Fügen mit Fräse

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Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Fügen mit Fräse

Beitrag von Dietrich »


Guten Abend Holzwerkergemeinde,

bei meinem aktuellen Projekt einem Stehpult/Telefonbord mit darunterliegendem Aktenschrank habe ich eine für mich neue Technik ausprobiert: einen Großteil der aus den Kirschbaumbohlen geschnittenen Leisten (35x80mm) habe ich nur abgerichtet und auf Dicke gehobelt, die Seiten habe ich sägerauh gelassen, und direckt mit dem Verleimprofil auf der Tischfräse versehen.
Ein Treppenbauer gab mir den Tipp, der bei der Herstellung von Leimholzplatten enorm die Arbeit erleichtert. Jetzt denke ich man könnte auch normale Fügearbeiten so erledigen mit dem Falzkopf.
Hat jemand aus dem Forum mit der Technik?
Gruß Dietrich

Andreas Winkler
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Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Dietrich,

das ganze funktioniert prima - solange dein Holz einigermaßen gerade ist. Ist dies nicht der Fall, macht der lange Tisch einer Abrichthobelmaschine schon Sinn. Das gleiche Problem (mit krummem Holz) hat man teilweise auch bei Vierseitenhobelmaschinen. Hier werden die Seiten auch mit (einer Art) Falzkopf abgerichtet bzw. gefügt. Ist das zu hobelnde Holz krümmer als das eigestellte abzunehmende Maß, kommt das Holz hinten wieder krumm heraus.
Du benötigst für Deine Fräse nur ein Vorsatzbrett, das vor dem Fräser um das abzurichtende Maß (z.B. 3mm) dünner ist als hinter dem Fräser. Oder einen verstellbaren Fräsbacken.
In einem Betrieb in dem ich gearbeitet habe, wurden bzw. werden kunststoffbeschichtete Spanplatten (nach dem Zuschnitt auf der Plattensäge) auf der Fräse "gefügt", um die Ausrisse loszubekommen. Das ganze funktioniert prima.

Gruß, Andreas

P.S.: Für die Fräse gibt es spezielle Fügefräser, die bis 10cm hoch sind.

Dietrich
Beiträge: 4730
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Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Dietrich »


Hallo Andreas,

auf die einzeln verstellbaren Anschläge habe ich wegen der Möglichkeit des Verleimfräsens beim Kauf geachtet. Diese Art der Bearbeitung mit dem Verleimprofil und des gleichzeitigen Fügens habe ich erstmals getestet, dabei kam mir der Gedanke das man auch den Falzkopf 100x40 dazu nehmen kann. Die von Dir genannten hohen Falzfräser auch Hobelköpfe genannt (jetzt weiß ich auch warum) sind leider sehr teuer. Ich habe jedoch einen solchen Fräser entdeckt der sogar aus Aluminium ist, und mit sehr preiswerten Vorschneiderklingen (die, die man 4 mal wenden kann) bestückt ist. Meine Bedenken: obwohl der Fräser 80mm hoch ist (eigentlich ideal) hat er nur einen Durchmesser von 62mm, und somit käme ich auf nur 28m/s Umlaufgeschwindigkeit,
bei 8500U/min, kann man so noch arbeiten, wenn man den Vorschub auf kleinste Stufe stellt was 4m/min wäre?

Gruß Dietrich

Andreas Winkler
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Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Dietrich,

theoretisch müßte man mit mechanischem Vorschub schon arbeiten können.
Handvorschub ist nicht zu empfehlen, da sind 8500 Touren zu gering (auf dem Fräser dürfte als optimaler Drehzahlbereich 10000-12000 U/min stehen), Rückschlaggefahr !!!
Praktisch kann ich es Dir nicht sagen, da müßte man ausprobieren, ob der Fräser sauber arbeitet (auch bei 4m/min Vorschub).
Von welcher Marke ist den der Fräser ? Sind diese "Vorschneider"-Wendeplattenfräser normalerweise nicht noch teurer als herkömmliche Wendeplattenfräser ?

Gruß, Andreas

Dietrich
Beiträge: 4730
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Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Dietrich »


Hallo Andreas,
also, der Fräser ist von Brück, es steht drauf das er für Fügearbeiten und zum Formfräsen nach Schablone ist. Das er für Hand und mechanischen Vorschub geeignet ist, und eine Schnittgeschwindigkeit von 40-70m/s ist angegeben. Soweit die Beschreibung!
Auf dem Fräser ist als Drehzahl 8000-12000 U/min angegeben, was ja deutlich unter der empfohlenen Schnittgeschw. liegt.
Die kleinen quadratischen Klingen sind in Spiralform angeordnet, es sind die gleichen wie wie an meinem Falzkopf die Vorschneider, die wiederum recht preiswert sind, wenn ich mich nicht irre kosteten die 12 DM der 10 Pack. Um den Fräser neu zu bestücken braucht man 12 Vorschneider.

Gruß Dietrich


Andreas Winkler
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Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Dietrich,

hab´ jetzt mal nachgerchnet - 70m/s bedeutet ca. 21000 U/min !!! Ich kenne keine übliche Fräse, die derlei Umdrehungen schafft. Laut meinem (schon etwas längeren zurückliegenden) Maschinenlehrgang liegt die optimale Schnittgeschwindigkeit so zwischen (ganz grob) 32-40m/s. Da würdest Du mit 12000 Touren dann am besten fahren (40 m/s).
Wenn auf dem Fräser ausdrücklich (!) ab 8000 U/min draufsteht, sind Deine 8500 auf jeden Fall in Ordnung, da darf dann nix passieren.
Meines Wissens liegt der Preis für zehn von den Vorschneidern eher so bei 20 EUR.

Gruß, Andreas


Dietrich
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Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Dietrich »


Hallo Andreas,

vielen Dank für die Mitteilung.

Mal sehen es ist ja bald Weihnachten:-)

Nach den Vorschneidern werd ich noch mal sehen.

Gruß Dietrich

Boris Ritscher

Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Boris Ritscher »

[In Antwort auf #424]
Hallo Andreas und Dietrich,
ich kann euch bei euren Berechnungen über Vorschub, Drehzahl, Schnittgeschwindigkeit mathematisch ja noch folgen. Aber das mit der Rückschlaggefahr verstehe ich nicht ganz. Meine Abrichte läuft doch auch nur mit 3000 U/min,(Wellendurchmesser 100 mm) und bei 3 mm Spanabnahme hat es noch nie einen Rückschlag gegeben. Warum soll dann ein Falzkopf von 100 mm mit 8000 Touren laufen ? Ich möchte meine alte Tischfräse demnächst startklar machen und muß wissen welche Drehzahlen ich brauche. Ursrünglich wollte ich es bei 4000 Umdrehungen belassen aber jetzt habt ihr mich verunsichert. Meine Falzköpfe haben 140 mm Durchmesser reichen die 4000?

Dietrich
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Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Dietrich »


Hallo Boris,

bei Deinen Falzfräsern empfehle ich Dir mindestens 6000 U/min, bei 140mm Durchmesser.
Ich lasse meinen 100mm Falzkopf mit 8500U/min laufen, nur die Verstellnuter mit 200mm laufen bei mir mit 6300U/min! Bei meinem mittlerweile erworbenem Fügefräser mit 62mm Durchmesser aber eben 80mm Höhe reichen die 8500U/min geradeso, besser wären 10000U/min:
4000U/min werden wohl auch bei den 200mm Fräsern reichen, aber bei 140mm ist es zu wenig.
Einfache Rechnung 40m/s werden von BG-Holz empfohlen, Du nimmst also die
40m/s mal 60sek.geteilt durch Fräserumfang, sind in Deinem Fall etwa 5600, was der Drehzahl entspricht, gilt für alle Fräser, ist sozusagen die Drehzahlberechnungsformel!

Gruß Dietrich


Johannes Tuschy

Re: Fügen mit Fräse

Beitrag von Johannes Tuschy »

[In Antwort auf #406]
Hallo ! Ich mach es mir einfach. Es gibt von der Holz BG einen wunderbaren Schieber zum Einstellen, wo die optimalen Drehzahlen drauf sind .
Viele Grüße Johannes Tuschy

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