Bezahnungslänge an Handsägen *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Bezahnungslänge an Handsägen *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo,

Angestoßen durch einige im Forum vorgestellte Sägen- bzw. Schärfprojekte, habe ich mir (wir haben doch alle mehr Zeit jetzt) Gedanken gemacht um eine zweckmäßigere Gestaltung von zu schärfenden Sägen. Nein, diesmal nicht die Griffe, sondern das Blatt.
Frage: Warum haben viele Sägen eine Bezahnung, wo man sie gar nicht benutzt? Und warum soll man die schärfen?
Um das mal an ein paar Beispielen aus meiner Werkstatt zu verdeutlichen:



Oben: Fuchsschwanz (Disston)
Die Bezahnung erstreckt sich bis unter den Griff. Was soll das? Praktisch kann man mit diesen Zähnen gar nicht sägen, schon weil meistens der Griff mit dem Werkstück kollidieren würde, Außerdem drückt die Handkraft die Zähne steil herunter ins Holz (s. weißerPfeil mit Kraft F), das geht nicht. Also benutzt man die letzten 50 oder 100 mm der Bezahnung gar nicht, ich jedenfalls mache das. Aber ich schärfe die ganze Länge des Blattes! Und habe bei einigen Sägen auch noch Probleme, es beim Feilen dieser überflüssige Zähne zu spannen.
Die Zähne am hinteren Ende des Blattes solcher Fuchsschwänze sind nichts als folkloristische Deko. Nützen nichts, aber machen immer wieder Arbeit (beim Schärfen). Eigentlich könnte man das Blatt dort abschneiden (schwarze gestrichelte Linie). Weil das ungewohnt aussieht, werde ich es erst einmal nicht tun.

Mitte: Rückensäge (Spear & Jackson, Griff von Klaus).
Ähnlich, wenn auch nicht so krass. Es gibt ja Rückensägen mit einer schüchtern abgeschnittenen kleinen Blattecke, aber auch da da könnte man viel rabiater sein.

Unten: Feinsäge (William Greaves, Griff Eigenbau)
Bei Feinsägen ( denen mit den gedrechselten Griffen) sind dagegen die Verhältnisse offensichtlich günstiger.

Ich werde zukünftig beim Schärfen zwar die ganze Blattlänge abrichten, aber bei den größeren Rückensägen und den Fuchsschwänzen nur noch den genutzten Teil der Bezahnung ausfeilen ( bis zu einer mit Funkenschreiber angebrachten Markierung). Mal sehen, wie sich das bewährt. Das Abschneiden nutzloser Teile des Blattes wäre dann der nächste Schritt.

Was haltet Ihr davon?

Friedrich

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Rafael »


Hallo Friedrich

In der Sache an sich stimme dir zu.
Die ganze Länge abrichten, aber hinten die Zähne nicht mehr schärfen, das leuchtet ein. Das werde ich in Zukunft wohl auch so machen.
Das Blatt hinten absägen - hmmmm, nein, so weit gehe ich nicht.

Gruß,
Rafael

Sebastian51
Beiträge: 167
Registriert: Fr 20. Jul 2018, 09:22

Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Sebastian51 »


Bei einer Rückensäge benutze ich beim Sägen von Nuten die ganze Säge. Die würde ich nicht verändern. Bei den teureren Sägen, die ich kenne ist ein Teil (5 cm) der Zähne weniger aggresiv geneigt, damit man die Säge leichter starten kann. Das könntest Du ja bei Deinem Fuchsschwanz auch so machen. Der wenig benutzte Bereich dient nur dazu den Schnitt zu starten.

Viele Grüße

Sebastian

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Rafael »


Hallo Sebastian

Wenn ich das Sägen gerade starte, so mache ich das fast immer an dem vorderen Ende der Säge.
Es kommt mir so vor, als ob es ziemlich schwierig wäre die Kraft feinfühlig genug zu dosieren, wenn man mit dem hinteren Ende Starten sollte.
Ausserdem mache ich das so, dass ich eine lange Bewegung ausführe, sowie die Säge nach den ersten Bewegungen schon gut im Holz "sitzt".
Bei deiner Methode müßte man mit dem hinteren Ende einige sanfte Bewegungen ausführen um schon eine kleine Nut zu erzeugen und dann erst die Säge nach hinten ziehen um den ersten richtigen Sägeschnitt zu machen.
Ich habe von Sägen gehört, die für das "Starten" eine abgeschwächte Zahngeometrie haben, aber das war immer vorne am Sägeblatt.

Rafael

Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo
Ich kann mich nicht mehr erinnern WO ich es war, aber hatte schon eine Säge in der Hand bei der ca 5 cm hinten ohne Zähne war.
Für die Optik eventuell auch eine Überlegung

Gruß Wolfgang

Sascha Hien
Beiträge: 17
Registriert: Fr 8. Jan 2021, 06:46

Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Sascha Hien »

[In Antwort auf #154509]
Hallo Friedrich,

ich denke man hat die Sägen früher für die Serienproduktion einfach so ausgelegt, damit die Herstellung günstig bleibt. Andere Gründe fallen mir nicht ein. Die Japansägen haben hier den Vorteil, dass die gesamte Blattlänge bestens genutzt werden kann. In deinen Überlegungen bin ich voll bei dir. Gerade wenn man viel sägt und viel schärft macht sich das dann schon bemerkbar.

Noch eine Frage zu deinen Disston Fuchsschwanz: Welche Bezahnung hast du hier angebracht? Ich habe einen D20. Ich habe eine Teilung von 2,6 mm rausgemessen. Mir erscheint die ein wenig sehr fein. Was meinst du? Hab deine Schärfanleitung fast durch und fang die Woche mit dem D20 an.

Sonnigst ... Sascha

Pedder
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Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #154509]
Hallo Friedrich,

die Bezahnung ging einfach durch, gestanzt und mit sehr wenigen Stößen geschärft.
Wenn man wie wir mit der Feile bezahnt und ausfeilt tatsächlich überflüssig.
Ich habe da manchmal drüber nachgedacht, wenn ich einen großen Fuchsschwanz bezahkt habe.
Bei kleinen Sägen finde ich das nicht so wild.

Was hälst Du von der Sägenform? https://hyvelbenk.files.wordpress.com/2014/03/p7c5900.jpg?w=768&h=330 (Bild habe ich nicht gemacht, daher nur ein link)

Muss ja nicht so verziert sein, wie aus dem 17. Jahrhundert.

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Sascha,
die gezeigte D8 hat ein mit "8" gestempeltes Blatt, das sind ppi und somit beträgt die Teilung 25.4 / 7 = 3,63 mm (ist auch so). Das ist für ein Querschnittblatt durchaus gängig. Deine Teilung ist ziemlich genau 25,4 / 10, das wäre also 11 ppi. Ich glaube, bis 12 ppi war üblich. Wenn man einen feinen Schnitt haben will, ist Deine Zahnteilung nicht schlecht. Nur beim Schärfen ist man gestraft.

Grüße, Friedrich

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Pedder,

Na ja, für das Stanzen der Zähne ist es nicht so gravierend. Trotzden, in einer Massenproduktion (und Fuchsschwänze waren das ja mal) kommt da schon was zusammen. Aber die Einsicht, dass Bearbeitungsvorgänge die keinerlei Nutzwert haben zu unterlassen sind, hat sich ja noch nicht einmal heute bei allen Konstrukteuren rumgesprochen.

Zu der urigen Säge in dem Link: Die ist (als Fuchsschwanzersatz) nicht gut. Nicht wegen der Verzierung, sondern weil sie das spezielle Handling des Fuchsschwanzes nicht hat. Ein F. hat ein unverstärktes, trapezförmiges Blatt, das auf seiner ganzen Breite mit dem Griff verbunden ist. Das Blatt biegt darum auf ganzer Länge gleichmäßig, ohne Knick. Das Biegeverhalten ist m.E. wichtig, weil der F. durch Biegen des Blattes gesteuert werden kann, eine Rückensäge oder eine gespannte Säge können das nicht.
Die Säge auf dem Bild wird sich ganz anders verhalten, nämlich irgendwie abknicken wo das Blatt mit dem runden Zapfen verbunden ist. (Wie ist das überhaupt verbunden? Vielleicht hart gelötet?). Ich würde auch befürchten, da bricht irgendwann was.
Also: Keine gute Lösung.

Grüße, Friedrich

der

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Thomas.M
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Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Bezahnungslänge an Handsägen

Beitrag von Thomas.M »

[In Antwort auf #154509]
Hallo Friedrich,

Ich würde dir in der Sache auch absolut recht geben. So viel Erfahrung beim Schärfen habe ich noch nicht, aber bei deinem Fuchsschwanz macht der Teil unter dem Griff vielleicht 1/10 der Gesamtlänge aus? So groß ist die Ersparnis dann nicht oder? Vor allem bei 8 PPI. Aber das ist vielleicht auch etwas Ansichtssache.

Würde man die letzten Zähne unter dem Griff auslassen, ergibt sich doch nach einigen Durchgängen ein Bogen, weil dort nichts abgetragen wird oder man richtet jedes mal ab und früher oder später stehen dort keine Zähne mehr. Das sieht doch seltsam aus.

Konsequent denke ich wäre es, das Stück dort abzuschneiden. Das habe ich auch schon gesehen. Sieht dann vielleicht so aus bzw. noch etwas deutlicher:
https://mcglynnonmaking.files.wordpress.com/2014/12/n8529037_jpeg_52_52.jpg

Ich finde das im übrigen optisch nicht so übel.

Besten Gruß
Thomas

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