Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

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Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #86311]
Hallo Pedder,

Vielleicht hatte ich Pech, vielleicht lag es an mir, ich hatte mal einen, der ließ sich nicht einstellen. Vielleicht war der schon am Anschlag?
Da konnte ich die Stahlzunge einseitig etwas strecken, was nicht so einfach war. kurze Zeit später ist mir dann der Holzgriff zerbrochen und ich hab das Ding entsorgt.
Meine jetzigen Winkel müsste ich auch mal überprüfen...

Gruß Horst


Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit *MIT BILD*

Beitrag von Christof »


Bedanke mich für eure Antworten.

Ich habe jetzt noch einmal überprüft, ob ich mich eh nicht vertan habe und das Ergebnis fotografiert. Konkret: auf einer Länge von 54cm klaffen die beiden Risse etwa 1,5mm auseinander. (Mit dem Messer angerissen, damit’s möglichst genau ist und dann mit Bleistift nachgezogen.)

@Reinhold: an das Justieren mit Feile am Kopf habe ich auch schon mit Grausen gedacht. Ich weiß nicht, ob ich mich dieser Geduldstortur unterziehen will :-) Jedenfalls, das wäre mir noch zu früh da zu starten, denn obendrein stelle ich fest, wenn ich die Zunge um 180° gedreht einsetze (also das zu erst ferne Ende der Zunge nun in den Kopf schiebe), dann habe ich weiterhin eine Winkelungenauigkeit, aber die die rechts angeschlagene Linie befindet sich am ferne Ende links von der links angeschlagenen Linie (Ich mag kompliziert Sachen ja gern, aber das geht an meine Grenzen :-)

Am Liebsten wäre mir, ich könnte akzeptieren, dass diese Abweichung im Toleranzbereich liegt, dann würde ich das Zeug entsorgen und gut is.

Aber ich bin da Pedders Meinung: wenn ich damit keinen Kasten bauen kann, dann taugt der Winkel nicht und die Abweichung kann dann nicht OK sein. Genauer wird es jedenfalls, wenn ich zB mit dem Maßband parallel am Anfang und am Ende des Risses messe. Spräche auch dafür den Winkel dem Schrotthändler zu überlassen.

Die Zunge ist gerade und vorne bis hinten gleich breit lt. Schiebelehre. Höchstens ein paar 1/100mm schmäler auf einer Seite.

@Wolfgang: an Schlosserwinkel musste ich zuletzt auch wieder denken, da würde mich aber eine Quelle interessieren, die verlässliche Toleranzen bietet. Die 2 Winkel, die ich zu Anfangszeiten (im Baumarkt) gekauft habe, war wir sehr ungenau. Zudem sind die Teile sauschwer.

Bleibt mir noch die Frage, ob es da bewährte Alternativen gibt…?

lg, Christof

Wolfgang L.
Beiträge: 111
Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Wolfgang L. »


Hallo Christof,

gute und preiswerte Messzeuge habe ich früher bei Schweitzer Messzeuge gekauft (keine Ahnung ob es die noch gibt - die Webseite gibt es noch, sieht aber schon lange nicht mehr aktualisiert aus)
Ansonsten auch bei Hoffmann (mit deren Eigenmarken Garant und Holex), sowie Preisser (gibts im lokalen Fachhandel oder teils auch sogar bei .... )
Genauigkeitsklasse 2 (das ist die "schlechteste lt. Norm) ist mehr als ausreichend für alles im Holzbereich.

Schwer sind die Dinger, ja das stimmt. Für den Werkzeugkoffer also nicht unbedingt das Beste. In der Werkstatt leisten sie aber sehr gute Dienste.

Frank Zimmermann
Beiträge: 162
Registriert: Do 9. Jan 2020, 15:03

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Frank Zimmermann »

[In Antwort auf #86311]
Hallo Pedder und liebe Holzwerker,

vor sehr langer Zeit habe ich mir mal (als letzten aus der Reihe) den 600 Ulmia-Winkel (Palisander-Messing- gebläuter Stahl) gekauft (ich glaube, ich habe damals 84,-DM bei der Fa. Wagner in Köln dafür bezahlt, also schon seeehr lange her).
Dummerweise hab ich erst nach seehr langer Zeit bemerkt, dass er im Gegensatz zu allen anderen in meinem Eigentum befindlichen Ulmia Winkeln eine Ungenauigkeit von fast 1,5mm auf den 60cm (innen ca.54cm) zeichnet. Ich habe ihn fast ausschließlich bei der Küchenmontage zum anreißen der queren Risse für Spüle und Kochfeld benutzt, dort immer ein rundum-Spiel von ca.4mm kakuliert und von daher lange nichts bemerkt.
Allerdings kann ich mich erinnern, dass mir einige 90° relevanten Werkstücke, bei dem ich ihn eingesetzt hatte, nicht gelungen sind und ich da ziemlich rumpfuschen mußte. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass der ach so heilige Ulmia daran schuld sein könnte!
irgendwann hab ich es dann doch geschnallt, meine Enttäuschung gegenüber Ulmia war unbeschreiblich, nahm diese Ungenauigkeit aber als gegeben hin!
Nun hatte ich irgendwo gelesen, dass man die Umia Winkel nachstellen kann.. nix weiter und im Netz auch nix gefunden!
Nach dem ich mir den Winkel genauer angesehen hatte, auf der Innen und Außenseiten der Messing-Anschlagschienen, jeweils zwei sehr kleine, längs ausgerichtete und bündig geschliffene Schlitzschraube entdeckte, dachte ich schon damit mein noch ausstehendes Aha-Erlebnis für das damals aktuelle Kalenderjahr ad acta legen zu können.
Leider ließen sich diese Schlitzschrauben, ich nehme an es handelt sich um Madenschrauben, auch mit einem genau passenden Schraubendreher mit normalem Kraftaufwand nicht bewegen.

Meine Frage: hat hier schon jemand einen Ulmia Winkel erfolgreich justiert ...und wie genau?

Mein Anliegen: unverbindliche Absolution bei eventueller Zerstörung der Schraubenschlitze, verkohlung des Palisanderholzes durch erhitzen der Messingschienen um einen Gewindekleber zu lösen.

Liebe Grüße,
Frank



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #86299]
Hallo Christof,

in D gilt DIN 875 zur Ermittlung der Winkeltoleranzen. DIN 875/2 erlaubt die größten Abweichungen, DIN 875/00 die kleinsten.

http://www.thome-praezision.de/deu/DIN875.html

Die Abweichung Deines Winkels von mehr als 0,5 mm würde nicht einmal DIN 875/2 erlauben. Er genügt somit im Istzustand nicht den Mindestanforderungen, für meine Begriffe noch nicht einmal solchen, die für die Holzbearbeitung erforderlich sind (Dein Beitrag belegt das). Für Starrett ist das sehr ungewöhnlich. Ist der mal runter gefallen?

Klaus

Reinhold

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Reinhold »

[In Antwort auf #86324]
hallo Christof,

Du schreibst:
denn obendrein stelle ich fest, wenn ich die Zunge um 180° gedreht einsetze (also das zu erst ferne Ende der Zunge nun in den Kopf schiebe), dann habe ich weiterhin eine Winkelungenauigkeit, aber die die rechts angeschlagene Linie befindet sich am ferne Ende links von der links angeschlagenen Linie


das deutet darauf hin, dass mit der Zunge etwas nicht stimmt. Hast Du mal die Nut nachgemessen, ob sie "schief" eingefräst wurde?

gruss
reinhold

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Christof »


Hallo Reinhold!

Ja, ich hab auch versucht die Nut auszumessen. Was ich schon feststellen konnte ist, dass die nut um ca. 3/10mm versetzt in der Zunge ist - also nicht ganz mittig, aber ich trau' mich nicht sagen, ob die Nut evtl. schräg und nicht gerade verläuft. Die Nut hat ja einen u-förmigen Grund und denn Messschieber kann ich da nicht genau ansetzen.
Ja, ich hab's versucht zu messen und stelle da auch eine Abweichung von 2-3/10tel fest. Aber ich glaube, die Messungen sind da von Haus aus trotz Bemühung ungenau und ich wage nicht zu Behaupten, dass das Problem dort tatsächlich zu finden ist...



Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Christof »

[In Antwort auf #86328]
Danke Wolfgang, ich werd' mich nach deinen Empfehlungen umsehen. Beim Chef des Hauses gibt es leider keine langen Stahlwinkel mit Anschlag und so ein Zimmermannswinkel mit Nachrüstanschlag wollt' ich bisher nicht als "Referenzwinkl" in die Werkstatt holen.

Christof
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Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Christof »

[In Antwort auf #86329]
Hallo Klaus!

Danke für die Info und spätestens jetzt hab' ich doch auch bestätigt bekommen, ich bin da außerhalb des Toleranzberichs. Bin ich auch schon froh über die Erkenntnis - für den Geistesfrieden wichtig. Für's Kastl-bauen halt noch nicht genug :-)

Runtergefallen ist er - soweit ich mich erinnere - nicht. Das lange Lineal hatte ich aber extra nachgekauft und anfänglich gar nicht drauf geachtet ob es OK ist oder nicht. Zuerst hatte ich dem Winkel mit langer Zunge einfach vertraut, und die Ungenaugikeit auf mein Sägen geschoben,... irgendwann aber bin ich draufgekommen, dass das Problem der Winkel ist. Ich frage mich, ob Starrett dann ein exaktes Produkt liefert wenn Kopf und Zunge im Paket gekauft werden... Evtl. weil das im Werk dann in der spezifischen Kombination feinjustiert wirde? Andererseits,... das würde die Möglichkeit eine Zunge separat zu kaufen relativ absurd führen,... nicht wahr?

Rolf Richard
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Re: Starret Kombi-Winkel - Genauigkeit

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #86299]
Spezifikationen der einzelnen Werkzeuge findet man hier:

http://www.starrett.com/metrology/metrology-products/precision-measuring-tools/squares/combination-squares#currentPage=1&displayMode=grid&itemsPerPage=24&sortBy=wp/asc

Auf das jeweilige Tool klicken und ganz unten bei den Downloads die entsprechende Masszeichnung herunterladen.

Mein eigener 300 mm langer Kombinationswinkel zeigt auf dieses Länge mit Umschlag so gut wie keine Abweichung. Getestet wurde an der Kante eines gusseisernen Maschinentischs.

Es wurde später ein satiniertes Lineal dazugekauft, weil die Ablesbarkeit der normalen Blätter schlecht ist. (Die Normalausführung würde ich nicht nochmal kaufen!) Also stammen Anschlag und Blatt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus unterschiedlichen Fertigungszeiträumen, wurden jedenfalls nicht aufeinander angestimmt.

Es gibt aber einige Gründe, warum Abweichungen auftreten können, auch wenn der Winkel in Ordnung ist:

- Klemmschraube nicht fest genug angezogen - das Lineal kann leicht kippen.

- Schmutz/Fremdkörper im Griff, wo das Linieal geklemmt wird. Beispiel: einseitig etwas Lack o.ä. auf die Führung gekommen und der Winkel wird schief.

- Die Materialkante, an der man den Anschlag anlegt ist nicht wirklich 100% gerade und das über die gesamte Länge, die der Anschlag bei der Umschlagmethode überdeckt. Jede auch kleine Abweichung überträgt sich auf das Lineal, wird bei einem 600 mm - Lineal ca. um den Faktor 5 verstärkt. (Die gezeigte Abweichung könnte durch eine Kantenungenauigkeit von je ca. 0,15 mm auf ca. 20 cm Kante entstehen.)

Gruss
Rolf

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