Kirsche auf Spanplatte: 14mm Verzug - Abhilfe?

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Amadeus
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Registriert: Do 26. Jan 2017, 12:22

Kirsche auf Spanplatte: 14mm Verzug - Abhilfe?

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Vor rund 20 Jahren hat ein Tischler für meine Mutter folgende Gardinenleiste erstellt:



Da sie umzieht, passt das Stück nicht mehr, sodass ich ihr anbot aus der Kirsche eine Lampe zu bauen. Beim Zerlegen fiel mir auf, dass sich die Leiste ordentlich verzogen hat. Beim Anhalten eines Bosch-Profils stellte ich fest, dass die Kirschleiste kürzer geworden ist und somit eine Konkave von 14mm auf 2,3m Länge entstanden ist. Alle Teile wurden mit Lamellos verleimt.

Auf diese Weise konnte ich die Leiste dennoch von der Spanplatte befreien:



Nachdem die Kirschleiste befreit wurde, ist sie nun schnurgerade. Irre wie stark Holz doch arbeitet, auch wenn die Räume stets identisch klimatisiert sind.

Da ich jetzt keine Lust habe jedes Fenster nur mit einem Plissee zu schmücken, wollte ich sowas eigentlich für mich selber bauen. Allerdings möchte ich keinen Verzug bei mir riskieren. Wie sollte ich daher die Konstruktion ausführen? Vielleicht eine Gratnut? Nur da weiß ich dann nicht, wie ich die seitlichen Wangen befestigen sollte. Was mich auch wundert: Ich habe vor kurzen ein Konstruktionsbuch von Wolfgang Nutsch gekauft. Dort wird genau diese oben genannte Verbindung zwischen einer Vollholzleiste und einer Spanplatte empfohlen, wenn die Verleimung entlang der Maser erfolgt, da in diese Richtung das Holz nur um 0,3% arbeitet. Ist in diesem Fall die Spanplatte zu klein oder die Abmaße einfach zu lang? Oder sollte ich gleich alles lieber massiv bauen und nur die Wangen mit einer Gratnut befestigen? Die könnten dann an der Front verleimt sein und in Richtung Wand arbeiten, wenn ich genug Platz lasse.

Was meint ihr? Danke schonmal im Voraus!

Schicken Gruß,
Amadeus

Amadeus
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Registriert: Do 26. Jan 2017, 12:22

Recycling geht weiter

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Da mein Drechselprojekt für meine Oma nun auf Holz wartet, wollte ich mich wieder der Kirsche widtmen:



Das richtige Einspannen hat mir einige Kopfzerbrechen bereitet. Ich habe zwar eine Tischoberfräse, aber das Stück Holz ist zu groß, um in meiner Werkstatt rangiert zu werden. Daher dieser merkwürdig anmutende Aufbau mit vielen Zwingen.

Aber das Ergebnis sieht gut aus:



Ich habe ein wenig mit dem Hobel nachgeholfen:



Ich liebe dieses kleine Ding! Darf ich das überhaupt im allgemeinen Forum erwähnen? Naja, die meiste Arbeit ist eh maschinell entstanden.

So wie diese Nut hier:



Ich habe im Fräsbett der Oberfräse zwei Zylinderkopfschrauben angebracht, sodass ich durch Drehung gegen das Werkstück immer mittig mit dem Fräser bin. Das ersparte mir viele Messungen und ein merkwürdiger Aufbau mit einem Parallelanschlag. Ist aber nicht ganz ungefährlich und man muss unbedingt die Drehrichtung des Fräsers beachten.

Aber nun ist leider Feierabend, weil mein letztes Sägeblatt gerissen ist:



Da ich zu faul war einen Zirkel zu hohlen, habe ich meinen Messschieber dafür missbraucht und den Strich mit einem Edding nachgezogen. So kann ich den zumindest nicht beim Sägen übersehen.

Mal sehen wie schnell neue Sägeblätter eintreffen. Zum Glück gibt hier ja bei Dieter eine gute Auswahl.

Schicken Gruß,
Amadeus

P.S.: Achja, das soll am Ende eine Lampe werden. Eine art Dreibein, bei dem eines der Beine ganz lang bleibt. Da kann dann von der gesägten Rundung aus eine Lampenfassung hinunter hängen. Die runde Nut ist dazu da das spätere Kabel zu beheimaten.

Amadeus
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Re: Recycling geht weiter - verflixte Winkel

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Es kamen heute die neuen Sägeblätter an. Da konnte ich eifrig weiter machen. Aber ich weiß gerade nicht wie ich mich intelligent anstellen soll mit dem Winkel.

Das hier habe ich noch leicht hinbekommen:



Aber wie kriege ich den eingezeichneten Winkel rechtwinklig zum bereits zugesägten Winkel hin?



Ich dachte schon daran mit einer Japansäge vorzusägen. Ich habe aber bis auf meinen Mini-Hobel keinen richtigen Hobel. Ich dachte schon an die Oberfräse, aber wie soll ich das einspannen? Vor meiner Flottjet habe ich als Tischkreissäge ein bisschen viel Respekt so ohne passende Schutzausrüstung. Zudem hätte sie eh eine zu geringe Schnitttiefe, wie mir scheint.

Danke für eure Tipps und anregungen!

Schicken Gruß,
Amadeus

Amadeus
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Re: Es geht doch trotz doofer Winkel

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Es geht ein bisschen weiter in meinem Bericht. Ich habe die Winkel doch hin bekommen. Dazu musste ich die beiden Latten V-Förmig quer an die Front meiner Werkbank spannen und mit Schiene und Handkreissäge konnte ich dann im 26° Winkel geneigt sägen. Nur leider habe ich auf diese Weise das kleine Stück Holz innen liegend eingeklemmt, was unschöne Kerben im Holz hinterließ und auch das kleine Stück hat gegen die Wand schießen lassen. Das liegt jetzt irgendwo... Safety is a Förster. Aber wenn man sich freut, dass nach zwei Tagen doch etwas geht, dann denkt man darüber leider nicht immer nach.

Die Flächen habe ich dann mit einem Bandschleifer wieder glatt bekommen und siehe da, es passt ästhetisch:



Hier werden die beiden Beine noch provisorisch mit doppelseitigem Klebeband gehalten. Morgen richte ich es noch genauer aus. Ich denke ich werde die Beine mit von außen sichtbaren Dübeln verbinden. Zwei an jeder Seite. Das sollte reichen. Da der Schnitt sehr schräg ist, ist es ja fast kein Hirnholz mehr.

Und nein, die Lampe kippelt nicht. Sie steht sehr stabil trotz der Kurz anmutenden Beine. Ich habe den Schwerpunkt nämlich vorher zur Sicherheit ausgerechnet.

Nun heißt es nur noch schleifen, wässern, schleifen, leimen und ölen.

Und ich möchte mich hier nochmal bei Pedder bedanken. Danke, Pedder! Er war so nett mir ein paar aussortierte Feilen zukommen zu lassen. Ohne eine der Halbrundfeilen hätte ich nicht die Nut am oberen Galgenende schön auslaufen lassen können, da diese zufällig den gleichen Radius wie mein Fräser hat.

Ich hoffe euch gefällt dieser kleine Bericht von mir von der alten Gardinenhalterung bis zur Lampe, auch wenn keine Beteiligung vorhanden ist. Naja, vielleicht wenn sie ferig ist. Ich hoffe ich schaff das in 1...2 Tagen. Ich muss ja noch andere Geschenke für Weihnachten fertig machen.

Schicken Gruß,
Amadeus

Amadeus
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Lampe: Kirsche, Messing, Stoffkabel und Lederfüße *NM - Ohne Text*

Beitrag von Amadeus »

Amadeus
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Lampe: Kirsche, Messing, Stoffkabel und Lederfüße

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Da irgendwie niemand Interesse am Werdegang dieser Lampe hatte, zeige ich sie nun fertig:



Sie ist ein bisschen hoch geraten und soll als Leselampe schräg hinter einem am Sessel positioniert dienen. Aber das trifft sich gut. Schließlich ist die Höhe des Leuchtmittels frei einstellbar. So kann man das Licht bequem auf richtiger Höhe vom Galgen baumeln lassen.

Die Features sind: Kirsche Vollholz, jedes Bein aus einem Stück, Messingteile, weißes Stoffkabel, LED-Leuchtmittel von IKEA...



Lederfüße...



mit Dübeln verleimt und ein weißer Silikonschlauch als Knickschutz:



Ich hoffe sie gefällt! Ich bin recht froh, dass ich die Kirschleisten aus der ehemaligen Gardinenbefestigung recyclen konnte. Ich mag diese Japanische Philosophie der Holzverwertung. Das man zu einem Tischler in den Laden gehen kann und Teile des neuen Schrankes aus zum Teil 300 Jahre altem Material bestehen. Und mehr Material als hier gezeigt hätte man anders einfach nicht wiederverwerten können. Gut, das Design ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Ursprünglich wollte ich auch kein Messingrohr auf der Rückseite haben. Diese Kabelnut von 12mm hat aber regelrecht danach geschrien. Leider konnte ich nicht ein 2m langes Rohr auftreiben, sondern nur kleine Halbmeterstücke. Diese habe ich alle mit einem 45° Winkel an den Enden versehen. So konnte ich eine Seite von oben mit einem Clip verschrauben. Das obere Rohrstück wird dann auf den Clip aufgeschoben und bekommt wiederum auf der oberen Seite eine Schraube spendiert. So hält alles, es ist nicht zu hässlich und man kann es wieder entfernen. Ich wollte nicht alles einfach miteinander verkleben. Die Lederfüße sind allerding mit Epoxy verklebt und anschließend mit einem Skalpell gestutzt worden. Als Finish dient der Einfachheit halber Leinöl nach einem 600er Schliff.

Schicken Gruß,
Amadeus

P.S.: Achja, bevor ich es vergesse: Ich habe zur Sicherheit noch in den hinteren Fuß 3 Eisenstäbe a 10mm Durchmesser hinein geklebt. Ich hatte ein bisschen Angst vor dem Umkippen bei der schweren Messingfassung. Sie steht nun aber sehr stabil, die Lampe.

Franz Kessler
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Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Recycling geht weiter

Beitrag von Franz Kessler »

[In Antwort auf #87394]
Hallo Amadeus

Lange habe ich eben gerätselt, was das mit den zwei Zylinderschrauben an der Oberfräse auf sich hat, erst die Spuren auf dem Auflageteller der Oberfräse ließen mich erkennen,
was gemeint ist, Du stellst die Fräse auf die Leiste und drehst dann die Oberfräse, bis auf jeder Seite je eine Schraube anliegt, so kann man es auch machen, muss ich mir merken.

Gruß Franz

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Leuchtgiraffe

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

na, das ist doch einmal eine schöne Leuchtgiraffe!

g.H.! J.

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Lampe: Kirsche, Messing, Stoffkabel und Lederf

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #87694]
Hallo Amadeus,

jetzt wo das Gesamtstück fertig ist, verstehe ich die Beiträge vorher besser.
Die Lampe hat was, gut umgesetzt, vor allem vor dem Reycling Hintergrund. Daumen hoch!

Grüße
Christoph

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Volker Hennemann
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Registriert: Fr 25. Sep 2015, 23:02
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Re: Lampe: Kirsche, Messing, Stoffkabel und Lederf

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #87694]
Hallo Amadeus,

Gefällt mir sehr gut!
Eine ähnliche Idee treibt mich schon länger um.
Dauert aber noch, bis ich dazu komme.

Herzlichen Gruß
Volker

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