Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo,
Wie wäre es damit evtl Starrett an zu schreiben? Eventuell mit aussagefähigen Bildern.
Ich würde es jedenfalls versuchen.

Gruß Wolfgang

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Rolf,

freut mich, dass Du wieder mit von der Partie bist :-)

Klaus

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #86329]
Hallo Klaus,

eine DIN-Norm ist wie der Name schon sagt eine hiesige Norm, die in Amerika im Zweifel noch nicht einmal bekannt ist.

Seit mehr als 10 Jahren wird mir dieser Winkel aus Amerika wärmstens empfohlen, teils von gut befreundeten Holzwerkern, teils im Forum von Kollegen die diesen Winkel als eine Art Mutter aller Winkel hoch stilisieren.
Bitte nicht falsch verstehen ich gönne jedem seinen Präzisionswinkel.
Mir wollte nur nie in den Kopf wie ein Land, immerhin Exportweltmeister auch im Maschinenbau und Heimat von tatsächlich hunderten von Werkzeugschmieden, Meßwerkzeug-Spezialisten und Spezialanbietern jeder Art nur mangelhafte Tischlerwinkel liefern kann.
Ich selbst hatte in der Zeit vor der regelrechten Holzleidenschaft auch schon mangelhafte Winkel, die waren groß, aus lackiertem Blech und trugen einen Namen der mit Wolf begann, im Beisein meines alten Herrn habe ich 2 dieser, ich nenne sie mal Baumarktwinkel aus Frust zum Achter gebogen und entsorgt, ich erntete völliges Unverständnis bishin zum Vogelzeig:-)
Seitdem habe ich nur noch in Winkel von ECE, Ulmia und Metallerwinkel von Preisser investiert und habe mit keinem der Winkel ein Problem, der Preisser ist die Referenz zum Überprüfen und zum Maschinen Einstellen, falls nötig.
Wie gesagt, wenn Holzwerker mit dem Verstellwinkel von Starret zufrieden ist, ist das i.O. es mag auch sein das er in der Handhabung für den ein oder anderen besonders praktisch ist.

Aber das dieser, ich sage mal überspitzt normenlose Winkel jedem und allem überlegen ist, das habe ich nie geglaubt.

Und die vielen nicht rechtwinkligen und immer wieder kritisierten Ulmias, sollten nach einem ungünstigen Fall auf den Boden auch mal ersetzt werden und nicht 3 Jahre später erneut kritisiert werden, oder auch einer gleichmäßigen Temperatur und Feuchte ausgesetzt werden. Ungeheizte Werkstätten sind kein guter Platz für Tischlerwinkel mit Holzheft.

Gruß Dietrich

Pedder
Beiträge: 5671
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Pedder »


Hallo Dietrich,

nach meinem Eindruck ist es weniger die überragende Genauigkeit,
die die Kombiwinkel so beliebt machen, sondern die Vorteile der
verschiebbaren Zunge. Wobei das sicher beim Arbeiten mit Handwerkzeugen
größere Bedeutung hat, als beim maschinellen Arbeiten.

Liebe Grüße
Pedder

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Dietrich,

ich schrieb ja, dass DIN 875 eine deutsche Norm ist. Sie ist aber auch im angelsächsischen Sprachraum durchaus in Fachkreisen bekannt und wird dort gelegentlich als Referenz genommen.

Ich denke, dass Christofs Starrett einen Schlag hat und nicht in diesem Zustand den Hersteller verlassen hat. Meine 2 Starrett Verstellwinkel (Zungenlänge 100 u. 300 mm) sind sehr präzise gefertigt. Mein Prüfwinkel entspricht immerhin DIN 875/0, ist allerdings mit der Schenkellänge von 70 mm recht klein. Die Starretts weisen keine Abweichung auf, wenn sie mit dem Prüfwinkel gemessen werden. Das dürfte eher der üblichen (und auch bekannten) Starrett Produktqualität entsprechen.

Klaus

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Christof »


Ja. Und ich komme mal zum Schluss, das Lineal hat was + die vielleicht tolerierbare Toleranz machen *meine* Winkelkombination zu schrott. Hab gestern nochmal meine ganze Werbank mit Versuchen verkritzelt. Die 300mm Zunge ist super; das Messer fällt bei dieser "Umschlagsprüfung" jedesmal in die gleich Kerbe. Und deswegen verlass' ich mich auf den Kombiwinkel mit 300mm. Eben auch nicht, weil ich glaube (wissen würde ich das sowieso nicht als Hobbyamateur) dass der Starret das Genaueste vom Genauen ist, sondern weil der Kombiwinkel auf der Werkbank einfach so super praktisch ist (und genau halt). Ich mag den halt.

Vielleicht werd ich später nochmal eine "neue lange Zunge" versuchen; schön wär' es schon, den auch bei Plattenarbeit zu verwenden. Aber für's wird das lange Lineal verbuddelt. (Fuchsen tut's mich schon, nicht zu wissen, was damit nicht stimmt,... aber wie der Reinhold schon empfohlen hat: ich muss jetzt schauen, dass ich mich nicht verrückt mache. :-)

Danke euch für Hilfe und Anteilnahme!
Christof

Michael Meyer
Beiträge: 407
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Michael Meyer »

[In Antwort auf #86326]
Hallo Frank,

ich habe sehr ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich habe den 750er Ulmia (mit Palisanderschenkel und blauer Stahlschiene) 1982 für ca. 95 DM gekauft und einfach angenommen, dass so ein edles Teil rechtwinklig ist. Ich habe auch angenommen, dass die Nieten den Holzschenkel unverdrehbar mit der Stahlschiene verbinden. Diese winzigen Schrauben in den Messingschienen sind (dachte und denke ich) nur zur Befestigung der Messingschienen.

Ich habe diesen Winkel viel benutzt und nach ca. 30 Jahren leider erst festgestellt, dass er auch nicht rechtwinklig war - die Abweichung auf 700 mm lag bei ca. 2mm. Ich hätte mich gern bei Ulmia beschwert, die Firma war aber leider schon pleite. Da habe ich mich zum ersten Mal etwas intensiver mit der Rechtwinkligkeit von Winkeln beschäftigt. Ich habe folgendes festgestellt: ganz normale Schlosserwinkel aus verzinktem Stahl sind bei weitem genauer als die allermeisten Schreinerwinkel. Wenn man es noch besser haben will, dann gibt es Präzisionswinkel in verschiedenen Genauigkeitskategorien nach DIN. Alle sind recht preisgünstig, in der Preisspanne 10 - 70 Euro sind diese Winkel mit oder ohne Anschlag in vielen Größen zu haben, und wie gesagt sehr genau (in der Praxis ist die Abweichung kaum meßbar). Ich habe nur noch solche Winkel und empfehle sie sehr. Der einzige Nachteil aus meiner Sicht ist daß sie etwas schwer sind (vor allem die größeren in Präzionsausführung nach DIN), das ist mir aber viel lieber als eine Winkelabweichung.

LG
Michael

Michael Meyer
Beiträge: 407
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Michael Meyer »

[In Antwort auf #86339]
Hallo Rolf, danke für Deinen Beitrag.

Deine Hinweise sollten auf jeden Fall von Christof überprüft werden, weil solche Kleinigkeiten über eine größere Länge doch eine große Abweichung verursachen können.

Sonst muss man sagen, daß Starrett auf jeden Fall Präzisionswerkzeuge (primär für Metaller) herstellt, die Abweichungen eher im Tausendstel- bis Hunderstel-mm-Bereich aufweisen. Zehntel-mm-Toleranzen findet man bei Starrett nicht (außer in den sehr billigen Hobby-Produkten von zugekauften Herstellern).

Allerdings - wie Dietrich schon geschrieben hat - gibt es genug deutsche Hersteller, die genau so gute Meßwerkzeuge herstellen. Für das Starrett-Flair zahlt man ordentlich drauf, bekommt aber jedenfalls auch ordentliches Werkzeug. Ich bin mit normalen deutschen Schlosserwinkeln bestens bedient. Übrigens können Schlosser keine Winkelabweichung von 1mm auf 700mm Schenkellänge gebrauchen, da wäre jedes Tor schief. Der Schlosser arbeitet nicht im Hunderstel-Bereich, aber jedenfalls im Zehntel-Bereich.

LG
Michael

Frank Zimmermann
Beiträge: 162
Registriert: Do 9. Jan 2020, 15:03

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Frank Zimmermann »


Hallo Michael,

vielen Dank für Deine Antwort und Du hast Recht, bei den Schlitzschräubchen handelt es sich tatsächlich um ganz normale Flach-Senkkopfschrauben deren einzige Aufgabe es ist das Messing-Gratnutprofil in Position zu halten. Eine vom Werk vorgesehene Möglichkeit den Winkel zu justieren sehe ich nun nicht mehr, möchte mich jetzt aber auch nicht weiter mit dieser Ungenauigket abfinden! vieleicht rechtwinklig feilen oder schleifen (lassen)? Bei der Außenseite könnte das funktionieren aber Innen wird es sicher Probleme geben.

Beste Grüße
Frank



Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Rolf Richard »


Persönlich halte ich die Starretts für eine der besten Lösungen überhaupt, besonders in Bezug auf Vielseitigkeit. Aber man muss sie auch richtig einsetzen. Einfach den Anschlag an eine Kante anlegen ist zwar reizvoll, aber ggf. nicht sinnvoll, weil die Ungenauigkeit der Kante auf grössere Entfernung verstärkt wird. Das gilt nun nicht nur für die Starretts, das ist eine Eigenschaft jedes Winkels.

Von Winkeln mit Holzschenkeln halte ich gar nichts. Hier hat man immer die Gefahr von Verzug. Da ist Gusseisen oder Stahl weit überlegen. Siehe auch "Warum Sie einen Tischlerwinkel mit Holzschenkeln unbedingt trocken lagern sollten!" von Feine Werkzeuge. ( https://www.feinewerkzeuge.de/trocken.html ) Warum soll man sich so viel Mühe machen, um die Unzulänglichkeiten des Materials zu kompensieren?

Gruss
Rolf

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