Frage zu Schellackpolitur

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ullrich

Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von Ullrich »


Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zu Schellackpolitur. Ich bin gerade dabei, den Umgang mit Bimsmehl zu lernen und möchte gern folgendes fragen.
Beim Füllen der Poren bevor man den Schellack aufträgt verwendet man Bimsmehl mit stark verdünntem Schellack. Ich streue das Mehl auf die Holzoberfläche und reibe es mit dem Ballen ein. Dabei passiert, dass Mehl in winzige Holzspalten eindringt und mit seiner hellen Farbe sichtbar bleibt. Ich beschreibe genauer, was ich meine. Ich bearbeite gerade Palisander-Furnier und die Oberfläche hat entlang der Maserung winzige unzählige Spalten. Ich weiß nicht, ob man diese Spalten zu Poren zählen kann. Ich denke, die Spalte (geschätzt 0.1mm breit) gehören zum Holz dazu. Das Mehl tritt ein und ist sichtbar. Wenn ich mit dem Ballen drüber gehe, dann werden sie irgendwann mal unsichtbar. Ich vermute, das kommt durch die Mischung mit dem Alkohol.
Meine Frage ist: ist es richtig, dass ich das eingedrungene Mehl durch Überstreichen mit dem Ballen unsichtbar machen muss? Oder ist es so, dass durch die späteren Vorgänge das sowieso passiert und ich mich darum nicht kümmern muss?

Vielen Dank für die Hilfe



Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Namensvetter,

ich will mal beschreiben, wie ich das so mache. Gerade Palisander hat ja doch wenig große Poren, so dass es sich eigentlich recht gut polieren läßt.(und man bald einen Effekt sieht)
Zuerst wische ich mit einem Ballen (wie der aufgebaut ist, weißt du ja sicher, sonst fragen) den ich in Schellack mittlerer Verdünnung eingetaucht hab, über die Fläche.
Dabei entsteht erstmal so eine Art Grundschmiere will ich es mal nennen. Dann wird mit einem Grundierballen (der heißt so, weil sein Deckleinen mit Bimsmehl in Berührung kommt)
und mittlerer Verdünnung Schellack in Kreisen/ Wolken über die Fläche gearbeitet, dazu wird fein! etwas Bimsmehl aufgekrümelt. Durch den Schellack und die recht geringe Bimsmenge
wird daraus recht schnell eine braune Paste, die auf der Ballenunterseite entsteht und die sich in die Poren wischen bzw. drücken lässt. Keinesfalls so viel, dass auf der Fläche schlieren entstehen. Dann ist es
zu viel Bims. Also reiben und krümeln (zw. Daumen und Zeigefinger, wie Salz etwa ) mehr reiben als krümeln und schön drücken mit dem Ballen auf die Fläche.
Da der Ballen ja schellack hat, bekommt er im weiteren Arbeiten nur Alkohol zugeführt, die Lösung wird dünner und setzt sich besser in die Poren.
Der Fall, dass sich weißes Mehl in den Poren befindet, sollte nie eintreten. Es ist zu wenig Lack im Spiel. Also weiterarbeiten, bis die 1. Schmierschicht, der Balleninhalt
und der (vorsichtig) aufgestreute Bimsanteil in die Poren gearbeitet sind, diese sind eigentlich dunkler, als die Fläche.(Unterseite Ballen kontrollieren, man arbeitet den Lappen durch, dann andere Stelle nach unten nehmen)
Wenn Du damit fertig bist, oder erstmal durch, Fläche ruhen lassen, mind. 1 Tag, Dabei fallen sicher die Poren nach, so dass der Vorgang ein weiteres Mal wiederholt
werden muss, Jetzt aber ohne die "Grundschmiere". Am Ende des Grundierens glänzen nur die Poren, wenn Du schräg über die Platte guckst. Wenns anders ist - weiterüben!
Und Geduld, stehen lassen, nochmals versuchen. Es gibt Tage, da geht es einfach nicht. Ach so, der Raum sollte nicht zu kalt, der Lack nicht zu alt sein.

Ich vermute fast, Du hast das mit dem Bims etwas übertrieben. Lässt sich mit Sprit aber alles wieder entfernen, das ist das schöne an dem Material.
Hoffentlich war der Text hilfreich, andere arbeiten vielleicht anders, ich hab es so gelernt.

Nicht verzagen, freundliche Grüße
Uli


Axel S
Beiträge: 219
Registriert: Mi 3. Apr 2013, 12:58

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von Axel S »


Servus,

die beiden Filme finde ich nicht schlecht und ich denke
sie beantworten deine Fragen.

https://www.youtube.com/watch?v=iko4oZygG3g
https://www.youtube.com/watch?v=6uzO3VUWGqg

MbG
Axel

Ullrich

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von Ullrich »


Hallo Uli,

vielen Dank für die sehr plastische Beschreibung. Ich habe vielleicht verstanden, was ich falsch mache. Wenn ich richtig verstehe, machst Du die Oberfläche zuerst feucht, dann gibst Du Bimsmehl drauf und dann reibst Du mit einem anderen Ballen das Mehl ein. Ich habe bisher das Mehl auf die trockene Oberfläche gestreut und vermute, dass dadurch die "Grundschmiere" nicht gut wird. Ich werde, das mal ausprobieren.
Übrigens, ich streue das Bimsmehl mit einem Sieb, das funktioniert gut. Das habe ich vom Kuchenbacken abgeguckt, da muss man Kakao auch fein verteilen.

Nochmals besten Dank

Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Ullrich,

meiner Erfahrung nach ist es gut, wenn (nach dem Ölen bzw. anfeuern des Holzes u. trocknen) erstmal etwas Politur auf die Fläche kommt, denn der Bims soll ja in der Pore an irgendwas ankleben.
Und dann nicht zu viel aufstreuen! Wenn es noch nicht genug war, sind die Poren ja noch offen, dann gibt man eben etwas nach. Wenn zu viel auf der Fläche ist, kriegst du das nie wieder runter,
dann muss es der Ballen aufnehmen oder es muss abgeschliffen werden, das ist aber zerstörend für die ganze Fläche. Auf der anderen Seite soll aber so viel Bimsmehl vorhanden sein, um
auch hier nochmal einen Schliff auf der Fläche zu erzeugen. Aber weniger ist hier mehr....
Schellackpolitur geht m.E. nur über probieren, irren, testen, wiederholen. Und manchen Tags gehts eben nicht. Wenigstens bei mir .-)
In einem alten Tischlerbuch schreibt der Autor, für diese Grundierarbeiten hätten die Polierer (die ja keine Tischler waren und somit sehr spezialisiert auf die Oberflächen) den ältesten und
dreckigsten Ballen genommen, also alles was drauf war, schloss die Poren am Besten. (Was das jetzt in Konsequenz heißt, weiss ich allerdings auch nicht...)

Viel Erfolg u. freundliche Grüße
Uli

Joachim Schmidt
Beiträge: 61
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von Joachim Schmidt »

[In Antwort auf #138884]
Hallo Ulrich,

das kann ich genau so bestätigen. So funktioniert es.

Viele Grüße

Joachim Schmidt

Nicola

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von Nicola »


Liegt daran,dass Bimsmehl,welches du kaufen kannst keines ist.
Es ist Siliciumdioxyd also dass,was man au zum polieren von Halbedelsteinen benutzt.(knüppelhart)
Echtes Bimsmehl ist viel weicher und lässt sich auch bei einem "zuviel" recht gut wieder runterschleifen.
Ich stelle es selbst her so wie das die Tischler vor Jahrhunderten au gemacht haben
Grz
Nicola

chris_g
Beiträge: 19
Registriert: Di 15. Jan 2019, 17:33

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von chris_g »


hab auch noch mal eine Frage zu Schellack.
ein Ansatz in Brenn-Spiritus stand lange rum, und hat sich jetzt entmischt.
wärme brachte nichts bzw. nur kurzfristig solange es eben warm war.
liegt's an der Reinheit des Spiritus? und gibt's eine Chance das wieder zu lösen?
Danke
Christoph

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von reinhold »


hast du es mal mit Schütteln versucht?

Gruss!
reinhold

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Harry Dietz
Beiträge: 75
Registriert: Do 21. Jan 2016, 18:59
Wohnort: Raum Karlsruhe

Re: Frage zu Schellackpolitur

Beitrag von Harry Dietz »


Hi!
Das muss aber wirklich sehr sehr lange gewesen sein. Meine Mischung steht seit einem Jahr und es hat sich nichts abgesetzt.

Grüße
Harry

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