Trockenes Holz

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Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Trockenes Holz

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Ich hatte mal wieder Holz mit in meine Sauna genommen, Ahorn etwa vor zwei Jahren geschlagen.

Da ich Gelegenheit hatte, mit genauen Messgeräten den Feuchtezustand zu messen, war ich gespannt, was die Messung zu Tage brachte.

Überrascht war ich, die Holzfeuchte war äußerst gering, im unteren Messbereich des Gerätes.

Nun hab ich vor einigen Monaten schon mal Ahornholz so getrocknet, hatte damals Schwierigkeiten das Holz anschließend zu bearbeiten, Ahorn eigentlich ein Holz das sich sehr gut bearbeiten lässt, zeigte sich damals arg spröde, so brach ich das Zinken mit meinem 6mm Nuter ab, da es keine sauberen Kanten gab, ich fräste dann die Zinken mit einem Spiralfräser.

Wenn ich nun den doch sehr trockenen Zustand erkenne, kommt mir der Verdacht auf, das Holz war zu trocken, auch beobachtete ich damals, leichte Krümmungen einige Tage nach der Bearbeitung.

Kann es sein, das wenn das so trockene Holz sich dann wieder mit Feuchtigkeit anreichert, es auch wieder zu ähnlichem Verhalten kommt, als wenn ich Holz trockne, also der Vorgang, den man gemeinhin mit "Holz Arbeitet" benennt?

Gruß Franz



Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Trockenes Holz

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden Franz,

welches Messgerät? Die günstigen sind nur auf 2-4% genau,
wenn es an den unteren Bereich geht sind sie nur noch Schätzeisen.
Eine Darrprobe wäre zu empfehlen.
Ahorn kann sehr spröde sein, je nach Wachstumsbedingungen,
und desto trockener um so mehr.
Mit wieder ansteigender Feuchte stellt sich der etwas elastischere Zustand wieder ein.

Gut Holz! Justus.

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Trockenes Holz

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Franz,

in der letzten Woche habe ich eine Partie Kirschholz von privat gekauft. Ein Stück aus der Mitte einer Bohle habe ich im Backofen heruntergetrocknet. Anhand der Gewicht konnte man gut die Wasseraufnahme beobachten.

Startgewicht: 481g (113%)
Darrgewicht nach 6Std: 425g (100%)
Das Holz hatte also 13% Feuchtigkeit, oder 56g Wasser

Nach der Darrprobe habe ich das Holz in der Küche liegen gelassen und immer wieder mal gewogen.
Tag 1: 433g
Tag 2: 437g
Tag 7: 445g

Das heißt innerhalb von einer Woche hat das Holz wieder 20g Wasser aufgenommen, bzw 5% Feuchtigkeit.

Jetzt kommt Halbwissen, ich meine wenn Holz technisch komplett durchgetrocknet wird sich dann die Fähigkeit Wasser aufnehmen verändert und das Holz auch Spröde wird. Vielleicht war dein Holz einfach zu trocken.

Grüße
Christoph

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Trockenes Holz

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Justus, Hallo Christoph

Wir hatten leider einen Wasserschaden, unten steht nun ein Trockengerät und brummt nun zwei Wochen, bei Schadensaufnahme kamen gleich mehrere Messgeräte zum Einsatz, so kam ich auf die Idee, ein Brett aus der Sauna zu nehmen und den Zustand messen zu lassen.
Da war zum einen ein Gerät, das als Sonde eine Kugel hatte, mit dem nur durch Kontaktaufnahme ein Messwert angezeigt wird, das Brett wurde mit einem anderen Gerät gemessen, sah aus wie eine Stimmgabel, dieses Gerät zeigte lediglich im unteren Messbereich einen geringen Wert an, der gute Mann hat dann im Hof noch etliche andere Holzgegenstände gemessen, z. B. unsere Bank, unseren Tisch, sie hatten alle wesentlich mehr Feuchte als mein Brett, bestürzt war ich, als er auch unser Brennholz sich vornahm, das hatte allerdings einen hohen Wert.
Zahlen kann ich nicht nennen, in solchen Dingen ist mein Gedächtnis nicht allzu gut.
Aus all den Messungen wurde mir aber klar, das Ahornholz hatte einen ganz niedrigen Wert, und so erinnerte ich mich an meine Zinkversuche, sitze ich im Hof, dann hab ich unseren Gartentisch vor Augen, an dem hab ich den ganzen Rahmen unter dem Tisch gleich an mehreren Stellen mit dem Nuter gezinkt, das funktionierte damals ganz gut.
Ich nehme nun das Holz aus der Sauna und lasse es noch einige Tage sich akklimatisieren, bevor ich es verarbeite, bin gespannt, ob es sich dann besser verarbeiten lässt,insgesamt hatte ich viermal Sauniert.

Gruß Franz

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Trockenes Holz

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Ich möchte noch etwas nachtragen, in meinem Beruf hatte ich viel mit Teilen aus Kunststoff zu tun, bei Spritzteilen gibt es das sogenannte Konditionieren, bei hochwertigen Teilen, die oft auch eine Schnappfunktion zu tätigen hatten, waren die frisch gespritzten Teile so spröde, das sie bei schon ganz geringen Spannungen brachen, um das zu verhindern kamen die Teile in einen Klimaschrank, in dem sie bei Wärme einer hohen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt waren, die Teile nahmen ähnlich auch wie bei Holz Feuchtigkeit auf und wurden so wie gewünscht flexibel.

Ohne diesen Vorgang ging es auch, man musste die Teile nur einige Wochen dem normalen Klima aussetzen, was natürlich bei heutigen Abläufen kaum noch getan wird.

Gruß Franz


Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Trockenes Holz

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Franz,

auf Deine Frage:

Kann es sein, das wenn das so trockene Holz sich dann wieder mit Feuchtigkeit anreichert, es auch wieder zu ähnlichem Verhalten kommt, als wenn ich Holz trockne, also der Vorgang, den man gemeinhin mit "Holz Arbeitet" benennt?


kann man ein klares "ja" zur Antwort geben.

Holz nimmt immer (also auch, wenn es 1000 Jahre "herumliegt") bei sich verändernder umgebender Luftfeuchtigkeit, Feuchte auf und gibt sie auch wieder ab. Dabei quillt und schwindet das Holz, es "arbeitet". Sofern der Baum, aus dem das Holz gewonnen worden ist, unter Wuchs"fehlern" gelitten hat, schlagen diese bei sich ändernder Feuchte im Vergleich zum Verarbeitungszeitpunkt, auch immer wieder durch.
Es ist ein Irrglaube, daß nach langer und meinetwegen auch schonender Trocknung ("abgelagertes" Holz) dieser Umstand aufhört.

Zum besseren Verständnis ein Beispiel:
- Du hast ein Brett im Sägewerk mit 30% Holzfeuchte erstanden;
- es hat ebene Flächen und ist gerade geschnitten;
- Du lagerst das Brett zur Trocknung bis auf 15% Feuchte;
- dabei stellt sich heraus, daß der Baum, aus dem das Brett geschnitten worden ist, ein drehwüchsiger war, weil Dein Brett nun verdreht ist. Laß`uns annehmen, daß Dein Brett nach rechts verdreht ist.
- Du bearbeitest das Holz, richtest es ab und hobelst es auf Dicke, so daß es wieder ebene Flächen hat. Maße sind nun 30 mm in der Stärke und 220 mm in der Breite, das Verdrehtsein ist beseitigt.
- Du baust das Holz in Deinem Wohnzimmer ein.
- weil die dort das Brett umgebende Luftfeuchte so ist, wie sie ist, trocknet das Brett recht schnell weiter herunter auf 6% Feuchte;
- ärgerlicherweise mißt es nun nur noch 29 mm in der Stärke und 215 mm in der Breite. Auch ist das Brett nun nicht mehr eben, sondern hat sich wieder verdreht, und zwar wieder nach rechts.
- weil diese Veränderungen aus irgendeinem Umstand untragbar sind, beschließt Du, das Brett auszutauschen und wieder auszubauen;
- du bist maßlos verärgert, das Brett fliegt in hohem Bogen aus dem Haus. Es bleibt einige Zeit im Freien liegen und wird auch beregnet.
- durch die nun wiederum veränderte Umgebeungsfeuchte nimmt das Holz sehr schnell wieder Feuchte auf;
- nach einer gewissen Zeit kommt es wieder auf 15 % Holzfeuchte, die Maße sind nun wieder 30 mm in der Stärke und 220 mm in der Dicke, die Verdrehung ist verschwunden.
- weil das Holz aber draußen und direkt bewittert herumliegt, nimmt es noch mehr Feuchte auf, sagen wir es besitzt nach einer weiteren Zeit 27% Holzfeuchte;
- die Maße sind nun 32 mm in der Stärke und 228 mm in der Breite, Verdrehung abermals vorhanden, diesmal aber nach links;

Ich hoffe, das Bespiel konnte den Umstand von Feuchteauf und -abnahme mit den zusammenhängenden Veränderungen der Holzmaße und -formen etwas verdeutlichen.

Möchte man möglichst wenig Veränderungen des Holzes hinnehmen, ist - neben einer guten Holzauswahl - die einzig nützliche Maßnahme, das Holz bis zur Verarbeitung auf den Feuchtegehalt zu trocknen, der sich am späteren Einbauort als Ausgleichsfeuchte einstellen wird. Aber auch in zentralbeheizten Räumen verändert sich die im Jahresverlauf.
Ob die Holztocknung in der Trockenkammer relativ schnell passiert oder in zehn Jahren an der Luft mit anschließender Weitertrocknung am Einbauort, spielt meiner Meinung keine Rolle.

Gruß, Andreas


Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Trockenes Holz

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

in modernen und gut gefahrenen Trockenkammern werden innere Spannungsunterschiede
im Holz durchaus um einiges dauerhaft gemindert, ähnlich wie beim Dämpfen.

Darrtrockenes Holz benötigt erheblich länger
wieder Feuchtigkeit aufzunehmen, als Holz mit Restfeuchte.

Gut Holz! Justus.

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Trockenes Holz

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Andreas, schon sehr anschaulich, wie Du das Problem schilderst, ich kann es gut nachvollziehen, man könnte ja aus solch einem Holz ein Wettermänchen fertigen.

Justus, das man das Holz beim trocknen in der Trockenkammer sozusagen auch veredeln kann, das wusste ich nicht, ich hatte einmal Gelegenheit in eine solche Kammer zu schauen, ich war sehr überrascht, als ich fließendes Wasser sah, das der Feuchtigkeitsentzug so heftig ist, das hätte ich mir so nicht vorgestellt.

Gruß Franz

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Trockenes Holz

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo alle zusammen,
dass Holz in der "Dicke" und der Länge immer wieder arbeitet ist uns eh bekannt, egal welches Trocknungsverfahren es durchlaufen hat.
Weil es nunmal hygroskopisch ist,...!?! Dass Seitenbretter, Mittelbretter, Halbholz und Viertelholz typische Verformungen aufweisen ist irgend-
wo ganz normal. Das minimalste Schwindverhalten ist bei Quartierschnittholz zu beobachten;...nur leider haben wir in Europa nicht die
riesigen Holzvorkommen wie die Amis und müssen uns mit der diesseits bekannten Brettware herumschlagen,... ?!!
Ahorn ist m.M nach vergleichbar mit Buche,...manchmal ist es ein echtes Kreuz, wenn man es per Hand hobeln muß?,...that´s the way it is!



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