Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von Rolf Richard »


Bei mir liegen einige solche Platten herum und ich möchte daraus Schubladen bauen.

Leider gestaltet sich das auf Grösse sägen etwas problematisch, weil die Beschichtung gerne absplittert. Habe ich da minderwertiges Material?

Mir stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

- Metabo Kappsäge mit 80 Zähne Feinschnittblatt - trotzdem nicht ausrissfrei

- Bandsäge: deutliche Ausrisse auf der Unterseite des Werkstücks. Schlecht, da beide Seiten sauber sein müssten

- schienengeführte Stichsäge (Milwaukee) mit Bosch Sägeblattern der T308er Reihe. Recht gut, relativ wenig Ausriss - aber gehts noch besser?

- schienengeführte Oberfräse mit Scherfräsern Sistemi Klein. Sehr gut für Nuten, wenn man einen abwärtschneidenden Spiralfräser verwendet, aber eben nichts für den Plattenzuschnitt, wo beide Seiten sauben sein sollen.

Was mache ich falsch - oder ist das einfach so?

Gruss
Rolf

MaxS
Beiträge: 1583
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von MaxS »


Hallo Rolf,

meiner Erfahrung nach hilft da beim Zuschnitt mit der Format/Tischkreissäge entweder ein hochwertiges Blatt mit entsprechender Zahnung (meist Dach-Hohl, teils mit unregelmäßiger Zahnteilung) in Verbindung mit der passenden Einstellung der Schnitthöhe und moderatem Vorschub oder ein Vorritzer (das machen wohl die meisten, die das Zeug beruflich verarbeiten). Bei der Verwendung einer Handkreissäge empfiehlt sich die Nutzung der Vorritzfunktion, falls vorhanden.

Bei deinen Möglichkeiten würde ich, auch in Ermangelung von Fotos, die die Ergebnisse dokumentieren, versuchen, einen groben Zuschnitt mit der Stichsäge machen und dann die letzten zwei Millimeter mit der Oberfräse und einem Nutfräser mit geraden Schneiden (der ist hinterher aber aller Wahrscheinlichkeit nach reif fürs Schärfen - Ausnahme: DIA-Schneiden) abnehmen. Das könnte zu relativ guten Ergebnissen führen.

Das Material neigt natürlich an sich zu Ausrissen, ist aber bei entsprechender Technik gut beherrschbar. Ich meide den Werkstoff bestmöglich und arbeite im Bedarfsfall mit dem DH-Blatt, weil ich bisher kein Sägeblatt für den Vorritzer gekauft habe. Mobil kommt die Tauchsäge mit Führungsschiene zum Einsatz, ggf. mit Vorritzschnitt.

Gruß
Max

Haluk
Beiträge: 84
Registriert: Do 8. Apr 2021, 09:00

Re: Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von Haluk »


Hallo Rolf,
ich habe mal irgendwo mitbekommen, dass das an der Kappsäge ging.
Erst den Tiefenstopp auf 2-3 mm ins Material einstellen und von hinten nach vorne sägen.
Dadurch drücken die Zähne nur ins Material und treten an der schon geschnittenen Fläche aus.
Danach den Tiefenstopp rausnehmen und von vorne nach hinten komplett durch trennen. Evtl. wie es die Ritzfunktion der Tauchsägen macht das Brett 1 Zehntel zurückziehen um die austretenden Zähne nicht zu dicht an der Schnittkante der Oberseite austreten zu lassen.
Geht natürlich auch ohne Tiefenstopp.
Das habe ich allerdings so nicht getestet. Jedoch mache ich das mit der Tauchsäge ganauso.
2-3 mm Eintauchen und auf der Führungsschiene rückwärts ziehen. Danach ganz rein und vorwärts. Hilft ganz gut. Nicht 100% (Da kommt es auf die Zahngeometrie und Schärfe an) aber doch schon ziemlich.

Eine andere Möglichkeit wäre mit einem Messer vorritzen, 1-2 mm davon entfernt absägen und dann mit der OF bis zum Riss säubern.

Dann gibt es auch Stichsägeblätter mit in beide Richtungen weisenden Zähnen, es treten keine Zähne aus dem Material aus beim Sägen.

Letzte Möglichkeit ist noch das Opferholz.

Viele Grüße
Haluk

joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von joh. t. »


Hallo,

entweder mit Tauchsäge mit Schiene einmal 2 mm anritzen, dann neu tief durchsägen.
Oder an Kreissäge mit Hohldachzahn und am besten mit Vorritzer , wenn einer dran ist.
Oder mit 2-3 mm Übermaß und die sichtbaren Kanten dann über die Abrichte oder an der Fräse am Falzkopf.

Viele Grüße

Johannes

Rüdiger
Beiträge: 124
Registriert: Mi 16. Jun 2021, 12:17

Re: Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von Rüdiger »


Nur am Rande: Ich habe mal gelernt, auf der Unterseite immer Paketband oder breiten Tesafilm über die Stelle zu kleben, auf der dann der Schnitt erfolgen soll. Hattest Du das gemacht?

Torger Fink aka ToFi
Beiträge: 89
Registriert: Mi 29. Mai 2019, 20:08

Re: Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von Torger Fink aka ToFi »


Hallo Rolf
wir arbeiten in unserer Tischlerei sehr viel mit beschichteten Spanplatten, insofern denke ich da durchaus etwas Erfahrung zu haben.

Bandsäge wird nie gehen, schon wegen der Zahnform, ausserdem wird das Band schnell stumpf (gilt für alle Werkstoffe ausser Hartmetall und DIA)
Stichsäge ist sehr schwer, eine Seite geht gut, die 2. nur sehr bedingt, ausserdem wird der Schnitt über längere Distanz nicht gerade. Die saubersten Kanten habe ich mit T101B (Bosch-Bezeichnung)
T308BF oder 301CDP erreicht, wichtig ist aber die richtige Wahl des Pendelhubes: bei 3 Stufen die mittlere! Mit starker Pendelung ist die Austrittsseite schlecht, ohne Pendelung die Eintrittsseite.

Kreissäge: am beste Tisch- oder Formatsäge, mit SCHARFEM DH-Blatt (manchmal geht auch ein Trapez/Flachblatt). Hier ist besonders wichtig die Blatthöhe unter dem Werkstück: nur so weit rausstellen, das die Eintrittsseite sauber wird, dann ist die Austrittsseite am besten.
Bevor wir unsere neue Kantenanleimmaschine mit DIA-Fügefräser bekommen haben haben wir saubere Kanten an der Tischfräse mit dem Falzkopf nachgeschnitten (1-2mm). Aber nur mit HW-Platten und auch da gibt es große Unterschiede: die Standartqualität (HC05) hält nicht sehr lange, auch abhängig von der Güte der Beschichtung. MG05 oder noch besser SMG02 sind zwar deutlich teurer, halten aber auch viel länger
Die Standzeit kann auch noch etwas verlängert werden, wenn man alle paar Meter die Fräserhöhe verstellt, da der Verschleiß im Bereich der Beschichtung höher ist.
Dafür braucht man aber unabhängig verstellbare Anschläge vor und hinter dem Fräser: Die Einstellung erfolgt wie bei der Abrichthobelmaschine. Auf der Einführseite wird die Spandicke eingestellt (Rücksprung zum Schneidenflugkreis), die Abnahmeseite muß exakt tangential zur Schneide liegen, sonst gibt es Stufen.

Es gibt aber auch Platten (hatten wir 2x - einmal 19mm und öfter 16mm) die auch mit dem schärfsten Hartmetall fast von Anfang an riesige Ausrisse hatte. Da hilft dann nur noch ein Dia-Fügefräser, die haben auf beiden Seiten der Platte den ziehenden Schnitt in Richtung der Plattenmitte. Aber bei einem Stückpreis von 300E+ wird sich das wohl keiner privat zulegen. Aber für uns in der Produktion hat sich diese Anschaffung schon mehrfach bezahlt gemacht.
Hoffe damit etwas geholfen zu haben
ToFi


Haluk
Beiträge: 84
Registriert: Do 8. Apr 2021, 09:00

Re: Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von Haluk »


So wie ich das verstanden habe, steht weder eine Tischkreissäge noch eine Tauchsäge zur Verfügung, daher meine Vorschläge.

Gruß
Haluk

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Danke für die Hinweise!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #91431]
meiner Erfahrung nach hilft da beim Zuschnitt mit der Format/Tischkreissäge entweder ein hochwertiges Blatt mit entsprechender Zahnung (meist Dach-Hohl, teils mit unregelmäßiger Zahnteilung) in Verbindung mit der passenden Einstellung der Schnitthöhe und moderatem Vorschub oder ein Vorritzer (das machen wohl die meisten, die das Zeug beruflich verarbeiten). Bei der Verwendung einer Handkreissäge empfiehlt sich die Nutzung der Vorritzfunktion, falls vorhanden.


Danke Max, aber ich arbeite nur sehr ungern mit Kreissägen, habe allerdings eine Kappsäge mit einem Feinschnittblatt. Das ist leider auch keine ganz zufriedenstellende Lösung.

ch habe mal irgendwo mitbekommen, dass das an der Kappsäge ging.
Erst den Tiefenstopp auf 2-3 mm ins Material einstellen und von hinten nach vorne sägen.
Dadurch drücken die Zähne nur ins Material und treten an der schon geschnittenen Fläche aus.


Grüß Dich Haluk!
Klingt logisch, muss ich probieren. Aber was ist an der Rückseite? Da treten die Zähne aus. Oder müsste man da auch (wenig tief) vorsägen?

entweder mit Tauchsäge mit Schiene einmal 2 mm anritzen, dann neu tief durchsägen.
Oder an Kreissäge mit Hohldachzahn und am besten mit Vorritzer , wenn einer dran ist.

Hallo Johannes....keine Tauchsäge, keine Kreissäge. ;-)

Hallo Rolf
wir arbeiten in unserer Tischlerei sehr viel mit beschichteten Spanplatten, insofern denke ich da durchaus etwas Erfahrung zu haben.

Glaub ich gerne!

Bandsäge wird nie gehen, schon wegen der Zahnform,

Hallo ToF, danke für die Kommentare!

Das weiss ich inzwischen....Bandsäge geht einigermassen, aber nur mit einem sehr fein verzahnten Blatt, das an sich zum Metallsägen bestimmt ist. Aber die Sägegeschwindigkeit ist dabei grottenolmschlecht!

Hallo Rolf
Stichsäge ist sehr schwer, eine Seite geht gut, die 2. nur sehr bedingt, ausserdem wird der Schnitt über längere Distanz nicht gerade. Die saubersten Kanten habe ich mit T101B (Bosch-Bezeichnung)
T308BF oder 301CDP erreicht, wichtig ist aber die richtige Wahl des Pendelhubes: bei 3 Stufen die mittlere! Mit starker Pendelung ist die Austrittsseite schlecht, ohne Pendelung die Eintrittsseite.

Gerader Schnitt ist mit Schiene und den 308er Bosch-Blättern unproblematisch. Generell sind die Blätter offenbar noch immer die beste Lösung, da sie durch die in Blattmitte wechselnde Verzahnung auf beiden Werkstückseiten wenig reissen. Die Sache mit dem Pendelhub werde ich testen!

Nur am Rande: Ich habe mal gelernt, auf der Unterseite immer Paketband oder breiten Tesafilm über die Stelle zu kleben, auf der dann der Schnitt erfolgen soll. Hattest Du das gemacht?

Hallo Rüdiger!

Da habe ich ein paar Versuche gemacht. Tesafilm ist eher zu schwach. Am besten ging es mit einem relativ festen Gewebeband, aber makellos wars leider auch nicht.

Nochmals Danke für die Hinweise! Da ich ja gerne Platten mit der Oberfräse zuschneide denke ich darüber nach, mir einen Spiralnutfräser mit wechselnder Schnittrichtung zuzulegen und damit die vorbearbeiteten, aber noch nicht restlos sauberen Kanten nachzuarbeiten. Die Versuche beim Nutenschneiden mit abwärts schneidendem Nutfräser brachten ja da beste Ergebnis. (aber eben keine vollständige Durchtrennung des Werkstücks)

Gruss
Rolf

Horst Entenmann
Beiträge: 1168
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #91438]
Hallo Tofi,

Meinst du die Spiralnutfräser mit wechselseitiger Spirale beim Hausherrn?
Die sind nicht so teuer. Das wäre vielleicht eine Möglichkeit.

Gruß Horst

Torger Fink aka ToFi
Beiträge: 89
Registriert: Mi 29. Mai 2019, 20:08

Re: Spanplatte mit Melaminbeschichtung

Beitrag von Torger Fink aka ToFi »


Halo Horst
über Spiralnutfräser hab ich gar nix geschrieben, aber zumindest von der Geometrie entsprechen die ungefähr den Dia Fügefräsern. Es sollten aber immer Hm-Fräser sein, die gleichen gibt es ja auch als HSS, die sind zu schwach.
Häufig nehme ich auch WPL-Fräser für die Oberfräse (mit grader Schneide), zB als 19x30 oder 19x50 erhältlich (meist mit Anlauflager) Damit fräsen wir auch Arbeisplatten (HPL; noch böser als Melamin) und weiße Spanplatten in beliebiger Form an Schablonen (Radien, Elipsen, Schrägen...). Die Wechselplatten dafür gibts auch in verschiedenen Qualitäten (wie schon beschrieben) (zB im Sägeblattshop - einfach mal suchen ;-)
ToFi

Antworten