Schrupphobeleisen mit Spanbrecher *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Martin Graf
Beiträge: 194
Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen *MIT BILD*

Beitrag von Martin Graf »

[In Antwort auf #152126]
Liebe Holzwerker,
ich möchte das Thema noch einmal aufwärmen, weil die Ausgangsfrage in meinen Augen nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnte. In einem Konvolut Handwerkzeuge, dem ich nicht widerstehen konnte, war auch ein Schrupphobel von Ulmia mit originalem Hobeleisen dabei. Beim Zerlegen musste ich feststellen, dass dieser ein Doppeleisen, d. h. Eisen mit Klappe/Spanbrecher/Spanstaucher besitzt. Hier ein paar Fotos von dem Hobel:






Wie in der Diskussion schon einmal gezeigt, gibt es alte Kataloge, die belegen, dass tatsächlich Schrupphobel in dieser Konfiguration angeboten wurden. Weil die alten Links nicht mehr funktionieren, füge ich mal ein paar aktuelle ein (Dank an Wolfgang Jordan!):
https://kataloge.holzwerken.de/index.html?name=ott_georg&lfdnr=2#&gid=1&pid=14
https://kataloge.holzwerken.de/index.html?name=ott_friedrich&lfdnr=2#&gid=1&pid=9
https://kataloge.holzwerken.de/emmerich_ce/001/bg_05_Seite_08.jpg

Kann inzwischen jemand sagen, wofür diese spezielle Konfiguration angeboten wurde? Für welche besondere Aufgabe waren diese Hobel gedacht?
In den ersten beiden Katalogen (von 1937 und 1940) werden Schrupphobel in mehreren Ausführungen angeboten, im letzten Katalog von 1952 werden nur noch die "Doppelschropphobeleisen" aber nicht mehr die kompletten Hobel mit diesen Eisen angeboten. Ich vermute deshalb, dass diese Variante in dieser Zeitspanne vom Markt verschwand. Was hat sich da in der Arbeitsweise verändert?
Wer viel Material abtragen will, der verwendet einen Schrupphobel mit Einfacheisen und glättet danach zunächst mit dem Schlichthobel, so dass die tiefen Furchen aber auch die Ausrisse weitgehend verschwinden, die der Schrupphobel hinterlassen hat, oder?
Ich muss es erst noch ausprobieren, aber ich vermute, dass sich mit dem Doppel-Schrupphobel nicht so dicke Späne abtragen lassen werden und die Klappe wird zusätzlich Kraft erfordern. Trotzdem hat das Eisen die identische Rundung (Radius), wird also auch recht ordentliche Furchen hinterlassen. Was ist der Vorteil, wenn man die gesamte Bearbeitung vom Schnittholz zum fertigen Brett betrachtet?
Vielleicht kann ja jemand von Euch neue Ideen oder auch "die Lösung" beisteuern?

Gruß
Martin

David
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Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von David »


Hallo Martin,

was ich mir noch vorstellen kann ist so einen Hobel zur Oberflächenbearbeitung zu verwenden, also wenn die finale Oberfläche Riefen aufweisen soll. Das habe ich mit einem regulären Schrupphobel schon mal gemacht, aber möglicherweise ergibt sich noch ein saubereres Bild mit der Klappe.

VG,
David

Horst Entenmann
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Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Martin,

Ich habe einmal gesehen, daß man früher nicht unbedingt die Rückseite von Brettern verputzt hat, sondern die Spuren vom Schruppen einfach draufgelassen hat.
Mit einem Doppeleisen gibt das vielleicht eine feinere Oberfläche.
Oder man hatte das evtl. als Zwischenstufe. Also erst mit Einfacheisen grob geschruppt, dann mit dem Doppeleisen feiner geschruppt, dann mit dem Schlichthobel eingeebnet und mit dem Putzhobel verfeinert?

Heute ist das schwer zu sagen, wenn man nicht mal genau weiß für welchen Arbeitsgang der jeweilige Hobel verwendet wurde.

Gruß Horst

Andreas Ranogajec
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Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von Andreas Ranogajec »

[In Antwort auf #154558]
Hallo,...
ich kanns nicht verhehlen, denn ich hab das anfäglich für einen Irrtum gehalten, dass Schropphobel mit Spanbrecher
existieren. Ich bin jetzt eines Besseren belehrt!
Nach der Erklärung dafür hab ich auch gesucht, weil es eigentlich unlogisch erscheint.
Eine mögliche Erklärung könnte man auf Wolfgangs Seite finden...
https://www.holzwerken.de/werkzeug/hobel.phtml
Bei der Beschreibung zur Funktion des Doppeleisens - Zitat:
"Die nunmehr auf dem Schlichteisen angebrachte Klappe erfüllte ihren Zweck nicht allein als Spankrümmer, sondern wurde auch Spanbrecher,
d. h. sie brach den Span im Augenblick des Entstehens und verhütete so, besonders bei wiederspänigem Holz ein EINREISSEN IN DER RICHTUNG DER HOLZFASER. "
Da ich weiß, dass beim Schroppen mit der Holzfaser das Holz zum starken Einreissen neigt und ich deshalb aus diesem Grunde immer diagonal schroppe, könnte das für
mich eine mögliche Erklärung für das "System" Doppeleisenschropphobel sein. Einfach gesagt, könnte der Spanbrecher das Schroppen IN Holzfaserrichtung ermöglichen.
Dazu dürfte das Hobelmaul aber nicht allzuweit sein und das Eisen nicht allzu stark aus dem Hobelmaul rausschauen...

BGrüße
Andreas

Martin Graf
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Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von Martin Graf »


Danke Andreas für diese Erklärung.
Aber warum sollte man in Faserrichtung schruppen, wenn es doch quer zur Faser besser, dh mit mehr Abtrag und weniger Ausrissen, geht? Und den Schlichthobel hätte man sich wahrscheinlich auch nicht damit gespart.
Bitte nicht falsch verstehen - ich weiß es ja nicht und suche nach allen möglichen Erklärungen. Wenn es für mich keine überzeugende Antwort geben sollte, dann müsste ich mich halt leider von dem schönen Hobel wieder trennen müssen ;-)
LG
Martin

Martin Graf
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Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von Martin Graf »

[In Antwort auf #154559]
Hallo David,
das wäre sicherlich eine mögliche Anwendung, die ich auch mal ausprobieren möchte. Aber ich glaube nicht, dass zu den Zeiten, als diese Hobel neu angeboten wurden, solche strukturierten Oberflächen gewünscht waren.

LG
Martin

Martin Graf
Beiträge: 194
Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von Martin Graf »

[In Antwort auf #154560]
Hallo Horst,
danke für diese Vorschläge. Den ersten könnte ich schon nachvollziehen, beim zweiten bin ich skeptischer, denn es ging schon um Effizienz und ob man da einen zusätzlichen Bearbeitungsschritt eingefügt hat?
Lass uns mal weiter Ideen sammeln, vielleicht meldet sich ja noch ein alter Hase!

LG
Martin

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von Andreas Ranogajec »

[In Antwort auf #154562]
Hallo Martin,...
ja, wenn ich eine zufriedenstellende Antwort parat hätte, dann könnte ich das auch expliziter erklären.
(M)eine Vermutung geht dahin, dass wahrscheinlich vor dem Schlichten der Schropphobel mit Doppeleisen
mit geringerer Messertiefe zum Einsatz kam, um die groben Rillen "wegzuhobeln".
Je größer die Rillentiefe, desto mehr muß man wegschlichten, was mit einem breiteren Eisen schwerer ist,
als mit einem Schropphobeleisen.
Wie bei manch anderem Handwerkzeug hat wahrscheinlich der Einsatz von Hobelmaschinen den Doppeleisen-
schropphobel verdrängt.

Beste Grüße
Andreas
PS: So ein Eisen hab ich auch in 29mm Breite. Sollte ich mal ausprobieren, vll. bin ich dann schlauer...


Michael_W
Beiträge: 2
Registriert: Sa 31. Jul 2021, 22:14

Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von Michael_W »

[In Antwort auf #154562]
Hallo Martin,
falls es wirklich so sein sollte, dass Du Dich von dem Hobel trennen wolltest, wenn keine zufriedenstellende Antwort auftaucht, lass es mich wissen. Habe zwei Schrupphobelmesser mit verschiedenen Rundungen für grob und fein und schätze diese Möglichkeiten. Besonders bei Lärche (mein Favorit) und anderen 'eigenwilligen' Hölzern, sehe ich einen Gewinn mit der Klappe, da es das Anwendungsspektrum wie genannt erweitert, auch in Faserrichtung schruppen zu können.
LG
Michael

Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Re: Wozu Schrupphobel mit Doppeleisen

Beitrag von Jakob »

[In Antwort auf #154562]
wenn man Brettkanten hobelt.
Insbesondere mit hoher Spanabnahme weil man sich die Säge sparen möchte um das Brett auf Breite zu dimensionieren. Ist nun ein Ast in der Nähe der Kante gibt es leicht tiefe Ausrisse.

Grüße Jakob

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