Sicherheit- TKS ??

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Philip
Beiträge: 207
Registriert: So 13. Dez 2015, 15:23

Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Philip »


Hallo zusammen,
da ich immoment mit dem bau des tisches nicht vorankomme, habe ich mir jetzt mal gedanke über die sicherheit gemacht. worauf sollte man beim umgang mit einer tischkreissäge besonders achten? habt ihr tips aus eigener erfahrung oder gute links zu diesem thema?
ich habe immer wieder von sogennaten "kickbacks" in amerikanische foren gelesen. wie kann man dies am besten vermeiden?

Gruss Philip

Dieter Macher

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Philip,

Aus technischer Sicht kann ich dir nur empfehlen, bei schmalen und sehr schmalen Werkstücken so eine "Schiebehilfe" ( mir fällt die Fachbezeichnung gerade nicht ein - eine Art Schiebstock eben )zu benützen, damit die Finger immer möglichst weit vom Sägeblatt entfernt sind, und immer mit gut geschärften Sägeblättern bzw. mit nicht zu stumpfen zu arbeiten.
Die von Dir erwähnten " kickbacks" kenne ich auch - habe aber keine Ahnung wie sie entstehen und wie man sie vermeidet.
Aus menschlicher Sicht kann ich Dir nur empfehlen: Nie auf Grund von künstlichen Zeitdruck arbeiten und leichtsinnig werden ( " das mach´ich heut´noch fertig.........") - nie übermüdet arbeiten - und natürlich nur nüchtern.
Habe selbst aus dem erst und zweit genannten Grund vor einigen Monaten in das laufende Sägeblatt gefasst - Resultat waren vier Wochen Zwangspause.
Und weil Klein-Dieter nicht nicht klüger werden wollte, passierte kurz darauf das selbe an der Hobelmaschine....wieder drei Wochen Pause.
Konzentration bei der Arbeit ist für mich seitdem ein Muß - ebenso Einsicht es sein zu lassen, wenn ich zu müde bin oder einfach "die Nerven dazu" nicht mehr habe.

So denn.........

Dieter M.

Philip
Beiträge: 207
Registriert: So 13. Dez 2015, 15:23

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Philip »


hallo dieter,
da hast du aber glück gehabt mit dem laufenden sägeblatt. ich will gar nicht wissen wie schnell so ein finger ab ist.
das mit dem ( das mach ich heut noch fertig) kenn ich sehr. die konzentration lässt dann wirklich zu wünschen übrig. daruf sollte man wirklich achten, handelt dann aber doch anders in dieser situation.

gruss Philip

Dieter Macher

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Dieter Macher »


hallo Philip,

Ich hba´mir nach dem Griff in die Hobelmaschine diese "falsche Eile" und Arbeiten bei Übermüdung restlos abgewöhnt. Is´besser für meine Finger, noch hab´ich alle zehn - obwohl am linken Kleinen schon ein kleines Stückchen fehlt-es war mir eine Lehre - ein dicker Wink mit einem noch dickeren Zaunpfahl!!!!

Hab´jetzt Dienstschluss.

Schönen Gruss & bis 18.03.04

DM

Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #2323]
Hallo Philip,

ich neme an, dass der Rückschlag beim Sägen gemeint ist. Am häufigsten passiert das, wenn Massivholz gesägt wird und das Holz Spannungen derart aufweist, dass der Schnitt sich wieder schließt und somit das Sägeblatt durch die Reibung das Holz mitnimmt und dem Säger entgegenschleudert(sofern der hinter dem Sägeblatt steht).

1. IMMER einen Spaltkeil benutzen! Dabei beachten, dass der Spaltkeil nicht dicker als die Schnittfugenbreite und nicht dünner als der Sägeblattgrundkörper ist.

2. Am besten eine Schutzhaube verwenden (und die immer dranlassen), die nicht am Spaltkeil befestigt ist. Bei kleinen Heimwerkermaschinen gelegentlich schwierig, aber mit einem stabilen Untergestell, an dem man das Gestänge für die Haube befestigen kann, sollte es gehen. Wenn die Haube immer montiert ist, dann kann man auch

3. NIE mit der Hand oder dem Finger über das laufende Blatt greifen!

4. Immer mit dem Ablänganschlag ablängen und nicht freihändig, da die Gefahr des Verkantens besteht.

Einiges anderes hat Dieter schon erwähnt. Hier noch ein Tip: es gibt eine Broschüre "Arbeiten mit Maschinen 1" Lehrgang für die berufliche Bildung im holz- und kunststoffverarbeitenden Handwerk. Herausgegeben vom Bundesinstitut für Berufsbildung Berlin, erschienen im Beuth Verlag Berlin. Das kann man nur empfehlen, viele Tipps, Anregungen und auch Arbeitsbeispiele mit allen Stationärmaschinen. Wenn auch die kleinen Heimwerkermühlen längst nicht soviel können wie die "Großen", so sind sie meines Erachtens sogar gefährlicher, weil die Finger fast immer näher am Blatt sind.

Ich wünsche Dir lange Freude an Deinen 10 (so's noch alle sind) Fingern!

Gruß, Walter



Markus
Beiträge: 546
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Markus »


Hab mal anfangs, als du anfingst, Deinen Tisch zu bauen, in einem Thread die wichtigsten Schutzvorrichtungen an der TKS aufgelistet. Als da wären: Spaltkeil, Schutzhaube, Verkleidung des Sägeblatts unter Tisch, Gut erreichbarer Not-Aus Schalter, Sägeblattstillstand innerhalb 10 sec., Ausführung der Sägeblattdurchtrittsöffnung im Tisch, Absaugung. Auch ein umlegbarer Parallelanschlag mit einer niedrigen Führungskante für schmale Schnitte, so daß die Schutzhaube abgesenkt bleiben kann, ist Vorschrift. Wichtig auch: für Schrägschnitte das Sägeblatt verstellbar machen, und nicht den Tisch! Bei einigen China-Baumarkt-Müllsägen soll das wohl so sein, und das kann im wahrsten Sinne des Wortes böse ins Auge gehen. Das Thema Rückschlag ist wohl deshalb Amiland-typisch, weil dort viele Sägen selbst heute noch nicht einmal mit einem Spaltkeil ausgerüstet sind.
Schiebestock verwenden wurde schon erwähnt, ein weiteres, ebenso wichtiges Hilfsmittel ist ein Schiebeholz (Brett mit einem aufgesetzten Handgriff, ähnlich einem Fuchsschwanz-Griff) für alle Friemelarbeiten, für die der Schiebestock nicht mehr reicht. Abweiser beim Leisten Schneiden nicht vergessen!
Weitere Infos gibts auf der Seite der Holz-BG.

Ralph B-Sz

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Ralph B-Sz »

[In Antwort auf #2323]
Kickback: Stell Dir mal ein Saegeblatt auf der TKS vor, wie es rotiert. Auf der Vorderseite dreht es sich in den Tisch hinein (und man schiebt das Holz von der Vorderseite in das Saegeblatt hinein). Auf der Rueckseite dreht es sich aus dem Tisch raus (die Saegezaehne kommen aus der Tischplatte hoch).

Was passiert, wenn sich ein oder mehrere Saegezaehne im Holz verhaken und versuchen, drin steckenzubleiben?

Auf der Vorderseite will der Saegezahn runter in den Tisch zurueck, aber er steckt im Holz fest. Er kann aber das Holz nicht in den Tisch mitnehmen (dafuer ist der Schlitz im Tisch nicht breit genug, vor allem wenn man einen "zero clearance insert" hat). Ausserdem: je mehr sich der Zahn in das Holz bohrt, desto besser steckt er fest. Normalerweise schneidet der verhakte Zahn sich einfach durch das Holz durch (vielleicht etwas rauher als noetig). Manchmal wird der Zahn entweder komplett steckenbleiden (das Saegeblatt bleibt stehen, der Motor ist ueberlastet und die Sicherung fliegt raus, oder bei einer Saege mit Keilriemen schleifen die Riemen, oder irgendwo kommt Rauch raus). Oder der Zahn bricht ab, oder das Holzstueck wird zerbrochen. Alles in allem ist dies ziemlich harmlos.

Auf der Rueckseite ist das viel interessanter. Der steckengebliebene Zahn kann hier naemlich das Holzstueck hochheben, sich richtig schoen im Holzstueck verhaken, und dann das Holzstueck nach vorne schleudern. Was jetzt passiert, haengt davon ab, wie gross das Holzstueck ist. Wenn es sich um eine richtig schwere Platte (sagen wir mal 19mm Schichtholz, 1.5 x 3m gross, wiegt mehrere zig Kilogram) handelt, dann haben Saegeblatt und Motor zusammen nicht genug Kraft, das Holzstueck weit zu werfen. In diesem Fall bleibt einfach alles stecken, Rauch kommt raus, siehe oben. Wenn aber das Holzstueck klein ist (sagen wir mal ein Stueckchen Zierleiste fuer Moebel), dann dreht der Motor sich weiter, der Schwung des Saegeblattes ist ausreichend, und das Holzstueck geht fliegen. Und zwar in Richtung Saegeblatt-Drehung, das heisst vorne raus, oder weiter hoch. Also im Zweifelsfall in den Bauch oder das Gesicht des Holzwerkers (genauer gesagt sollte man ihn von hier den Begriff "Patient" verwenden).

Dazu sollte man mal folgendes bedenken. Bei einem 25cm Saegeblatt bei 4400 U/min bewegen sich die Zaehne mit 29 m/s, oder etwas ueber 100 Stundenkilometer (und diese Zahlen sind typisch fuer eine mittelgrosse TKS). Allein der Schwung des drehenden Saegeblattes reicht aus, ein kleineres Stueck Holz ganz schoen durch die Gegend zu werfen: Ein normales 25cm Saegeblatt wiegt angeblich 1.3 kg, bei der Umdrehungszahl hat es eine Rotationsenergie von 27 Joule gespeichert; das reicht aus, um ein 1/2 kg schweres Stueck Holz auf ungefaehr 10 m/s oder 36 km/h zu beschleunigen. Dabei habe ich noch gar nicht beruecksichtigt, dass in Wirklichkeit der Motor weiterlaeuft; bei einer groesseren Saege (mit 5 PS = 3.75 kW Motor) wird ein solches Holzstueck sicher innerhalb einer Vierteldrehung des Saegeblattes auf die volle Geschwindigkeit gebracht. Und ich bin ganz sicher, dass niemand ein Holzstueck mit 100 km/h in die Rippen geschmissen haben will (mit 36 km/h auch nicht).

Was tut man dagegen? Erstens, das Holzstueck daran hindern, sich an den Zaehnen zu verfangen. Das passiert vor allem, wenn der Saegeschlitz sich hinter dem Saegeblatt wieder schliesst (z.B. durch innere Spannung im Holz). das wird mit einem Spaltkeil hinter dem Saegeblatt verhindert, der den Schlitz offen haelt. Ausserdem kann man am Spaltkeil (auf Englisch Splitter oder Riving Knife genannt) Klauen anbringen, die das Holz festhalten, wenn es versucht rueckwaerts zu fliegen. Das dritte ist, dass man das Holzstueck schoen festhaelt und draufdrueckt, und esdaran hindert in die Hoehe zu fliegen. Wenn das Saegeblatt naemlich weiterrotiert, und das Holz steht fest, dann zersaegt der verhakte Saegezahn einfach das Holz, und alles geht ohne Unfall weiter.

Ich habe selber noch keinen schwereren Kickback erlebt (meine jetzige Tischsaege ist aber auch winzig, 20cm Saegeblatt mit einem 0.6 kW Motor), aber habe schon Stories gehoert von Holzstuecken, die mehrere Lagen Rigips-Waende durchschlagen haben, oder Fenster eingeschlagen. Von meinen Bekannten ist noch keiner dabei verletzt worden.

Uebrigens, mein echtes Problem mit US-Saegen (ich lebe in den USA) ist, dass sie ganz miese Spaltkeile haben. Vor allem bei den groesseren Saegen ist das ein erhebliches Sicherheits-Problem. Der beste Grund, dass ich mir am liebsten eine Altendorf oder Felder kaufen will, ist die Europaeische Version des Spaltkeils mit eingebauter Abdeckung fuer das Saegeblatt. Hierzulande heissen die miesen kleinen Spaltkeile "Splitter", waehrend der Englische Ausdruck "Riving Knife" fuer den echten Spaltkeil verwendet wird. Der Unterschied ist, dass das "Riving Knife" immer in der Naehe des Saegeblattes bleibt (ein paar mm hinter dem Saegeblatt, nicht ein paar cm), und auch oberhalb des Saegeblatts weiterlaeuft, und sich daher mit dem Saegeblatt rauf- und runterbewegt. Zum Glueck gibt es einigermassen gute Spaltkeile als Zubehoer auch fuer die (hier viel billigeren) US-Maschinen (fuer den Preis einer kleinen Altendorf oder Felder kann ich mir hier 4 Tischsaegen mit aehnlichen Spezifikationen kaufen!). Und der bessere Spaltkeil ist mir keine 6000 Euro wert.

Ralph B-Sz

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Ralph B-Sz »


Markus sagte: "Das Thema Rückschlag ist wohl deshalb Amiland-typisch, weil dort viele Sägen selbst heute noch nicht einmal mit einem Spaltkeil ausgerüstet sind."

Stimmt beinahe, aber nicht ganz. Alle Tischsaegen muessen in den USA mit einem Spaltkeil (Splitter) verkauft werden; die muessen sogar die "Anti-Kickback pawls" (oder Klauen) haben. Der normale Spaltkeil ist aber ein solches nutzloses, wackliges, nervtoetendes, billiges Blechding (meist mit der Abdeckung in einem Stueck) das jeder normale Mensch (mich eingeschlossen) das Biest sofort abschraubt, und entweder in eine Schublade oder gleich in die Muelltonne wirft. Wobei ich den Spaltkeil meiner Sears-Robuck TKS neuerdings (seitdem unser 4-Jaehriger beim Schreinern mithilft) wieder verwende, selbst wenn er mir heftig auf den Geist geht.

In der Praxis hat Markus Recht: Kaum jemand verwendet die Dinger. In einer Profi-Werkstatt werden die mal ein paar Tage lang verwendet, immer wenn die Gewerbeaufsicht mal wieder gemeckert hat, oder ein Unfall passiert ist.

Sobald ich mir eine richtig gute Saege kaufe (ich habe im Moment die General 650 im Auge), werden vernuenftige Spaltkeile und Abdeckung nachgeruestet; ihr koennt ja mal zum Spass die Dinger bei http://www.biesemeyer.com/safety/index.htm ansehen. So gut wie ein Europaeischer Spaltkeil ist es nicht, aber hoffentlich gut genug.

Philip
Beiträge: 207
Registriert: So 13. Dez 2015, 15:23

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Philip »

[In Antwort auf #2326]
hallo zusammen,
vielen dank für eure zahlreichen antworten, besonders an ralph, wie immer sehr ausführlich und anschaulich. in den usa gibt's immer wieder komische regeln.
immoment habe ich noch einen ziemlich grossen respekt vor der säge, ich weiss allerdings aus erfahrung das sich das mit der zeit und dem vertrauen sehr schnell ändert. ich hoffe mit euren tips und meiner vernuft bleiben alle finger dran.

bis dann
Philip


Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Sicherheit- TKS ??

Beitrag von Detlef Fallisch »

[In Antwort auf #2323]
Hallo Philip,

hast Du diesen Link im Forum schon gesehen: http://www.holz-bg.de/download/M-01_Tisch_Formatkreissaegen.pdf ?

Gruß Detlef


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