Für Dieter/Auszug aus Drechselwelt 1997

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Für Dieter/Auszug aus Drechselwelt 1997

Beitrag von Dietrich »


Hallo Dieter,

wie versprochen die Weisheit aus der Drechselwelt:

"Es ist fast nicht zu glauben: Es gibt Drechsellehrer, die zeigen ihren Schülern tatsächlich,wie man in ein aufgespanntes Einschlagfutter Drechselrohlinge schlägt, oder, bei den neuen Bänken mit der Morsekegelbohrung in der Spindel, wie man ein Einschlagfutter einsparen kann, indem man kleine Holzrohlinge für Knöpfchen, Schachfiguren etc. direckt in die Morsekegelbohrung schlägt. Abgesehen davon, das dies nur bei durchbohrten Spindeln funktionieren kann- sonst bekommen sie den Rohlingsrest nur noch mit der Lötlampe aus der Morsekegelbohrung, ist dies der sichere Tod ihrer Spindellager.
Wir betonen es noch einmal,-dies ist der sicherste Weg, in kürzester Zeit die Spindelkugellager zu ruinieren!
Kugellager vertragen kein Hammerschläge. Einschlagfutter werden immer vor dem Einschlagen des Drechselrohlings abgespannt und erst nach dem Einschlagen des Rohlings mit dem 1000 g Hammer wieder aufgespannt.
Wir können ihnen auch den Grund sagen, warum sonst hochversierte Drechsellehrer so etwas lehren: Sie lernten vor vielen Jahrzehnten auf Drechselbänken von vor der Jahrhundertwende, SUPERSCHWER, aus SOLIDESTEM GRAUGUSS,- sie wogen eine halbe Tonne. Und diese Bänke hatten Gleitlager, Kegellager, Weißgußlager und andere Lagerkonstruktionen, die aber alle keine Kugeln hatten, und in deren Spindel ohne Sorge Hölzer eingeschlagen werden konnten.
Ihre Bank ist nicht von dieser Unverwüstlichkeit! Eine Drechselbank und ein Vorschlaghammer vertragen sich nicht.
Gegen unsere These diesbezüglich nun erhielten wir sowohl von Hobbydrechslern wie auch von Drechsellehrern teilweise geharnischte Proteste. Wir können-auch nach Rückversicherung bei Drechselbankherstellern-nur antworten:
JEDER HAT DAS RECHT SEINE KUGELLAGER ZU RUINIEREN,- WIE AUCH IMMER!"

Besonders die Beschreibung der alten Bänke finde ich mehr als getroffen:-)

Gruß Dietrich



Dieter Macher

Re: Für Dieter/Auszug aus Drechselwelt 1997

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Dietrich,

Danke für den ganz persönlichen Beitrag - hoffentlich sind die Finger noch okay ( Scherz ) Ich möchte jetzt wirklich keinen der alt-gelernten Drechslern zu nahe treten - dies steht mir nicht zu, und die Einschlagfutter haben sicherlich auch ihre Berechtigung, doch muten diese in der heutigen High-Tech-Spanvorrichtungs - und Spannfutter-Ära nicht doch ein wenig - nun ja -
"zeitaufwendig" an? ( Das Wort " veraltet " wollte ich in diesen Zusammenhang vermeiden ).
Sicherlich, so fest wie in einem Einschlagfutter kann ein Werkstück nirgens anders sitzen.............

Naja - nochmals Danke für´s abtippen, Dietrich.

DM

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Für Dieter/Auszug aus Drechselwelt 1997

Beitrag von reinhold »


Hallo Dieter,
Du schreibst : "doch muten diese in der heutigen High-Tech-Spanvorrichtungs - und Spannfutter-Ära nicht doch ein wenig - nun ja -
"zeitaufwendig" an? ( Das Wort " veraltet " wollte ich in diesen Zusammenhang vermeiden ). "
Da bin ich aber anderer Meinung !
Zuerst : ich besitze drei dieser modernen Spannvorrichtungen und benutze sie auch (meist bei Querholz), aber wenn es darum geht , schnell mal ein Stück Langholz zu spannen oder zum fliegend Drechseln - Anfertigung von Eierbechern, Kugeln, Kerzenhaltern etc, dann ist das 40 oder 60 mm Spundfutter nicht zu übertreffen.
Das Andrehen eines schwachen Konus an den Holzrohling geht sehr schnell (auch bei den modernen Futtern ist es ja meist erforderlich, eine Einspannfläche anzudrehen). Ich habe dazu eine Lehre aus Blech, die mir die mittleren Durchmesser vorgibt. Der Einspannkonus selbst ist unkritisch und im Laufe der Zeit habe ich das so im Gefühl, dass ich nur einmal messen muss - Präzision wird hier nicht verlangt. Zusätzlich mache ich mit der Spitze des Meissels eine Reihe von Einstichen, die beim Zentrieren helfen. Das Futter schlage ich auf dem Fussboden auf (obwohl es meine Maschine angeblich vertragen würde) und schraube erst es erst dann auf die Spindel.
Ich habe Spundfutter von 25 bis 60mm Innendurchmesser, schwere gusseiserne Dinger und finde sie grossartig !

viele Grüsse
reinhold

Tibor Kund

Einschlagfutter unzeitgemäß?

Beitrag von Tibor Kund »


Hallo Dieter,

bei allem Respekt vor den jeweils eigenen Arbeitsmethoden, muss ich Dir in Sachen Einschlagfutter widersprechen.

Am Wochenende habe ich eine Vase aus einem der Länge nach x-mal gerissenem Birken-Stammabschnitt gedreht (das Stück hat eine sehr nette - da lärm- und staubunempfindliche - Nachbarin gebracht, mit der Frage, was man denn daraus machen könnte). Die Vase ist nur zu benutzen mit einem Einsatz aus Kunststoff - gut geeignet sind hierfür Grabvasen, es gibt aber auch im Haushalts-Fachhandel Einsätze für Bodenvasen etc. in verschiedenen Größen - da die Risse teils so weit sind, dass man glatt durchgucken kann und das auf der ganzen Länge. Ich habe dann an der Oberkante einen ca. 1 cm breiten Rindenstreifen belassen, der dann die Vase zusammenhält.

Die Vase wurde nach dem Abrichten im 60er Einschlagfutter fliegend gedreht - und ich kann mir keine andere Möglichkeit ausdenken, wie man einen ca. 3-4 kg schweren un knapp 50 cm langen Rohling spannt, um ihn innen und aussen bearbeiten zu können, zumal der Rohling auch Einiges an Unwucht hatte. eingeschlagen habe ich den natürlich auf dem Boden - mit dem Fäustel. Wegen der extremen Risse war es auch wichtig, dass der Rohling beim Drehen kräftig zusammengehalten wird - diesmal sollte zwar fliegend gedreht werden, nichts aber durch die Werkstatt fliegen.

Facit:
Einschlagfutter haben in bestimmten Situation sehr wohl ihre Daseinsberechtigung. Zugegeben, ich benutze sie selten, aber wenn, dann sind sie so gut wie unersätzlich, denn kein Spannfutter hat die Spann-/Auflagefläche, wie der Innenkonus eines Einschlagfutters. Die Backen eines Spannfutters könen sich beim bestimmten Hölzer auch unterschiedlich in das Material pressen, beim Einschlagfutter ist der Druck gleichmäßig rundherum.

Die Idee mit der Schablone werde ich - falls Reinhold nichts dagegen hat - übernehmen, bisher habe ich immer Länge gemessen, D und d mit dem Tanzmeister übertragen - es geht wohl auch einfacher.

Nun, ich denke, Einschlagfutter sind eine der vielen althergebrachten Methoden und Gerätschaften, die weder verbessert noch neu erfunden werden können oder sollen - da, wo die benötigt werden, gibt es nichts Besseres.

Ich wünsche weiterhin frohes Werkeln - und den Kopf immer schön aus der Flugbahn halten.

Mit besten Grüßen
Tibor K.

Dieter Macher

Re: Einschlagfutter unzeitgemääß? - Auw

Beitrag von Dieter Macher »


....ich glaube, ich hab´da voreilig und aus Unwissenheit in ein "Einschlagfutter-Wespennest" gestochert - entschuldigt bitte.

Hallo Reinhold, hallo Tibor......

Offensichtlich unterlag ich einen auf unberechtigen Vorurteilen aufgebauten Irrtum.

Vielleicht sollte ich mir auch einmal ein Einschlagfutter " spendieren " - und damit arbeiten.....

Nichts für Ungut

Dieter M.

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