Besser stichsägen

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Rolf Richard
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Besser stichsägen

Beitrag von Rolf Richard »


Letztes Jahr ist es passiert - meine treue, alte Bosch grün Bügelstichsäge bekam einen Lagerschaden an der Hubsäule. Nach mehr als 20 Jahren, also kein Fall für eine Instandsetzung.

Eine Neue musste her. Mein Maschinenhändler führt keine "Baumarkt"-Maschinen, soviel war klar. Er bot mir das hier an:


Milwaukee JS 120 X (Laufsohle entfernt)

- 710 Watt
- 4 Stufen Pendelhub
- 120 mm Schnittlänge
- Sanftanlauf
- Kunststoff-Gleitsohle
- Spanblasvorrichtung

Die Maschine tat, was sie sollte, aber mit den mitgekauften Sägeblättern gleicher Marke war ich unzufrieden. Das System war nur schwer zu kontrollieren. Demolition-Modus, riss alles kurz und klein, keine Genauigkeit. Weniger Pendelhub brachte Besserung, die Sache gestaltete sich aber immer noch ruppig. Der Händler verkaufte mir zusätzlich Blätter von Festool. Eine gewisse Besserung war da, aber zufriedenstellend war auch das nicht. Wie sich herausstellte, war ich Teil des Problems. Durch die Umstellung von Bügel- auf Stabform hielt ich die Maschine falsch. Man muss deutlichen Druck auf den Kopf ausüben, dann wirds besser.

Aber da fiel mir nochwas ein: Irgendwo hatte ich von Bosch-Blättern gelesen, die so viel besser sein sollten? Die Recherche ergab, es wurde das Bosch- Blatt T308BFP empfohlen. Leider führte keiner der mir bekannten Lieferanten das Modell. Bliebe die Bestellung im Internet. Dann kam mir der Zufall zur Hilfe. Wir waren umgezogen, ich schaute mich nach neuen Lieferanten in der unmittelbaren Umgebung um. (Auf dem Land ist manches anders!) Und da gabs einen Treffer! Ein Baustoffhändler/Baumarkt - keine Kette! - führte die Bosch-Blätter. Zwar nicht genau die beschriebene Variante, hatte aber doch eine recht grosse Auswahl zu bieten.


Meine Wahl

v. r.n.l.:
- T308BOF Bimetall, wechselnde Bezahnung, dadurch ausrissfrei auf beiden Seiten des Werkstücks (extra clean Hardwood - Zahnabstand 2,2mm)
- T101AIF Bimetall (clean Hordwood - Zahnabstand 1,7mm)
- T101 BF Bimetall - auch für Eintauchschnitte (clean Herdwood - Zahnabstand 2,7 mm)
- T101AO High Carbon Steel - für Kurverschnitte (clean Wood - Zahnabstand 1,4mm)
- T318AF Bimetall für Metallbearbeitung (Zahnabstand 1,1mm)

(Mit der Bosch-Nomenklatur stehe ich noch auf Kriegsfuss. Lediglich das führende "T" scheint logisch für den T-Schaft zu stehen,denn es gibt auch "U" - offensichtlich für "Universalschaft")


Die Blätter im Detail - wechselnde Zahnrichung am obersten Blatt

Ausprobiert wurde zuerst das Blatt T308BOF für den Zuschnitt von 18 mm starken Siebdruckplatten. (Arbeitsplatten) Gerade Schnitte mittels Führungsschiene..


Platte auf Länge zuschneiden


Die Maschinenträgerplatte gibts bei Feine Werkzeuge Berlin

Schienen und Adapterplatte: https://www.feinewerkzeuge.de/progrip.html

Längszuschnitte funktionierent mittels langer Führungsschiene. Diese besteht aus 2 Teilen, die verbunden werden - mehr geht auch!


Lange Führungsschiene

Mit den Bosch-Blättern kann man sehr gute Schnittkanten erzielen:

Sehr saubere Schnittkante - exakt rechtwinklig, kein Verbiegen des Blatts!

Die Güte der Schnittkante ist besser als mit der schienengeführten Handkreissäge (190er Blatt mit 56 Zähnen EDN 05190056), aber rauher als mit der Oberfräse bei Verwendung eines Spiralnutfräsers. Ein kurzes Abreiben mit 240er Schleifpapier genügt aber, um die Rauhigkeit wegzuschleifen.

Das kann auch passieren:

Schuld war nicht das Sägeblatt - kein Ausweichen

Die Ursache lag in einer nicht exakt auf 0^ eingestellten Sohle der Säge. Mein Fehler, keiner von Blatt oder Säge.

Fazit: Die beschriebenen Sägeblätter sind eine wahre Offenbarung!

In jedem Fall nicht zu vergessen:

Herzlichen Dank an Guido Henn für den Tip mit diesen Sägeblättern!

Gruss
Rolf

Felix
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Re: Besser stichsägen

Beitrag von Felix »


Hi Rolf,

danke für Deinen Bericht, auch wenn ich kein Freund von geraden Schnitten mit der Stichsäge bin!

Grüße nun aus dem Staate Washington,

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Schnittlänge

Beitrag von Rafael »


Hallo Rolf,
bei den Angaben zur Säge schreibst Du:
- 120 mm Schnittlänge

Ich nehme an, dass es sich um die mögliche Materilaldicke handelt, aber heisst das, dass das Sägeblatt einen Hub von 120mm macht, damit die Späne aus den Spanzwischenräumen auch tatsächlich rausfallen können?

Rafael

Rolf Richard
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Re: Schnittlänge

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Rafael,

Ich nehme an, dass es sich um die mögliche Materilaldicke handelt, aber heisst das, dass das Sägeblatt einen Hub von 120mm macht, damit die Späne aus den Spanzwischenräumen auch tatsächlich rausfallen können?


Das ist die vom Hersteller spezifizierte maximale Materialdicke.

Die Hubhöhe scheint mir bei allen(?) Stichsägen mehr oder minder normiert auf zwischen 22 - 28 mm zu sein. (Ich lass mich da gerne korrigieren!)

Gruss
Rolf


Rolf Richard
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Re: Besser stichsägen

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #90426]
....auch wenn ich kein Freund von geraden Schnitten mit der Stichsäge bin!


Warum eigentlich nicht?

Zugegeben, damit hatte ich auch noch nicht sonderlich viel angestellt, aber mit den beschriebenen Blättern ist es eine saubere Sache. Bisher war mein Favorit für das Auftrennen von Platten ein kleiner Spiralnutfräser. Der hinterlässt zwar eine noch sauberere Kante als die Stichsäge, erzeugt mit 4mm gegenüber 1,2mm des Blatts aber auch mehr Späne.

Kreissäge? Mag ich nicht. Zu laut, zu brutal und wenn man ein Eck ausschneiden muss technisch eine schlechte Lösung. Entweder man trennt nicht ganz durch oder man schneidet irgendwo übers Ziel - den rechtwinklig verlaufenden Schnitt - hinaus.

Ich werde noch mal weiter mit den Blättern herumexperimentieren. Aktuell stehen sie bei mir hoch im Kurs. :-)

Gruss
Rolf


Horst Entenmann
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Re: Schnittlänge

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #90427]
Hallo Rafael,

So viel Hub macht keine Stichsäge die ich kenne.
Schließlich soll ja das Blatt nicht komplett aus der Schnittfuge herausgezogen werden, da würde dir unter Umständen die Säge ins Gesicht springen wenn das Blatt beim Eintauchen die Fuge verfehlt.
Eigentlich sollte im OT immer noch ein Stück vom Sägeblatt unten rausschauen.

Ich habe früher auch mit Stichsäge und Führungsschiene längere Schnitte gemacht. Wenn man ein gutes Sägeblatt hat, dann ist das Ergebnis in Ordnung, aber oft verlief auch das Sägeblatt oder machte andere Probleme.
Seit ich eine Handkreissäge habe, ist die allerdings weitgehend abgemeldet denn gerade Schnitte macht man vorteilhafter mit der Kreissäge und Radien gelingen mir besser mit der Oberfräse.
Für Innenecken schneide ich so weit ich komme und mache den Rest mit der Handsäge, da lohnt sich das Auspacken der Stichsäge eigentlich nicht.

Ich würde aber sagen daß das eine Möglichkeit ist, wenn man z.B. Küchen montiert und die Stichsäge vor allem für Ausschnitte braucht und sich eine Handkreissäge sparen kann oder wenigstens nicht auf die Baustellen mitschleppen muß.



Rolf Richard
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Re: Schnittlänge

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Horst,

....aber oft verlief auch das Sägeblatt oder machte andere Probleme.


Ging mir gelegentlich auch so, hängt ganz offensichtlich entscheidend von der Qualität der Blätter ab. Seit mir die erwähnten Blätter über den Weg liefen ist mir noch kein Schnitt verlaufen, auch keine nicht rechtwinkligen Schnitte durch seitliches Ausweichen/Verbiegen des Blatts. Allerdings verwende ich wo immer möglich, die Führungsschiene.

Fazit: Ich denke, es ist es wert, dieses Verhalten zu erwähnen. Es scheint, dass die Zahngeometrie wesentlich besser ist und zum guten Ergebnis entscheidend beiträgt.

Gruss aus dem kuschelig warmen Odenwald!
Rolf


Rainer Zinserling
Beiträge: 189
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Schnittlänge

Beitrag von Rainer Zinserling »


Hallo zusammen,

ein guter gerader Schnitt könnte neben anderen Faktoren auch von der Hinterkante der Sägeblätter abhängen. Ich erinnere mich gut, obwohl es sicher etwa 10 Jahre her ist: da habe ich über die Entwicklung einer neuen präzisen Stichsäge gelesen, dass die Entwickler herausgefunden hatten, dass die Geradeaus-Qualität eines Stichsägeblatts sehr deutlich von der Rechtwinkligkeit der Hinterkante abhängt, die ja bei Sägen gegen die Stützrolle gedrückt wird. Somit wurde ein Modell ohne diese Rolle entwickelt.

Dazu passt ja ein wenig, dass u. a. für Stichsägen allgemein empfohlen wird, wenns geht und/oder Präzision nötig ist, man mit nur sehr geringem Vorschubdruck arbeiten soll.

Rainer

Hartmut H
Beiträge: 35
Registriert: Mo 19. Jun 2017, 12:45

Re: Schnittlänge

Beitrag von Hartmut H »


Moin,

Ich vermute, du meinst einen Artikel in der Holzwerken über die Entwicklung einer Stichsäge bei Mafell. Der Effekt, den sie dabei durch Weglassen der hinteren Rolle eliminieren wollten, war nach meiner Erinnerung thermischer Verzug des Sägeblattes durch die an der Rolle entstehende Reibungswärme, nicht Auswirkungen mangelhafter Rechtwinkligkeit.
Viele Grüße
Hartmut

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Schnittlänge

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo zusammen,

Ich hatte mal eine Kress-Stichsäge bei der war der Schlitz in der Rolle zur Führung des Blattes sehr konisch. Der Rücken wurde da meines Erachtens im Normalfall gar nicht direkt angedrückt.
Das mitgelieferte Sägeblatt von Kress, mit dem sehr gute Schnitte möglich waren, war auffallend dicker als die meisten und deutlich steifer und weniger biegsam.

Danach hatte ich eine Festo-Stichsäge (mit verstellbaren seitlichen Hartmetall-Führungen und einer glatten Andruckrolle). Manche Sägeblätter weichen dennoch seitlich aus und da hilft alles nicht.
Gute Erfahrungen habe ich mit hartmetallbestückten Sägeblättern gemacht, wie zum Beispiel dem T301CHM. Das ist ebenfalls sehr biegesteif. Ähnliche Blätter gibt es auch für Stahlblech.

Gruß Horst

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