Alte Hobelmaschinen

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

Der Einwand ist fast richtig.

Bei den "alten" Messerwellen wurden die Messer von Klappen kraftschlüssig gehalten.
Diese Messerwellen sind seit Jahrzehnten aus gutem Grund verboten.

http://www.woodworker.de/forum/abrichte-dickenhobel-gefaehrliche-klappenmesserwelle-t74387.html

Streifenhobelmesser sind bei den "mittelalten" und auch noch aktuellen Messerwellen mit Keilleisten kraftschlüssig befestigt.
Das ist nach wie vor zulässig wenn ein paar Parameter nicht unterschritten werden.

Bei "modernen" Messerwellen sind die Messer tatsächlich formschlüssig befestigt.
http://www.dds-online.de/technik/maschinen-werkzeuge/spirale-nach-oben/

Gut Holz! Justus.



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #86207]
Hallo Christian,

worauf achten...als Erstes an den Elektroanschluß denken, nicht das die Dickte wie beim Kollegen und Sägengriffmacher Klaus Kretschmer mit dem Anlaufstrom vom 11KW ganze Ortsteile stromlos macht:-)

Gruß Dietrich

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #86212]
Hallo,

Ausserdem produzieren viele der ganz alten Schätzchen einen Höllenlärm,


Meine Hombak nicht.

Ein alter Schreiner hier um die Ecke hat noch eine alte Abrichte, die läuft auch noch minutenlang nach,


Na ja, Nachlaufen tut sie, ich habe die Zeit nicht gestoppt, aber es ist schon ein ganze Weile.

so etwas wollt ich nicht geschenkt nehmen.


Meine Maschine würdest Du geschenkt nehmen, glaub mir. Das Ding haben im Laufe von 3 Jahren mehrere Schreiner gesehen, alle haben Bauklötze gestaunt wie gut das Ding ist und was ich dafür mal bezahlt habe.

Grüße
Wolfgang

MaxS
Beiträge: 1549
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #86208]
Hi Christian.

du hast grundsätzlich nicht unrecht, die Zahl der Schnitte pro Werkstücklänge (bzw. der Zahnvorschub) ist eine wichtige Größe in Bezug auf die erzielbare Oberfläche. Meines Wissens ist die Schnittgeschwindigkeit noch auf eine andere Art und Weise wirksam - Risse (z.B. verursacht durch die ins Material eintretenden Schneiden) breiten sich mit einer gewissen Geschwindigkeit im Holz aus. Wenn die Schnittgeschwindigkeit nun höher ist als die Rissgeschwindigkeit, dann soll das Ergebnis besser werden - so wurde uns zumindest mal in einem Maschinenkurs erklärt.
Wichtig für die Oberfläche ist übrigens auch der Schneidenflugkreis (und damit der Durchmesser der Welle), weil er die Tiefe der entstandenen Täler (jeder Schnitt verursacht bei genauer Betrachtung ein Tal - sieht man gut, wenn man etwas ziemlich schnell über die Abrichte schiebt) mitbestimmt und festlegt, unter welchem Winkel das Messer aufs Werkstück trifft.
Das ist aber alles sehr theoretisches Zeug, über das man sich zwar schon mal Gedanken machen kann (es hilft beim Verständnis), aber letztlich dürfte es schon einen Grund haben, warum die meisten erwachsenen Hobelmaschinen eine Messerwelle mit um die 120mm Durchmesser haben, die bei ungefähr 5000/min dreht.

Was die Motoren betrifft: Das sind eigentlich immer Drehstrom-Asynchronmotoren, also der Standard-Motorentyp für Maschinen schlechthin. Hauptverschleißteile sind die Lager, der Rest ist - bis auf Vibrationsschäden in den Wicklungen oder Überlastung - eigentlich verschleißfrei. Der zweipolige (und damit schnellste) Typ mit knapp 3000/min ist gleichzeitig der einfachste vom Aufbau her und damit der günstigste - ganz einfach und verkürzt gesagt.

Mit einer Bäuerle, Kölle, Martin, usw. kannst du wenig falsch machen, wenn die Maschine nicht vollkommen vernachlässigt oder missbraucht wurde.
Das Aufklappen der Tische an einer 63er ADH kann übrigens ziemlich viel Kraft erfordern, Solo-Maschinen sind da viel komfortabler und haben meist auch längere Abrichttische. Noch ein paar Punkte:
- Achte auf die Vorschubgeschwindigkeit, manche ältere Maschinen sind eher auf Bauholz und damit auf Durchsatz ausgelegt, weniger auf eine perfekte Oberfläche.
- Eine genaue Anzeige der Tischhöhe kann ich sehr empfehlen - das gabs bei Kölle z.B. per Messuhr. Damit schätzt man Zehntel nicht, sondern stellt sie präzise ein.
- Schau dir die Vorschubwalzen an - die sind teils nur aus Stahl, auf der Einzugsseite sehr tief geriffelt und auf der Auszugseite glatt. Ich halte gummierte Walzen für meilenweit überlegen (ordentliche Traktion, keine Abdrücke), die können aber bei dem Alter evtl. schon gelitten haben.

Ansonsten, nachdem du ja glücklicherweise über genügend Platz verfügst: Viel Spaß mit den Maschinen, die sparen teils richtig Arbeit (z.B. falls man Leimholz herstellt) und machen auch so einfach Freude.

Beste Grüße
Max

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #86209]
Hallo,

Ich kann nur für meine alte Hombak Maschine sprechen. Umbau geht ratz-fatz, absolut kein Ding. Man muss natürlich drauf achten, dass bei Umbau zum Abrichten keine Späne auf den Tischführungen liegen, sonst stimmt die Maschine nicht mehr. Aber das ist bei allen Kombimaschinen so. Die Ausblaspistole am Kompressor liegt immer bereit. Meine Maschine ist sehr massiv gebaut und das Hobelergebnis ist klasse. Einige Profi-Tischler haben die Maschine im Laufe der Zeit gesehen, alle haben mich zu dem Ding beglückwünscht.

OK, ich will gelten lassen, dass das bei reinen Abrichthobelmaschinen die Tische oft etwas länger sind als bei Kombimaschinen, was bei langen Werkstücken Vorteile hat. Werkstücklängen bis etwa 2 Meter sind aber problemlos und 63 cm Breite schaffen echt was was weg.

Gebrauchtpreise für Kombimaschinen in dieser Größe und Leistungsklasse, liegen oft so um die 2,5 kEUR. Wenn Du etwas findest, das gut und genau ist und deutlich drunter kosten soll, kannst Du meiner Meinung nach nichts falsch machen. Im Hobbyeinsatz kriegst Du die eine solche Maschine niemals kaputt.

Ich habe es bei meiner Maschine zwar mal durch eine absolute Dusseligkeit hingekriegt, den Vorschubmotor durchzubrennen, aber der Einbau eines drehzahl- und leistungsgleichen Motors war weder Hexenwerk noch teuer. Lediglich Motorhalterung, Riemenscheibe und die Keilriemenlängen mussten etwas angepasst werden, weil der neue Motor von den Abmessungen her viel kleiner war als der alte. Das ist grundsolider, überschtlicher Maschinenbau, man kommt überall ziemlich gut ran und es ist schnell klar, was wie funktioniert. Kein Vergleich zum Motorraum aktueller Kleinwagen. ;-)

Grüße
Wolfgang

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #86212]
Hallo Michael,

ich habe eine Uralt-Dickte (ca. 1950) mit 83 cm 4-Messer-Welle und eingebauter Schärfeinrichtung. Die ist laut, ja ... und sie läuft nach. Ausserdem zieht sie einen ziemlich hohen Anlaufstrom, worauf Dietrich bereits hinwies und last not least, sie wiegt mehr als 2 Tonnen. Würde ich sie gegen etwas neueres tauschen? Nie und nimmer! Sie ist für die Ewigkeit gebaut. Nach 50 Jahren Dauerdienst in einem Massivholzbetrieb ist sie jetzt seit ca. 18 Jahren nur noch im Hobbygebrauch. Gefühlt macht sie nochmal 50 Jahre.

Die Bäuerle Abrichte ist ca. 1960 (63 cm Arbeitsbreite, 1 Tonne, Tischlänge gesamt 2,80 m auf 3,50 m verlängerbar). Auch sie läuft nach und ist laut. Na und? Wichtig ist, wie sie arbeitet. Da stellt sie viele jüngere Kolleginnen lässig in den Schatten. Die Maschinen kamen aus einer Insolvenz und kosteten jeweils 500 DM incl. reichlich Zubehör.

Man braucht natürlich den Platz und nicht nur Drehstrom sondern auch einen hohen Anschlusswert. Wenn das vorhanden ist, macht man mit alten Bäuerles, Kölles etc. nichts falsch.

Klaus

Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von Michael K. »


Hallo Klaus und Wolfgang,

wenn wir uns gegenüber säßen hätten wir die unterschiedlichen Standpunkte in 2 Minuten geklärt. Im Forum ist die Gefahr ja groß aneinander vorbeizureden. Ihr habt bestimmt ganz tolle Maschinen, mit denen Ihr präzise abrichten und dickenhobeln könnt. Ich mag solche Maschinen übrigens auch, aber ich würde sie mir trotzdem nicht in die Hobbywerkstatt stellen.
Vermutlich wäre der Threadersteller begeistert, darum geht es ja und nicht darum, ob die Maschinen für mich zweckmässig sind.

Zwei Anmerkungen dennoch:
- Absauganlage muss an die Maschinengröße angepasst sein
- Baujahr: Zwischen einer 1960 möglicherweise jahrelang fast unverändert produzierten Maschine und dem neuesten Modell Anfang der 70ziger Jahre gibt es grössere Unterschiede.
Wolfgang, Du sagtest ja schon, dass Dein Hombak nicht so laut ist, und ich nehme an, die Maschine lässt sich effizient absaugen, was auch ein Qualitätskriterium ist.
Bei älteren Maschinen, z.B. der Abrichte des Schreiners den ich erwähnte, gibt es gar keine Absaugung und er watet beim Abrichten durch die Späne. In Summe : Staub, mangelnde Trittsicherheit, unerträgliche Lautstärke. Ohne Absaugmöglichkeit bzw. Nachrüstmöglichkeit sind solche Maschinen für mich Museumsstücke.

Jeder kann seine eigenen Prioritäten setzen, wie er mag, und das ist gut so.

Grüße,

Michael K.



Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von Konrad Holzkopp »

[In Antwort auf #86214]
Guuden,

Elektroanschluß:

Bei 600mm Arbeitsbreite haben die meisten Maschinen 4 bis 5,5 KW Anschlusswert,
also sind sie mit 3x 16 Ampere ausreichend abgesichert und für haushaltsübliche
Drehstromversorgungen betreibbar.
Eine 800-er Dickte ist sehr selten und verlangt natürlich eine 3x 32 A Absicherung.
Aber auch dass sollte in den meisten Fällen mit den üblichen 3x 64 A Hausanschlüssen
machbar sein.

Ein Sanftanlauf

mit Tastensteuerung mit Bremse und Schnittstelle für die Absaugung ist sowieso zu empfehlen.
Da ist der Nachlauf auch gleich kein Prob mehr.

Vorschubswellen

aus Gummi waren ab den 1970-ern für viele Jahre ein Alleinstellungsmerkmal
des Herstellers Martin, die Wellen sollten genau geprüft werden- sie nehmen Misshandlungen sehr übel.
Sonst sind sie gerade für feine Arbeiten das A&O, zumal bei ihnen auf Gleitwalzen verzichtet werden kann.

Eine andere Variante sind Einzugswalzen als Gliederwalzen. Das ermöglicht den Einlauf von in Grenzen unterschiedlich
starken Werkstücken, genau so wie bei Gummiwellen. Mit dazu gehört ein Gliederdruckbalken auf der Einzugsseite.

Die Gliederrückschlagssicherung

ist natürlich selbstverständlich und muss einwandfrei funzen.

Der Lärm

ist mit scharfen Messern, einer entkoppelten Aufstellung, Verwendung aller Abdeckungen und Schallschutz an der Maschine und im Raum
auch in Grenzen zu halten.

Absaughauben

sollten mit im Angebotsumfang enthalten sein, sind eigentlich heutzutage Standard
Mit ein wenig Verständnis i der Blechverarbeitung ist
ein Eigenbau aber auch kein Hexenwerk.

Gut Holz! Justus.

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Alte Hobelmaschinen *MIT BILD*

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Christian,

nicht verrückt machen lassen. Als bekennender Bäuerle-Fan kann ich Dir nur zu solchen Maschinen raten.

Geringer Anlaufstrom und Motorbremse läßt sich vorzüglich mit einem Frequenzumrichter verwirklichen, und das zu erträglichen Kosten. Ich verweise mal auf meine Lösung:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/106866/sbj/frequenzumrichter-und-funkschaltung/#m_106866

Da meine Bäuerles alle einen ähnlichen Motor haben ließ sich das mit einem FU realisieren. Die mal versuchsweise angeschlossenen Absaugung hätte sicher eine andere Einstellung des FU verlangt - die lief einfach irgendwie komisch. Einziger Nachteil bei mir ist die Tatsache, daß sich die Bremszeit nach der trägsten Maschine richtet und das ist die Bandsäge. Die Kreissäge wäre ganz schnell zu bremsen und der 60er Dickenhobel auch in ca. 3 Sekunden.

Auch beim Hobelbild kann ich den Argumenten nicht so ganz folgen: Sowohl die 40-er Abrichte wie auch den Dickenhobel fahre ich mit geringerer Drehzahl. Bei der Dickte sind das ca. 30 Hz statt 50 Hz und bei dieser Drehzahl ist das Hobelbild in Eiche einwandfrei und der Lärm ist erträglich. Es braucht halt etwas länger weil der Vorschub auch langsamer ist. Nach unten ist da aber sicher eine Grenze ab der je nach Holzart ein unsauberes Bild entsteht.

Absaugung kann man mit wenig Aufwand selbst machen.
Bei der Abrichte unter der Hobelwelle ein Kasten gebaut mit Absaugstutzen. Geht prima aus Holz und Förderbandgummi.
Bei der Dickte ein Kanalrohr aufgeschnitten und über dem Auswurf befestigt. Hier meine Lösung die bestens funktioniert:



Im Deckel habe ich noch eine Reihe von Löchern gebohrt, damit auch die Späne aus der toten Ecke abgesaugt werden.

Gruß
Heinz

Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Alte Hobelmaschinen

Beitrag von Georg »

[In Antwort auf #86220]
In der ehemaligen Schreinerei meines Großonkels steht noch eine (Abricht-)Hobelmaschine aus den frühen 50ern ohne Absaugung, allerdings auf eine neue Messerwelle umgerüstet. Wenn die läuft erzeugt sie höchstens ein relativ leises, eher tieffrequentes Brummen, nicht so ein unangenehm hohes Gekreische vieler heutiger Maschinen. Insofern kann ich den Zusammenhang keine Absaugung gleich unerträgliche Lautstärke nicht nachvollziehen. Auch dass neuere Maschinen grundsätzlich leiser sind kann ich nicht bestätigen.

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