DICKENHOBEL Genauigkeit

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Uwe Behle
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Re: Kleine Gegenfrage

Beitrag von Uwe Behle »


Dazu ist es erst einmal nötig, daß man die Maschine überhaupt vernünftig einstellen kann. Daran hapert es bei den billigen Kisten oft.
Ich würde in erster Linie darauf achten, daß man überhaupt etwas einstellen kann.
Dann kommt die Stabilität dieser Einstellung. Wenn sich alles verstellt, wenn ich zum ersten Mal eine etwas schwerere Bohle hoble, dann bringt das alles auch nichts.

Der nächste Punkt ist die Einstellung. Wer hat schon eine teure Maschinenwasserwaage, die 0.01mm pro m Schieflage anzeigen kann, um bei der Abrichte die Tische sauber gegeneinander auszurichten.
Alternativ wäre ein präzises geschliffenes Vierkantrohr aus Stahl +Puppitast, was auf der abnehmenden Seite aufliegt usw.
Und das nächste Meßmittel ist der Puppitast, um den Tisch gegen die Hobelwelle anzupassen.
Mein abnehmender Tisch hat vom Fräsen leichte Wellen gegenüber der Hobelwelle, die in der Größenordnung von 0.05mm liegen. Da sind 0.1mm schon sportlich.

Beim Dickenhobel ist das natürlich etwas einfacher. Dort müßte man allerdings auch überprüfen, ob die Parallelität Tisch-Hobelwelle nicht von der Dicke abhängt usw.
Man braucht auf jeden Fall eine gute Auswahl an hochwertigen Meßmitteln, die in der Anschaffung den Preis eine kleinen gebrauchten Hobelmaschine erreichen können.


Rolf Richard
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Re: Kleine Korrektur

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Amadeus,

Snipe kommt leider halt nicht von einer falsch eingestellten Maschine, sondern ist eher ein Konstruktionsfehler der günstigen Maschinen.


Snipe, also das am Ende dünner gehobelte Material ist eindeutig ein Einstellungsfehler. Der Abnahmetisch steht zu tief, tiefer aus der Flugkreis der Messer. Kann man schön bei Gary Rogawsky nachlesen, auch mit erklärenden Skizzen versehen. (Kann ich wg. Copyright nicht einstellen!) Findet man in Joinery, The Taunton Press, ISBN 1-56158-305-7, Seite 21.

Taper, eine schräg verlaufende Kante entsteht bei einem zu hoch stehenden Abnahmetisch. Damit kann man schlecht fügen.

Anfangs machte mir meine Maschine in dieser Hinsicht auch zu schaffen, bis ich das richtige Einstellen der Tische auf den Flugkreis der Messer im Griff hatte. Geholfen hat eine Methode, die der von Uwe Behle beschriebenen ähnelt.

Auch wichtig: Ein- und Ausgabetisch müssen parallel bezüglich der Oberfläche sein. Jeder Winkel zwischen beiden ist ein Problem. Auch da hilft die Einstellung mit einer genauen Messlatte.

Gruss
Rolf

Amadeus
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Re: Kleine Korrektur

Beitrag von Amadeus »


Moin Rolf!

Natürlich kann man das an guten Maschinen einstellen. Ich rede hier aber von den Plastikbombern mit nur zwei Spindeln. Das ist dort keine Frage der Einstellung, sondern der Konstruktion. Die Konstruktion ist so wackelig, dass die obere Ebene immer kippelt. Erst wenn beide Rollen - die vor und die hinter dem Messer - Materialkontakt haben, wird das Wunschmaß gehobelt. Davor und dahinter wird einfach mehr Material weggehobelt. Es ist auch keine Schräge, sondern regelrecht eine Stufe, die an dieser Stelle ins Holz gehobelt wird.

Die 4 Linearführungen an den Ecken halten nämlich in Richtung des Schaftes keine Kraft. Können sie auch nicht, da diese nur eine seitliche Führung darstellen. Das können nur die Umlaufspindeln. Und da der Hebel absolut mikrig an diesen Flach gebauten Maschinen ist, kannst du einstellen so viel zu willst, du wirst weiterhin Snipe bekommen. Abstellen kann man das nur, wenn man an allen 4 Führungen eine Manschette anbringt, um diese Lagerstellen fest zu stellen. Oder aber man kauft sich gleich eine Maschine, die 4 Umlaufspindeln hat und vermeidet diesen irrsinnigen Konstruktionsfehler gänzlich.

Schicken Gruß,
Amadeus

Dietrich
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Re: Kleine Korrektur

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #87790]
Hallo Rolf,

Hobelschlag wird m.W. die erhöhte Spanabnahme beim Dickenhobeln am Ende des Werkstücks genannt.
Es ist der Punkt wo das Werkstückende die Einzugswalze verlässt und die Auszugswalze alleine immer zu wenig Druck aufbringt.
Abhilfe schaffen m.W. nur massive Druckbalken zwischen den Transportwalzen und der Hobelwelle.
Zu finden sind die aber meißt nur bei größeren Profimaschinen, sehr selten bei kleinen Maschinen.
Einzig mir bekannte kleine Maschinen waren die beiden Metabos ADH 260 und ADH 1630, beides Zukäufe von Lurem die unter Magnum Level ab 1998 verkauft wurden.
Diese Maschinen wurden explizit mit dem "Anti-Hobelschlag-Patent" beworben.

Meine langjährig verwendete ADH 1626 (etwa von 1983 bis 1998 neu angeboten) hatte diesen Hobelschlag immer, etwa 50mm lang am Ende.
Aber wie bereits erwähnt nur beim Dickenhobeln, und es war kein Einstellungsmangel, was man mir eingehend damals bei der Metabo Instandsetzung erläuterte.
Und auch mein neues(altes) Maschinchen eine 1989er E-B HC 310 (eigentlich eine XSD 310 von Robland) hat trotz 280kg netto keine Druckbalken, dafür ein nachgerüstetes
Positionieruhren-Handrad mit mehrfach getesteten 0,1mm Wiederholgenauigkeit.

Gruß Dietrich

Uwe Behle
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Re: Kleine Korrektur

Beitrag von Uwe Behle »


Ich hab das Problem weitestgehend dadurch in den Griff bekommen, daß ich die abnehmende feine Walze extrem stark drücken lasse.
(Die zuführende grobe Walze ebenfalls, weil ich manchmal Probleme mit steckengebliebenen Holzstücken hatte)
Dann taucht nur bei ganz dünnen Brettchen (

Rolf Richard
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Re: Artikel zum Thema

Beitrag von Rolf Richard »


Das habe ich gefunden:

https://woodgears.ca/jointer/planer_snipe.html

Was in jedem Fall auch hilft, wenn das zu bearbeitende Material lang und schwer ist und das Werkstück somit zu kippen anfängt, sobald der Andruck auf der Zuführseite wegfällt ist, das Werkstück auf der Ausgabeseite mit der Hand zu fassen und so verhindern, dass es absackt. Umgekehrt kann man auch beim Zuführen das Werkstück am hinteren Ende leicht anheben, hat den gleichen Effekt.

Richtig ist auch, dass die Andruckkraft entscheidend ist. Die habe ich bei meiner kleinen (aber stabilen) Scheppach auch etwas erhöht,

Gruss
Rolf

ulrich bode

Re: DICKENHOBEL Genauigkeit

Beitrag von ulrich bode »

[In Antwort auf #87735]
hallole,

vielen Dank für Info, Erklärung...ich habe hoffentlich richtig verstanden:
Für die dauerhafte Chance auf Genauigkeit ist der (in der Höhe verstellbare) Dickentisch die wichtigste Komponente. Er soll entweder mittig oder an allen 4 Ecken geführt verstellbar sein. Auch muss man den Tisch justieren können.
Eine "Blechmaschine" mit Guss-Zuführungen / Tisch ist wohl die häufigste Empfehlung für mich als "Zielgruppe". Das sind dann allesamt Abrichte/Dickenkombis aus dem "letzten Jahrtausend" aber gebraucht gut und häufiger zu finden:

1. Kity 636
2. Scheppach HM2
3. Beckum / Metabo HC 260???
4. Metabo ADH 260
5. Metabo ADH 1626
6. Metabo ADH 1630

Habe ich wichtige "Marktteilnehmer" vergessen / übersehen und welches wären eure 2 Favoriten?

Frohe Zeit ....der Uli

Amadeus
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Re: DICKENHOBEL Genauigkeit

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Die alten Elektra Beckum und Scheppach Modelle kann ich glaube ich fast alle empfehlen. Ich würde darauf achten, dass in jeder Ecke eine Spindel sitzt. Die kann man einzeln justieren. Sowohl in im Spiel, als auch in der Lage des ich nenne es mal Liftes. Das ist sehr gut gelöst. Sollte an dieser Stelle mal etwas verschleißen, sind es überall erhältliche Normbauteile. Ein Freund von mir hat die HC 260. Wenn du Platz dafür hast, nur zu. Ein Freund von mir hat die in seiner Garage stehen und die ist schon geil.

Ich bin bir nicht sicher, ob eine chinesische Maschine a la Record Power PT 260 auch etwas für dich wäre. Auf den Fotos sieht sie sehr stabil aus, doch kann ich leider ohne sie angefasst zu haben, keine Antwort geben. Zumindest haben auch die 4 Spindeln und einen Gusstisch.

Bei allen Maschinen - egal ob neu oder alt - müsste man sowieso um sicher zu sein die ein oder andere Stunde investieren, ehe man nach der Einstellarbeit sicher sein kann, dass man seine Werkstücke nicht verhunzt.

Was ich immer interessant finde bei diesen Kombi Maschinen, ist a) die Absaugung und dessen Effizienz und b) die Umrüstzeit zwischen Dickenhobel und Abrichte. Wobei letzteres bei dir wohl eh flach fällt, da du nach einem Dickenhobel allein zu suchen scheinst.

Ich suche auch gerade nach einer solchen Maschine, die mich zufrieden stellt. Ich habe aber sehr spezielle Anforderungen an den Platz bei mir in der Werkstatt. Daher habe ich noch keinen solchen Hobel. Jedenfalls sind das meine Überlegungen dazu. Zu Beginn wollte ich mir auch einer dieser vielen Plastikbomber zulegen, aber bin da sehr schnell wieder von ab gekommen. Platzsparend sind die, ja. Aber ordentlich kann man damit nicht wirklich arbeiten.

Schicken Gruß,
Amadeus



Rolf Richard
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Re: DICKENHOBEL Genauigkeit

Beitrag von Rolf Richard »



Habe ich wichtige "Marktteilnehmer" vergessen / übersehen und welches wären eure 2 Favoriten?


Bei mir läuft eine Scheppach HM2, über 30 Jahre alt und nichts daran auszusetzen. Sie hat eine Drehstromspeisung. Diese ist in jedem Fall einer Einphasenversorung vorzuziehen.

Gruss
Rolf

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