6 Ecken *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

6 Ecken *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Dieses Malm hat es angefangen, als ich Platz für Brennholz benötigte, so nahm ich mir einen Klotz vor, der bestimmt schon 15 Jahre neben unserer Gartenhütte auf dem Erdreich lag, dachte eigentlich Brennholz, sägte aber sicherheitshalber stirnseitig eine Scheibe und war freudig überrascht, was da zum Vorschein kam, es ist Pflaumenholz und wie alle Brunusvertreter bergen sie immer wieder die schönsten Überraschungen.
És ist das unterste Ende des Baumstumpfes, ich hatte aber in Faserrichtung bis zum Kern ein Schnitt getan, so war er ohne Risse getrocknet.
Als ich den Farbenreichtum des Holzes erkannt hatte, überlegte ich nicht lange, ich wollte daraus gleich was fertigen, auch wollte ich meinen Teilapparat einsetzen.
So wurde es eine Dose oder wie man sie auch immer nennen möchte.

Bild 1

Hier säge ich den Klotz zurecht



Bild 2

Richte die Grundplatte aus



Bild 3

Ich fange an zu fräsen



Bild 4

Fräse innen



Bild 5

Fräse kleine Marke



Bild 6

Nach dem verputzen



Bild 7

Fange an den Deckel zu fräsen



Bild 8

Deckel fertig gefräst



Bild 9

Teil in Ansicht



Bild 10

Teil in Ansicht



Bild 11

Blick in Deckel und Dose



Bild 12

Blick von unten in Dose



Bild 13



Eine Arbeit mit sehr hohem Spaßfaktor.

So kann man auch sehen, was man mit einem Teilapperat machen kann, ich hatte den Eindruck, bei der Vorstellung gab es eine Menge Fragezeichen.

Das Teil ist noch nicht behandelt, der Glanz ist also vom reinen Holz, es mach richtig Spaß, diese Holz zu bearbeiten.

Gruß Franz



Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: 6 Ecken

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Franz,

aus dem schönen Holz etwas zu machen ehrt dich. Auch wenn ich mir dir die 6 Ecken nicht in meinem Haus vorstellen könnte.
Deine Arbeitsweise ist wie immer kreativ, um nicht zu sagen speziell. Hast du die später Form im Kopf und fräst das nach Gefühl aus, oder gibt es eine Vorlage?

Viele Grüße
Christoph

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: 6 Ecken

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Christoph

Dieses Mal war ich nicht so gut beraten, ohne Plan zu arbeiten, der Deckel gefällt mir gar nicht, ich werde wohl einen neuen fertigen, er ist mir zu flach, ich hätte ihn gerne etwas mehr Kuppelförmiger. Es hatte aber auch damit zu tun, das der ursprüngliche Klotz nicht höher war, ich wollte das ich aus dem gleichen Segment Dose und Deckel fertige, als ich dann beim fräsen das obere Teil in etwa fertig hatte, stellte ich dann mit Bedauern fest, das nach unten es zu einer Kuppelform halt nicht mehr reichte.
In den meisten Fällen arbeite ich nach meinem Gefühl, auf einem der Bilder sieht man eine Schablone, nach der wollte ich eigentlich arbeiten, als es dann soweit war, ging es doch wieder nach meinem Augenmaß.
Als ich soweit fertig war mit der äußeren Form, nahm ich das Teil von der Maschine, als es dann Senkrecht stand, sah ich sofort Nachholbedarf, da ich das Teil dank der Zentrierung wieder positionsgenau aufspannen konnte, war das kein Problem, die Wiederholgenauigkeit meiner beiden Aluplatten ist für Holzarbeiten mehr als genau..
Was ich noch erwähnen wollte, ich fräse ja solche Teile fast ausschließlich entweder mit meinen Kugelfräser oder mit Halbrundfräser, ohne meine Läppscheibe sähe ich alt aus, mein Kugelfräser sah vor dem ersten Nachschliff mit der Diamantscheibe arg zugesifft aus, das gleiche auch mit allen andere Fräsern.
Mittlerweile ist es fast so wie früher an der Drehbank zu Gutbrods Zeiten, zeigt der Fräser Schwächen, dann wird er neu geschliffen, ohne dies Möglichkeit, ich könnte mich vor lauter Brandflecken kaum retten, ich denke es wäre schlicht unmöglich solche Arbeiten vernünftig zu Ende zu bringen.Es ist ja wirklich nicht viel, was man da nach schleifen muss, man sieht es beim Schleifen ja ganz genau, der Verschleiß ist unmittelbar hinter der Schneide, auskogeln haben wir das früher genannt.
Ich schätze 5 oder 6 mal hab ich bei dieser Arbeit bestimmt nach geschliffen.

Übrigens, ich hab heute im Garten Bäume geschnitten, dabei stellte ich fest, das meine Astsäge auch schwächelte, nun haben ja diese Sägen einen ganz ungewöhnlichen Schliff, der mich bisher davon abhielt, einen Schärfversuch mit der Feile zu wagen, so viel mir heute ein, ich könnte es ja auch mal mit der Läppscheibe versuchen, ich wagte den Versuch und nach dem ich eine bequeme Stütze für meine zittrige Hand geschaffen hatte ging es ganz gut und siehe da, meine Säge ging fast wie neu durch den Ast.
Der Vorteil meiner Scheibe ist, sie läuft ganz spitz zu, es war damals richtig diese Form zu wählen

Gruß Franz

Michael Abraham
Beiträge: 262
Registriert: So 6. Jan 2019, 11:57

Re: 6 Ecken

Beitrag von Michael Abraham »

[In Antwort auf #88235]
Hallo Franz,

mal wieder sehr kreativ in der Idee und wie immer TOP in der Ausführung.
Alles andere hätte uns enttäuscht .-) ;-)
LG
Michael

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Im Schelllackkleidchen *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Nach dem ich einige Tage nicht in meiner Hütte war, erschrak ich arg, hatte sich die Dose doch wesentlich in ihrem Aussehen verändert,
da noch nicht oberflächenbehandelt, war sie richtig grau und matt geworden, das konnte ich nun nicht mit ansehen
und ging daran den Schelllack Überzug einzuleiten, also grundieren und Schelllack auftragen.
Natürlich erst, als ich meine Hütte auf Temperatur gebracht hatte.
Später hab ich dann es mir einfacher gemacht, hab die Utensilien mit in die Wohnung genommen.
Nun sieht das Teil wieder besser aus, das Holz und seine Maserung gefällt mir wirklich gut und ich überlege
was ich aus dem halben Klotz noch fertigen soll, ich hab ihn mal sicherheitshalber kühl und trocken gelegt, so dass er mir nicht anfängt zu reisen.
Übrigens, ich hab einen neuen Deckel fertigen wollen, aber wie es ist, da war ein Fräsgang eines Holzwurmes,
ein ziemlich kräftiger und als ich anfing zu fräsen ging dieser Fräsgang genau in die Richtung, in die ich nicht haben wollte,
als endlich das Ende erreicht hatte, war meine Kuppel schon ein wenig kleiner geworden, da tat sich das nächste Problem auf,
in den unteren Passagen eines Stammes gibt es oft Überwachsungen, so auch hier,
wie eine große Schuppe und so musste ich noch etwas tiefer fräsen, lange Rede kurzer Sinn, es kann noch was werden, aber meiner Idealvorstellung komme ich nicht so ganz nahe.

Ich hab drei Bilder eingestellt, eigentlich hat jede der sechs Seiten ihr eigenes Gesicht.







Gruß Franz

Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Im Schelllackkleidchen

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Franz,

sieht wirklich sehr gut aus. Mal nicht rundgedreht, sondern gerade Flächen. Wenn Dich das kleine Loch stören sollte,
schick ich Dir gern ein paar dünne Schellackblättchen per Brief. Da könntest Du die Stelle mit einem flachen Buttermesser
angeheizt an einer Spiritusflamme "ausbrennen", also mit geschmolzenem Schellack zukitten, glattschleifen und nochmal
mit Lack drüber. Aber vielleicht gefällt Dir ja auch diese Laune der Natur....

Gruß Uli

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Im Schelllackkleidchen

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Ulrich

Schön das Dir das Teil gefällt, mittlerweile stapeln sich ja bei mir nun schon etliche Teile verschiedener Machart, jedes auf irgend eine andere Art gefertigt, jedes bedeutet einem auch was, das Eine mehr, das Andere weniger, so langsam bildet sich bei mir der Plan, bei einem unserer Hoffeste mal einen Stand einzurichten, wo ich dann versuchen werde, einige Exponate an eventuellen Interessenten abzugeben.

Zu Deinem Vorschlag: Ich hab schon oft von der Möglichkeit gehört, die Du schilderst, hab aber aus Unwissenheit noch keinen Versuch unternommen.
Vor allem nach dem ich doch schon große Schwierigkeiten bei der normalen Anwendung von Schelllack hatte, das ist ja teilweise wie Alchemie
Schelllack besitze ich ich in in verschiedenen Arten und Mengen, unser ehemaliges Forumsmitglied Heribert Wilhelm, ein Freund von mir, hat letztes Jahr seine wirklich tolle Werkstatt aufgelöst, mir hat er unter anderem ein ganze Kiste mit allerlei Dinge gerade zur Oberflächenbehandlung überlassen, ich bin eigentlich noch gar nicht im Stande genau zu sagen, was nun alles in dieser Kiste ist, verschieden Öle, Pulver (z.B. Bimsmehl) so hab ich ein Öl entdeckt, das ich Dähnishöl beimische, es ergibt einen angenehmen Geruch.
Schelllack ist auch dabei, aber in dieser Plättchenform, wie man sie dann in Spiritus auflöst.

Wie genau muss man da vorgehen?

Ich hab auch schon vom Eintropfen gelesen, ich müsste mal an einem Probeholz einen Versuch machen, deckt das dann auch optisch die Fehlerhafte Stelle ab?
Mit dem tropfen hab ich mal einen wirklich ganz bescheidenen Versuch unternommen, mit einer Kerze hab ich solche Plättchen erhitzt und abtropfen lassen, was dann endlich als Ergebnis auf dem Probestück angekommen war, sah alles andere als erbaulich aus.
Den Fehler an der Dose möchte ich nicht korrigieren, eine kleine Höhlung hab ich mit Holzpaste aufgefüllt, so wenigstens haptisch den Fehler beseitigt.

Gruß Franz

Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Im Schelllackkleidchen

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Franz,

das mit dem schönen großen Vorrat gerade an Schellackprodukten ist leider leider so eine Sache. Ich hatte vor vielen Jahren die Möglichkeit, bei einem alten erfahrenen Polierer etwas abzugucken und zu lernen, wie man mit Schellack umgeht.
Er wollte sein Wissen weitergeben, da er in Rente ging und sich sonst niemand so wirklich für sein Handwerk interessiert hat, außer mir.
Am Ende hab ich auch einen ziemlich großen Vorrat an BlattSchellack bekommen, so 2-3 kg. War damals Goldstaub bei uns hier. (Es war die Blütezeit der aufgepfuschten Gründerzeitmöbel, die man dann zu horrenden Preisen verscherbeln konnte.
Aber das war nie mein Ding.) Leider reagiert der Schellack und auch die Blättchen irgenwie, so dass nach einiger Zeit der aufgelöste Lack nicht mehr hart wird, er bleibt klebrig.
Will sagen: verarbeite so viel wie möglich davon zeitnah, Du wirst nicht so lange daran Freude haben, leider....
Also man stellt sich irgend einen Brenner auf den Tisch, der keine rußende Flamme wirft, bei mir Petroleumlampe ohne Glaskolben. Daran kann man ein altes breites Buttermesser heiß machen, es soll nicht glühen! Nur eben ziemlich warm sein.
Dann nahe über der Fehlstelle Messer und Blättchen (nicht zu klein, so 2-3cm²) zusammenbringen und den nicht flüssigen, aber eben plastischen Schellack in die Vertiefung drücken, schmieren, spachteln (weiß nicht, wie man das am besten beschreibt)
Es ist klar, dass das nicht absolut eben wird. Da bleibt dann noch Arbeit für Schleifpapier, Ziehklinge o.ä. um die Oberfläche mit den Rändern zu egalisieren. Man kann mit der warmen Messerklinge wie mit einem Spachtel die Oberfläche glatt drücken,
noch Material nachlegen, bis das Loch gut gefüllt und ein ganz klein wenig höher als die Ränder ist. Dann schabend egalisieren. Am Ende mit der Politur die Fläche gut überarbeiten, dann sieht man nur noch einen etwas dunkleren Fleck, aber das ist meist
bei Nuss- oder Mahagonihölzern nicht so schlimm. Wie sich das bei Deinem Projekt ausnimmt, kann ich natürlich schlecht beurteilen, glatt wird es aber schon...
Für Deine Projekte würde ich folgendermaßen vorgehen: alle Flächen soweit glätten und schleifen, wie es gewünscht wird. Dann alles mit einem Ölläppchen dünn aber satt abreiben, sprich, das Holz anfeuern. Tag stehenlassen, dann mit einem
Mullbausch (Mullbinde o.ä. nicht fusselndes Material) der sowohl nicht zu dicken Schellack als auch einige Tropfen Öl (nicht zu wenig) enthält, alles gut durchkneten, dann alle Flächen abreiben, immer wiederholen und aufpassen, dass die Finger nciht an den Flächen kleben bleiben,
bis ein schöner gleichmäßiger Glanz entstanden ist.
Und keine Angst - wenn da irgend was nicht so wird, wie Du Dir das vorstellst, Sprit holt alles wieder runter (was natürlich nicht das Ziel ist, klar!)
Einfach mal ausprobieren, Du willst ja keine Flügeldecke schwarz polieren! Und noch einen Tipp: wenn Dir nach genügend Lackauftrag der Glanz nicht gefällt (wichtig dabei, dass es eine ausreichend mächtige Schellackschicht gibt!)
Bimsmehl aufpudern und mit einer weichen Bürste das ganze mattbürsten! Sieht auch sehr gediegen aus - glaub mir. Ganz edle Möbel wurden früher so behandelt.

Viel Spaß beim experimentieren!
Gruß Uli

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Im Schelllackkleidchen

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Ulrich

Du lässt mir ja einen Lehrgang in Schelllack zukommen, mein Vorgehen entspricht in etwa Deine Schilderung, aber was mir noch bei weiten fehlt, ich bin nicht sicher welchen Erfolg ich nun gerade habe, ich spule diese Abläufe ab und hoffe auf ein gutes Ergebnis, anders ausgedrückt, sicher bin ich in der Anwendung noch lange nicht.
Nun mal gefragt, die Dose, mit der ich mir z.B. viel Mühe gegeben habe, entspricht der gezeigte Zustand schon in etwa einer Schelllacklackierung?
Deinen Hinweis mit dem Verfallsdatum der Plättchen, davon hatte ich noch nicht gehört, gut das ich es weiß, es sind auch eine größere Menge, die ich wohl kaum noch verarbeiten werde.

viele Dank

alles Gute

Franz

Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Im Schelllackkleidchen

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Franz,

was ich auf Deinem letzten Bild sehe, ist seidenglanz. Von vielen Leuten so gewünscht, aber eine fertige Schellackpolitur hat spiegelnden Glanz, also Lichtreflexe an den Kanten und
1:1 Spiegelungen auf den Flächen.... Ich mag das, weil es ja mal so gewollt war und gemacht wurde bei diversen Möbelstücken.
Is jetzt natürlich etwas kniffelig, weil irgend wann willst Du ja mal fertig werden, aber mehr kann man immer machen. Also mit feinster Stahlwolle schön waagerecht abreiben und weiter gehts mit dem Lackauftrag. Die Füllung aus alten Steppdecken kann da
auch gute Dienste leisten so als Mullbausch. Da muß der Lack auch nicht gar so dünne sein, ich nehme da etwas kräftigere Mischung im Mull. Das Öl macht den Lack geschmeidig.
Und Du kannst ja nie zu viel raufwischen, alle Flächen abgefahren, und nochmal und nochmal, nachts trocknen und hart werden lassen (es sollte nicht zu kühl sein, etwa 20 -22 grad sind
schon schön) und dann wieder mit Stahlwolle die Huckel wegreiben (übertrieben gesagt, wenn man jetzt anfängt zu spinnen, dann nimmt man dann einen Filzblock mit Öl und Bimsmehl zum überschleifen, aber
Du restaurierst ja keinen David Röntgen) und die nächsten Durchgänge. Ich hab ja geschrieben, wenns Dir zu glänzig wird, kann man das wieder etwas entschärfen. Aber ich würde mal probieren
wie weit Du es treiben willst. Bei einem so kleinen Objekt würd ich mir da nicht zu sehr die Literatur ansehen in Punkto Öl aus der Fläche ziehen mit Alkoholhauch....
Und immer dran denken, es ist alles reversibel!!! Nur Mut!

Grüße aus Berlin
Uli

Antworten