Reparatur Gussteil Ulmia 1711 *MIT BILD*

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MaxS
Beiträge: 1549
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #87296]
Hallo Grego,

wenn die Teile am Bruch sauber einrasten und so das ursprüngliche Maß gewährleisten, dann würde ich es vermutlich mit verschrauben und verstiften ausprobieren. Nachdem das ein ein kaltes Reparaturverfahren ist, dürfte das Risiko für Verzug eher gering sein.

Guss lässt sich relativ gut hartlöten (Messing-Hartlot + ordentliche Vorbereitung), dabei geht man aber, wie auch beim Schweißen, das Risiko eines Verzugs ein. Schweißen und Hartlöten dürfte eine mechanische Nachbearbeitung (Fräsen oder Ausspindeln würde ich vermuten) nötig machen. Der Tipp mit dem Landmaschinenmechaniker könnte lohnenswert sein; kleine Maschinenbaubetriebe sind teils auch sehr kompetent, wenn es um Reparaturen geht. Wichtig ist immer ein Vorwärmen, Hartlöten mit ausreichend Hitze, ggf nachwärmen und dann langsam (!) abkühlen. Eine Schraubzwinge aus dem Schrott habe ich mal so hartgelötet, ausgekühlt in einem Aschenkübel. Hält bis heute - muss aber im Gegensatz zu einem Maschinenteil nicht wirklich genau sein. Deshalb wurde da nichts nachbearbeitet.

Viel Erfolg - die Maschine verdient eine ordentliche Instandsetzung!

Gruß
Max

Amadeus
Beiträge: 231
Registriert: Do 26. Jan 2017, 12:22

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von Amadeus »

[In Antwort auf #87296]
Moin!

Ich wäre damit zu einer kleineren Werft gefahren. Die schmeißen das Ding in eine Sandform und gießen es notfalls nach. Meißt reicht es aber die Lücken mit Bronze zu infiltrieren, damit es gut hält. Das ist ähnlich wie die Japanische Reparaturmethode Kintsugi. Dort werden Keramiken mit Gold repariert und so die Schönheit des Schadens hervorgehoben. Eigentlich ziemlich schick sowas. Zumindest wäre es meine Art das Bauteil wieder herzurichten. Je nachdem wie der Schaden verläuft müssten nicht einmal die Passungen nachgearbeitet werden.

Warum eine Werft? Weil die Leute kennen, die den ganzen Tag Propeller nacharbeiten und gießen.

Meine Erfahrungen bezüglich des Schweißens sind nämlich sehr gemischt. Die die das gut können sind zu teuer und die günstigen, die das mal eben schnell machen, verhunzen einem gerne das Bauteil. Das wichtigste ist ja eigentlich nach der hoffentlich verzugsfreien Schweißung, dass das Bauteil in den Ofen kommt. Gußteile sind ja beweglicher trotz des meist spröden Materials und dämpfen gut in der Maschine. Da fällt es schnell neben der Schweißnaht wieder auseinander.

Natürlich ist heute fast alles Schweißbar. Da kann man auch Nylon und andere Polyamide mittels Ultraschall schweißen. Aber die Frage ist ja immer wer hinterm Werkzeug hockt und es macht und auch richtig machen will.

Und zu guter Letzt: Mein Lieblingsstück mit der hässlichsten Schweißnaht der Welt:



Schicken Gruß,
Amadeus

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #87303]
Hallo Gregi,

Hartlöten hält bei richtiger Ausführung fast so viel aus wie Schweißen.
Es gibt weniger Verzug als beim Schweißen weil die Temperaturen niedriger sind (je nach Lot). In deinem Fall wäre es wahrscheinlich am Besten wenn man in einem geeigneten Ofen löten würde, das sollte den Verzug noch weiter verringern weil das ganze Teil gleichmäßig erwärmt wird.
Außerdem hat Löten den Vorteil das es über den ganzen Querschnitt trägt da das Lot in den Spalt fließt und nicht nur eine Raupe an der Oberfläche bildet.
Man könnte die Bruchstelle noch verstärken indem man einen oder mehrere Paßstifte einsetzt und die mit verlötet, das wäre sinnvoll, da durch den Schlitz eine gewisse Sollbruchstelle entsteht.

Allerdings wird es nur dann richtig gehen wenn die Teile wirklich gut zueinander passen und der Spalt dazwischen sehr fein ist.

Das Gewinde zu reparieren ist kein Problem, vor allem wenn der abgeplatzte Brocken wieder dran ist, da brauchst du dir keine Sorgen machen.

Was die wahrscheinlich erforderliche Nacharbeit angeht, da wäre es vielleicht hilfreich wenn es eine Zeichnung von dem Teil gäbe.
Außerdem könnte man dann auch prüfen ob es nicht einfacher wäre die Halterung aus einer Stahlplatte nachzubauen.

Gruß Horst

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Thomas Kaes
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Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von Thomas Kaes »

[In Antwort auf #87296]
Die Aufhängung der Führungsrohre mit deinem (gebrochenen) Gußteil sieht eher nach einer 1712 aus:
https://files.hoechsmann.com/lexikon/pdf/original/ulm_1712.pdf?lang=de

Gruss
Thomas



gregi

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von gregi »

[In Antwort auf #87308]
Salü Horst
Danke für die guten Ideen. Dass das Schweissen vorwiegend aussen aufträgt und nicht wirklich tief in den Spalt eindringt habe ich mir auch schon überlegt.

Das Teil wurde angeschraubt und ausgerichtet und dann mit zwei Bolzen zusätzlich fixiert. Wenn ich das Teil nachbauen lasse, müsste man ebenso vorgehen. Aber nach dem Ausrichten würde das neue Fixierloch möglicherweise knapp das alte Borloch treffen und so könnte das Teil vielleicht nicht optimal fixiert werden...

Also tendiere ich eher zu Löten. Die Teile passen auch gut aufeinander. Nur beim Foto habe ich die nicht so satt zusammengefügt. Kannst du mir sagen, welche Handwerker so einen Ofen zum Löten haben?


LG
Gregi

gregi

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von gregi »

[In Antwort auf #87309]
Salü Amadeus
Auch dir vielen Dank für die Hinweise. Leider wohne ich in der Schweiz und da kenne ich keine Werften. Die kleinen Werften unserer Seen sind eher für reiche Kundschaft und ich kann mir kaum vorstellen, dass die etwas giessen...

Welcher Betriebstyp oder Handwerker könnte das mit der Bronze machen?

Übrigens sieht deine Gitarre toll aus. Wie tönt diese? Hast du eine Aufnahme die du Mailen kannst?

LG
Gregi

gregi

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von gregi »

[In Antwort auf #87311]
Salü Thomas
Auf dem Typenschild hinten an der Maschine steht 1711...
LG
Gregi

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #87312]
Hallo Gregi,

Gute Frage! Handwerker haben das vermutlich nicht so häufig, denke ich.
Du solltest vielleicht einen Werkzeugbauer ansprechen. Hartmetall- und Diamanteinsätze werden hartgelötet.
Ein Härteofen ginge wahrscheinlich auch.

Gruß Horst


Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #87313]
Hallo Gregi,

Bronze...da fällt mir spontan ein Glockengießer ein. Allerdings braucht er eine Negativform aus Silikon, die er mit Wachs füllt, welches er nach dem Aushärten in Sand bettet und dann durch flüssige Bronze ersetzt.

Einfach mal bei einem Glockengießer fragen.

Gruß Dietrich

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Thomas Kaes
Beiträge: 715
Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: Reparatur Gussteil Ulmia 1711

Beitrag von Thomas Kaes »

[In Antwort auf #87314]
Das glaube ich dir unbesehen, die Gusshalterung der Rohre findet sich aber an einer 1712 gem. pdf´s.
Schau dir im Vergleich mal das pdf einer 1711 an:
https://files.hoechsmann.com/lexikon/pdf/original/ulm_1711.pdf?lang=de

Gruss
Thomas


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