Aufbau der neuen Werkstatt

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Rolf Richard
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Aufbau der neuen Werkstatt

Beitrag von Rolf Richard »


Die neue Werkstatt ist eingerichtet. Wie sie entstanden ist und wie sie geplant und ausgeführt wurde wird hier als eine Art Fortsetzungsroman beschrieben. Der Anfang.....

Einige werden sich bestimmt noch an unsere "Schwimmbadwerkstatt" erinnern. Sie hatte ja einen bestimmten Bekanntheitsgrad, ist inzwischen Geschichte.

Wir zogen letztes Jahr im September in ein Haus um, das uns gehört, nicht wie beim Schwimmbad angemietet war. Der Grund unserer Umorientierung lag darin, das wir dort im Laufe der Jahre feststellen mussten, dass das Gebäude unter gravierenden Baumängeln litt, sozusagen "von Kopf bis Fuss" nass war. Das machte nicht nur keinen Spass, das war vermutlich auch gesundheitsgefährdend. Es zeigten sich immer grössre Bauschäden bis hin zu abfallenden Kacheln im Schwimmbad.

Was uns anfangs mangels Sachkenntnis nicht aufgefallen war: Die Luftfeuchte sank auch bei intensivem Lüften kaum unter 60% ab, erreichte gelegentlich in der Werkstatt Werte im oberen 80%-Bereich. Im neuen Domizil stellt sich die Situation glücklicherweise komplett anders dar. Die Luftfeuchte steigt so gut wie nie über 50%, wir haben im Winter häufig Werte deutlich unter 30% gemessen.


Die Schwimmbadwerkstatt

So hatte alles mal vor 13 Jahren angefangen:


Die Treppe ins Becken war mein erstes ernsthaftes Holzprojekt.

Da das Haus nicht uns gehörte, musste alles ohne Beschädigung der Wände entstehen. IIn die Beckenwände zu bohren war nicht drin! Ein Grund auch für den OSB-Boden. Es durfte nicht passieren, dass z.B. ein herunterfallendes Werkzeug die Kacheln beschädigte.

Alles Schnee von gestern. So sah der Neuanfang erst mal aus:



Weiter gehts sobald ich Zeit habe!

Gruss
Rolf

Rolf Richard
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Re: Ein erster Vergleich

Beitrag von Rolf Richard »


Zuerst die Raumgrössen vergleichen!

Das Schwimmbad sah grösser aus als es wirklach war. Die tatsächlich nutzbare Bodenfläche betrug
7,05 x 2,82 m = 19,88 m²


Der neue Raum misst
5,6 x 4,5 m =25,2 m²


Auch das Seitenverhältnis spricht deutlich für das Neue:
- alt: 1 : 2,5
- neu: 1 : 1,27

also wesentlich näher am Quadrat und damit leichter "möblierbar".

Lediglich die Raumhöhe von "alt" 3,65m zu "neu" 2,59m brachte bei sehr langen Werkstücken einem gewissen Vorteil im Schwimmbad. Dafür gestaltete sich dort das Beheizen - die Wärme steigt zu weit nach oben - bzw. die Beleuchtung schwieriger. (relativ kleines Fenster ca. 2,3 m über dem Beckenboden.)


Die neue Werkstatt im "Rohbauzustand"

Der Raum war früher einmal Gästezimmer, später Abstellraum für überflüssige Möbel. Zuerst wurden die alten Tapeten entfernt, dann auch die Wände - wie die Decke - weiss gestrichen, um eine möglichst gute und farbneutrale Lichtreflexion zu erreichen. Die grosse Fensterfläche ist zusätzlich ein Vorteil.

Nicht so optimal - der Fussboden mit den Keramikfliesen, bedingt durch die im ganzen Gebäude verlegte elektrische Fussbodenheizung. Man wollte nicht wissen, was an Schaden entstehen würde, fiele einem ein schweres Werkzeug, z.B. ein eiserner Hobel, vom Tisch. Das konnte so nicht bleiben, gleichzeitig sollte aber auch die Wärme der Heizung nicht zu sehr gedämmt werden.

Eine Spezialfirma für Bodenbeläge wurde befragt. Die sehr fachkundige Besitzerin riet zu Vinyl-Clicklaminat.



Als Farbe wurde ein helles, neutrales Grau gewählt, weil davon eine gute Lichtreflexion zu erwarten war. Mit dem OSB- Boden im Schwimmbad waren die Erafhrungen eher schlecht gewesen. Zwar sehr haltbar, aber optisch problematisch. Heruntergefallenen Kleinteile - z.B. Muttern etc. - liessen sich nur sehr schwer wiederfinden und das reflektierte Licht hatte dazu auch noch einen deutlichen Gelbstich. (Im Nachhinein ist man schlauer: Man hätte ihn weiss streichen sollen!)

Den Boden habe ich selbst verlegt. Anfangs tat ich mich mit schlechtem Baumarkt-Werkzeug schwer, der Bodenlieferant besorgte mit dann etwas Professionelles, was auch nicht teurer war als der Baumarktramsch. Danach ging die Arbeit flott voran. Der Boden selbst ist ca. 9mm stark, unterscheidet sich auch darin von den üblichen, wesentlich schwächeren Baumarktqualitäten.


Endergebnis

Bisher hat sich der Boden gut bewährt. Tatsächlich dringt die Wärme rasch durch, sobald die Heizung anspringt.

Die zusätzliche Stärke des Bodens auf dem Fliesen bedingte allerdings das Kürzen der Flurtür, vorgenommen mit der DeWalt DW 622 und Führungsschienen (Feine Werkzeuge bzw. Trend), sozusagen die erste "Schreinerarbeit" in der neuen Werkstatt.

Nach getaner Arbeit kann man die Aussicht geniessen:

Burg Freienstein

(Fortsetzung folgt)

Gruss
Rolf

Jörg Bullmann
Beiträge: 228
Registriert: So 16. Feb 2014, 15:12

Re: Aufbau der neuen Werkstatt

Beitrag von Jörg Bullmann »


Hallo Rolf,

Die Luftfeuchte steigt so gut wie nie über 50%, wir haben im Winter häufig Werte deutlich unter 30% gemessen.


Ich wuerde hier zu Vorsicht raten. Bei der relativen Luftfeuchte gilt ja nicht uneingeschraenkt, dass trockener besser ist. Wir sind vergangenes Jahr in unser Haus gezogen (BJ 55, zuletzt grundrenoviert durch uns letztes Jahr direkt vor unserem Einzug) und dort war es im Winter zu trocken.

Die relative Luftfeuchte sollte aus Gesundheitsgruenden idealerweise zwischen 40% und 60% liegen. Wir hatten in trockenen Herbst-/Winterzeiten letztes Jahr runter bis 30%, was zunaechst unbemerkt blieb und unser altes Klavier die Stimmbarkeit gekostet hat. Stimmstock gerissen. Totalschaden. Wir brauchen also ein Ersatzinstrument. Fuer solche Instrumente sind relative Luftfeuchten um 50% angemessen. Je gleichmaessiger, desto besser. Fuer alte Moebel (keine Ahnung, ob ihr welche habt) gilt auch, dass zu trocken nicht so toll ist, speziell wenn sie vorher lange feuchter standen.

Ich habe tatsaechlich einen Luftbefeuchter angeschafft.

Viel Glueck im neuen Heim und viel Spass in der Werkstatt. Fast 2.60 Hoehe sind ja immernoch schon hoch. :-)

Schoene Gruesse
Joerg


Ulrich Leimer
Beiträge: 473
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An Jörg

Beitrag von Ulrich Leimer »


mein alter Klavierlehrer sagte dazu mal, er legt regelmäßig ein, zwei aufgeschnittene Kartoffeln unten ins Klavier, damit es eben nicht zu trocken wird im Instrument...

Gruß Uli

Rolf Richard
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Re: Alles ist besser als zuvor

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Jörg!

Gewisse Bedenken hatte ich auch, besonders wegen der Hobelbank. Sie hat es gut überstanden, auch unsere Möbel - da gibts ein paar ältere, bis zu 150 Jahre alte Stücke - haben keinen Schaden genommen.

Für uns war es wichtig, aus dem vorherigen Haus,mit seinen sehr feuchten Kellerwänden herauszukommen. Das Problem breitete sich immer weiter aus und wir bekamen, wahrscheinlich durch die mit einhergehende Schimmelbelastung, gesundheitliche Probleme, die glücklicherweise nach dem Umzug wieder verschwanden.

Bleibt die Frage, wie machen es z.B. die Bewohner des amerikanischen Südwestens? Dort hat man regelmässig Luftfeuchten von unter 15%, es ist halt (halb-) wüstenartig.

Gruss
Rolf


Felix
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Re: Alles ist besser als zuvor

Beitrag von Felix »


Hi Rolf,

die haben weniger Holzmöbelstücke, aber dafür mehr Kühlschränke.

Rolf Richard
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Re: Umgekehrt!

Beitrag von Rolf Richard »


die haben weniger Holzmöbelstücke, aber dafür mehr Kühlschränke.


Felix, wir haben eher den gegenteiligen Eindruck.

Gruss
Rolf

Rolf Richard
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Re: Transport und Zusammenbau

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #90331]
Es gab bestimmte Dinge beim Umzug zu berücksichtigen. Aufgrund der Lage des Hauses konnte das Umzugsunternehmen nur kleine Transporter mit max. 7,5 Tonnen Gesamtgewicht einsetzen. Daher wurde das gesamte zu bewegende Material - Haushalt, Werkstatt, Archiv, Autoersatzteile - auf 4 Transporte aufgeteilt.

Zuerst die am alten Standort nicht dringend benötigten Dinge wie Archiv und die Ersatzteile für meinen klassischen Italiener. Danach die zwischenzeitlich zerlegte Werkstatt, später das Mobiliar


Zerlegen der alten Schwimmbadwerkstatt

Zerlegt wurden die lange Werkbank, die am Stück nicht aus dem Raum zu bringen war. Gleiches galt für die Hobelbank. Auch die Drechselmaschine wurde zwecks Gewichtsreduzierung demontiert.

Erst mal Chaos pur und eigentlich zu wenig Platz. Erst als die Hobelbank demontiert war wurde es wieder besser. Das problematischste Stück war für die Spediteure im Endeffekt die Bandsäge. Hier hätte man viellecht noch das Gestell abschrauben sollen. Aber sie haben die Aufgabe bewältigt.

Alle Teile kamen direkt in die neue Werkstatt, wurden dort provisorisch abgestellt.


V.l.n.r.:
- lange Werkbank
- Stauabsaugung
- Schubladen aus der langen Werkbank

Mitten im Raum:
- Bandsäge
- Abricht-Dickenhobel

Unter dem Fenster die zerlegte Hobelbank.


Hinten im Eck die Drechselmaschine - auch im zerlegten Zustand


Die Hobelbank wurde als erstes zusammengebaut und vor dem Fenster plaziert.

Ein modifizierter Spruch aus der Automobilbranche: "Tageslicht ist durch nichts zu ersetzen ausser durch noch mehr Tageslicht!"


Danach ging es an den Drechselplatz


Die lange Werkbank steht auch wieder
(Sie wird später noch modifiziert, weil sich der Platz des Oberfrästischs als suboptimal erweist.)
Bandsäge und Abrichte stehen in Raummitte. Die beiden Maschine sind so plaziert, dass sie seitlich aneinander vorbeiarbeiten. Das erlaubt grosse Werkstücklängen, ohne die Maschinen bewegen zu müssen.


Erstaufbau der langen Werkbank

Es fehlen noch Rückwände. Die Schubladen haben beim Transport doch etwas gelitten. Hier waren Anpassungen nötig.


Blick zurück zur Tür ins Haus


Panoramablick, viel Grün und Sonnenschein sorgen für ein angenehmes Arbeitsklima.


Ein neueres Bild: Ausgang ins Freie auf eine überdachte Terrasse.

Den Ausgang ins Freie habe ich inzwischen sehr zu schätzen gelernt. Man arbeitet bei gutem Wetter schon fast - nicht ganz! - im Freien.


Auch neu: Die Beleuchtung. Darauf komme ich noch bei der Beschreibung der Elektrik.

Wer genau hinschaut bemerkt die Kappsäge im Hintergrund. So eine Maschine gab es in der alten Werkstatt nicht, was auch mit meiner Aversion gegen Maschine mit rotirenden Sägeblättern zusammenhängt. Vor dem Einzug war es aber nötig, einige 100 Meter an Deckenkehl- und Fussbodensockelleisten einzubauen und natürlich auch zuzuschneiden. Ich besitze zwar eine einfache Handgehrunssäge, für diese Aufgabengrösse war sie aber nicht angemessen. Also kam eine Metabo KGS 216M ins Haus. Warum die? Mein Händler hatte aktuell nichts anderes zu bieten und es sollte schnell gehen. Umzufrieden bin ich sicher nicht, die Maschine ist gut, hat mir sehr geholfen. Nur die Fertigungsqualität ab Werk wäre dann doch verbesserungsfähig!




Die lange Werkbank in der neuen Anordnung.

Wie gesagt, zur Elektrik/Energieversorgung komme ich noch. Die neue Unterverteilung ist aber schon mal im Bild.


Sowas brauchts heute auch: Ladestation für 2 x Bosch, 1 x Milwaukee


Ladys Drechselarbeitsplatz neu eingerichtet - Die Ablagen rechts und links waren ihr wichtig!

Bei einigen Dingen hat es sich als vernünftig herausgestellt, eine Auslagerung vorzunehmen.

Da wäre zuerst das Lager für Masiisvholz- spricht hauptsächlich Buchenbretter - auf der überdachten Terrasse im Freien vor dem Werkstattfenster, also kaum weiter entfernt als wenn das Material im Raum läge. Das spart Platz.


Die Einlagerung von Werkstoffplatten - Siebdruck, Multiplex, Sperrholz - wurde ebenfalls in einen Nebenraum ausgelagert, der gleichzeitig noch als Abstellraum dient. (Im Winter kommen dort auch noch die Oleander rein, die im Schwimmbad auf der eingebauten Pflanzenbühne standen.)

Plattenlager

Die letzte Auslagerung betrifft den Schärfplatz mit der Tormek. Schärfen bedeutet immer auch etwas Schmutz und Feuchtigkeit. Daher verlagerten wir diesen Arbeitsplatz in einen gekachelten Nassraum, der ansonsten als Hauswirtschftsraum dient. Zwar einige Meter zu laufen, dafür bleiben die Probleme aber aus der Werkstatt draussen.


Schärfplatz - Wasseranschluss direkt daneben

Die Energieversorgung der Werkstatt wurde modifiziert bzw. modernisiert. Sie wird getrennt beschrieben. Vorteil: Die hausinterne Elektroverteilung ist wegen der elektrisch betriebenen Fussbodenheizung üppig ausgelegt, befindet sich in kurzer Entfernung auf der anderen Seite ds Flurs.

Gibt es Probleme? Die bleiben nicht aus. Es hat sich z.B. als unmöglich herausgestellt, Holzwerkstoffplatten vom Eingang auf die Ebene der Werkstatt zu bringen. ohne Balanceakte vollfürher zu müssen. Das Treppenhaus ist einfach zu eng, der Weg von der Einfahrt seitwärts am Haus vorbei wegen der Hanglage beschwerlich und bei Nässe nicht ganz ungefährlich. Diese Schwierigkeiten hoffen wir in diesem Sommer mit Hilfe einer Treppe neben dem Haus zu lösen. Es bleibt also noch einiges zu tun!

Gruss
Rolf

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Transport und Zusammenbau

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Rolf,

schöner Bericht und tolle Werkstatt mit Tageslicht. Wenn ich da an die Werkstätten in Kellern denke .....

Was mir gar nicht gefallen würde ist die Lagerung der Buchenbohlen draußen in der Sonne. Da sollte zumindest für Schatten gesorgt werden.

Gruß
Heinz

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Andreas S.
Beiträge: 303
Registriert: So 1. Feb 2015, 15:46

Re: Transport und Zusammenbau

Beitrag von Andreas S. »


Hallo Rolf,

herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Bericht.
Um das Tageslicht und die Einbringmöglichkeiten beneide ich Dich als Kellerwerkstatteigner - das ist schon toll.
Bei der langen Werkbank scheinst Du Schubladen zu haben, die breiter als tief sind. Wie vermeidest Du verkanten?
Sind das spezielle Auszüge? Zumal ja je nach Inhalten einiges an Gewicht zusammenkommen dürfte.
Hast Du eine Bezugsquelle für Deine "Steckdosenampel" an der Decke?

Ich wünsche Dir viele inspirierende und gelungene Stunden in der neuen Werkstatt.

Herzlichen Gruß
Andreas

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