Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeuge

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Manuel P.

Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeuge

Beitrag von Manuel P. »


Hallo liebe Handwerker,

Ich wollte mir japanische Stemmeisen zulegen, erst einmal eines oder zwei zum testen. Ich habe bisher keine Erfahrung mit japanischen Stemmeisen.
Im Shop von Feine Werkzeuge gibt es drei verschiedene Marken in einem Preissegment was für mich gerade noch ok ist:
- Hokusai
- Koshimitsu
- Fujikawa
Hat irgend jemand zufällig ein Eisen dieser Serien und kann etwas zur Qualität berichten?
Eigentlich wollte ich die Hokusai nehmen, bin aber aufgrund der Information bezüglich der extremen Härte (65 HRC) und dem Hinweis mit dem notwendigen Phasenwinkel von 35 Grad bei Hartholz (eher dass das hier ausdrücklich erwähnt wird, bei den anderen Eisen aber nicht) etwas verunsichert. Nicht dass sich diese Eisen dann als außergewöhnlich sensibel zeigen..

Gruß Manuel



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Manuel,
neu im Forum? dann: willkommen!

Ich habe keine japanischen Eisen, weiss aber ein bißchen was von Stahl.

Die Hokusai- Eisen haben einen Stahl mit relativ geringem Kohlenstoffgehalt (Weisser- Papier- Stahl hat über 1%), aber es ist eine sehr hohe Härte angegeben. Das erreicht man nur durch Härten mit krassem Abschrecken und hinterher nur wenig anlassen. Ich würde erwarten, dass ein solches Eisen sehr spröde ist (und die Empfehlungen hinsichtlich Fasenwinkel passen ja auch dazu).

Wenn sich niemand findet, der diese Eisen hat und Deine Bedenken zerstreut, nimm vielleicht besser was anderes.

Grüße, Friedrich



Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Manuel,...
ich bin kein Stahlspezialist, aber ich würde diese Hokusai Eisen auch nicht kaufen.
Entweder ist die Angabe mit 65 HRC (was sehr hoch ist) unrealistisch oder der Wert passt und die
sind für gewöhnliche Werkstattarbeiten untauglich.
Der höchste HRC Wert, der mir untergekommen ist war 63, aber da paßt dann auch Schnitthaltigkeit
der Eisen bei Weich- und Hartholz.
Bei japanischen Eisen gibt es mehr Mythen als bei uns Grimms Märchen,...
Eine dieser Mythen besagt, das Anker und Ankerketten von versunkenen Kriegsschiffen als Schmiedegut
benutzt werden, um hochwertige Klingen herzustellen.
Aber wer will das schon nachprüfen,...?!

LG Andreas


Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #154912]
Hallo Manuel,

Deine Beitel kenne ich nicht persönlich. Wenn sie ausbrechen, muss man halt mit einem etwas höheren Winkel nachschleifen. ICh würde das nicht überdramatisieren.

Das schöne ist bei Beiteln ja, dass man sie einzeln kaufen kann. Man kann also ein Beitel kaufen, damit probieren und dann bei Gefallen das nächste kaufen
und bei Nichtgefallen weiter verkaufen oder, sofern die Voraussetzungen erfüllt sind, an den Händler zurückgeben.

Die Beschreibungen sollen Enttäuschngen verhindern. Deshalb würde ich mir am Anfang nicht das kaufen, das nach der Beschreibung nicht zu mir passt.

Ich habe 3 japanische Eisen, 15 schwedische, 12 kanadische (da sind ein paar zuviel) und 2 MHG , 1 GF und 3 Holländische.
Alle arbeiten gut, wenn sie richtig schön scharf sind. :o)

Liebe Grüße
Pedder

Bernd Kraft
Beiträge: 73
Registriert: Di 15. Jan 2013, 22:42

Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von Bernd Kraft »

[In Antwort auf #154912]
Hallo Manuel,
auch von mir: Willkommen im Forum! Ich habe keine der drei Serien, aber gute japanische Eisen. Ich war am Anfang auch sehr vorsichtig, wegen der Hinweise auf den Seiten von Feine Werkzeuge. Ich bin dann aber im Lauf der Zeit weniger ängstlich geworden, und ich hatte noch nie einen Ausriß oder Bruch wegen Hebelns. Es gab kleine Ausbrüche, wenn ich an Ästen vorbeiwollte. Ob etwas weniger harte Eisen das besser hinbekommen hätten, weiß ich nicht, ich bin da aber eher skeptisch. Moderates Hebeln mute ich meinen Eisen inzwischen aber zu, ohne enttäuscht zu werden. Daher finde ich den Weg von Pedder sehr sinnvoll: kauf dir eines, und mache Erfahrungen. Ich vermute, es werden gute Erfahrungen werden. (Ich wohne im Köln-Bonner Raum, falls Du nahe wohnst, komm mal vorbei!)
Viele Grüße
Bernd

Alexander Frey
Beiträge: 82
Registriert: Di 29. Sep 2015, 21:33
Wohnort: Bahlingen

Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von Alexander Frey »

[In Antwort auf #154912]
Hallo Manuel,

ich setze seit Jahren die Japanischen Standard Stemmeisen ein und bin damit sehr zufrieden.
Diese können einfach geschärft werden, halten die Schärfe gut und Ausbrüche hatte ich noch nicht. Ich arbeite viel mit Eiche, Esche, Buche, Nussbaum. Eher weniger mit Nadelhölzern.
Es gibt auch noch PMV11 und HSS Stemmeisen in meiner Werkstatt. Aber die günstigen japanischen nehme ich am liebsten.
Aus meiner Sicht lohnt es hier nicht den deutlich höheren Preis für handgeschmiedete Eisen auszugeben. Die Verbesserung der Stahlqualität ist im Verhältnis zum Mehrpreis sehr gering.
Außerdem lassen sich Stemmeisen schneller und einfacher Schärfen als z.B. Hobeleisen.

Gruß
Alexander

Manuel P.

Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von Manuel P. »

[In Antwort auf #154912]
Danke für eure Beiträge. Ich habe das schon befürchtet. Evtl. werden es dann doch die Standard-Eisen. Ich finde auch 50-60€ viel zum einfach nur einmal ausprobieren..

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tobikop
Beiträge: 69
Registriert: Mi 20. Nov 2019, 15:08

Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von tobikop »


Hallo Manuel,

ich habe einen Satz japanische (war damals mittlere Preisklasse) vom anderen Versender und einen Satz MHG mit Seitenfase bis zur Spiegelseite.
Zwar verwende ich die japanischen gerne in Laubhölzern aber in Fichte hatte ich tatsächlich auch schon Ausbrüche und nutze sie dafür nicht mehr.
Die westlichen sind schon härter im nehmen. Ich hab auch ein paar vom Aldi, die ich für Baustellenarbeiten teilweise missbrauche, auch die lassen sich ebenfalls sehr scharf machen ;-)

Also ich kann deine eigentliche Frage nicht beantworten, aber kenne das "Ich würde gerne was schönes, besonderes, perfektes haben" selber gut - keine Frage gibt es tolle (und teure) Werkzeuge - ob man 50€ aufwärts für ein Stemmeisen und 300€ aufwärts für einen Hobel ausgeben muss, um ein gutes Ergebnis zu erzielen...wahrscheinlich kommts eher aufs Machen und den Menschen hinter dem Werkzeug an.
Und wenn man mal bestaunen durfte, was Handwerker in anderen Ländern oder früher mit einfachsten, teils improvisierten Mitteln zaubern/zauberten, dann hilft das, sich zu erden.

Wenn man sich was gönnen möchte, es sich leisten kann und Freude daran hat auch gut. Jeder spinnt anders.

Schöne Grüße, viel Spaß beim Werkeln!

Tobi

Malte T.
Beiträge: 35
Registriert: Sa 7. Jul 2018, 13:15

Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von Malte T. »

[In Antwort auf #154912]
Moin Manuel,
ich besitze ein Eisen von Fujikawa. Die sind ja relativ neu im Programm, daher kann ich noch keine Langzeiterfahrungen schildern. Ich wollte mal Eisen ausprobieren die etwas hochwertiger als die Japanischen Standard Stemmeisen sind (Die hatte ich vor längerer Zeit mal). Normalerweise benutze ich auch eher westliche Stemmeisen. Ich wollte aber ein besonders breites und da boten die sich an. Also ich bin bislang auf jeden Fall zufrieden. Obwohl es schon stimmt, doppelt oder dreifach so teuer heißt nicht doppelt oder dreifach so gut. Aber einen Fehler macht man mit der Marke glaube ich nicht. Letztendlich gillt wohl: Versuch macht kluch.

Beste Grüße
Malte

Sascha N.
Beiträge: 7
Registriert: Sa 20. Jun 2020, 20:52

Re: Welche japanische Stemmeisen von Feine Werkzeu

Beitrag von Sascha N. »


Hallo Manuel,

ich lese hier meistens eher still mit, aber möchte zu dem Thema mal meinen "subjektiven" Senf dazu geben.

Ich besitze einen Satz handgeschmiedete japanische Eisen mit weissem Papierstahl, verwende aber auch europäische Eisen der Marke Bahco, E.A. Berg und MHG.

Die wichtigste Frage ist, für was Du sie verwenden möchtest. Meine Japaner sind auf ca. 27 Grad geschliffen, für Stemmarbeiten in jeglicher Art von Holz empfinde ich die Schnitthaltigkeit und Schärfe etwas
höher als bei jedem anderen Eisen, dass ich besitze.
Sie gehen sehr gut ins Holz und liegen mir persönlich sehr gut in der Hand. Durch den weichen Stahl laminiert mit einer recht dünnen Schicht recht hartem Stahl
finde ich sie relativ leicht schärfbar trotz der Härte und Schnitthaltigkeit.

Allerdings verwende ich mittlerweile für Ausputzarbeiten von z.B. Schwalbenschwanzverbindungen eher meine Bahco Eisen mit ca. 25 Grad Winkel, auch diese bringe ich mit meinen Wassersteinen auf eine hohe Endschärfe und Sie
gehen durch den flacheren Winkel "angenehmer" ins Holz. In dem Punkt war ich von den Japanern echt etwas enttäuscht, aber muss aus heutiger Sicht sagen, dass sie dafür nicht konstruiert sind und es für Ausputzarbeiten
Uso Nomi (meinem Verständnis nach so etwas wie Schälbeitel) und "Dovetail Chisels usw. gibt, welche mir für diesen Zweck besser geeignet scheinen.
Ich persönlich bin ein grosser Fan von japanischen Werkzeugen und auch der ganzen Geschichte dahinter. Ich weiss aus zuverlässiger Quelle, wer meine Eisen geschmiedet hat und ich schätze das.
Ich kaufe mittlerweile eher nur ein Stück und dafür von sehr guter Qualität.
Ich bin im Moment als "Spätberufener" in der Ausbildung zum Schreiner in der Schweiz und muss sagen, das Wichtigste ist meiner Meinung nach, dass die Eisen scharf sind. Marke etc. ist zweitrangig. Ich kann mich bis heute nicht mit den
MHG anfreunden, obwohl Sie sehr empfohlen werden von Leuten mit wesentlich mehr Ahnung als ich.

Ich besitze keine Stemmeisen mit blauem Papierstahl, aber Hobel und ich finde die Endschärfe des Weissen Papierstahls etwas höher. Es gibt dort auch verschiedene Stähle, wobei scheinbar auch wichtig ist wie diese geschmiedet sind.

Es gibt einen Haufen "Voodoo" zu japanischem Werkzeug, was davon alles stimmt und was gutes Marketing ist, weiss ich nicht.
Ich mag die Philosophie dahinter und möchte meine japanischen Hobel, Anreisswerkzeuge und Eisen nicht mehr missen.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen

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