Oberflächen-Finish

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Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Oberflächen-Finish

Beitrag von Christof »


Hallo Zusammen!

Irgendwie kommt mir vor, dieses Problem wird ständig ausgeblendet. Ich bin wieder einmal auf der Suche nach einer sehr guten Methode nach dem letzten Ölauftrag eine schöne glatte Oberfläche zu bekommen. Meine Frage bezieht sich jedenfalls auf die Verwendung von Danish Oil, Leinölfirnis und sehr gerne verwende Osmo Hartwachsöl. In jedem Fall steh' ich immer wieder vor der gleichen Frage, was tun nach dem letzten (2ten oder 3ten) Ölauftrag. Die Oberfläche ist dann hübsch aber immer rau. Zwischenschliff ist nach dem ersten und ggf. 2. Auftrag gemacht, das glaube ich mach' ich in Ordnung, aber am Ende bleibt eben ein raue Oberfläche übrig. Ich gehe sicher davon aus, dass das die kleinen Partikel sind, die sich während des Trocknens auf der Oberfläche absetzen. Egal wo ich nach Antworten suche (Foren, Youtube...), dieser letzte Schritt wird praktisch immer ausgespart. Es wird gern von den feschen Oberflächen erzählt, aber nie davon, was nach dem letzten Auftrag noch gemacht wird. Heiko Rech hat mal das polieren mit Polieröl beschrieben; da hol' ich mir noch die beste Anleitung, allerdings verwende ich am Ende kein Polieröl.

Was ich gestern gemacht habe ist mit einem Festool Platin 2 S2000 und zum Vergleich auch ein S4000 Schleifpad die Oberfläche abgerieben habe. Einmal per Hand einmal mit dem Exzenterschleifer (im Polierbetrieb). Tatsächlich entsteht damit eine superglatte Oberfläche und der Abtrag ist minimal, sodass ich nicht das Gefühl habe, dass ich wieder am Holz schleife. Grüne Pads (oder Scotch Brite grüne Seite) empfand ich als zu aggressiv, ebenso wie andere graue oder braune Schleifpads - da krieg ich Kratzer auf die Oberfläche. Mit verschiedenen weißen Pads hab ich keinen erfolg; die ergaben nur minimale Verbesserungen; um damit per Hand zu arbeiten würde ewig brauchen, aber auch mit Maschine geht nix weiter. Hab's auch mit einer Bürste versucht - sinnlos. Und auch mit Stahlwolle. Stahlwolle (0000) geht in Ordnung, ist mir aber sehr unsympathisch, wegen der Stahlfussel - werd' ich nur für kleine Sachen verwenden (und wenn noch Wachs draufkommt) aber nicht für größere Flächen sagen wir über 1 m2.
Wäre noch feines Schleifpapier - höre immer wieder davon, dass mit P400 zuletzt die raue Oberfläche noch egalisiert werden kann - gebe zu, dass hab ich bisher nicht ernsthaft ausprobiert, kann aber nicht glauben, dass das nicht zu deutlichen Schleifspuren führen würde.... oder?

Wäre ich also erstmal an die Festool Pads gebunden - muss nochmal sehen, ob die wirklich kratzfrei sind, aber soweit ich verstanden habe, werden im Bereich Lackieren verwendet; sind doch eigentlich für Holzarbeiten ein Overkill?
Naja, und dann sind die für mein empfinden auch recht teuer - an die 2,50 pro Pad; okay, das ist vielleicht gemessen an den sonstigen Projektkosten vertretbar .... trotzdem, es muss doch Alternativen geben... !

Seh ich das offensichtliche nicht? Gibt es da nicht ein paar ganz verlässliche, simple Methoden, die wirklich bewährt sind ?

Vielen Dank für eure Meinungen!
Christof

MaxS
Beiträge: 1549
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von MaxS »


Hallo Christof,

ich verwende dafür ein schon etwas abgestumpftes Schleifpad, das eigentlich für den Lackzwischenschliff gedacht ist. Meine kommen von mp (gekauft bei Mipa), aber die gibt es von verschiedenen Herstellern. Das sind relativ dünne (geschätzt 4-5mm), einseitig mit Schleifkorn versehene, abwaschbare bzw. wasserfeste und relativ flexible Schaumstoffpads. Man bekommt damit keinerlei Kratzer oder schleift die Oberfläche durch, wenn man mit sehr wenig Druck arbeitet und nur wenige Male über die Oberfläche geht. Die Körnung ist leider nicht numerisch angegeben (siehe: http://master-products.com/D/Abrasives/SoftPad.html ), ich verwende "superfine" für den beschriebenen Zweck. Zum Zwischenschliff reicht "fine" auch aus. Und: Immer von Hand, eine Maschine ist da vollkommen überflüssig, weil man sowieso nur ganz wenige Male über die Oberfläche gehen muss. Dementsprechend ewig ist die Standzeit der sehr bezahlbaren Pads, sofern sie kein Sonnenlicht sehen.

Andere Produkte, die ähnlich sein dürften:
http://schleifen.3mdeutschland.de/produktkatalog/schleifmittel/schleifschwaemme-soft-pads-hand-fits/3m-soft-pads-schleifschwaemme.html
http://www.mirka.com/de/de/productview/#/29S/GOLDFLEX%20SOFT

Das funktioniert bei mir bei Hartwachsölen problemlos und zuverlässig, bei Hartölen würde ich das in der Form nicht machen bzw sehr viel vorsichtiger sein und eine noch feinere Körnung wählen. Bei Leinöl/Halböl reicht meiner Erfahrung nach ein Abreiben mit einem Lappen aus festerem (Leinen- oder Baumwoll)Stoff, idealerweise nicht gefärbt. Vorsichtig wäre ich bei grobporigen Holzarten wie Eiche oder Esche, weil sich da feinste Flusen absetzen können.

Vielleicht hilft dir das ja weiter?

Viele Grüße
Max

Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Oberflächen-Finish *MIT BILD*

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Christof,

zunächst einmal muss man unterscheiden zwischen Ölen, die eine Schicht auf dem Holz bilden und solchen, die ins Holz eindringen. Eindringende Öle können nicht poliert werden und bleiben daher auch matt. Wenn die Faser gesättigt ist, also kein Öl mehr aufnimmt bilden diese Öle durch mehrfaches, dünnes Auftragen und Überstand-abnehmen eine sehr sehr dünne Schicht auf dem Holz. Einige Hersteller nennen das dann Microschicht. Diese dünne Schicht nochmals zu schleifen oder zu polieren gelingt aber nicht wirklich. Leinölfirnis ist ein solches Öl.

Für mehr Glanz müssen zwei Bedingungen erfüllt sein:

1. Es müssen Harze oder Wachse ins Öl gemischt werden
2. Es muss eine Schicht auf dem Holz entstehen, die diesen Namen auch verdient.

Beim Hartwachsöl von Osmo sind beide Bedingungen erfüllt. Ich verwende es auch sehr gerne. Um die Ergebnisse zu verbessern kannst du folgendes versuchen:

1. Statt dem normalen Hartwachsöl von Osmo das in der Variante "Rapid" verwenden. Es trocknet schneller
2. Beim letzten Auftrag das Öl etwas verdünnen. Ich nehme dazu Schellsol-T. Etwa 10% reichen aus. Es bewirkt, dass das Öl etwas dünnflüssiger wird und besser verläuft.
3. Wirklich dünn, dafür öfter auftragen.
4. Wenn möglich mit einer feinen Rolle (Microcrater) auftragen

Wenn am Ende das Ergebnis immer noch nicht perfekt ist, kannst du mit einem sehr feinen Schleifmittel nacharbeiten. Ich verwende dazu Abralon von Mirka. Mit einer Körnung von 3000 - 4000 bekommt man einen sehr schönen Glanz. Dazu muss das Hartwachsöl aber wirklich gut durchgetrocknet sein, sonst setzt sich das Schleifmittel zu. Diese Behandlung erfordert keine Maschine. Ich mache das inzwischen fast immer, da es nur wenige Minuten dauert und die Oberfläche deutlich verbessert.

wie es der Zufall will, habe ich gerade einen kleinen Tisch entsprechend behandelt und kann das Ergebnis zeigen:



Dieses Bild soll den Glanzgrad zeigen, das ist schwierig auf ein Foto zu bekommen.


Der Glanz ist nicht speckig oder unnatürlich. Die Poren sind nicht zu sehr geschlossen, es sieht noch nach Holz und nicht nach Plastik aus. De Hirnholzkante ist mir nicht ganz gelungen, da habe ich nicht ordentlich geschliffen.

Die Vorarbeit vor dem ersten Ölauftrag sieht bei mir immer so aus, dass ich bis Korn 320 schleife, dann mit dem Staubsauger die Oberfläche stark absauge, so dass kein Staub mehr in den Holzporen sitzt. Den Zwischenschliff mache ich mit Abranet Körnung 400.

Zum angesprochenen Danish-Oil kann ich nichts beisteuern. Das habe ich lediglich einmal verwendet.

Gruß

Heiko

Alexander Frey
Beiträge: 82
Registriert: Di 29. Sep 2015, 21:33
Wohnort: Bahlingen

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von Alexander Frey »

[In Antwort auf #85174]
Hallo Christof,

ich poliere als letzten Schritt mit einer Filzscheibe auf dem Exzenterschleifer und wenigen Tropfen Clou Möbelwachs.
Das ist eine Emulsion aus Carnauba und Bienenwachs.
Damit wird die Oberfläche schön glatt und angenehm anzufassen.
Es wird dabei nicht geschliffen, sehr rauhe Oberflächen kann man dementsprechend nicht glatt bekommen.
Wahrscheinlich gehen auch andere Möbelpflege Produkte mit Wachsanteil.

Gruß
Alexander


Michael Meyer
Beiträge: 407
Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Der Tisch gefällt mir

Beitrag von Michael Meyer »


Hallo Heiko,

wunderschöne Arbeit!

LG
Michael

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #85180]
Ein in jeder Beziehung vorzeigbares Ergebnis!

Die Bögen sind super!

Gruß Horst

Markus Heinbach
Beiträge: 71
Registriert: Di 15. Nov 2016, 18:14

Re: Oberflächen-Finish *MIT BILD*

Beitrag von Markus Heinbach »

[In Antwort auf #85174]
Hallo Christof

Wenns glänzen soll und ich eine strapazierfähige Oberfläche wünsche nehme ich Hartöl. Möglichst dünne Schichten. Schicht um Schicht, bis ich mit der Schichtdicke zufrieden bin. Am Anfang 180er Schleifpapier zum Zwischenschliff, dann 240er gaaanz zart. Nach der vorletzten Schicht mit einem feinen Schleifvlies ( frag nicht welcher Hersteller, ist aus Schweizer Armeebeständen...) und dann eine letzte dünne Schicht die nach dem trocknen nur noch mit einem Baumwolltuch abgewischt wird.

So etwa sieht es bei einer Schale aus Esche aus:


Weil alle im Shabby Chic Fieber sind war eine weissliche Oberfläche am Esstisch von der Herrin des Hauses gewünscht:

(Sorry für die schlechte Bildqualität)


Dafür habe ich Titanoxid-Pigment in das Hartöl eingerührt und dann wie oben beschrieben verwendet.

Ich bin mit diesen dicken Hartöloberflächen sehr zufrieden, was die Belastbarkeit angeht. Rotwein oder andere üble Fleckenverursacher haben da bisher keine Chance gehabt. Gefallen tut es mir allerdings nicht so sehr. Eine matte geölte und gewachste Oberfläche ist mir, wenn möglich, immer lieber.

beste Grüsse,
Markus



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Danke für das Lob. *NM - Ohne Text*

Beitrag von Heiko Rech »

Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #85191]
Hallo Horst,

vielen Dank. Ich wollte aber nicht den Tread von Christof mit meinem kleinen Tisch kapern.

Gruß

Heiko

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von Christof »

[In Antwort auf #85174]
Vielen lieben Dank für eure ausführlichen Antworten! Da ist einiges für mich dabei, wo ich weiterarbeiten und mir Anleihe nehmen werde, ganz wunderbar!

@Maximilian, ja, das hilft mir weiter! Mit verschiedenen Polier- und Schleifpads der hiesigen Baumärkte bin ich nicht glücklich geworden; zum Topfe scheuern oder Rost entfernen ja, für die letzte Oberflächenbearbeitung hab ich schon aufgehört zu suchen. Ich werde deinen Empfehlungen folgen und auch versuchen.

@Heiko, danke dir auch für die ausführliche Antwort. Erstmal gut bestätigt zu bekommen, dass ein sehr feines Schleifmittel schon der richtige abschließende Schritt sein kann. Was ich nicht so gern hören wollte ist dein Hinweis, beim Ölauftrag selbst mehr Aufwand investieren sollte. Fein schleifen und gut saugen tu’ ich, aber danach kommen 2 Auftrage (mit Zwischenschliff) und ich achte nicht so sehr darauf, dass der 2. Auftrag feiner ist. Einen 3. oder 4. vermeide ich überhaupt gerne. Aber gut, ich sehe ein, dass ich das nicht aussparen soll, wenn ich dann ganz am Ende ganz penibel sein will. Ich verstehe deinen Tipp auch wirklich so, dass ein 2. oder 3. Auftrag auch deshalb sehr dünn sein soll, um eine glattere Oberfläche zu erhalten aber womöglich auch, um weniger Staubeinschlüsse wegen der kürzeren Trocknungszeit einzufangen.

(Fühle mich übrigens geehrt, wenn mein Threat wegen deines Tisches gehijacked wird ;-)

@Alexander: ein nochmaliges Polieröl oder so wollte ich vermeiden. Ich nehm deine Anregung aber auch gern auf. Wenn ich das richtig verstehe, ist das Clou Möbelwachs ja auch für die spätere Pflege gedacht. Und so gesehen bringst du mich auf den Gedanken, dass die erste Pflege damit ja in meiner Werkstatt passieren kann, wenn das Ergebnis dann noch feiner ist, dann passt mir das ins Konzept.

@Markus, danke dir auch. So wie du’s beschreibst bin ich zu keinem Ergebnis gekommen. Nur mit einem Polierpad, Baumwolle, etc. konnte ich die Rauheit der Oberfläche nicht fühlbar verbessern. Das führe ich jetzt auch darauf zurück, dass ich beim Ölauftrag eben möglicherweise zu rustikal vorgehe, du aber beschreibst, mehrere dünne Schichten aufzulegen. Irgendwann werd’ ich das mal ein einer kleinen Oberfläche test. Aber ich geb’ zu: wenn mit feinstem Schleifpad das Ergebnis erreichbar ist, bleib ich vermutlich bei dieser Abkürzung :-)

Danke euch nochmal! Ich habt’s mir g’scheit Rückenwind gegeben.

:-) Christof



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