Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstellen? *MIT BILD*

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Michl
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Registriert: Di 4. Sep 2012, 18:20

Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von Michl »


Hallo!

Zunächst mal vielen Dank für Euer Mitdenken. Vor allem der Vorschlag von Georg hat mich dazu gebraucht mir die Rollen nochmal ganz genau anzusehen. Eigentlich dachte ich auch schon mal dran, die Rollen weiter vor zu setzen, hab den Gedanken dann aber wieder verworfen, weil es mir zu unwarscheinlich vor kam, daß die Maschine ursprünglich falsch montiert wurde und bis zuletzt so lief. Die obere Rolle ließe sich eh nicht mehr, oder kaum noch nach vorne verschieben. Bei der unteren wärs aber warscheinlich möglich noch ca. einen cm nach vorne zu gehen. Wenn man die obere Rolle dann entsprechend schwenkt, könnte es möglich sein, auch schmale Bänder auf balligen Bandagen, also mittig laufen zu lassen, so daß sie durch die Seitenführung passen, ohne daß die geschränkten Zähne anstoßen. Nachdem ich mir einen Hakenschlüssel mit Zapfen bestellt hatte um die Mutter öffnen zu können, die das untere Bandsägenrad festhält, hat sich jedoch rausgestellt, daß die untere Welle scheinbar doch nicht ganz korrekt montiert war. So wie´s aussieht kann man die Welle incl. unterem Bandsägerad noch einen guten cm weit verschieben, so daß dann vielleicht alles passend wird. Wir sind noch am rumprobieren. Sobald´s was relevantes neues gibt, werde ich berichten.

@Heinz:
Was ein Porta Potti is mußte ich auch erst mal nachschaun. Du scheinst Dich da ja auszukennen. Das Foto stammt noch aus der Werkstatt in der die Bandsäge die letzten 82 Jahre lang stand. ;-D
Die Neigungsverstellung und die Gleitbahn der oberen Rolle sind nicht ausgeschlagen. Verschiedene Bänder hab ich schon ausprobiert. Demnächst bekomme ich aber noch zwei Bänder, die werd ich dann auch mal probieren. Aber wie gesagt, wie´s aussieht werd ich doch wieder auf ballige Bandagen wechseln können, was vermutlich die Einstellung erleichtern wird. Und sorry - ich wollt nicht gleich Antworten, solange ich noch am Ausprobieren war und nix neues wußte. Dauert alles seine Zeit ... Einstellen, Überlegen, Bestellen, Zerlegen, Umstellen, Boden fegen, etc. ...

@Max:
Das mit der Teichert klingt alles sehr spannend. Ich freu mich schon, wenn Du mal Bilder zeigen kannst. Was die Riemenspannung angeht - statt Wippe könntet Ihr´s auch so ähnlich machen: https://www.youtube.com/watch?v=8k2cgVzeESg&t=411s (ab 5:36). Ich hab ne ähnliche Spannvorrichtung an meiner Drechselbank. Funktioniert gut, allerdings ist´s schon immer ein bisschen Geschraube, weil man ja erst mal den Motor locker machen muss, dann spannt man den Riemen und dann muß der Motor wieder festgeschraubt werden.

Grüße,

Michl

Heinz Kremers
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Michl,

danke für Deine Rückmeldung.
Man hat sich Gedanken gemacht um ein Problem und ich freue mich immer über eine Rückmeldung, möglichst mit Lösung des Problems. Dadurch lernt man selbst ja auch wieder.

Viel Erfolg weiterhin bei der Sanierung der Säge.

Gruß
Heinz

Michl
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell *MIT BILD*

Beitrag von Michl »

[In Antwort auf #89176]
Hallo!

ich möchte Euch mal nen kurzen Zwischenbericht geben:
Zunächst hatte ich vor, die untere Rolle der Bandsäge ein Stück nach vorne zu versetzen. Hierfür mußte ich die komplette untere Welle ausbauen. Dabei habe ich auch die Lager komplett zerlegt, was ich bisher noch nicht vollständig gemacht hatte. Es stellte sich hierbei heraus, daß das hintere Lagergehäuse offenbar verkehrtherum (also um 180° verdreht) eingebaut war. Aufgrunddessen hatte das Pendelkugellager in diesem Gehäuse keinen Anschlag und deshalb konnte sich die komplette Welle, incl. sämtlicher Lager und Rollen um ca. 1 cm nach vorne und hinten bewegen. Vermutlich war das die Ursache für das schwierige (unmögliche) Einstellen des Bandes.
Die Bandagen sind nun immernoch flach. Ich habe jetzt, nachdem das Lagergehäuse gedreht und nun wohl richtigherum montiert ist, einige Testläufe mit verschiedenen Bändern gemacht. Diese waren recht vielversprechend. Der Bandlauf läßt sich meist sehr gut einstellen. Ich werde die beiden Umlenkrollen in den nächsten Tagen nochmal nachjustieren, so daß sie exakt fluchten und dann berichte ich wieder...

Hier ein paar Bilder von der ausgebauten, unteren Welle und eine schematische Zeichnung der unteren Welle (nicht Maßstabsgetreu):


das untere, hintere Lager, nachdem es nun gedreht wurde.

Das ausgebaute Pendelkugellager und dahinter die für die Montage nötige Spannhülse mit Konus, sowie die dazugehörige Mutter und Sicherungsscheibe.

Das offene Lagergehäuse. Wie man hier sehen kann, ist hinten kein Anschlag für das Pendelkugellager vorhanden. Stattdessen ist diese Anschlag auf der anderen Seite im Deckel vorhanden.

Die ausgebaute Welle. Rechts der Konus auf dem die untere Umlenkrolle der Bandsäge sitzt. (Man hätte die Rolle also gar nicht, wie es erst mein Plan war, nach vorne versetzen können).

Abziehen der unteren Umlenkrolle vom Konus der Welle.

nochmal das Lagergehäuse und dessen "Innereien".

hier zum Vergleich, das geöffnete, untere, vordere Lagergehäuse mit Anschlag für´s Lager hinten.

schematische Zeichnung - jetziger Zustand

schematische Zeichnung - vorheriger Zustand

Grüße,

Michl

Michl
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Trommer Bandsäge 1935 - flache Bandagen - GELÖST *MIT BILD*

Beitrag von Michl »


So - nach etwa einem halben Jahr Testbetrieb kommt jetzt meine finale Erklärung zur Lösung des Problems mit den flachen Bandagen an der Bandsäge.

Da Ihr warscheinlich alle nicht mehr wißt, was genau los war, mach ich erst mal eine kleine Zusammenfassung:

An meiner Paul Trommer Bandsäge aus dem Jahr 1935 mußte ich neue Bandagen aufkleben. Zunächst unklar war, ob diese ursprünglich Ballig oder Flach waren. Nach einigem Ausprobieren und überlegen konnte aber ausgeschlossen werden, daß ballige Bandagen (Skizze Nr. 1) verbaut waren, da bei balligen Bandagen das Sägeband immer mittig läuft und somit die geschränkten Zähne von schmalen Bändern in die Seitenführung laufen würden, welche sich nicht weit genug zurückstellen läßt. Also muß die Maschine für flache Bandagen konstruiert worden sein. Außerdem müssen bei flachen Bandagen die Klötzchen der unteren Sägebandführung nicht bei jedem Bandwechsel getauscht werden, wie es bei balligen Bandagen der Fall wäre, denn die Bänder laufen bei flachen Bandagen immer am vordersten Rand der Rollen (ausgenommen ganz schmale Bänder).

Da ich bei Restaurierungen immer erst mal davon ausgehe, daß die ursprüngliche Konstruktion gut durchdacht war, versuche ich möglichst nicht anzufangen die Dinge umzubasteln, sondern alles wieder möglichst in den Originalzustand zu versetzen. Das hat sich in dem Fall auch wieder als richtig erwiesen, auch wenn einiges an Zeit damit drauf ging, mögliche Lösungen auszuprobieren, die dann doch nicht funktioniert haben.

Problematisch bei den flachen Bandagen war dann erst mal noch, daß die Sägebänder beim Lauf ständig einige Millimeter vor und zurück liefen, also kein stabiler Bandlauf möglich war. So kann man nicht sägen.
(Zum einen hat sich herausgestellt, daß ein Lager der unteren Welle falsch montiert war und deshalb die Welle incl. Rolle und Riemenscheiben ca. 1 cm nach vorne oder hinten rutschen konnte.) Nachdem dieser Fehler beseitigt war, lief das Sägeband aber immer noch nicht wirklich stabil und gleichmäßig. Meine Vermutung, die mich dann zur finalen Lösung gebracht hat ist die, daß das Sägeband auf komplett flachen Bandagen einfach machen kann was es will. Es kann jederzeit nach vorne oder hinten verlaufen und das tut es auch. Da hilft auch kein Einstellen der oberen Rolle durch Schwenken.


Zur Lösung:



Um das Band am vorderen Rand der Rollen zu halten, war eine Überlegung, beide Rollen ganz leicht konisch anzuschleifen (Skizze Nr. 2), so daß der größte Durchmesser an beiden Rollen vorne ist. So wie sich das Band bei balligen Bandagen immer mittig zentriert, weil da der größte Durchmesser ist, sollte sich bei den konischen Rollen das Band immer vorne zentrieren. Das funktioniert aber in der Praxis nicht, weil breite Bänder dann zu weit nach vorne laufen und sich ganz schmale Bänder (die ja auch bei flachen Bandagen mittig auf den Rollen laufen sollen, da sie sonst zu leicht von den Rollen springen) nicht mehr für mittigen Lauf auf den Rollen einstellen lassen.

Die korrekte Lösung ist, nur die Bandagen der unteren Rolle ganz, ganz minimal konisch anzuschleifen (vorne dick, hinten vielleicht 1/4mm dünner im Durchmesser) (Skizze Nr. 3). Die Bandagen der oberen Rolle bleiben einfach flach. Das bewirkt, daß das Sägeband an der unteren Rolle sanft nach vorne gezogen wird. Durch die Schrägstellung der oberen Rolle kann man das Band oben sanft mehr oder weniger stark nach hinten ziehen lassen. So ist es möglich den Bandlauf ganz fein und exakt einzustellen (Skizze Nr. 3a und 3b).

Auf den Skizzen ist das alles stark übertrieben dargestellt. Man könnte meinen das Band wäre so unter starker Biegebelastung, was aber in der Praxis, meiner Meinung nach nicht der Fall ist, da die Schrägstellung der oberen Rolle nur minimal ist, genauso wie das Konische der unteren Rolle.

Ich benutze die Säge jetzt seit etwa einem halben Jahr so und sie läuft völlig problemlos. Das Einstellen des Bandlaufes von breiteren Bändern ist sehr fein möglich, so daß die geschränkten Zähne auf beiden Rollen exakt über den vorderen Rand der Rollen überstehen und ganz schmale Bänder lassen sich auch zu jeder Stelle auf den Rollen bewegen, wo sie dann auch stabil weiterlaufen. Ein Austauschen der Klötzchen der unteren Sägebandführung ist beim Sägebandwechsel auf andere Breiten nie nötig (außer beim Wechsel auf ganz schmale Bänder, die ja mittig laufen sollen). Ich nehme an, so wurde die Maschine in den 1930ern auch ausgeliefert. Eine andere Lösung ist mir jedenfalls nicht eingefallen).

Noch ein kleines Detail: Ich weiß nicht ob´s wirklich nötig ist, aber ich entspanne die Bandsäge immer wenn ich sie nicht mehr verwende. Das soll vermeiden daß der leichte Konus an der unteren Rolle nicht durch dauerhaften Druck auf die Bandagen verformt wird. Wie gesagt - vielleicht wär das gar nicht nötig, aber ich finde es ist nicht viel Arbeit das Band zu entspannen.

Vielleicht hilft dieser Beitrag Anderen die vor dem gleichen Problem stehen und auch eine alte Bandsäge mit flachen Bandagen restaurieren. Es ist ja nicht nötig daß Ihr auch so lange rumprobieren müßt wie ich, bis die Sache funktioniert.

Wenn ich dazu komme, mach ich ein Video von der Säge in Betrieb und lade es für Euch hoch.
Ich habe inzwischen auch den Schutz um das Sägeband etwas verändert, so daß dieser rings um das Sägeband geht und ein Absaugstutzen ist auch fast fertig. Einen Bericht darüber werde ich Euch auch hochladen, sobald ich Zeit habe.

Viele Grüße,

Michl

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