Kleiderschrank Massivholz

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
stk
Beiträge: 9
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 20:10

Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von stk »


Guten Abend,

ich bin Hobbyschreiner und plane gerade einen Kleiderschrank aus Massivholz Buche. Als Seitenteile würde ich gerne 26 mm Leimholz mit durchgehender Lamelle nehmen.
Ist das klug oder wird sich das bei einer Größe von 52 cm x 225 cm verziehen?
Alternativ habe ich daran gedacht nur ca. 10 cm breite Bretter aus 26 mm Holz zu nehmen, um die Aussenabmessungen zu bauen und das Gerüst dann mit 19 mm Leimholz zu füllen (Mit Abplattfräser abgeplattet und dann in die umlaufende Nut eingelegt).
Welche Lösung würdet ihr favorisieren?
Viele Grüße
Stefan

Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von Georg »


Bei so großen Teilen würde ich eine Rahmen/Füllung Konstruktion ganz klar bevorzugen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Seitenwand verzieht ist deutlich geringer.
Wenn du allerdings eine durchgehende, glatte Seitenwand bevorzugst, könntest du diese durch Gratleisten stabilisieren. Diese könntest du dann z.B. so platzieren, dass sie als Auflagen für Einlegeböden dienen können.

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von MarkusB »


Hallo Stefan,

es ist eigentlich nicht möglich, deine Frage in 2, 3 Sätzen zu beantworten.
Beide Varianten sind möglich und man kann m. E. nicht sagen, dass die eine Variante besser ist als die andere.
Die Frage ist, was willst du?

Du wirst irgendwie das Arbeiten des Holzes in der Konstruktion berücksichtigen müssen und das wird sich auf die Optik und die weiteren konstruktiven Maßnahmen auswirken.

Meine Empfehlung:
Besorge dir das Buch "Der Möbelbau" von Fritz Spannagel.
(Ich lese es gerade und bin begeistert, weshalb ich dir auch schreibe)

Ein hervorragendes Buch, das dir bei der Beantwortung deiner Frage die Informationen gibt, die du brauchst.
Es sagt dir, wie, warum, in welchem Maß Holz arbeitet und was du konstruktiv tun kannst, damit dein Möbel wegen des Arbeitens des Holzes nicht Schaden nimmt.
Dort wird z.B. genau die Funktionsweise von Grate beschrieben und wo sie eingesetzt werden.
Ich bin gerade beim Thema Rahmenbau und Füllung, was für dich ja auch eine Alternative ist.

Eigentlich kennt hier jeder das Buch, es ist ein Klassiker.
Vielleicht kennst du es ja auch, ich weiß es nicht.
Ich habe es mir letztens erst besorgt und ärgere mich, dass ich es nicht schon vorher hatte.

Viele Grüße

Markus



Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #87463]
Moin,

Über 50 cm Breite und Buche ist ein fast sicherer Weg in die Katastrophe. Eine Rahmen- Füllungskonstruktion ist eindeutig vorzuziehen. Und mMn solltest Du Dir angesichts der ausgeprägten Neigung von Buche zum Arbeiten besser nochmal gut überlegen, ob Du nicht vielleicht ein weniger kritisches Holz verwenden willst.

Grüße
Wolfgang

Uwe Behle
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Re: Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von Uwe Behle »

[In Antwort auf #87463]
Hallo Stefan,

Buche arbeitet zwar stark, aber das Verziehen wird vielleicht etwas überbewertet. In den heutigen Wohnungen schwankt die Temperatur nicht mehr stark und allenfalls die Luftfeuchtigkeit ist zwischen Sommer und Winter ein kleines Problem.
Willst Du die Buche selbst stabverleimen? Dann hast Du recht viel Kontrolle über die Art des Werfens. Spannagel geht bei der Herstellung von Tischlerplatten (Mitte stabverleimt und zwei Furniere außen) darauf ein, wie diese richtig hergestellt werden.
Das hat der Schreiner früher wohl selbst gemacht. Der Spannagel wurde zu Zeiten geschrieben, als Maschinen in der Schreinerei noch selten waren.
Schaut man sich eine gekaufte stabverleimte Platte von heute an, so ist da so ziemlich alles falsch gemacht - trotzdem wirft sich die Platte fast nicht.

Meine Erfahrungen sind, daß es viel wichtiger ist, daß das Holz wirklich trocken ist, wenn man es verarbeitet. Es sollte also 1-2 Jahre in dem Raumklima trocknen, in dem es letztlich auch verwendet wird.
Ich habe früher den Fehler gemacht, Buche, die draußen gelagert war schon nach ein paar Monaten drinnen zu verarbeiten - das gab dann Risse (auch durch falsche Konstruktion) und Füllungen, die nach dem Zusammenbau noch schrumpften.
Ansonsten mußt Du auf vernünftige Lage der Jahresringe achten und - wie schon geschrieben - durch (massivere) Gratleisten für Ruhe sorgen.

Bei gekauften Verleimplatten würde ich nicht davon ausgehen, daß sich diese um mehr als ein paar mm zwischen Sommer und Winter verziehen. Du muß also nur bei den Türen darauf achten, daß dort kein Problem entsteht.
Durch konstruktive Maßnahmen kann man ebenfalls viel erreichen. Z.B. Boden und Deckenplatte per Schwalbenschwanz mit den Seiten verbinden - dann ist dort auch erst mal Ruhe ( Achtung: wenn alle Teile in der gleichen Richtung schwinden...)

Ich hab schon ein paar Schränkchen gebaut, wo massives Holz verwendet wurde - da tut sich nichts - allenfalls die dünnen Türen (10mm) haben im Winter 3mm mehr Luft als im Sommer. Hätte ich da aufgepaßt, würden sie sich nach außen und nicht nach innen wölben - und man würde es nicht mal merken.



Rolf Richard
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Re: Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #87463]
Hallo Stefan!

Das Projekt klingt interessant. Leimholz würde ich allerdings nicht verwenden wollen, das ist dann oft doch nicht sehr ansehnlich, besondes wenn aus dem Baumarkt stammt. Da siund mir in den Anfangsjahren, als ich solches minderwertige Material noch verwendet habe, auch schon mal Platten entlang der Fugen auseinandergefallen.

Allerdings solltes Du mal das Volumen des verbauten Holzes abschätzend berechnen. Möglicherweise wird Dir die Konstruktion recht schwer werden. Ob das dann noch tragbar ist, musst Du selbst entscheiden. Buche hat ein ca. spezifisches Gewicht von 0,72. Bei zu hohem Gewicht würde ich Füllungen aus Buchenfürniertem Sperrholz einsetzen, die es auch in den Qualitätsklassen A oder A+ gibt.

Ich arbeite selbst gerne mit Buche, weil das Holz stabil ist und eine dezente Maserung aufweist. Einen Schrank habe ich noch nicht gebaut, aber Regale und Betten.

Das Arbeiten des Materials wird ganz offensichtlich stark überbewertet. Manche Meinungen scheinen noch auf dem Kenntnisstand des 19. Jh. zu basieren. Lass Dich davon nicht abschrecken, aber nimm gutes Holz. Empfehlen kann ich Pollmeier Buche. Diese gibt es in verschiedenen Stärken und Längen. Das Materialist leicht gedämpft, wird dadurch nicht zu rot, bleibt aber sehr schön dimensionsstabil. Der Preis liegt wohl 15-20% höher als normale Buchen-Schnittholzware.

Meine Arbeiten weisen einzelne Komponenten bis zu 2 Meter Länge und 70 cm Breite auf. Passiert ist da bis heute nicht das Geringste. Man muss halt die üblichen Konstruktionsprinzipien beachten und da hilft der Spannagel wirklich sehr. Sicher ist heute auch das Wohnklima stabiler, das hilft zusätzlich.

Gruss
Rolf



stk
Beiträge: 9
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 20:10

Re: Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von stk »


Guten Abend!
Danke allen, die sich die Zeit genommen haben, zu antworten!
Erstmal vielen Dank für den Buchtip. Ich habe das Buch in meiner Buchhandlung bestellt. Es sollte morgen da sein. Ich muss gestehen, ich kannte das noch nicht, obwohl ich einige Bücher zum Thema Schreinern habe.
Ich will noch ein paar Dinge dazu schreiben:
Bzgl des Gewichtes habe ich mir auch Gedanken gemacht. Allerdings hat ein gekaufter Schrank aus Spannplatten o.ä. ja kein niedrigeres Gewicht (Dichte ist hier auch bei 0,6-0,7 und die Wandstärken sind bei ordentlichen Möbel auch nicht geringer). Von den Wellpappemöbel aus Schweden mal abgesehen. Ich komme bei grobem Überschlag auf ca. 250 kg für mienen Schrank. Das ist bei Massivmöbeln eben so und sollte noch klappen. Ich werde Metallverbinder verwenden, um den Schrank auch zerlegen zu können. Schwalbenschwanzverbindungen oder andere verklebte Varianten zwischen Boden/Deckel und Seiten scheiden also aus. Die Schubladen werde ich aber mit offenen Schwalbenschwänzen machen.
Meine Vermutung, dass eine Rahmen-Füllungsvariante Vorteile bringt, haben ja einige hier bestätigt, weshalb ich jetzt erstmal so plane. Das ist ja auch ein schönes Stilelement. Als Auflage für die Böden will ich Zahnleisten benutzen.
Ich habe schon einige Möbelstücke aus Buche gebaut. Das größte war bisher ein Bett. In der Tat habe ich so gut wie nie feststellen müssen, dass hier Leimbretter auseinader gegangen sind oder sich verzogen haben. Bei meinem Badezimmerschrank im Directoire-Stil sieht man das allerdings schon. Auch hier habe ich Füllungen aus 19 mm Buche verwendet. Ich habe den gesamten Schrank erst nach dem Zusammenbau gebeizt, und zwar kirschbaumfarben, und dann glanzlackiert. Nach einem halben Jahr sah man dann an einigen Stellen das noch ungebeizte Buchenholz, weil die Füllung geschrumpft ist. Bei diesem Schrank hier sind allerdings die Flächen, insbesondere die vier Türen, doch sehr groß (215 x 50 bzw. 215 x 40).
Zum Thema Material:
Ich werde fertig verleimte Platten vom Holzhändler hier in der Nähe benutzen. Durchgehende Lamelle bekommt man im Baumarkt ja gar nicht und die keilgezinkten sind dort meist aus so kleinen Stückchen gemacht, dass man die Maserung fast nicht mehr erkennt. Selbstverleimen ist mir ehrlich gesagt zu aufwendig. Ausserdem habe ich auch keine Dickenhobel. Da stell ich mir das eher schwierig vor, vernünftige Platten zu bekommen. Wenn man hier gute Qualität nimmt (A oder A+), dann sind diese Platten aus meiner SIcht durchaus ansehnlich. Ausserdem will ich den Schrank noch in diesem Jahr fertig haben :-)
Buche gefällt mir sowohl von seiner Struktur als auch von der Verarbeitbarkeit am besten. Ausserdem ist es preislich noch vertretbar. Hier würde ich ungern auf andere Materialien gehen.
Viele Grüße
Stefan


Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Du findest im Spannagel Kleiderschränke in Rahmen- Füllungsbauweise. Wenn der Schrank zerlegbar sein soll, könntest Du klassische Schrankschließen zur Verbindung von Seiten und Boden bzw. Deckel verwenden. Schrankschließen gibt es in Metall oder man kann sie aus Holz selbst anfertigen, Spannagel, Seite 259:

https://books.google.de/books?id=jhDDBmRP0VUC&pg=PA259&lpg=PA259&dq=Schrankschlie%C3%9Fe&source=bl&ots=H4woBHbn7L&sig=D50xyVrghrTqWR340Di-M5LnJl4&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwic3tX0-K7XAhXS1qQKHUcwBpUQ6AEIhgEwAA#v=onepage&q=Schrankschlie%C3%9Fe&f=false

Ich habe hier einen solchen Schrank aus Weichholz, Alter ist unbekannt aber die Konstruktion findet sich praktisch genauso in dem Buch.

Grüße
Wolfgang

stk
Beiträge: 9
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 20:10

Re: Kleiderschrank Massivholz

Beitrag von stk »


Ja, die Verbinder kenn ich. Ich habe hier selbst noch einen Schrank stehen, der diese Verschlüsse hat. Der ist bestimmt hundert Jahre alt.
Selbst habe ich das aber noch nicht so gebaut. Meine bisherigen Werke ( bis auf das Bett) waren immer komplett in einem Teil.
Viele Grüße
Stefan

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