Erste Säge *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas.M
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Erste Säge *MIT BILD*

Beitrag von Thomas.M »


Hallo liebe Woodworker,

bislang habe ich nur gestaunt, was alle anderen hier zustande gebracht haben. Nun endlich habe ich es auch einmal gewagt, eine Säge zu bauen und möchte hier kurz den Prozess beschreiben. Da der an vielen Stellen sicher noch verbesserungswürdig ist, nehme ich von den Profis Anregungen und Tipps gern entgegen. Für alle anderen ist es vielleicht eine Ermunterung, es mit bescheidenen Mitteln auch einfach mal zu versuchen.
Ich habe hier außer einer Bohrmaschine und einem Winkelschleifer ausschließlich Handwerkzeuge benutzt.

Da ich mir bislang noch nicht vorstellen konnte, einen Sägerücken vernünftig herzustellen und ich mit meinen vorhandenen Rückensägen erstmal halbwegs zufrieden bin - was auf meine Fuchsschwänze nicht zu 100% zutrifft - lag es nahe, dass ich es als erstes mal mit einem selbstgebauten Fuchsschwanz probiere. Längsschnitt sollte er haben.

Mein Vater hat von einem Bekannten einige Mahagoni-Treppenstufen (vermutlich Sipo) abgestaubt. Daraus habe ich zunächst ein passendes Stück abgelängt und auf Dicke gesägt und gehobelt...





Die Vorlage habe ich mir bei Blackburn Tools heruntergeladen. Ich hatte mehrere Vorlagen von Blackburn und TGIAG nebeneinander liegen. Die Kenyon Panel Saw gefiel mir dann am besten. Auch, weil das Blatt nur mit 3 Löchern befestigt wird - je mehr Löcher desto mehr Probleme, wenn's denn nicht so genau wird, war mein Gedanke. Also Schablone drucken, ausschneiden, aufkleben...



Erstmal grob aussägen und dann mit Laubsäge die Formen ausschneiden. Da ist eine Bandsäge sicher was feines. Die ist wenigsten immer rechtwinklig zum Holz...




Danach habe ich mittels Feilen, die vorhanden waren, die Form hergestellt. Unter anderem einige etwas gröbere Metallfeilen aus dem Baumarkt, das 3er Set von Narex (was hier nicht wirklich weiterbringt, weil es einfach zu viele Ausrisse hervorbringt) und einer Schlichtfeile für Metall. Das sah dann nach dem Ölen so aus...



Die Schrauben habe ich - dank Tipp von Pedder - aus Edelstahl-Schlossschrauben und Schlitzmuttern selbst hergestellt. Schraube in die Bohrmaschine mit Bohrständer eingespannt und runtergefeilt. Das frisst bei Edelstahl ganz schön die Feilen. Hat da jemand einen Tipp, wie es mit einfachen Mitteln besser geht? Oder gibt es spezielle Feilen für Edelstahl?
Die Schlossschrauben habe ich danach auf einen Holzblock geschraubt und die Köpfe gerade gefeilt. Erstmal zumindest halbwegs gerade, weil die Bohrlöcher in meiner Halterung mit der händischen Ständerbohrmaschine nicht 100%ig rechtwinklig geworden sind.





Die Löcher für den Griff habe ich anders als die Kollegen hier im Forum mittels 11mm Forstnerbohrer gebohrt. Also erst mit 2,5mm (oder 3mm?) Bohrer ein Durchgangsloch. Dann mit 11mm Forstnerbohrer gesenkt und letztlich mit 6mm durchgebohrt. Das ist ebenfalls wegen der nicht ganz rechtwinkligen Ständerbohrmaschine ein bisschen schwierig geworden, passte mit etwas pfuschen dann aber.

Das Sägeblatt habe ich mangels Blechschere mit Winkelschleifer ausgeschnitten. Das ganze in mehreren Durchgängen damit das Material nicht zu heiß wird. Das geht super, aber verschleißt die Trennscheibe sehr schnell. Das Sägeblatt ist übrigens 0,9mm gekauft von H+S Folien. Da kann ich noch ein paar Fuchsschwänze von machen...




Die Löcher im Sägeblatt habe ich nicht, wie Mario durch die vorhandenen Löcher im Griff gebohrt. Das war mir irgendwie zu heiß, weil die eh schon etwas huddelig waren. Außerdem habe ich keine vernünftige Auflagefläche um die Ständerbohrmaschine. Ich habe den Griff aufgesteckt und versucht, nach Augenmaß halbwegs mittig zu markieren. Das Bohren war dann kein Problem - hatte ich mir bei dem harten Blech schwieriger vorgestellt. Dann wurde das ganze montiert.
Am Ende dann noch die Bezahnung mit 10 PPI. Die Vorlage habe ich von norsewoodsmith (norsewoodsmith.com/files/file/saw-filing-templates.pdf). Hat da jemand eine bessere Methode, als die Vorlage mit "Prittstift" auf das Blech zu kleben. Ich hatte da vorhin dann nachdem ich das Blatt eine Woche mit der aufgeklebten Vorlage liegen hatte, schon erste Korrosionsstellen. Vielleicht beim nächsten mal früher abziehen.
Ich weiß. Die Kluppe sieht aus, wie der "letzte Versuch". Die ist nun schon mehrmals optimiert worden und funktioniert nun halbwegs. Da muss ich irgendwann nochmal ran. Aber mit Handwerkzeugen ist mir das einfach zu mühsam und ungenau...



3 Feilen hat das ganze letztlich verschlungen. Ich habe sie aber auch jeweils bis zum letzten gequält und hätte es sicher einfacher gehabt, wenn ich doch noch 1-2 Feilen mehr benutzt hätte...








Ganz exakt sind die Zähne leider nicht geworden. Sie rattert etwas beim zurückziehen. Das muss ich mal beobachten. Aber ich wollte die Bezahnung nun nicht nochmal komplett neu machen. Hat da jemand ein paar Tipps, wie man da mit der Bezahnung noch genauer sein kann?
Letztlich bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Der Griff ist übrigens mit einer Mischung aus Tungöl und Leinölfirnis mit Orangenöl behandelt. Am Ende noch gewachst.

Vielen Dank bis hierhin erstmal für's lesen. Das soll's jetzt erstmal gewesen sein - ist ja doch recht umfangreich geworden. Ich bin sehr gespannt auf eure Rückmeldungen, Kritik und Anregungen.

Besten Gruß
Thomas


Pedder
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Re: Erste Säge

Beitrag von Pedder »


Hallo Thomas,

die ist ganz toll geworden, für eine erste Säge und dann auch noch ohne Strom perfekt!

Dieses Rattern kommt nach meinem EIndruck eher von zuviel Schränkung als von ungleichmäßigen Zähnen.
Bad Axe, Marj Harrell "spannt" seine Fuchsschwänze in dem er mit dem Hammer eine Linie zieht.
Ich habe mich das noch nicht getraut, aber wenn irgendwann mal eine Säge bei mir rattert, werde ich das auch testen.

bad Axe ist leider ein facebooker: https://www.facebook.com/watch/?v=10160144921210104

Liebe Grüße
Pedder

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Thomas.M
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Re: Erste Säge

Beitrag von Thomas.M »


Hallo Pedder,

Danke erstmal für die netten Worte.

Dass es wohl nicht die ungleichmäßigen Zähne sind, beruhigt mich erstmal. Das lässt sich ja dann korrigieren.
Du meinst also, wenn ich in der im Video gezeigten Weise die Säge spanne, geht die Schränkung leicht zurück? Es ginge also nicht, die Zähne "einfach" zurückzubiegen?

Wie viel Schränkung würdest Du bei einem Längsschnitt-Fuchsschwanz mit 10 PPI empfehlen?

Gruß Thomas

Pedder
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Re: Erste Säge

Beitrag von Pedder »


Hallo Thomas,

mit diesem Hämmern soll das Blech an der der Steller also auf der Linie gestreckt werden. So soll es biegesteifer sein. Das sollte auch gegen dieses Rattern helfen. Vielleicht.

Schränkung? Zwei bis drei Lagen Tesafilm. Neben die Zähne Kleben und auf einer Feinsteinzeugfliese beischleifen mit einem harten Stein.

Liebe GRüße
Pedder

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Mario Zimmermann
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Re: Erste Säge

Beitrag von Mario Zimmermann »

[In Antwort auf #154616]
Hallo Thomas,

sehr schön geworden, Glückwunsch!
Wie man sieht, führen immer mehrere Wege zum Ziel.

Jetzt bist du auch infiziert und das wird nicht deine letzte Säge sein.
Ich habe mittlerweile auch meine zweite fertiggestellt.

Viele Grüße
Mario

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Thomas.M
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Re: Erste Säge

Beitrag von Thomas.M »


Hallo Mario,

vielen Dank! Nicht nur für die lobenden Worte sondern auch für deine Ratschläge und Tipps, die mir neben den vielen Beiträgen hier im Forum ebenfalls sehr weitergeholfen haben :-)

Besten Gruß
Thomas

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Thomas.M
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Ich bin gespannt auf deine nächste Säge ;-) *NM - Ohne Text*

Beitrag von Thomas.M »

MarkusB
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Re: Erste Säge

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #154616]
Hallo Thomas,

das ist eine sehr schöne Säge geworden.
Optisch wirklich toll geworden.
Griffform und -farbe gefallen mir sehr gut.

Die Schrauben kann man sicherlich an allem, was sich schnell dreht, "abspanen": Doppelschleifer, Bandschleifer, Flex usw.

Was mir als erstes aufgefallen ist: So große Fuchsschwänze haben meistens eine Verjüngung in der Höhe, die kurvenförmig verläuft.
Deiner ist am Ende sehr hoch. Leider hast du keine Angabe zur Länge gemacht, aber ich vermute mal, dass der FS über 80 cm lang ist.

Ich weiß nicht genau, was du mit "rattern" meinst.
Meine großen Fuchsschwänze neigen dazu, beim schnellen Sägen auf dem Rückweg mit dem Ende hin- und herzuwedeln.
Der etwas längere LS-FS deutlich mehr als de QS-FS
Ungleichmäßige Sägegeschwindigkeit und eine schaukelnde Sägebewegung ist mein mäßig wirkendes Rezept.

Was mich an deiner Säge aber total stutzig macht ist die für die große Länge erstaunlich kleine Teilung, zumal es sich um eine Säge für LS handelt.
10 ppi entsprechen einer Teilung (Zahnabstand) von 25,4 / 9 = 2,8, meines Erachtens viel zu klein für eine so große Säge.
Bei tieferen Schnitten müssten sich die Zahntäler zu schnell füllen, so dass sie nichts mehr abtragen können.
Mein größter FS ist 63 cm lang, Blattdicke ist 0,95 mm und er hat eine Teilung von 4,0.

Viele Grüße

Markus

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Thomas.M
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Re: Erste Säge

Beitrag von Thomas.M »


Hallo Markus,

freut mich, dass die Säge gefällt. Danke für die lieben Worte. Ich mag den Griff auch, obwohl Mahagoni gar nicht so verbreitet ist. Es wird aber vielleicht auch schnell langweilig...
Du hast natürlich recht. Die Länge habe ich ganz vergessen, anzugeben. Die Säge ist 60cm lang. Das täscht wahrscheinlich etwas wegen der Perspektive der Bilder. Vielleicht ist die in dieser Hinsicht unglücklich gewählt. Die Länge finde ich super, weil sie nicht zu sperrig ist. 80cm wären ziemlich heftig für eine kleine Werkstatt.

Die Zahnteilung von 10 PPI würde ich sagen, sind schon die oberste Grenze für einen Fuchsschwanz mit Längsschnittbezahnung. Wahrscheinlich kommt es auch etwas darauf an, was für ein Holz man sägt, ob er stopft oder nicht. Ich habe ein Stück Buche längs aufgesägt und hatte nicht den Eindruck, dass es wesentlich schlechter und/oder langsamer ging als mit meiner Disston mit 8 PPI. Vielleicht werde ich mich noch ärgern...
Das war jetzt einfach ein Versuch, weil ich größere Zahnteilungen in meinen vorhandenen Sägen schon habe und das mal ausprobieren wollte. Ich hätte auch 9 PPI nehmen können, aber ich dachte: "Wenn dann richtig..."
Und da mit größerer Zahnteilung Ungenauigkeiten beim Feilen mehr ins Gewicht fallen, bin ich ganz froh, dass ich 10 PPI genommen habe, weil das an manchen Stellen nicht so toll geworden ist und ich da noch etwas Übung gebrauchen kann.

Mit dem Rattern meine ich in der Tat das von dir beschriebene hin- und herwedeln beim Zurückziehen. Ich werde mal schauen, ob es mit weniger Schränkung und mehr Spannung besser wird. Meine Erfahrung zeigt - wie bei dir - dass das Problem eher bei Längsschnitten auftritt. Die große Disston macht das mitunter auch. Daher dachte ich bislang immer, dass auch ein etwas krummes Sägeblatt dafür verantwortlich ist...scheint zumindest nicht der einzige Grund zu sein.
Den Tipp mit den ungleichmäßigen Bewegungen finde ich interessant. Eigentlich ist ja die Bestrebung immer das Gegenteil. Vielleicht probiere ich es mal aus.

Die Verjüngung, ja...stimmt. Hätte man machen können. Ist aber eher Zufall bzw. Pragmatik, dass sie nun so geworden ist, weil ich froh war, dass ich das Blatt überhaupt zurechtgeschnitten bekommen habe ohne Blechtschere. Die Form ist zwar so vielleicht etwas ungewohnt, aber ich finde es auf eine gewisse Art auch eher modern, weil es sehr geradlinig ist, aber natürlich nicht so "filigran" (wenn man das bei so großen Sägen überhaupt so bezeichnen kann). Pedders Panel Saws haben auch keinen Bogen im Rücken und ich finde die Form sehr schön. Aber vielleicht kommen auch irgendwann mal noch Fuchsschwänze, die mir anders besser gefallen.

Das mit dem "abspanen" der Schrauben ist ein guter Tipp. Vielleicht kann ich es beim nächsten mal am Doppelschleifer ausprobieren. Mein Gedanke war, dass ich die Schraube an sich auf jeden Fall in der Bohrmaschine drehen lassen wollte, damit der Kopf zu 100% rund wird und bleibt. Ich wüsste nicht, wie man das sonst ohne weiteren Aufwand hinkriegen würde. Wahrscheinlich müsste man das am Doppelschleifer und Flex ebenso machen oder was meinst du?
Meinst du, die Schleifscheiben vom Doppelschleifer sind da haltbarer? Wie gesagt, die Feilen sind jetzt ziemlich fertig...für Holz reicht es noch, aber Edelstahl eher nicht.

Danke für die Anregungen!
Besten Gruß
Thomas

MarkusB
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Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Erste Säge

Beitrag von MarkusB »


Hallo Thomas,

rund sind die Schrauben doch sowieso, oder?
Du schleifst den Kopf doch soweit runter, bis der Schlitz weg ist, oder?
Und dann sägst oder feilst du den Vierkantschaft...?
Ich würde das Runterschleifen des Kopfes wahrscheinlich an der Seitewand des Doppelschleifers probieren.
Mit dessen Schleifsteine wird doch alles möglich an Stahl geschliffen und Edelstahlschrauben halte ich für deutlich weicher als zum Beipiel ein PM-V11 Eisen.
Ich kenne mich da aber auch überhaupt nicht aus.

Zur Zahnteilung.
Ich kenne das so:
Bei einer großen Sägetiefe nimmt man eine große Säge mit großer Zahnteilung, da die Zähne wegen des langen Sägeweges mehr Raum für die Späne bereitstellen müssen.
Wenn der Zahnzwischenraum voll ist, kann der Zahn nicht mehr Holz abtragen, die Kraft für den Vorschub wäre umsonst.
Ich vermute, dass deine neue Säge bei dickerem Holz länger braucht also eine Säge mit größerer Teilung.
Der Schnitt wird aber dafür sauberer sein.
Vielleicht kommt die Säge aber deiner Art zu sägen und vor allem was du sägst sehr entgegen.
Wie du es schon andeutest, vielleicht wirst du dich ärgern, vielleicht aber auch nicht.
Versuch macht kluch. :-)

Ich glaube nicht, dass "unser" Rattern zu vermeiden ist.
Ist. m. E. systembedingt und hat nichts mit der Schränkung oder ungleichmäßigen Zähnen zu tun.
Aber vielleicht hat ja hier jemand andere Erfahrungen...

Viele Grüße

Markus


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