Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Wolfgang
Beiträge: 59
Registriert: Sa 29. Mär 2014, 12:02

Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Wolfgang »


Ich habe mir ein Drechselbank aus einer ebay-Auktion ersteigert, was ich inzwischen schon wieder bereue. Die Maschine hat zwar einen Motor mit 750W, was mir ausreichend erscheint. Der Spindelkasten ist jedoch ebenso wie der Reitstock geschweißt mit 4mm Blechen für Front-Seiten und Rückwand, und im hinteren Teil mit 10mm Seitenteilen. Wenigstens hat die Spindel ein M33x3,5 Gewinde. Die Spindellager befinden sich in einem Gussteil, das an der vorderen Spindelkastenwand verschraubt ist. Das Gussteil ist auf der hinteren Spindelkastenwand zwischen zwei 4-Kanteisen „geklemmt“, die auf die hintere Spindelkastenwand geschweißt sind. Dadurch soll offensichtlich eine Vibration um die Senkrechte verringert werden. Die horizontale Schwingung wird dabei nicht berücksichtigt. Der Reitstock hat nur einen Rollkörner aber keinen MK 2. Die Spitzenhöhe ist 24cm. Das Bankbett ist aus 4-Kantrohren 4x10cm. Das Unterteil, 2A-förmige "Beine" ist natürlich auch aus 4-Kantrohren 4x8cm, und macht einen ordentlichen Eindruck. Auf das oben gekappte A ist eine 10mm dicke Platte 10x30cm zur Verschraubung mit dem Bett geschweißt. An die Füße ist unten noch ein Flacheisen zur Verschraubung am Boden geschweißt. Die kleine "Planscheibe" mit 100mm besteht aus einer Eisenplatte, auf die eine M33 Mutter aufgeschweißt ist!!! Eine Lünette ist auch dabei. Das ganze will der Verkäufer vor einem Jahr für 2500€ gekauft haben!!! Rechnung hatte er aber keine mehr...
Also, mit den 4-Kantrohren könnte ich noch leben aber wegen des Spindelkastens und der Lager mache ich mir Sorgen. Ich will vornehmlich Schüsseln drechseln, deshalb ist mir der Reitstock nicht so wichtig. Soll ich die Maschine überhaupt in Betrieb nehmen oder gleich wieder versteigern?
Aus meiner jetzigen Erfahrung kann ich nur raten, von Käufen nach dem Motto „Katze im Sack“ Abstand zu nehmen. Wenn es schon eine gebrauchte Maschine sein soll, erst ansehen, vorführen lassen, selber ausprobieren, dann entscheiden.


Gerhard
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Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Gerhard »


Hallo Wolfgang,

ich verstehe nichts von Drechselbänken, soviel vorneweg. Aber ich hatte durchaus schon öfter das Gefühl, daß da einige Maschinen durch´s Internet "kreisen".
Im Versteigern von Schrott würde ich durchaus betrügerische Absicht erkennen wollen. Wer darauf reinfällt ist sicher zu bedauern.
Das ist aber keine Entschuldigung für ein Weiterversteigern mit ähnlichen oder gleichen Angaben. Vermutlich hat der Vorbesitzer die 2500 Euro Anschaffungspreis aus dem Text der Auktion übernommen, bei der er die Bank ersteigert hat.

Viele Grüße,
Gerhard



Jürgen z.H.

Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Jürgen z.H. »


Hallo Wolfgang,

zu der Technik der Drechselbank kann ich auch nichts sagen.

Aber einiges zu diesem Auktionshaus. Es ist durchaus üblich Dinge zu kaufen unter der Prämisse "wenns Schrott ist versteigere ich es wieder". Es kommt bei mir regelmäßig vor, dass Kunden ihre Uhr nicht reparieren, sondern unrepariert wieder mitnehmen mit dem Hinweis, dass die Uhr dann eben bei e.. versteigert wird. Umgekehrt werde ich oft mit Uhren konfrontiert, die dort gekauft wurden und gelinde gesagt Schrott sind. Rate mal wo diese Uhrn wieder landen :)

Mülldeponien müssten eigentlich ein geringeres Müllaufkomen feststellen, weil mittlerweile beträchtliche Mengen Hausmüll bei e... kursieren. Am schlimmsten sind die Angebote, bei denen sich der Anbieter ahnungslos gibt was sein Angebot betrifft: Aus Nachlaß alte Uhr von meinem Vater. Ich kenne mich mit Uhren nicht aus, aber auf dem Zifferblatt steht Rolex. Viel Spaß beim Bieten!

Ich wünsche allen ein Frohes Weihnachtsfest

Jürgen

reinhold
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Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #10149]
hallo Wolfgang,

versuch mal herauszubekommen , ob der Anbieter in irgend einer Weise gewerblich ist. Dann hast Du wenigstens eine Chance, das Ding zurückzugeben und eventuell das Geld wieder zu bekommen.
Deine Beschreibung sieht doch arg nach Bastelarbeit aus. Hoffentlich hast Du nicht zu viel bezahlt.

Im Übrigen geht's mir ähnlich wie Jürgen z.H. . Da kaufen die Leute bei e-y einen sogenannten Schottischen Dudelsack und dann kommen sie zu mir und ich soll das Ding spielbar machen. Die e-y Säcke (ich meine die sch. Dudelsäcke) kommen aber aus Pakistan und sind absolut unspielbar.

Zum Weiterverkauf : es gilt als nicht sehr nett, Sachen, die man als Schrott erkannt hat, weiter zu verkaufen......ausser als Schrott.

Gruss !
reinhold

Herbert S.
Beiträge: 331
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Herbert S. »


Hallo Wolfgang
Bei einer Auktion kannst du eigentlich nur teilnehmen, wenn du die Maschine und den Hersteller kennst, mit all ihren Stärken und Schwächen.
Ich halte das so.
War am anfang auch des öfteren im Internet am schauen. Habe von dem Kauf der Maschinen aber dann immer wieder Abstand genommen.
Wenn ich mir hochwertiges Werkzeug bei dem Versteigerer ansehe, welches bei einem Neupreis von 1500.-Euro 1 Tag vor Ende der Auktion bei 1000.-Euro steht und dann für 1200 weggeht, so frage ich mich, ob sich dieses Risiko für den Käufer lohnt.
Konkret wurden neue Schraubzwingen der Fa. Bessey versteigert, welche ich 15.-Euro preiswerter bei meiner 'Firma kaufen kann.

Zu deiner Drechselbank
Nimm die Maschine in Betrieb und probiere sie aus. Bezüglich deiner Beschreibung kann ich jetzt nicht genau den Zustand der Maschine beurteilen. Bilder wären hier hilfreich.
Doch bedenke, daß mittlerweile auch viele fabrikneue Maschinen im Handel sind, welche keinen Cent wert sind.

Gruß Herbert

Dieter M.

Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Dieter M. »

[In Antwort auf #10149]
Hallo Wolfgang,

Frage: Gibt´s den ein Bild von der Maschine? ( Eventuell den e-bay-"link" ?)

Gruß Dieter M.



Wolfgang
Beiträge: 59
Registriert: Sa 29. Mär 2014, 12:02

Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Wolfgang »


Hallo, hier ist der Link zur Drechselbank mit dem geschweissten Spindelkasten:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&rd=1&item=5941530461&ssPageName=STRK:MEWN:IT

Mittlerweile bin ich noch auf andere Schwachpunkte gestossen: Das Gestell wird mit M10 Schrauben OHNE Muttern an den 4-Kantrohren, in die ein Gewinde geschnitten ist, geschraubt. Da sind wohl bloß 2 Gänge am halten...


Dieter M.

Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Dieter M. »


Hallo Wolfgang - Danke für den Link mit den Bildern, leider sind diese wenig aussagekräftig. Frage den doch mal, wo er Bank gekauft hat - diese Konstruktion erinnert an ein "Bauteile-System",. ich habe von solch einnen Bauteile-Anbieter einen aktuellen Katalog zu Hause.
Zur Untergestellverschraubung: Ich würde die Gewindegänge nachscbneiden, längere Schrauben nehmen und dann auf der Rückseite mit Muttern sichern.

Frag´den Vorbesitzer mal, woher er diese MAschine für 2500.- Euro gekauft hat.

Gruß

Dieter

Wolfgang
Beiträge: 59
Registriert: Sa 29. Mär 2014, 12:02

Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Wolfgang »


Ich habe natürlich gefragt, wo die Maschine her ist. Da kommt dann die allseits bekannte Antwort: Habe ich für einen Freund in ebay angeboten...
Da wusste ich dann schon, was mir noch blühen wird.
Naja, jetzt werde ich mir erst mal ein ordentliches 4-Backenfutter und ein Schraubfutter und zwei Drechselröhren mit 9 + 13 mm und einen Einstichstahl kaufen. Dann säge ich einen Apfelbaum aus dem Garten ab...nein ich bin in diesem Fall nicht übergeschnappt- der Baum liegt schon, vom Winde gefällt. Ausserdem habe ich noch einen Frequenzumformer im Keller liegen und damit dürfte das Springen der Maschine nicht so krass ausfallen. Vielleicht könntest du mir zu meiner Erstausrüstung Tipps geben? Wäre nett von dir.
Gruß
Wolfgang

Dieter M.

Re: Drechselbank m. geschweißten Spindelk.

Beitrag von Dieter M. »


Hallo Wolfgang:
Ich fasse mich betonz sachlich und kurz:
Tipp 1: Versuch´doch erst einmal so unvoreingenommen wie´s Dir noch möglich ist, die Maschine zu richten ( FU )und auszustatten ( Futter ).
das mit den Verschraubungen würde ich auf jeden Fall noch "verbessern" - zumindest mit selbstsichernden Kontermuttern, wenn´s denn möglich ist.
Zu den Eisen:
Kauf´dir gleich von Anfnag an nur HSS, dann ersparst du dir das widerliche Gefühl " Geld zum Fenster raus geschmissen zu haben.
Für welchen Hersteller du dich letztendlcih entscheidest, ist fast schon zweitrangig -große Unterschiede bei der HSS-Qualität gibt´s wohl weniger, eher große Preisunterschiede.
( Mein Lieblings-Beispiel:Brauche ich wirklich unbedingt an meinen Eisen teure Palisandergriffe - kann cih den damit besser Drehen als mit z.B. einfachen Eschenholzheften? - wohl kaum.Außerdem ärgere ich mich doppelt, wenn im schön lackierten Pali-griff der erste Kratzer, die erste Macke drin is.)
Ich ahndhabe das so: Wenn ich mir neue Eisen kaufe, bestelle ich sie mir lose, aber mit Standardheft. So, ist mir das Standardheft zu unangenehm, " passt es mir nicht 100%ig in die Hand,ist es zu kurz, zu dick, zu lang oder zu sonst was, drehe ich mir eins selbst - und das passt dann.
Zu den Eisen selbst:
Welche du benötigst, richtet sich in erster Linie danach, was Du zunächst / oder hauptsächlich machen möchtest: Langholzarbeiten oder Querholzarbeiten.
Letzteres beinhaltet hauptsächlich das Drehen von Gefäßen, Dosen, Schalen, Teller - wobei Dosen auch aus Langholz gemacht werden. ( Dies ist "fachmänischer" als " Querholzdosen ")
Bei Langholzarbeiten: Röhren, wie von Dir schon erwähnt, eventuell noch eine 25/30er dazu.
Zwei,drei Flachmeisel - einen 10er, einen 20er, eventuell noch einen 30er für größere Arbeiten.Einstich bzw. Abstechstahl reicht meiner Erfahrung nach eigentlich ein 5er. Es sei den, du drehst Treppensäulen.
Für´s Querholzdrehen: zusätzlich noch ein oder zwei Schalenröhren, die sind massiver gefertigt, haben auch zum Teil eine andere Form - da gibt´s unterschiedliche, auch in der Länge. Wenn die Maschine eine Spitzenweite von mind. 200 mm hat, geht´s auch mit langen Röhren und längeren Griff.Letztere haben den großen Vorteil, das man durch den längeren Hebel den auftretenden Kräfte beim Tiefenausdrehen ( hoher Werkzeugüberhang ) besser entgegen wirken kann, man kann die Röhre "feinfühliger" führen. Solch eine Röhre in Verbindung mit einer gekröpften ( gebogenen ) Handauflage ist bei sehr großen und sehr tiefen Schalen Gold wert. Die gebogene Handauflage ermöglicht einen sehr kurzen Werkzeugüberhang, weil die Auflage "in die Schale reinreicht".
Sogenannte " Spezial-Ausdrehwerkzeuge" sind etwas für extrem bauchige Gefäße und Vasen mit einer sehr kleinen Öffnung.
Auch für Stirnholz-Bearbeitung gibt´s spezielle Eisen ( Drehstähle, " Eisen" ist sozusagen " Drechsler-Mundart ", ein alter "eingeschliffener" Begriff für "wortfaule" Menschen.)
Am Besten lässt Du Dir erstmal ein paar Kataloge von diversen Händlern/Anbietern
kommen, und informierst dich über deren Angebote.
So, und falls Du noch wissen möchtest, mit welchen Drehstählen ich arbeite, gebe ich egrne Auskunft: Habe mit " Standard-Kirschenstählen" angefangen, habe in den letzten Wochen nahezu komplett auf handgeschmiedete HSS-Stähle aus dem Hause Steinert ( Gläser-Schmiede - Erzgerbirge) bei diesen Stählen ( werden lose geliefert, Hefte in versch. Größen aus Esche mit massiver Kupferzwinge ) stimmt alles: Die Schnitthaltigkeit, die Stahlqualität, und der Preis.
Es sind wirklich handgeschmiedete Stähle, was man an kleinen Maßtoleranzen auch sieht. Diese Werkzeuge sind keine auf "hochglanzpolierten" Schauwerkzeuge mit teuren Edelholtheft, sondern erstklassige Arbeits-Werkzeuge von sehr guter Qualität - Status: Sehr emppfehlenswert.
Berthold Cremer arbeitet auch mit Gläser-Werkzeugen, er wird´s bestätigen.
Vierbackenfutter:Neben Vicmarc haben sich ncoh ein paar andere Hersteller bewährt, Vic´s dürften die am meisten benützten sein.
Aber Achtung: Nicht auf alle Maschinen passen die Ablaufsicherungen der Vicmarcfutter. Ablaufsicherungen sind zwingend notwendig, wenn deine Maschine Rechts/Linkslauf hat.Ohne ablaufsicherung sind Unfälle schon fast garantiert.
Dieses kleine Teil ( sind eigentlich zwei Teile, die verschraubt werden )hindert das schwere Futter am lösen von der Spindelwelle, also am "ablaufen", wenn die Maschine im Normalbetrieb abgeschaltet wird. Die Masse des Futters inkl.des werkstückes würden/könnten ausreichen, das sich das F. löst und unkontrolliert erst auf das Maschinenbett, und dir dann evnetuell auf die
( ungesicherten ?! ) Zehen knallt.
Ohne Schaden geht sowas nie ab.

So, hoffe gedient zu haben.
Viel Erfolg und Spass, und mach´Dir mal selbst die Maschine nicht ganz so madig!

Gruß Dieter M.



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