicher. Ich schaue heute Abend nochmal bei meinen Testergebnissen nach.
Ein Spalt war nicht zwischen den Brettern, ich habe schon versucht, sie so nah, wie nur möglich zusammenzubringen.
Gefräst wird von links nach rechts und dann (wie nach Anleitung) die gleiche Strecke wieder zurück.

Gruß
Benjamin

Benjamin Sauer

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Benjamin Sauer »


Hallo Roy und Edi,

das mit dem Einritzen werde ich mal probieren! Wenn ich es richtig verstanden habe, einfach an der Brettkante des senkrechten Bretts von rechts nach links einmal einritzen, bzw. fräsen.
OK, dann werde ich heute Abend mal testen.
Das mit dem Sperrholz ist auf alle Fälle auch einen Test wert!
Mein Holz war sicher kein qualitativ hochwertiges, da ich ja erstmal probieren wollte. Das war ein Abfallstück aus dem Baumarkt für 0,79 EUR :-) Aber ich werde nun auch mal mit besserem und härterem Holz testen. Allerdings wird das wohl erst was am Wochenende. Ich sehe, ich muss noch viel lernen.

Vielen Dank!
Benjamin

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Edi Kottmair »


Ja, so habe ich das Einritzen gemeint.
Das mit den weichen und harten Hölzern ist auch so eine Sache: Obwohl hier im Forum oft weiches Holz hartem Holz gegenübergestellt wird, kann man es nicht so pauschal betrachten. Es gibt z. B. ein sehr weiches Holz, welches sehr gut zum Drechseln und Schnitzen geeignet ist und auch wenig ausfranst, nämlich Zirbel (mit der Kiefer verwandt). Gleiches gilt für Linde. Es kommt auch stark darauf an, ob das verwendete Holz enge Jahrringe hat oder nicht und vor allem, wie die Jahrringe orientiert sind, also ob Du quer zu den Jahrringen oder parallel dazu fräst.
Leider muss ich auch noch anmerken, dass ich diese Fräseinrichtungen (die Wolfcraft kenne ich nicht näher, aber ich habe mal eine Elu und später die alte Festo gehabt) nicht sonderlich gut finde und zwar aus folgenden Gründen: Die Einstellarbeit ist furchtbar mühsam. Es kann auch passieren, dass die Zinken in der Mitte des Bretts passen, am Rande aber nicht, weil man mit der Oberfräse am Rand leicht kippt. Ferner gefallen mir die Zinken und Schwalben nicht besonders, weil sie alle gleich sind. Beide Zinkenfräsgeräte habe ich wieder verkauft und mir das Leigh zugelegt ( http://www.leigh.de/zinken-index.htm ). Das entspricht nun meinen Vorstellungen. Gelegentliches Zinken würde ich heute von Hand machen, häufiges Zinken mit dem Leigh. Damit gehen auch die Einstellarbeiten viel einfacher. Das aktuelle Gerät von Festool ist zwar viel besser als das alte. Man kann jetzt auch offen zinken, aber man ist an bestimmte Zinkengrößen gebunden. Diese Einschränkungen gibt es bei Leigh nicht. Dann gibt es noch das Woodrat ( http://woodrat.com/ ), welches sehr interessant ist, aber ich kenne mich damit nicht aus.

Ich hoffe, etwas geholfen zu haben. Viele Grüße von
Edi


Stefan Picker
Beiträge: 394
Registriert: Di 13. Sep 2016, 09:54

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Stefan Picker »


Hallo Benjamin!
Ich habe auch diese Wolfcraft-Schablone. Denke, dass das Ausreissen vorallem am Holz liegt. Habe es selber mal an diesem Billig-Baumarkt-Leimholz versucht. Da klappt es nicht, da es viel zu grob ist. Es splittert immer. Manchmal weniger, meißtens aber mehr! ;-)
Daher solltest du es mit anderem Holz verrsuchen. Ausserdem ist es schwer, mit maximaler Drehzahl, jedoch langsam genug vorzugehen. Oft verbrennt das Holz dann. Ich selber bin mit dem Wolfcraft-Teil nicht so zufrieden. Zumal die Einstellung wirklich sehr mühsam ist. Und man sieht irgendwie immer, dass die Verbindungen maschinell gefertigt wurden.
Berichte mal über deine Erfahrungen, wenn du anderes Holz benutzt hast.
Gruss und gutes Gelingen,
Stefan

Benjamin Sauer

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Benjamin Sauer »


Mit den verschiedenen Holzarten habe ich noch nicht soviel Ahnung. Aber ich habe mir schon ein Buch besorgt, um einen Überblick zu bekommen.
Die Zinkenfräse von Wolfcraft ist im Grunde genommen die einfachste Art Schablone, die es gibt. Man kann eigentlich nichts einstellen. Einfach nur Holz festklemmen, Schablone drauf und fräsen. Das ist absolut kein Vergleich gegen die von Festo, Leigh oder Woodrat. Allerdings ist da auch ein gewaltiger Preisunterschied. So eine Woodrat würde mir auch sehr gefallen, ich habe von der hier nun schon öfter gelesen. Tolles Ding.

Benjamin Sauer

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Benjamin Sauer »


Mit dem manuellen Zinken bin ich noch nicht so weit, aber ich übe. Deshalb dachte ich, dass ich mir die Wolfcraft-Schablone anschaffe um wenigstens mal ein gutes Ergebnis zu bekommen. Bisher habe ich aber nur die Schwalbenschwanz-Zinken probiert.
Aber was meinst du mit dem mühsamen Einstellen. Wirklich viel einstellen kann man ja nicht.
Mit anderem Holz werde ich erst am Wochenende probieren können.
Gruß
Benjamin

Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Guido Henn »

[In Antwort auf #5632]
Hallo Benjamin,

ich kennen dein Problem, weil ich diese wolfcraft Zinkenfräse ebenfalls öfter einsetze. Du kannst den Ausriss an den Schwalbenbrettern folgendermaßen verhindern.

Entweder: (die einfachste und ungefährlichste Lösung!)

Du gehst hin und trennst die Faser im Abstand von 11 mm von den Brettenden mit einem scharfen Cuttermesser, Streichmass oder Stechbeitel, so dass die Fasern beim Zurückziehen der Fräse nicht mehr wegbrechen können, da sie ja schon durchtrennt sind. Dieser "Trick" wird auch sehr häufig bei Stichsägen-Ausriss angewandt.

Oder: (etwas komplizierter aber dafür noch sauberer!)

Da die wolfcraft-Schablone eine geschlossene Schablone ist und nicht wie beispielsweise das Festool VS 600 nach vorne offen ist, kann der sonst übliche Voritz-Fräsgang von rechts nach links, bei dem die Fasern im Gleichlauf der Fräse "schonend" durchtrennt werden, nur sehr schwer ausgeführt werden. aber mit etwas Geschick und Vorsicht geht das auch auf dem wolfcraft Gerät.

Normalerweise setzt du bei dieser Schablone die Fräse links in die Ausbuchtung ein, machst deine Fräsung von links nach rechts und wieder zurück bis zur Ausbuchtung, schaltest die Fräse aus (wartest bis sie still steht!!!) und ziehst sie wieder aus der Ausbuchtung heraus. So weit so gut. Was du nun anders machen musst, ist nicht links in der Ausbuchtung beginnen, sondern dort im Kamm bzw. der Schablone wo dein eingespanntes Brett rechts endet. Dort steckst du deine ausgeschaltete!!! Fräse ein schaust, dass der Fräser dein Brett und den rechten Befestigungsarm der Schablone!!! nicht berührt. Dann erst schaltest du die Fräse ein und fährst mit ihr von rechts nach links (im Gleichlauf) durch den Kamm, dabei aber noch nicht die Schwalben und die Zinken schon komplett fräsen, sondern das Brett nur anritzen. Wenn du in der Ausbuchtung links angekommen bist, dann fräst du wieder im Gegenlauf - also von links nach rechts - die Schwalben und Zinken fertig.

Ich weiß es ist nicht ganz einfach ohne Fotos einen derart komplizierten Sachverhalt klarzumachen - aber vielleicht hilft es dir.

Gruß Guido

Benjamin Sauer

Re: Zinkenfräse und Fransen, was ist falsch?

Beitrag von Benjamin Sauer »


Hallo Guido,

super, klingt gut! Doppelt gut, dass du das auch schon mit dem gleichen Werkzeug praktiziert hast.
Ich werde leider erst am Wochenende dazu kommen wieder was zu fräsen, aber dann werde ich alle Tipps probieren.

Vielen Dank!!!
Gruß
Benjamin

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