Roteiche und Akazie *MIT BILD*

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Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Roteiche und Akazie *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Ein guter Bekannter, eine ganz interessante Person, ist einmal Jäger, Nabumann, hauptberuflich Ranger in einem Bioreservat, gelernter Forstfachmann und nebenberuflich verkauft er noch Brennholz, als er mich in den Wintermonaten besuchte und er einige der neusten Schalen sah, fragte er, ob ich nicht mal bei ihm mich nach möglichen Holz für meine Bastelteile umsehen wollte, nach dem wir dann alle relevanten Holzsorten durchgingen, blieben tatsächlich zwei Holzarten übrig, die für mich neu wären, Roteiche und Akazie oder auch Robinie genannt.
Letzteres Holz hatte ich schon lange im Visier, da ich nun schon oft Teile aus diesem Holz gesehen hatte und ich es schön fand, Roteiche ist für mich total neu, musste erst mal bei Wikipedia nachsehen, ist ein Neophyt, noch nicht so bekannt, bin gespannt wie sich das Holz darstellt.
Heute fuhr ich dann zu dem abgelegen Hof, wo er sein Holz lagert und in dem er auch wohnt, wunderschön gelegen mit Blick über den kleinen Grenzfluss rüber zu Frankreich, Alfred Döblin hatte während des ersten Weltkrieges gefallen an diesem Ort, ich schnitzte mal vor Jahrzehnten zwei Schilder aus Eichenholz, damals wurde ein von Döblin oft benutzter Feldweg dem Schriftsteller gewidmet, es gibt einige kleine Geschichten von Döblin, in denen diese Orte vorkommen, eine trägt sogar in der Überschrift den Name des Hofes und auch unser Ort ist da mehrmals aufgeführt.
Mit den Schildern hatten wir damals wenig Glück, nach kurzer Zeit waren beide Doppelschilder verschwunden, entwendet, mir sagte man damals, ich hätte die Schilder zu aufwendig geschnitzt und hätten so Begehrlichkeiten ausgelöst.
Ich hatte mir von dem Bekannten die Erlaubnis geholt alleine die Holzstücke zu besorgen, so fuhr ich dann mit Motorsäge, Spalthammer und Keile los, um mich zu bedienen.
Es war mal wieder eine Gelegenheit zu spüren wie alt ich nun bin, mein Plan, jeweils ein astfreies Stammholz suchen, etwa 70 bis 80 cm absägen, hochstellen und in handliche Teile mit Keilen spalten, hört sich einfach an, brachte mich aber ganz schön ins schwitzen, benutzte dabei ein Akazienstämmchen als Hebel, staunte was ich damit hebeln konnte, dachte dabei an die alten Holzwagen in der Landwirtschaft nach dem Kriege, wurde doch z.B. die Deichsel aus Akazie gefertigt.
Mit Hilfe meiner Frau luden wir das Holz ein, Zuhause muss es noch einen Platz finden, wo es noch lagern kann.







Gruß Franz


reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Roteiche und Akazie

Beitrag von reinhold »


hallo Franz,

hältst du uns bitte auf dem Laufenden mit der Robinie?
Meine Erfahrungen mit diesem Holz sind so, dass ich mir keines mehr suchen werde. Das Holz ist sehr langfaserig und neigt zu Ausbrüchen, bzw. es werden beim Schalendrechseln ganze Fetzen herausgerissen. Vor allem im Splint. Dabei verlangt eigentlich der Farbkontrast zwischen Splint- und Kernholz die Verwendung des Splints.
Ich bin da wirklich auf deine Erfahrungen gespannt.

mit freundlichen Grüßen
reinhold

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Roteiche und Akazie

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Reinhold

Ob ich in Kürze zur Robinie komme, mal sehen wie trocken oder feucht das Holz ist,
habe es erst mal an den Enden versiegelt.
Das Holz liegt schon etwa zwei Jahre als Stamm, hatte an den Enden tiefe Risse,
die aber nicht alzu tief gingen, ich denke ich finde bei den Klötzen einige brauchbare Stücke,
Allerdings Splint hab ich nicht allzu viel gesehen, das Kernholz reicht ziemlich nahe an den Außenbereich.
Wenn ich mich mit dem Holz beschäftige, werde ich dir berichten.

Gruß Franz

Dirk_Holzarbeiter
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Registriert: Mi 17. Nov 2021, 12:19

Re: Roteiche und Akazie

Beitrag von Dirk_Holzarbeiter »

[In Antwort auf #91613]
Hallo Franz,
die Robinie, die Du als Akazie bezeichnest, ist eine Scheinakazie.
Aber Robinienholz gibt ein gutes Bogenholz ab.
Sehr elastisch und gute Rückstellkraft, was gut zum Hebel passt.
Das Kernholz ist wirklich wunderschön. Poliert und geölt hat es etwas von Tigerauge.

Übrigens soll auch die Roteiche gutes Bogenholz sein.

Franz Kessler
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Re: Roteiche und Akazie

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Dirk

Zum Hebel, ich hatte das Problem, der Roteichenstamm lag auf zwei weitern Stämmen, die aber etwas Abstand hatten, war als mit 50cm schon ein dickes Ding, mir kamen Zweifel ob ich da überhaupt zu Rande komme, gleich daneben lagen etliche Akazienstämme die auch schon geschält waren, wie mir der Kollege sagte, will er sich Jägersitze daraus bauen, einer dieser dünneren Stämme nahm ich um ihn als Hebel zu nutzen, erwartetete aber recht schnell ein Bruch bei meiner Anwendung, frei nach dem Motto, unheimlich ist des Schlossers Kraft, wenn er mit Verlängerung schafft, aber der Bruch blieb zu meiner Verwunderung aus und ich konnte meinen Plan umsetzen, war aber schon arg beeindruckt von meinem Hebel.
Beim Akazienstamm hatte ich auch Probleme, der Stamm lag dicht an anderen Stämmen, eingebettet in ein tiefes Sägemehlbett, was ein bewegen erst recht schwierig macht, mit meinem kurzen Schwert schaffte ich es nicht den ganzen Stamm durchzusägen, etwa 15 bis 20 mm blieben am hintern Bereich stehen, nun dachte ich, mit dem Spalthammer ein beherzter Schlag bringt mich weiter, aber Pustekuchen, ich hatte große Mühe, erst als ich auch wieder mit einem Hebel den Stamm etwas nach vorne rücken konnte, kam ich zum Ziel und konnte das Reststück durchsägen, hier beeindruckte mich erst mal dass der recht dünne Holzstreifen so viel Wiederstand erzeugte, zumal man ja davon ausgehen konnte, dass ein so dünner Streifen eigentlich ja nur Splintholz sein kann, dass der Hebel hielt überraschte mich dann nicht mehr so arg, hatte ich doch vorher schon gelernt.

Gruß Franz



Franz Kessler
Beiträge: 2298
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Grenzerfahrungen

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Die Aktivitäten mit den beiden Stämmen haben mich arg beanspruchten, so nahm ich mir einige Auszeiten, was bei der schönen Aussicht auch sehr angenehm war, von diesem Standpunkt hat man eigentlich mehrheitlich französisches Gebiet im Auge, direkt vor mir über dem Grenzfluss liegt der kleine Ort auf französischer Seite, aus der meine Mutter stammt, als kleiner Junge erlebte ich die Grenze als sehr undurchlässig und gerade mich schickte man einige Male auf Schleichwegen über den Fluss, um Kontakte zu Pflegen, meist ging es da um kleine Dinge die es in Frankreich schon gab, bei uns noch nicht, als Knirps lernte ich, die Franzosen hatten den Krieg im Gegensatz zu uns nicht verloren, ein unvergessener Moment, die erste Apfelsine und die erste Banane.
Dass die Grenze im weiteren Verlauf der Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung verlor empfand man vor allem hier in Grenznähe als richtig und angenehm, Corona hat nun wieder einiges ins Negative gerückt, wie sagte gestern ein franz. Bürger, Corona hätte die ganze deutsch-franz. Annäherung abrupt gestoppt, auf beiden Seiten hat man diese Entwicklung ins Auge gefasst und man will dagegen angehen, es wird wohl einige Narben hinterlassen.
Da sind zum einen die vielen Deutsche mit Wohnsitz in Frankreich, die es als selbstverständlich fanden, alle deutschen Annehmlichkeiten wie Gesundheit, Justiz, Schule in Anspruch nehmen zu können , Corona brachte zu mindest vorübergehend große Probleme auf diesem Gebiet.
Umgekehrt die vielen Grenzgänger die hier arbeiten, sie standen vor geschlossenen Grenzen.
Auch großen Druck erzeugten die Franzosen, die gewohnt waren hier einzukaufen, diese Problematik kann man auch daran erkennen, dass gerade in Grenznähe eine große Dichte von Discountern besteht.
Im Moment beobachte ich, die Grenzbarieren sind zwar weg, es findet auch wieder Grenzverkehr statt, auch an den kleinen Grenzübergängen, aber so wie ich es beobachte hauptsächlich nur von Franzosen, ich selber traue mich noch nicht rüber zu fahren, im Gegensatz zu uns, wo ich noch keinen Beamten an der Grenze gesehen habe, sind die Franzosen da aktiver und bekanntlich auch nicht zimperlich, wenn es um Strafen geht.
So richtig werde ich dann die Geschichte versuchen aufzuarbeiten, wenn ich wieder rüber fahren darf und mit meinen Verwanden in bei einem Glas Rotwein die Geschichte erörtern kann.

Gruß Franz


Franz Kessler
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Schale aus Robinie *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Reinhold

Irgend wie konnte ich heute Nachmittag nicht widerstehen, vor allem die Robinie regte mein Interesse, dachte aber nun wirklich nicht, dass ich so kurzer Zeit zurande komme, das Holz lässt sich aber auch gut bearbeiten, dass das Holz noch Restfeuchte hat, hat auch bestimmt dazu beigetragen, die Erfahrung hab ich schon öfters gemacht, beim Fräsen ist das Holz nicht so störrisch.
Wenn es stimmt, dass das Holz schon zwei Jahre liegt, dann hat es erstaunlich wenig Risse, das Segment das ich heute nutzte, war im Außenbereich, es gab 3 oder 4 Risse, die aber so kurz waren, ich konnte das Teil so weit nach außen platzieren, das die Unterkante keine 20mm von der Außenkante lag.

Muss noch die zwei Putzen entfernen und nur noch wenig nachschleifen, bin gespannt, ob der Trockenvorgang große Verzüge bringt, im Sockel sind doch einige dickere Stellen.

Ich bohre ja die Zentrierbohrungen nicht mehr durch, musst immer einen Stöpsel ein-leimen, so geht es auch, 8mm Lochtiefe reicht mir aus





.

Gruß Franz

Achim Wiedemann

Re: Schale aus Robinie

Beitrag von Achim Wiedemann »


Hallo Franz,
deine Schale aus Rubinie- oder Scheinakazie zeigt eine schöne Maserung, ich habe bisher schon einige Sachen aus diesem Holz gedreht, wenn man das fertige Werkstück mit einigen Tropfen 25 % Salmiak in einen Plastiksack eine Nacht oder länger
räuchert färbt sich das Objekt dunkelbraun bis schwarz. Dabei treten die Jahresringe sehr stark in Erscheinung (stark Gerbsäurehaltig). Übrigens ist Rubinie ein standfestes Holz für Gartenmöbel,Pfähle und dergleichen, also alles was dem Wetter ausgesetzt ist.
Grüsse aus Stuttgart Achim

Franz Kessler
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Re: Schale aus Robinie

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Achim

Danke für deinen Hinweis, war ich doch überrascht, über die hellgelbe Farbe des Holzes, hatte ich doch schöne Stücke in Erinnerung, die kräftige Maserungen in dunkleren Farben zeigten.
Die Schale hat sich nun doch verändert, ein Riss von der Unterseite, hatte ich übersehen, der sich nun bemerkbar macht, die Materialanhäufung im Sockel der Schale hätte ich minimieren müssen, trotzdem, ich denke mit diesem Holz werde ich noch öfters zu tun haben.
Zu der Maserung, es lohnt sich bei der Bearbeitung des Rolings, sich genau nach der Maserung zu richten dass die Mitte der Schale möglichst genau mit Mitte Maserung übereinstimmt.
Zu dem Salmiakgeist, ich hab mal vor etlichen Jahren kleine Eichenholzsteile geräuchert, hatte sie damals in ein entspreches Schraubglas gehangen, konnte so die Farbveränderung beobachten, dein Vorschlag mit dem Plastiksack, ist zu befürchten, dass es Flecken gibt, an den Stellen, an denen der Sack das Teil berührt?

Stellt sich noch die Frage, wie der Einfluss von Salmiakgeist auf andere Hölzer ist, ich denke Gerbsäure gibt es doch auch in anderen Hölzern, man müsste es einfach mal auspropieren.

Gruß Franz

Achim Wiedemann

Re: Schale aus Robinie

Beitrag von Achim Wiedemann »


Hallo Franz,
alle Hölzer die stark gerbsäurehaltig sind eignen sich zum Räuchern. Ich stelle dazu ein kleines Glasschählchen oder Ähnliches dazu mit Salmiak in die Plastikhülle mit rein und blas den Beutel auf und verschließ ihn wie einen Luftballon.Selbst an Stellen wo das Werkstück berührt wird färbt sich das Holz gleichmäßig durch. Was mich beim Räuchern so begeistert, es färbt das Holz nicht nur an der Oberfläche, sonder geht tiefer als Beize.
Gruß Achim

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